Ladenburg, 5. März. Wie uns mit⸗ geteilt wird, findet am Sonntag, den 10. März, abends 8 Uhr im Bahnhofhotel ein Gaſtſpiel⸗ Theater des Koloſſeumstheaters Mannheim unter der neuen Direktion von Karl Müller ſtatt. Zur Aufführung wird gelangen „Der Berliner auf der Alm“ oder „Das Verſprechen hinterm Herd“, ein ſehr luſtiges und heiteres Singſpiel in 2 Aufzügen, ſowie die einaktige Poſſe „Irren iſt menſchlich“. Dem Publikum von Ladenburg iſt hierdurch die günſtige Gelegenheit geboten, gegen ermäßigte Ein⸗ trittspreiſe am Sonntag abend ein erſtklaſſiges Gaſtſpiel⸗Theater zu beſuchen und hoffen wir, daß ſich die Direktion eines zahlreichen Beſuches erfreuen möchte. — Mannheim, 3. März. Beim Arbeiter⸗ fortbildungsverein wurden vor einigen Monaten durch den langjährigen Kaſſier, einen über 70 Jahre alten Mann, begangene Unterſchlagungen entdeckt, die ſich auf 10000 Mark beliefen. Sämt⸗ liche Einlagen der dem Verein angegliederten Spar⸗ kaſſe waren verloren. Als die Unterſchlagungen aufgedeckt wurden, erklärte ſich ſofort ein warmer Freund und Gönner des Vereins, Herr Stadtrat Hirſchhorn, bereit, die nötigen Schritte zur Wieder⸗ aufbringung der veruntreuten Summe zu ergreifen. Es gelang ihm auch, ſoviele freiwillige Beiträge zuſammenzubringen, daß den Spareinlegern ihre Einlagen im Betrage von 4500 Mark erſetzt werden konnten. Außerdem wurde eine ſtattliche Summe der Vereinskaſſe überwieſen. Da die von Herrn Hirſchgorn eingeleitete Aktion noch nicht abgeſchloſſen iſt, glaubt man, daß die geſamte veruntrente Summe wieder aufgebracht werden kann. — Schwetzingen, 4. März. Anläßlich der in dieſem Frühjahr ſtattfindenden Standarten⸗ weihe des Vereins ehem. Kavalleriſten in Schwetzingen iſt beabſichtigt gleichzeitig mit dieſer Feier einen 1. Badiſchen Kavalleriſtentag abzuhalten. Die vorbe⸗ reitenden Arbeiten ſind in flottem Gange und begeg⸗ net die gegebene Anregung im Kreiſe ehemaliger Waffenbrüder von der Kavalerie lebhafter Sympathie; freuen ſich doch viele darauf, alte Freundſchaften zu erneuern und Erinnerungen an eine ſchöne Zeit auf⸗ zufriſchen. Eine glückliche Idee war es, als Tagungs⸗ ort Schwetzingen, „die Perle der badiſchen Pfalz“ auszuwählen, deſſen prächtiger Schloßgarten all⸗ jährlich den Anziehungspunkt tauſender von Fremden bildet, und das ferner in unmittelbarer Nähe Heidel⸗ ſtrahlende Antlitz der Kranken ſchien ihre Voraus⸗ ſicht zu beſtätigen. „Laſſen Sie ſofort anſpannen, liebes Kind,“ bat Lady Betty mit matter Stimme und Juliana beeilte ſich, ihren Wunſch zu erfüllen. In kürzeſter Friſt brachte ſie das prächtige Geſpann vor das kleine, einſame Häuschen, wo Sam Bury ihrer wartete. Einige Minuten lang ſtanden Walters treue Freunde ſich ſtumm gegen⸗ über, beide mußten gewaltſam gegen ihre Rührung ankämpfen. Endlich fragte Juliang: „Iſt er ſchwer krank?“ Sam nikte; „Ja, er iſt ſchwer krank. Das Fieber hat ſeine Kräfte faſt aufgezehrt, aber mit Gottes Hilfe wird er uns erhalten bleiben.“ „Darf ich ihn ſehen?“ „Gewiß, deshalb ſandte ich gleich nach Ihnen. Gehen Sie nur allein hinauf, Sie werden ſein Zimmer leicht finden. Und nicht wahr, der armen Frau, die droben ſitzt, ſagen Sie ein paar freund⸗ liche Worte. Ihr Herz iſt von Kummer zerriſſen und der Junge verdankt ihr ſein Leben.