2 5 8 . N 9 ihm damals nach Amerika zu entkommen, wo er die Landwirtſchaft gegen ein Gewerbe vertauſchte und im Laufe der Jahre eine Zimmerei und Schreinerei erwarb. Letzte Woche nun fand er ſich in der alten Heimat wieder ein, in der Annahme, das bißchen „Sitzen“ ſei wohl verrochen. Doch die Gendarmerie erhielt Nachricht, ſie nahm den Betreffenden feſt und überlieferte ihn dem Amts⸗ gericht. — Ziegelhauſen, 21. Sept. Einen reichen Fiſchfang haben geſtern 6 hieſige Fiſcher ge⸗ macht. Sie konnten als das Reſultat eines äußerſt ergiebigen Fiſchzuges auf dem Neckar insgeſamt 6 Zentner Fiſche mit nach Hauſe nehmen. — Triberg, 22. Sept. Am Freitag nach⸗ mittag geriet der 25 Jahre alte Monteur Erich von Ohlen aus Szegedin im hieſigen Elektrizitäts⸗ werk mit dem Rücken in gleichzeitige Berührung von Sicherungen zweier Transformatoren der elek⸗ triſchen Hauptleitung, infolgedeſſen Kurzſchluß und der ſofortige Tod des Monteurs eintrat. An den Ein⸗ und Austrittsſtellen des elektriſchen Stromes weiſt der Körper des Verunglückten fauſtgroße Oeff⸗ nungen auf. Ein Verſchulden Dritter liegt nicht vor. — Jeſtetten, 22. Sept. Das 10 Monate alte Kind des Maurers Ferdinand Fritz griff, als es auf einem Stuhle neben dem Tiſche ſaß, nach einem Topfe heißer Milch. Der Inhalt ergoß ſich über das arme Geſchöpf, welches unter furchtbaren Schmerzen ſtarb. — Darmſtadt, Sept. Die Brüder Georg und Adam Müller, welche heute Nacht gegen 12 Uhr in angeheitertem Zuſtand in die Wirtſchaft zum „Fäßchen“ kamen, gerieten mit den anweſenden Karl Fiſcher und Chriſtian Schütz, welche ebenſo wie die anderen Gelegenheitsarbeiter ſind, in Streit, in deſſen Verlauf der 23 Jahre alte Georg Müller, welcher jetzt zum Infanterieregiment Nr. 116 aus⸗ gehoben war, mit einem feſtſtehenden Meſſer dem verheirateten Karl Fiſcher in die linke Seite ſtach, wodurch das Herz verletzt wurde und gegen 4 Uhr früh der Tod eintrat. Müller hat mit demſelben Meſſer auch den Schütz durch Stiche in den Rücken und den linken Arm verletzt, ſodaß deſſen Aufnahme in das ſtädtiſche Krankenhaus erfolgen mußte. Sein Zuſtand iſt nicht ohne Gefahr. Der Meſſerheld iſt verhaftet. — Während des Gottesdienſtes geſtorben iſt heute früh um 10 Uhr der 65 Jahre alte Hof⸗ wagenwärter Nik. Neudörfer in der katholiſchen Kirche dahier. Der ſonſt ſehr geſunde Mann erlitt einen Schlaganfall und war ſoſort tot. 22 2. So verſprach ich ihm, in der folgenden Nacht ihn zu Fritzchen zu führen. Was hätte ich anderes tun können? Er tat mir ſo unendlich leid, ich liebte ihn ſo herzlich, — herzlicher denn je, nun er ein Geächteter, ein Ausgeſtoßener war, für den auf der ganzen weiten Welt kein Herz weiter ſchlug, als das meine. Wie ich über den nächſten Tag hinwegkam, weiß ich nicht, denn meine Augſt, das man ihu in der Hütte, in der er ſich verborgen hielt, entdecken könnte, war unbeſchreiblich. Doch die Nacht kam, ich ſtahl mich hinaus und traf ihn am Vor⸗ werk Gries. Ich hatte Brigitte in das Geheimnis gezogen, und ſo erwartete ſie uns. Soweit ging alles gut, bis wir auf Deubitz angelangt waren; was ſich dort ereignete wiſſen Sie.