kommenden Ar Der Vater war bis zur Unkenntlichkeit entſtellt und liegt ſterbend im Krankenhauſe. Der entmenſchte Sohn und ſeine Mutter wurden verhaftet. — Neuſtadt i. Schw., 3. Juli. Von ſchwerem Unglück wurde geſtern Abend die Familie des Schmiedes Knöpfle hier betroffen. Die beiden Kinder, die 13jährige Emma und der 10 Jahre alte Gebhard, wollten abends in dem von Knöpfle geſteigerten Holzſchlag Leſeholz holen. Die Kinder gingen über einen Lagerholzplatz, woſelbſt auf bis jetzt noch nicht aufgeklärte Weiſe mehrere Stämme ins Rollen kamen. Der Knabe wurde von den Stämmen totgedrückt, während das Mädchen nur leicht verletzt wurde. — Kaſſel, 3. Juli. Kurz nach Verlaſſen des Bahnhofs Melſungen, als der Schnellzug noch langſam fuhr, eilte plötzlich eine junge, unbekannte Dame, welche in einem Durchgangswagen 3. Klaſſe mit einem älteren Herrn, ihrem Vater, ſaß, an die Kupeetür und ſprang hinaus, bevor es noch jemand hindern konnte. Sie lief in raſchen Sprüngen über den Bahnkörper und die Böſchung hinab und ſtürzte ſich in die dicht am Bahnhof vorbeifließende Fulda. Der Bahnhofsarbeiter Engelhardt, der von weitem den Vorgang geſehen hatte, entledigte ſich raſch ſeiner Oberjacke und ſprang, nicht achtend der eigenen Lebensgefahr, in die hochgehenden Wogen. Es gelang ihm, die bereits bewußtloſe Dame wieder den Fluten zu entreißen. Die Wiederbelebungsver⸗ ſuche waren erfolgreich. Als der Vater den Sturz der Tochter geſehen hatte, wollte er auch zum Kupee hinausſpringen, doch wurde er von einem Inſaſſen des Kupees mit Gewalt daran gehindert, weil in⸗ keit aufgenommen hatte und einen Sprung aus dem Zuge der ſichere Tod geweſen ſein würde. Der verzweifelte Vater drängte mit übermenſchlicher Kraft zur offenſtehenden Kupeetür, ſo daß beide Männer hinausgeſtürzt wären, wenn nicht der andere Paſſa⸗ hätte. Mit der andern Hand hielt er den jammern⸗ den Herrn feſt und ließ ihn auch nicht los, trotz⸗ Retter damit bedrohte. Schließlich gelang es, dem Verzweifelten die Waffe zu entwinden und der Zug wurde durch Ziehen der Notleine zum Stehen ge⸗ bracht. Ueber die Vorgeſchichte des tragiſchen Vor⸗ falls iſt bisher noch nichts ermittelt worden. — Berlin, 3. Juli. Auf der Fahrt nach Berlin iſt der Bürgermeiſter von Oppeln, Dr. Böckſch, gelebt; vor acht Monate aber ſtarb dieſe, nachdem wenige Wochen zuvor ihr Mann geſtorben war, und ließ ihr Söhnchen und Wanda ohne jegliche Stütze allein in der Welt zurück. Wanda teilte uns das alles mit, und wir fühlten, daß es unſere Pflicht war, ihr ein Heim zu bieten. Das Kind war die einzige Schwierigkeit, denn das konnten wir unmöglich auch mit aufnehmen. Nun haben wir die Sache aber ſo arrangiert, daß der Kleine mit einer alten, zuverläſſigen Perſon, die ihn von der erſten Stunde ſeines Lebens an gepflegt hat, auf unſerem Vorwerk Gries wohnt. Das liegt kaum eine halbe Stunde von uns entfernt, ſo daß ſeine Tante ihn ſehen kann, ſo oft ſie will. Und Wanda iſt uns ſo dankbar. Das arme Mädchen! Sie muß ſich jetzt ſehr verlaſſen fühlen.