Preis vierteljährlich Mark !. Redaktion, Druck und Verlag der Nachf. Ludwig Nerlinger. Erscheint jeden Dienstag und 1 1 Ahend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Kar! Molitar, Ladenhurg. . 65 — Fre eitag, den 13 Auguft. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 pfg Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfo. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Umgebung. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Wirkſames Inſertionsorgan. 1907. — — Zuv Monarehen begegnung in Wilhelmshshe. Am 14. Auguſt wird der König Eduard von England zum Beſuche des deutſchen Kaiſers und der n N kaiſerlichen Familie auf Schloß Wilhelmshöhe bei G4 1 Kaſſel eintreffen, und es kann keinem Zweifel Hlas 60 210 unterliegen, daß dieſer Beſuch neben ſeinem ver⸗ . 5 i wandtſchaftlichen und freundſchaftlichen Charakter zurück. engliſche Staatsſekretär des Auswärtigen, Miniſter Hardinge, und der engliſche Botſchafter in Berlin, SNN III Ladenburg, Sir Frank Lascelles, der Monarchenbegegnung in Wilhelmshöhe beiwohnen werden. Man darf über⸗ ag, den 12. Auguf⸗ 1 Hose haupt wohl an dieſen Beſuch des Königs von Eng⸗ land bei dem deutſchen Kaiſer die Hoffnung knüpfen, ihrte Concertortheſn, daß die unliebſame Periode der Mißverſtändniſſe „ erguiſtie Win und Reibungen, wie ſie jahrelang zwiſchen England und Deutſchland beſtanden hat, nunmehr ihr Ende gefunden hat, und die politiſchen Beziehungen zwiſchen England und Deutſchland freundſchaftlicher und vertrauensvoller geſtalten haben. In England war die feindſelige Strömung gegen Deutſchland offenbar dadurch entſtanden, daß ein großer Teil der Engländer in Deutſchland den größten Neben⸗ buhler für England im Kampfe um die Weltherr⸗ ſchaft erblickten, aber die nüchterne Beobachtung der Dinge und die politiſche Erfahrung haben klar⸗ gelegt, daß Deutſchland weder den Wunſch, noch die Macht beſitzt, die Weltſtellung Englands zu er⸗ ſchüttern. England beſitzt durch ſeine Inſellage, ſowie durch ſeine rieſig große Flotte und ferner örmittags durch ſeinen unermeßlich großen Kolonialbeſitz in Indien, Afrika, Auſtralien und Nordamerika ein ſo Concert kolloſales Uebergewicht in ſeiner Weltmachtſtellung J Reblagout über Deutſchland, daß daran gar nicht zu denken iſt, daß Deutſchlands Emporkommen den Engländern wirklich gefährlich werden könnte. In zweiter Linie Karl Hel 7 „Anker“ im Sonntag und a nE mus eingeladen iſt. N Raſche Das Geheimnis. f Roman von Tea von Huſen. 5 10. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Mit wildem Stöhnen riß Wanda das Kind an ſich und ſank mit ihm auf den Boden nieder. „Er fiel auf das weiche Gras, und gar nicht tief“, beſchwichtigte Behringen ſie. „Komm, mein Lieb⸗ ling, Du erſchreckſt ihn nur noch mehr.“ Doch es erfolgte keine Antwort weiter, als ihr heftiges Stöhnen und des Kindes erneutes Weinen. Indeſſen waren auch die anderen herzugetreten. Frau von Hohenſtein kniete an Wanda's Seite nieder, befühlte Fritzchen's Körper, ſah prüfend in das Geſicht, und wiederholte Behringens Worte: „Er iſt in der Tat nicht verletzt“, aber Wanda, welche das Geſicht halb in des Kindes blonde Locken vergraben hatte hob den Kopf nicht. „Es iſt ſonderbar“, fuhr die alte Dame fort, Bedie Hveckenberhe 1 „Ster 1 g Schlacht hte Wurf. eh w weihe . Vorstellul „Das Pony hat das nie