“ Ich hatie Anton an dem Eingang in das Tal verlaſſen und ihm verſprochen, ihm Helene's Bild und Ring und eine Haarlocke von mir zu bringen. Ludolf ſah dieſe in meiner Hand. Ich konnte, durfte nichts ſagen; denn kaum fünf Minuten zuvor hatte ich Anton das Wort gegeben, keinem Menſchen von ſeinem Hierſein nur eine Silbe zu verraten; aber ich eilte zu ihm und teilte ihm mit, daß wir geſehen worden und bat ihn, es Ludolf ſagen zu dürfen, und mich in ſeinen Augen recht⸗ fertigen zu laſſen. Aber er ſchüttelte den Kopf und entgegnete: „Ich darf ihm nicht trauen. Wanda, weißt Du, was mir bevorſtände, wenn er mich verriete? — Man würde mich hinrichten. — Um der alten Zeiten, um Helenes, nicht um meinetwillen, ſchwöre mir, zu ſchweigen, bis ich Dir ſchreibe und Dich Deines Wortes entbinde. O, Wanda, zögere nicht, ich flehe Dich an, ſchwöre es mir!“ — Dabei hielt er mich feſt, umſchlungen und ſeine Blicke drängten mehr noch als ſeine Worte. Meine Zeit war faſt vorüber, und ſo ſchwor ich denn dort unter Gottes . 8 8 15 5 1 — Berlin, 22. Sept. Der monatelange Kampf im Berliner Baugewerbe hat zur Bildung einer meiſtertreuen Bauhandwerkerorganiſation ge⸗ führt, welche ſich Bauhandwerkerbund von Groß⸗ Berlin und Umgegend nennt und ſich der Unter⸗ ſtützung des Verbandes der Baugeſchäfte erfreut. Der Bund bezweckt, im Einvernehmen und auf güt⸗ lichem Wege mit den Arbeitgebern die Lage ſeiner Mitglieder zu verbeſſern. Er gewährt auch ſeinen Mitgliedern wie die and: Organiſationen Kranken⸗ unterſtützung und Sterbegeld. Arbeitslos gewordene Mitglieder ſollen umgehend wieder in Arbeit ge— bracht werden. — Berlin, 23. Sept. Bei den Beratungen über die Aenderung des Telephoutarifs ſoll haupt⸗ ſächlich eine Verbilligung der Telephongebühren an⸗ geregt werden. Die Reichs poſtverwaltung plant die allgemeine Einführung eines Geſprächsgebührentarifs mit Rabattſätzen am Einzelgeſpräch, wenn der Teil⸗ nehmer beſtimmte Geſprächszahlen überſchreitet. Es ſoll vorgeſchlagen werden, eine nach betriebs— techniſchen Erfahrungen berechnete Geſprächsgebühr von drei Pfennig in Anſatz zu bringen; bei einer noch feſtzuſetzenden Anzahl von Geſprächen ſoll dieſe Gebühr auf zwei, vielleicht ſogar auf eineinhalb Pfennig für jedes Geſpräch ermäßigt werden. Die Pauſchalgebühr kommt in Fortfall. — Gaggenau, 22. Sept. Bei den öſter⸗ reichiſchen Kaiſermanövern in Kärnten kam ein 32 PS-Luxuswagen der Süddeutſchen Automobilfabrik Gaggenau zur Verwendung. Wie die General⸗ Repräſentanz der Fabrik in Wien mitteilt, verſagte der Wagen während der ganzen Ztägigen Dienſt⸗ leiſtung nicht ein einziges Mal. Derſelbe wurde in ganz unwegſamen Strecken für äußerſt gebirgiges Terrain verwendet. Es werden nunmehr Details über die Leiſtungen aller im Dienſt geſtandener Wagen geſammelt und dem öſterr. Kriegsminiſterium hierüber berichtet. — Aus dem Hegau, 21. Sept. Welch verheerenden Schaden das furchtbare Gewitter, ver⸗ bunden mit Hagelſchlag, am 29. Juni in