“ Mit leiſen Schritten ſchlich Juliana die Treppe hinauf, aber Sara hörte ſie kommen. Als das junge Mädchen unter der Tür erſchien, mit ſeinen bleichen, edlen Zügen, in dem einfachen weißen Ge⸗ wand wie ein Heiligenbild ausſehend, bedeckte ſie ihr Geſicht mit beiden Händen. Und während Ju⸗ liana an das Lager des Schlafenden herantrat, er⸗ hob ſie ſich geräuſchlos und glitt unbemerkt aus dem Zimmer. * Zwei Tage ſpäter verließ ein kleiner Leichen⸗ zug das einſame Häuschen. Dem Leichenwagen folgte nur ein einziger Wagen, in dem außer Sara auch Sam und Juliana Platz genommen hatten. bergs und Mannheims liegt, in welch letzterer Stadt bekanntlich aus Anlaß der in dieſelbe Zeit fallenden Inbiläums⸗Ausſtellung großartige Verauſtaltungen geplant ſind. Schwetzingen war lange Jahre Garni⸗ ſonſtadt ſämtlicher drei badiſchen Dragoner-Regimen⸗ ter und zwar in früheren Jahren der Regimenter Nr. 20 und 22 und ſeit 1890 der 4. Eskadron Dragoner⸗Regiment Nr. 21. Darum alle auf ihr badiſchen Kavalleriſten nach dem gaſtlichen Schwetzin⸗ gen, das alles aufbieten wird, Euch den Aufenthalt ſo angenehm als möglich zu machen! 1 — Karlsruhe, 3. März. Gemäß einer Abänderung der landesherrlichen Verordnung vom Jahre 1892 über die weltliche Feier der Sonn⸗ und Feſttage dürfen künftig für den Frohleichnahms⸗ tag und den Karfreitag durch das Miniſterium des Innern Ausnahmen ohne Verallgemeinerung ge⸗ ſtattet werden. So kann durch ortspolizeiliche Vor⸗ ſchrift das öffentliche Auslegen der Waren im weiteren Umfange als bisher freigebeben werden. — Berlin, 2. März. In der vergangenen Nacht wurde die geſamte Familie des Oberzahl⸗ meiſters im 3. Garderegiment zu Fuß, Sagawe, mit Ausnahme des Mannes plötzlich von religiöſem Wahnſinn befallen. Die 47jährige Ehefrau über⸗ fiel mit den beiden erwachſenen Töchtern und den beiden Söhnen den im Bette liegenden lungenkranken Vater und mißhandelten ihn unter fortwährendem Beten auf das Schwerſte. Erſt gegen 2 Uhr nachts gelang es Sagawe, nachdem Hausbewohner auf das Schreien aufmerkſam geworden waren, aus der Wohnung zu entkommen. Die Familie ver⸗ rammelte darauf die Tür und verweigerte jedem den Eintritt. Die Unglücklichen ſind heute nach der Irrenanſtalt Herzberge überführt worden. Der Vorfall hat geſtern zu der Verhaftung der Geſund⸗ beterin Gräfe aus der Prinzenſtraße geführt, die das ganze Unheil herbeigeführt hat. — Berlin, 4. März. In der Gasmeſſer⸗ fabrik von Elſter hatte ſich im Keller im genannten Gaſometerraum ausgeſtrömtes Gas angeſammelt. Als heute früh um halb 7 Uhr ein Arbeiter den Gaſometerraum betrat und am Eingang ein Streich⸗ holz anzündete, erfolgte eine ungewöhnlich heftige Exploſion. Die Gebäude zitterten und ein Hagel von zerbrochenen Fenſterſcheiben praſſelte auf die Straße herab. Verſchiedene Perſonen, die im Augen⸗ blick der Exploſion auf der gegenüberliegenden Seite die Unfallſtätte paſſierteu, wurden vom Luftdruck gegen die Häuſer geworfen und teilweiſe auch durch Glasſplitter verletzt. die gute Frau, welche durch ihre treue Pflege Walters Leben gerettet, auf dieſem traurigen Wege zu begleiten. — — Die Geſchichte, welche Sara zu erzählen hatte, erſchütterte