“ heimnis volles“, ſagte Konſtanze halblaut zu Ludolf. „Gertrud und ich können nur noch nicht dahinter⸗ kommen, was es eigentlich iſt.“ So leiſe ſie aber auch geſprochen, ſo hatte „Konſtanze, wie kannſt Du ſo etwas ſagen?“ Und zu Ludolf gewendet fuhr ſie fort: „Sie hatte einmal eine bittere Sorge, doch das iſt nun vor⸗ über und braucht nicht mehr erwähnt zu werden.“ Darauf richtete ſie an Frau von Behringen eine gleichgültige Frage und während ſie ſomit dem Geſpräch eine andere Wendung gab, plauderten Ludolf und Konſtanze über tauſend andere ihnen intereſſante Dinge. „Es war nicht hübſch von Dir, Konſtanze, daß Du dich in Mellwitz ſo äußerteſt“, ſagte Frau von Hohenſtein, als ſie auf dem Heimweg durch den Deubeſitzer Park fuhren. „Ich kann wohl begreifen daß es Dir nicht lieb iſt, ein fremdes Element in unſerer Familie eindringen zu ſehen, doch iſt das zwiſchen der Schnellzug die volle Fahrgeſchwindig⸗ gier ſich krampfhaft an das Gepäcknetz geklammert dem dieſer ſchließlich zum Revolver griff und ſeinen „Bei der ganzen Sache iſt irgend etwas Ge⸗ ihre Muttrr die Worte doch aufgefangen und zog g die Stirn ein wenig in Falten, als ſie entgegnete: verſchwunden. Der Vermißte hatte die Abſicht ge⸗ habt, nach Berlin zu reiſen und fuhr am 7. Juni von Oppeln ab. Bis zu dem heutigen Tage iſt er aber noch nicht in Berlin eingetroffen. Auch ſeine Angehörigen in Oppeln ſind noch ohne jegliche Nach⸗ richt über den Verbleib des Verſchwundenen. Die Berliner Polizei hat nach allen Richtungen hin die Nachforſchungen nach dem Verbleib des Vermißten in die Wege geleitet. — Konſtanz, 2. Juli. Am Samstag morgen erſchoß ſich mit ſeinem Dienſtgewehr der Soldat Kunig der Maſchinengewehrkompagnie, zuge⸗ teilt dem Infanterie-Regiment, aus Liebeskummer. Kunig benutzte lt. „Heg. Erz.“ die Gelegenheit, als die übrige Mannſchaft zum Stalldienſt ging, ſich zu Bett zu legen. Das Gewehr hatte er ſchon vorher im Bett verſteckt. Als ein Kamerad das Zimmer betrat, um Kaffee zu trinken, Kunig: Grüße mir meine Kameraden. In demſelben Augenblick krachte ein Schuß und tötete den Unglück⸗ lichen. Die Kugel ging durch den Untergiefer und das Gehirn und blieb in der Wand ſtecken. junge Mann, von Beruf Monteur, Schleſien und iſt 20 Jahre alt. — Brüſſel, 3. Juli. ſeiner Furchtbarkeit unwiderſtehliche Bild, in das Zola ſeinen Roman „La bete humaine“ ausklingen läßt, der mit ſingenden Rekruten gefüllte Eiſenbahn⸗ zug, der führerlos in die dunkle Nacht hinausbrauſt, hat nun auch in der Wirklichkeit ein Gegenſtück er⸗ halten. In Belgien iſt es geſchehen. Der Loko⸗ motivführer eines im hieſigen Vorortbahnhofe hal⸗ tenden Zuges ſetzte, wie der „Figaro“ berichtet, plötzlich ſeine Maſchine mit Volldampf in Bewegung und mit furchtbarer Geſchwindigkeit brauſte der Zug in der Richtung nach Antwerpen davon. Alle Singnale wurden achtlos überfahren, eine, zwei, drei, vier Stationen mit wildeſtem Tempo paſſiert. Anaufhaltſam brauſte die Wagenkette