zuvor getan. Was mußte Variete. LI es nur haben? Konſtanze wußte es. Sie hatte geſehen, wie berg. bleich Wanda bei Fritzchens Frage geworden war Rehm. chend hatte geſehen, wie die Hand, welche die Peitſche hielt, it entſpre 10 dem Tier, vielleicht unbewußt einen heftigen Schlag eee verſetzt hatte, und wußte, das es nicht der Schreck allein war, des ſie ker 0 verzweiflungsvoll ſich gebärde hitterſten Gemiſſens⸗ könnte allerdings in England die Beſorgniſſe ent⸗ ſtanden ſein, daß Deutſchland die maßgebende Groß⸗ macht für Europa werden könnte, ja es vielleicht ſchon geworden iſt. Aber dieſes Uebergewicht in Europa wird doch Deutſchland niemals mißbrauchen, ſondern nur zur Erhaltung und Stärkung des Friedens und zur Vervollkommnung der Kultur be⸗ nutzen. In dieſer gerechten Erkenntnis der politiſchen Lage und der Stellung Deutſchlands in der Welt wird ſich die neue Annäherung Englands an Deutſchland vollzogen haben und hoffentlich durch die Monarchenbegegnung in Wilhelmshöhe auch noch inniger und feſter geſtalten, zumal ja die engliſche Politik, wie man aus dem Munde eines engliſchen Staatsmaunes faſt jede Woche hören kann, ſelbſt nur die Erhaltung und Stärkung des Friedens zum Ziele hat. Richtig iſt ja auch, daß das ganze Weſen der engliſchen auf die Blüte des Handels und des Verkehres beruhenden Weltmachtſtellung den Frieden und den Kulturfortſchritt bedarf. Jede kluge Großmacht zieht heutzutage auch nur dann noch das Schwert, wenn es ſich um die Verteidig⸗ ung von Lebensintereſſen handelt. Zwiſchen Deutſch⸗ land und England beſteht aber gar kein Konflikt über die Lebensintereſſen der beiden Nationen, alſo ſteht auch zu erwarten, daß nach der Zeit der Mißverſtändniſſe und Reibereien, der tendenziöſen Anfeindungen und Entſtellungen eine Periode der ehrlichen Verſtändigung zwiſchen Deutſchland und England eintreten und andauern wird. Es iſt dies um ſo mehr zu hoffen, weil alle Großmächte der Welt moraliſch und praktiſch an einer allge⸗ meinen friedlichen Verſtändigung über ſchwebende Streitfragen intereſſiert ſind und in dieser Richtung eine dauernde diplomatiſche Arbeit, die zumal auch auf der Friedenskonferenz in Haag zum Ausdruck gekommen iſt, vollbringen. So iſt vielleicht die Be⸗ gegnung der Monarchen der größten Seemacht und qualen, daß ſie um ihr Geheimnis zu hüten, des Kindes Leben auf das Spiel geſetzt holte. Niemand beantwortete Frau von Hohenſtein's Frage. Behringen, welcher keinen Blick von Wan⸗ da verwandt hatte, ſah jetzt auf und ſagte: „Laſſen wir ſie ganz ruhig, es wird bald beſſer ſein.“ — Ihre Tante verſtand ihn und zog ihre beiden Töchter mit ſich hinweg. Mit ſanfter Gewalt löſte Ludolf unn die Arme, welche Fritzchen umſchlungen hatten und das bleiche Geſicht des Mädchens ſich zuwendend, küßte er zärtlich ihre bebenden Lippen. „Sprich zu ihr, Fritzchen,“ flüſterte, er dieſem zu, „ſage ihr, daß Dir nichts wehe tut, und daß ſie ſich nicht zu ängſtigen braucht.