Ferner * ſämtliche Güterzüge, die zwiſchen Heidelberg und Würzburg, Eberbach, Jagſtfeld, Meckesheim und Neckarelz über Meckesheim verkehren, von und bis zum ueuen Rangierbahnhof durchgeführt. Die Güterzüge von und nach Schwetzingen verkehren mit Ausnahme weniger, welche der Station Rheinau das benötigte leere Wagenmaterial zuführen, über die neue Güterbahn direkt in den neuen Bahnhof. Ausgedehnte Umladehallen ſtehen zum direkten Güter⸗ umſchlag zur Verfügung; die geſamten Anlagen ſind auch für den Nichtfachmann von Intereſſe. Schwetzingen, 24. April. Ein Unglück, das verhältnismäßig gut abgelaufen iſt, ereignete ſich heute früh am Bahnübergang der Main⸗Neckar⸗ bahn. Der Landwirt Martin Gund fuhr mit dem mit 2 Perden beſpannten Pfuhlwagen ins Feld und gelangte bei offener Barriere in dem Moment aufs Gleiſe, als der 7.07 Uhr in Friedrichsfeld abgehende Zug die Stelle paſſierte. Die Pferde wurden durch den Anprall der Lokomotive zur Seite geſchleudert, das eine war ſogleich tot, indes das andere Verletzungen erlitt. Die Deichſel des Wagens war abgebrochen, der Lenker kam mit heiler Haut davon. Der Unfall ereignete ſich lt. „Schw. Ztg.“ dadurch, weil die Barriere nicht rechtzeitig geſchloſ⸗ ſen war. — Heidelberg, 25. April. Am Dienstag abend wurde in Heidelberg ein Dienſtmädchen, welches in einer Manſarde des Hauſes der Hirſch⸗ apotheke ſchlief, durch ein verdächtiges Geräuſch auf⸗ merkſam und alarmierte die Einwohnerſchaft, da es einen Einbrecher vermutete. Beim Durchſehen des Hauſes fand man denn auch, daß tatſächlich ein Ein⸗ bruch verſucht war. Der Täter mußte ſich kurz vor Schließung der Haustür abends halb 9 Uhr ins Haus geſchlichen und in den hinteren Räumen der Apotheke verſteckt, dann, nach den Spuren zu urteilen, zunächſt verſucht haben, in den Verkaufs⸗ raum der Apotheke einzudringen. Als Handwerks⸗ f zeug dienten ihm Brecheiſen, Scheren uſw., die er dort fand. Die Türen waren aber zu gut ver⸗ ſchloſſen und ſo mißlang ihm das Oeffnen. Nun ſchlich er ſich auf den Speicher, wo das Mädchen auf ihn aufmerkſam wurde. Da das Haus ver⸗ ſchloſſen war, hatte man die feſte Ueberzeugung, daß ſich der Einbrecher noch im Hauſe befand und machte ſich auf die Suche. Doch nirgends fand man ihn, bis morgens gegen 5 Uhr in einem Schuppen unter Lumpen und Holzwolle er entdeckt wurde — ein lelfjähriger Knabe. Das Früchtchen Mit verſchränkten Armen und kalt prüfendem Blick ſchaute Kapitän Leutmann auf die verführeriſche Prinzeſſin Eboli, die dort, mit der Laute im Arm, zu Don Charlos aufblickte und mit allen weiblichen Künſten ihn zu ihren Füßen zwingen wollte. Prüfend und unverwandt ruhte ſein Blick auf den ſchwarzen, perldurchflochtenen Haaren, der gold⸗ geſtickten Stickerei des Purpurjäckchens und den weichen, ſchimmernden Atlasfalten des Gewandes. Ja, wer war den dieſe herrliche Frauengeſtalt? Sie ſah verführeriſch ſchön aus und doch ſchüttelte der ſtattliche