weiter, zum (Entſetzen der Stationsbeamten, die daſtanden und nichts tun konnten, als die Nachbarſtationen tele⸗ graphiſch zu verſtändigen, damit die Weichen geſtellt und das kommende Unglück ſo lange wie möglich verzögert werde. Nach der zehnten Station etwa über⸗ g kam den Heizer, der nun merkte, wie alle Signale vom Maſchiniſten ignoriert wurden, die Erkenntnis, daß der Führer wahnſinnig geworden war. Nach einem furchtbaren Ringen gelang es ihm endlich, den Geiſtesgeſtörten zu überwältigen. Bei Malines konnte der Zug plötzlich zum Stehen gebracht werden. Mit begreiflicher Haſt verließen die Reiſenden ihre Kupees ſtammt aus keine Entſchuldigung für eine derartige Unliebens⸗ würdigkeit.“ „Gertrud iſt ebenſo entrüſtet darüber, wie gerichteten Worte übergehend. „Sie ſchweigt aber wenigſtens dazu“, lautete die Antwort Keine der beiden Damen ſprach weiter ein Wort. Konſtanze lenkte wieder die Pferde und ließ den Blick durch die Lichtungen des Parkes nach dem Herrenhauſe hingleiten, deſſen Fenſter von der untergehenden Sonne goldig erglänzten. Als ſah, mußte ſie unwillürklich denken, ob dieſes wohl immer ihr Heim ſein werde? reihte ſich eine andere. Intereſſierte ſich Ludolf von Behringen ernſtlich für ſie? Sie wußte es nicht, und doch war ihr zuweilen, als ob in der Antwort darauf ihr ganzes Glück oder ihr ganzes Elend liegen müßte. . K K Fünf Wochen waren vergangen und der Tag herangerückt, an dem Wanda von Erlenbrook mit ihrem kleinen Neffen in Deubitz eintreffen ſollte. Die Schweſtern ſaßen zuſammen unten im Tal; Gertrud ſaß mit einer Handarbeit beſchäftigt in Gartenſtuhl, Konſtanze neben ihr auf dem kleinen Grashügel, das Skizzenbuch auf dem Schoß und den Bleiſtift in der Hand. Jetzt war es Herbſt und das Laub der Bäumen färbte ſich immer tiefer gelb, rot und brann, und ſelbſt an dem windſtillen Septembernachmittag fiel unaufhörlich bald hier, bald da ein Blatt zur Erde. „Das ſind ſie!“ rief Konſtanze plötzlich, als ſie in einiger Entfernung mehrere Geſtalten näher kommen ſah. Gertrud ſtieß einen leichten Seufzer aus und ich“, entgegnete Konſtanze, den Schluß der an ſie ſie ausſtieg und an der grauen Steinmauer empor⸗ Und an dieſe Frage Fetzen herunter. äußerte e liche Fahrt wohl nicht ſo Sie werden dieſe unhein ſchnell vergeſſen. — Klingen, 2. Juli. Der Bäcker Michael Reinhardt erhielt kürzlich einen ſchweren Unglücks⸗ fall. Er war in der Backſtube um 4 Ahr morgens — es war in der Nacht vom Samstag auf Sonn⸗ tag, ſeine Hochzeitsnacht — mit Teigmachen be⸗ ſchäftigt. Der Vater Reinhardts ſah um 5 Uhr nach ſeinem Sohn, fand ihn aber nicht mehr in der Backſtube. Vom Hofe her hörte er aber plötz⸗ lich ein herzzereißendes Wimmern und Stöhnen. Voll banger Ahnung eilte er hinaus und fand ſeinen Sohn am ganzen Körper brennend im Keller⸗ haus liegen. Er ſchaffte ihn ſofort ins Zimmer, wo der Unglückliche aber ſtarb, ehe der Arzt zur Stelle war. Am ganzen Körper hing die Haut in Seine einzige Kleidung, die Hoſe, fiel wie