“ Das Kind, von ihrem Kummer nicht minder erſchreckt, als durch ſeinen Fall, folgte der Auffor⸗ derung und wiederholte die Worte immer und immer wieder. Seine bittende Stimme brachte ſie wieder zu ſich; ſie küßte ihn leidenſchaftlich und ließ dann mit einem ſchweren Seufzer das Haupt matt auf Ludolfs Schulter niederſinken. Er ſchlang ſeinen Arm ſtützend um ihre Taille und flüſterte ihr zärt⸗ liche liebevolle Worte in das Ohr. Erſt nachdem ſie ſich nach einer Weile erholt hatte, brachte er ſie in das Haus. Als Ludolf Frau von Hohenſtein mitteilte, daß ſich Wanda mit Fritzchen auf ihrem Zimmer hefände. kannte. iene nicht, umhin zu bemerken der größten Landmacht der Erde auf Schloß Wil⸗ helmshöhe der Schlußſtein für den Ausbau einer ſoliden gemeinſamen Friedenspolitik aller Mächte, und in dieſem Sinne kann ſie als ein hocherfreuliches Ereignis begrüßt werden. Verſchieden⸗s — Mannheim, 12. Aug. Während des 24. Deutſchen Weinbau⸗Kongreſſes, der vom 24. bis 28. Auguſt in Verbindung mit einer Ausſtell⸗ ung von Geräten und Bedarfsgegenſtänden für Weinbau und Kellerwirtſchaft, ſowie einer Koſtprobe badiſcher Weine ſtattfindet, werden der bei dieſen Kongreſſen eingeführten Uebung gemäß, auch ver⸗ ſchiedene die Fachkreiſe beſonders intereſſierende Vorträge veranſtaltet, auf die bereits jetzt hinge⸗ wieſen ſei. Am erſten Kongreßtage wird Herr Profeſſor Dr. Kuliſch, Direktor der kaiſerlichen landwirtſchaftlichen Verſuchsſtation in Kolmar, über „Erfahrungen aus dem Gebiete der Kellerbehand⸗ lung der Weine“ ſprechen. Die Beratungsgegen⸗ ſtände des zweiten Kongreßtages ſind folgende: 1. Ueber ein neues Verfahren zur Bekämpfung des Heuwurms. Referent: Dr. Lüſtner, Dirigent der pflanzenpathologiſchen Verſuchsſtation der königlichen Lehranſtalt für Wein⸗, Obſt⸗ und Gartenbau in Geiſenheim. 2. Ueber den Arſengehalt der Weine. Referent: Dr. von der Heide, Vorſtand der beno⸗ chemiſchen Verſuchsſtation der königlichen Lehranſtalt für Wein⸗, Obſt⸗ und Gartenbau in Geiſenheim. 3. Ueber das Auftreten der Weißfäule und der Milbenkrankheit in Deutſchland. Referent: Prof. Dr. Behrens, Vorſtand der 5 Großh. Badiſchen Landwirtſchaftlichen Verſuchsanſtalt in Auguſtenberg. Am dritten Tage wird Herr Dr. Molz, Aſſiſtent an der pflanzenpathologiſchen Verſuchsſtation der königlichen Lehranſtalt für Wein⸗, Obſt⸗ und Garten⸗ bau in Geiſenheim über: „Neuere Unterſuchungen „Ich hätte geglaubt, daß Wande mehr Ruhe und Selbſtbeherrſchung beſitze.“ „Fritzchen ſteht ihrem Herzen ſehr nahe“, entſchuldigte Sie Ludolf, in ſeinem Innern aber mußte ſie der alten Dame beſtimmen. „Gordan, — das iſt der Name“, wiederholte ſich Konſtanze mittlerweile wieder und immer wieder, „der Name des Mannes, deſſen Daſein ſie zu ver⸗ heimlichen ſucht. Das erſte Glied zur Kette wäre alſo ſchon gefunden!“ War es die zärtliche Sorgfalt, welche Ludolf bei jener Kataſtrophe für ſie an den Tag gelegt hatte, war es die bevorſtehende Trennung von ihm, oder die Ahnung einer nahenden Sorge, jedenfalls ſchloß ſich Wanda noch inniger an ihn als wie bi her, zählte ſie ängſtlich die wenigen Tage bis zu ſeiner Abreiſe und fürchtete den Moment, der ihn ihr entreißen ſollte. Doch der Augenblick kam dennoch, und von ſeinen Armen umſchlungen ſagten ſie ſich Lebewohl. „Mein geliebtes Mädchen“, flüſterte er und ein ſeliges Gefühl durchzuckte ihn, daß er das laute Klopfen ihres Herzens fühlte, „mein teurer Schatz, es iſt nicht für lange. Bald haben wir uns wieder. Sie vermochte nur mit Tränen und leiden⸗ ſchaftlichen Küſſen zu antworten. In der nächſten Minute hatte ſich die Tür hinter ihm geſchloſſen. Er beſtieg ſein Roß und wollte eben mit einem letzten Abſchiedsaruß nach dan Grune, Dia ich. av. gde Teen