Semann dort leiſe, unmerklich das Haupt. Wie hatte er in jener Frau das Ideal ſeines Herzens jemals ſuchen können? Es war in der Tat Undine, berückend ſchön und bezaubernd — aber kein deutſches Weib mit Herz und Gemüt. Als der Vorhang fiel, wandte Leutmann ſich zu dem General. „Exzellenz geſtatten mir, meine aufrichtigſte Bewunderung, für ihre Frau Gemahlin auszu⸗ ſprechen. Sie hat ihre Rolle vollendet durchgeführt und es läßt ſich keine vorzüglichere Eboli denken.“ f „Freut mich, freut mich, Herr Kapitän! Ja, ja, meine kleine Frau verſteht alles und amüſiert ſich für ihr Leben gern. Sobald ſie kommt werde ich Sie ihr zuführen; ſie muß noch im letzten Bilde ſtehen.“ „Zu meinem Bedauern werde ich heute auf dieſe Ehre verzichten müſſen, Exzellenz; meine Mutter erwartet mich zu Hauſe.“ „Aber Herr Kapitän, Sie ſind ſo förmlich! Nun wir werden uns ſchon bald näher kennen lernen. Leben Sie heute wohl und empfehlen Sie mich Ihrer Frau Mutter. Draußen atmet Haſſo wie erlöſt auf. Die kühle Nachtluft tat ihm wohl und zum erſten Male fand er Worte: „Gottlob, daß alles ſo kam! Wie elend wäre ich ſonſt geworden.“ Ein ſonniges ſtammt aus Mannheim, iſt erblich mit Verbrecher⸗ eigenſchaften belaſtet und hat ſchon mehrere Ver⸗ brechen dieſer Art auf dem Kerbholze. . — Karlsruhe, 25. April. Der angekün⸗ digte Miniſterwechſel in Baden iſt jetzt in aller Form erfolgt. Der Großherzog genehmigte das Entlaſſungsgeſuch des Miniſters des Innern, Dr. Schenkel und ernannte zu deſſen Nachfolger den bisherigen Direktor der Straßen⸗ und Waſſerbau⸗ verwaltung Freiherr von Bodmann. migte der Großherzog das Rücktrittsgeſuch des Präſidenten der Oberrechnungskammer in Karlsruhe, Wirkl. Geh. Rats Joos und ernannte den bis⸗ herigen Miniſter Dr. Schenkel zum Präſidenten dieſer Behörde. a — Ludwigshafen, 25. April. Der 30jährige Schieferdecker Hans Bechtel hat ſeine 25 Jahre alte Frau erſchlagen und aufgehängt. Nach der Tat ging der Mörder flüchtig. Die Poli⸗ zei konnte den Mörder bis jetzt noch nicht feſt⸗ nehmen. Die Frau hinterläßt drei kleine Kinder. — Seckach b. Adelsheim, 24. April. Geſtern abend 7 Uhr ereignete ſich in der hieſigen Gips⸗ fabrik ein ſchweres Unglück. Der 18 Jahre alte Adolf Ehrmann von hier wollte einen Rollwagen auf den Fahrſtuhl ſtellen. Er glaubte dieſen oben, was jedoch nicht der Fall war, und ſtürzte mit dem Wagen in den Schacht hinunter. Der unglückliche junge Mann war ſofort tot. — Berlin, 25. April. Geſtern nachmittag iſt Prinz Eitel Friedrich, wie erſt heute bekannt wird, auf dem Truppenübunsplatz ſo unglücklich mit dem Pferde geſtürzt, daß er eine Gehirnerſchütterung erlitt. Außerdem hat der Prinz durch einen Huf⸗ ſchlag des Pferdes im Geſicht leichte Hautabſchür⸗ fungen erlitten. Wie heute auf Anfrage mitgeteilt wird, gibt das Befinden des Prinzen keinen Anlaß zu Beſorgniſſen. — Berlin, 24. April. Ein eigenartiger Unfall ereignete ſich im Neubau der