einzelnen Gemeinden dest unteren Hegaues angerichtet hat, läßt ſich erſt jetzt überſehen. So ſind in der Ge⸗ meinde Ehingen, die am ſtärkſten betroffen wurde, dieſer Tage 19800 Mark Hagelſchaden ausbezahlt worden. Einzelne Fruchtſorten mußten mit 60 — 80, Roggen teilweiſe mit 90 Prozent entſchädigt werden. Die Wichtigkeit der Hagelverſicherung für den Landwirt zeigt ſich in dieſen Ziffern zur Ge⸗ freiem Himmel im fahlen Mondlicht feierlich, was er mir geheißen. Dann ſchieden wir. Während ich dem Hauſe zueilte dachte ich an alles, was ich getan, — und was mein Schwur für mich für Folgen haben konnte. Doch ich war einmal ſchwach geweſen, — diesmal wenigſtens wollte ich wahr ſein; und ſo gelobte ich mir, daß, was auch kommen möge ich meinem ihm gegebenen Schwur halten wollte. Und ich habe ihn auch gehalten. So wurden Ludolf und ich getrennt, — es war mein eigenes Werk. Und nun ſagen Sie mir noch einmal, daß Sie mir vergeben und mich bemitleiden,“ ſchloß Wanda, den Blick traurig zu der alten Dame erhebend. Dieſe hatte der Erzählung voll Spannung und ohne das junge Mädchen weder durch ein Wort noch durch eine Bewegung zu unterbrechen gelauſcht, jetzt aber ſtand ſie auf und zog Wanda tief gerührt an ihr Herz. „Meine Tochter,“ rief ſie, „und wenn er nie Dein Gatte wird, mein geliebtes Kind, ſo haſt Du doch Dein Verſprechen gehalten und die harte Prüf⸗ ung edel beſtanden.“ Hier folgte eine lange Pauſe. Von Frau von Behringens Armen umſchlungen und ihren Tränen benetzt, lag Wanda da. Die alte Dame nahm zuerſt wieder das Wort. „War er es, den ich an dem Abend, wo auf Deubitz der Ball war, auf Mellwitz ſah?“ „Ja,“ antwortete das junge Mädchen; „er hatte vonzmeiner Vermählung gehört, und geglaubt ſie ſei ſchon vorüber. Ach, Frau von Behringen, erzählen Sie mir von Ludolf, hat er mich vergeſſen oder erwähnt er zuweilen noch meinen Namen?“ Die alte Dame ſagte ihr alles. Sie ver⸗ heimlichte ihr nichts, ſondern teilte ihr ſo ſchonend wie möglich die volle Wahrheit mit. Wie Ludolf alles aufgeboten, um ſie zu vergeſſen und jetzt 8 nüge. las 1256 Mark für Hagelſchaden ausbezahlt. — Wilhelmshafen, 21. Sept. Im hie⸗ ſigen Marine⸗Artillerie-Depot erfolgte heute morgen 8 Uhr bei der Vornahme von Entladungen von 15 Zentimeter⸗-Schrapnells eine gewaltige Explosion, durch die ein Flügel des Depots faſt gänzlich zer⸗ ſtört wurde. 5 Arbeiter wurden getötet, 4 ſchwer und 2 leichter verletzt. Die Verſtümmelungen ſind gräßlich. Die Urſache der Exploſton iſt noch nicht feſtgeſtellt. — Friedrichshafen, 21. Sept. Am nächſten Dienstag beginnen die Zeppelinſchen Luft⸗ ſchiffahrten, die eine Reihe von Tagen fortgeſetzt werden ſollen. Es ſind reine Probefahrten zur Vorbereitung auf eine größere Fahrt, die Graf Zeppelin mit einem zur Zeit noch im Bau befind⸗ lichen Ballon zu unternehmen gedenkt. Es werden bei dieſen Probefahrten ſo viele Leute mitgenommen, als die Gondeln zu faſſen vermögen. Sie alle ſollen für die künftige große Fahrt eingeſchult werden. Die Probefahrten, die ſich regelmäßig zwiſchen Manzell