kleine Zunderſtückchen vom Leibe. Wie das Unglück entſtand, iſt rätſelhaft. Wahrſcheinlich explodierte die Petroleumlampe, die Reinhardt in Der der Hand hielt, das brennende Oel ergoß ſich über den Bedauernswerten und verurſachte ihm die tötlichen Wunden. Das gewaltige, in — Harburg, 1. Juli. Durch Bewohner des betreffenden Hauſes hat die hieſige Polizeibe⸗ hörde geſtern in Erfahrung gebracht, daß in einer Bodenkammer eines Hauſes an der Schmiedtſtraße ein vollſtändig verwahrloſter alter Mann hauſen ſollte. Es wurden ſofort Nachforſchungen ange⸗ ſtellt, die geradezu haarſträubende Dinge zutage för⸗ derten. In einer kleinen, übelriechenden Boden⸗ kammer fand man zwiſchen allerlei Gerümpel einen faſt vollkommen entkleideten alten geiſteskranken Mann auf dem Fußboden hocken. An den Wänden hingen noch einige undefinierbare zerfetzte und be⸗ ſchmierte Kleidungsſtücke. In dieſer entſetzlichen Lage, in Schmutz und Geſtank, hatte der Aermſte, wie weiter feſtgeſtellt wurde, nackt und hilflos etwa 14 Jahre zubringen müſſen. Seine hier in der Stadt wohnende Frau hat regelmäßig das Unter⸗ kommen für ihn bezahlt, ſich aber nicht um ihn gekümmert. Der Geiſteskranke, der bis zum Skelett abgemagert war, wurde ſofort ins Krankenhaus ge⸗ ſchafft. Die Unterſuchung iſt eingeleitet. Neckarwaſſerwärme: 160 C. 5 * . J wie ein Echo tönte Bruſt, während ſie hinzufügte und Frieden, lebet wohl!“ „Mama bat uns, alle Vorurteile ſchwinden ein zweiter aus Konſtanzes „Und nun, Ruhe zu laſſen,“ bemerkte Gertrud faſt ſchmerzlich. „Aber ebenſogut hätte ſie uns heißen können, nicht zu atmen.“ „Das hilft nun einmal nichts, wir müſſen uns, ſo lange es ſein muß, in das Unvermeidliche fügen und Wanda und den Knaben ſo gut als möglich aufnehmen und in unſerem Hauſe ertragen,“ be⸗ merkte Konſtanze, während ſie den ſteil herabwin⸗ denden Fußpfad hinanblickte. „Komm, Gertrud, wir wollen ſie beobachten, bis ſie nahe genug ſind, es zu merken.“ Gertrud richtete ſich auf und begierig hefteten ſich nun anch ihre Blicke anf die näher kommende kleine Geſellſchaft, Frau von Hohenſtein und ein junges Mädchen in tiefer Trauer, an deren Hand ſich ein drei bis vier Jahre alter Knabe krampf⸗ haft anklammerte, als ob er ſich vor der fremden Umgebung fürchte. Soviel ſahen ſie, bevor Konſtanze der Couſine entgegenging, um ſie zu begrüßen. Sie reichte ihr die Hand und ſah in ein ſchönes, ovales Geſicht mit glänzenden grauen Augen, die tief und ernſt in die ihren blickten. Konſtanze er⸗ ſchrack faſt; hatte ſie ſich doch ein ganz anderes Bild von ihrer Couſine Wanda entworfen; ein kleines blaſſes Mädchen, tief traurig in ihrer Verwaiſtheit und Verlaſſenheit, hatte Konſtanze zu erblicken geglaubt, und wie ganz anders ſtand Wanda von Erlenbrook in Wirklichkeit nun vor ihr. Die kalten Worte der Begrüßung erſtarben auf Konſtanzes Lippen und haſtig beugte ſie ſich zu dem Knaben nieder. 0 unn, 71771 a r 2 2 * 2 I ijabris⸗ * . Ne xxx: finerei Aenisrde ge ö 4 en Fred n A. e eee eee eee