Berlin⸗Anhaltiſchen Maſchinenfabrik in der Reuchlinſtraße. Eine große eiſerne Schiebetür, die auf ihre Sicherheit hin ge⸗ prüft werden ſollte, funktionierte nicht richtig; währ⸗ end der Beſichtigung löſten ſich die Sicherheitsvor⸗ richtungen. Die Tür ſchlug um und fiel auf die zur Beſichtigung anweſenden Beamten der Polizei und den Generaldirektor der Maſchinenfabrik, Blum. Nach längeren Bemühungen gelang es, die drei zu befreien. Generaldirektor Blum hatte einen Unterſchenkel⸗ und Herren, die ſchwer verletzt waren, Lächeln, ein verführeriſcher Blick — und dazu ein f kaltes Herz von Eis. Die Gefahr war vorüber für alle Zeiten, mochte er Margot auch begegnen ſo oft wie möglich; alle Schwermut, welche ſeit damals auf ihm gelaſtet, zerraun wie ein Nebelſtreif und leiſe klang ein Wort in ſeiner Seele wieder: „Ach wie wär's möglich dann, Daß ich dich laſſen kann —“ Die dunkeln Fliederbüſche am Wege teilten ſich ö und mit einem Male ſtand der Japaner vor ſeinem Herrn. „Fuſchini,“ lachte dieſer wohlgemut, „wo kommſt Du her? Wollteſt Du mich erſchrecken ?“ „Nimmermehr, Herr ich mußte — ſie nur ſehen — deren Bild Euch begleitet hatte. Aber — ſie iſt falſch, denkt nicht mehr an ihr lächelndes Antlitz.“ „Du haſt recht, mein treuer Burſche; ſeit ſie eines anderen Mannes Weib geworden, iſt es mir, als habe ich Sie gekannt.“ „Ich haſſe ſie,“ murmelte drohend der Japaner, „und Euer Kleinod werde ich mir zurückholen.“ In Frau Leutmanns Patererwohnung hatte man vergeſſen, die Vorhänge herabzulaſſen, und ſo ſahen die beiden näherkommenden Männer ein Bild ſtillen Friedens vor ſich auftauchen. Im Lehnſtuhl ſaß mit heiterer Miene die Majorin, den Strickſtrumpf in den flleißigen Händen, und ihr gegenüber Olga, an einem zierlichen Spinn⸗ rade ſpinnend. Das war das Gegenſtück zu der zauberiſchen Eboli dort im Kurſaal — hier war Friede und Glück für den einſamen Mann zu finden, der ſo ſchwer durch Margot verwundet worden. Vor Frau Leutmanns Wohnung hielt ein Taxameter, der Diener ſprang vom Bock und trug zwei Viſittenkarten ins Haus. Weiter geneh⸗ einen Naſenbeinbruch, Baurat Lütcke einen Unter⸗ ſchenkelbruch und innere Verletzungen, Polizeileutnan Henz eine Gehirnerſchütterung und eine Verletzung des Naſenbeins erlitten. — Dresden, 25. April. In dem Hau des Fleiſchermeiſters Oswald, Georgſtraße 36, ka es zwiſchen dem 18jährigen Fleiſchergeſellen Efe und dem 24jährigen Fleiſchergeſellen Günther z einer blutigen Schlägerei. Eſper drang auf ſeinen Gegner mit einer ſchweren Eiſenſtange ein, woran Günther ſeinen Kollegen mit einem Fleiſchmeſſer die Bruſt ſtach. Eſper brach tot zuſammen. Günther erhielt am Kopfe eine lebensgefährlich Verletzung. Dem Eſper war ein Geldbetrag abhanden gekommeg und er hatte Günther des Diebſtahls bezichtigt, waz den Anlaß zu der Schlägerei gegeben hatte. — Köln, 25. April. In der Umgegend nahm die hieſige Kreis⸗Gendarmerie 6 Schuljungeg aus dem