und Rorſchach bewegen werden, dienen zur Feſtſtellung der rationellſten Schraubenflügelgröße, die Leitung der verbeſſerten Motore uſw. — München, 22. Sept. Bei Forſtenried ſtieß in der vergangenen Nacht ein Automobil mit einem Fuhrwerk zuſammen. Beide Fahrzeuge wurden vollſtändig zertrümmert. Chauffeur und der Lenker des Fuhrwerks wurden ſchwer verletzt. — Genua, 22. Sept. Die Blätter melden, daß bei dem geſtrigen Stappellanf des transatlanti⸗ ſchen Dampfer „Principerra Jolanda“, der Dampfer als er kaum ins Waſſer gelangt war, ſich auf die linke Seite legte und ſank. Die Mannſchaft und die eingeladenen Gäſte ſcheinen gerettet zu ſein. Die Urſache des Unfalls iſt noch nicht aufgeklärt. — Petersburg, 21. Sept. Das ſibiriſche Blatt „Priamurje“ enthält die Notiz, daß ſieben Kanonenbote bei Sretensk verbrannt ſind. Die Kanonenbote waren noch nicht vom Stapel gelaſſen und ſind mit den neuangelegten Werkſtätten zuſam⸗ men verbrannt. Der Schaden beträgt eine Million. Dieſer kurzen Notiz fügt das Blatt nur eine, da⸗ für aber ſehr vielverſprechende Zeile hinzu: „Eine Reviſion ſtand bevor! Alſo ſchnell angezündet, be⸗ vor man die verſchiedenen Unterſchleife merkte, die ſich nicht gut verbergen ließen.“ Man ſieht, wie⸗ viel Rußland zugelernt hat! 1 „ vielleicht ſchon eine andere gefunden habe, die den erſt Wanda gehörigen Platz in ſeinem Herzen ein⸗ nahm; und während das Mädchen ſolchen Worten lauſchte, fand ſie den einzigen kärglichen Troſt in der milden, von Mitleid vibrierenden Stimme, welche dieſelbe ausſprach. Fran von Behringen hatte ſie „Tochter“ genannt, und wie einer Mutter öffnete ſie ihr nun das wunde Herz und fand bei ihr liebe⸗ vollen Troſt und Zuſpruch. „Wir können nichts weiter tun, als geduldig abzuwarten, was die Zeit bringt, mein Kind,“ ſprach ſie weich während ſie liebkoſend über Wan⸗ das Haar ſtrich, gerade ſo, wie an jenem Herbſttage im Bibliothekzimmer auf Mellwitz. „Und doch,“ fügte ſie lächelnd hinzu, „wird es mir ſelbſt leichter, Geduld zu predigen, als ſolches zu üben. Der Gedanke Dich wieder verlieren zu ſollen, uun ich Dich inniger liebe denn je, iſt zu tranrig.“ Wanda zog die welke Hand gerührt an ihre Lippen und drückte einen warmen Kuß darauf. „Wann gedenkt er zurückzukehren?“ fragte ſie leiſe. „Im zeitigen Frühjahr,“ lautete die Antwort. „Den Winter über wollte er in Rom bleiben, da er dort viel Freunde hat.“ „Und jetzt iſt er in Spanien 2“ fragte Wanda weiter. „Ja. In Madrid, hier iſt ſein letzter Brief,“ entgegnete Frau von Behringen, während ſie ihr das Schreiben reichte. Haſtig griff das Mädchen darnach und prüfte jedes Wort, verweilte bei jedem zärtlichen Ausdruck. Sie beueidete faſt die Mutter die ſeine Liebe noch beſaß. Sie gedachte der Briefe, die ſeine Liebe noch aus Frankreich geſchrieben. Die hatte ſie ſo oft geleſen daß ſie ſie alle auswendig wußte. Ach, nun würde, er ihr nie wieder ſchreiben! l (Schluß folgt.) * 1 lt nd iel Ir. E. Lichte 4 Kauari n keinem mehr Aaben, Hahn Johann dulrhoffraße, 0 eApzedlt kberha I jon der] — lotterie.