benachtbarten Ungſt, die eine Räuber bande begründet und zwei gleichaltige Burſchen überfalleg und ihnen 10 Pfg. abgenommen hatten, feſt. Fun Knaben erhielten je eine Woche, einer von ihnen 17 Tage Gefängnis. — Hagen, 23. April. Der in eine hieſig Kollekte gefallene Hauptgewinn der Graf Zeppelig Lotterie im Betrage von 60 000 Mk. hat die Härten wieder ausgeglichen, die das Geſchick einem ſtrebſameg Handwerker zugeteilt hatte. Vor Jahren war Bad Meinberg in Lippe⸗Detmold einem Bäckermeister ſein nicht verſichertes Haus abgebrannt. Alle Mittel bar wanderte er, der Vater von 6 Kinder iſt, in die Fremde und verdiente ſich, der Tradition der Lippe gemäß, als Maurer ſein Brot. So ka er auch nach Hagen, wo er geſtern die Nachricht erhielt, daß das Glück ihm den Hauptgewinn des Zeppelin⸗Lotterie in den Schoß geworfen habe, — Geſtemünde, 25. April. Das deutſche Segelſchiff „Gretjelina“ ging im Sturm in dez Außerweſer unter. Die Beſatzung wurde durch den Staatsdampfer „Weſer“ gerettet und hier ge landet. 5 f — Eſſen, 25. April. Auf dem Schächte Proſper V pereignete ſich geſtern abend gegen 9 hr ein Unglücksfall, indem der Förderkorb unter die Seilſcheibe gezogen wurde. Infolge Reißen des Seiles ſtürzte der Korb in den Schachtſumpf aha, wobei die drei in dem Korbe befindlichen Bergleh getötet wurden. Kapitän Leutmann nahm ſie ihm ſelbſt ah und las: „General von Martin und Gemahlin.“ „Ich laſſe die Herrſchaften bitten, näher zu treten,“ ſagte er gleichmütig, kein unruhiges Eu ſinden, regte ſich in ihm; es blieb kein Erinner an damals übrig. Er wandte ſich und öffnete die Tür zun Solon, das ſeidene Kleid der Generalin rauscht und dann ſtanden ſich beide gegenüber, Leutmam kühl, verbindlich, hochaufgerichtet, Margot im erg Moment wie erſtarrt, dann aber mit aller Gewand heit der Weltdame ihm die Hand entgegenſtreckenh, die er, ohne ſie zu küſſen, eine Sekunde flüchtig ergriff. „Ah, mein lieber Kapitän,“ rief der General, Haſſo kräftig die Hand ſchüttelnd, „haben Sie ſich ſchon wieder heimiſch gemacht auf dem Feſtlande! Lange werden ſie den feſten Boden unter den Füßen wohl nicht aushalten.“ „Vorläufig will meine Mutter natürlich noch nichts von einem neuen Komando wiſſen,“ lachte Leutmann munter, „aber ich bitte, Platz zu nehmen, meine Herrſchaften; Mama wird gleich hier ſeiſ, Exzellenz, haben Sie neulich geſprochen,“ er wandie ſich jetzt direkt an die junge Frau, die den kühlen Blick mit einem ſüß bittenden aus ihren großen Augen erwiderte. 5 „Aber, Haſſo, weshalb beharren Sie auf dieſem förmlichen Tone! Haben Sie denn vergeſſen, daß wir ſo nahe Verwandte ſind ?“ a Der Angeredete verneigte ſich leicht und ſagt im leichten Salontone: „Sie geſtatten mir alſe ein verwandtſchaftliches Vorrecht, gnädigſte Couſine ich war natürlich nicht kühn genug, um ein ſolches vorweg zu nehmen. Haben ſie wohl von Onkel Vieregge in letzter Zeit etwas gehört. (Fortſetzung folgt.)