Juliana bis ins tiefſte Innere. Sie vergaß faſt ihren eigenen Schmerz über der Teil⸗ nahme für die arme, alte Frau, die ſo furchtbares durchlebt hatte. Ihre Tränen ſtrömten reichlich, als Sara ſchilderte, wie ſie bei ihrer Rückkehr von Wiberforce ihren Jungen, den Blinden, hilfloſen Kranken tot im Vett und in einem andern Bett einen Fremden in Fieberphantaſien raſend gefunden hatte Anſcheinend hatte Parnell der treuen Dienerin einen Teil der Wahrheit geſtauden, als ſie ihm Vorwürfe machte, durch die Nachläſſigkeit den Tod ſeines unglücklichen Bruders verſchuldet zu haben, und zu wiſſen verlangte, was dies alles bedentete. „Mein Herz ſtand mir faſt ſtill,“ erzählte die Aermſte, „ſo erſchrack ich über die Veränderung, die mit Herrn Viktor vorgegangen war. Er war ganz wild, und ich ſah ein, daß es keinen Zweck hatte, mit ihm zu ſtreiten. Aber ich gelobte mir, daß ich tun wolle, was in meiner Macht ſtehe, um die ſchrecklichen Dinge zu berhüten, die er plante. Ich bat ihn, mir das Leben dieſes fremden jungen Mannes zu ſchenken und obſchon er anfangs nichts davon hören wollte, ſetzte ich ſchließlich doch meinen Willen durch. Aber er beſtand nun ſeinerſeits da⸗ rauf, das niemand etwas von ſeines Bruders Tod erfahren dürfe und befahl ihr, die Leiche meines armen Jungen in dem alten Ziehbrunnen im Garten zu verſenken, wo ſie für immer geborgen wäre. Dann ging er weg und erfuhr nie, ob ich ſeinen Befehl ausgeführt hatte oder nicht. Doch hätte er mich beſſer kennen ſollen. Ich war ihm ſtets treu geweſen, aber ich hatte auch meine Pflichten gegen andere. Ich erzählte Ihnen bereits, wie ich meinem Newybrk, 3. März. Die Orkſchaft Waſhington im Staate Arkanſas wurde geſtern durch einen Cyklon heimgeſucht. Kein einziges Haus iſt unverſehrt geblieben. Die Zahl der umge⸗ kommenen Bewohner ſoll bedeutend ſein. Bisher ſind 2 Tote und mehrere ſchwer Verletzte aus den Trümmern hervorgezogen worden. Die Ortſchgſt zählt 2000 Einwohner. — New⸗ York, 3. März. An der Weſf⸗ mündung des Peunſylvania⸗Tunnels in Homeſtegz (New⸗Jerſey) ſind 1000 Pfund Dynamit explodiert, wodurch 50 Häuſer zerſtört wurden. — Aus Nep⸗ Vork wird hierzu berichtet: Die Reſtaurationen links der Broadways waren geſtern morgen nach dem üblichen Samſtag⸗Theater⸗Beſuch mit Gäſten überfüllt, als um 12 Uhr 13 Min. ein ſtarkeg Stoß die Gebäude erſchütterte. Begleitet war das ſcheinbare Erdbeben von dumpfem Dröhnen. I Sekunden währte es. Es brach eine Panik aus, wie ſie Newyork wohl noch nie erlebt hat. Jeber⸗ mann ſchien zu glauben, die Stadt werde von einer Kataſtrophe wie in San Franzisko heimgeſucht werden. Das Bezahlen vergeſſend, ſtürzte alles in wilder Haſt aus den Reſtaurants. Auch die Hotel⸗ gäſte flüchteten im Nachtkleid. Die Gewalt des Stoßes hatte auch die Schlafenden in den Woh⸗ nungsvierteln geweckt, wo aus allen Häuſern halb angekleidete Leute nach der Mitte der Straße liefen, Durch kopfloſe Menſchen alarmiert, jagte überall die Feuerwehr durch die Straßen. Die Polize verſuchte zur Beruhigung der Aufgeregten das Gez rücht zu verbreiten, daß eine Exploſion, nicht aber ein Erdbeben ſtattgefunden habe, und trieh ee nach einer halben Stunde die angſterfüllten Maſſeg auseinander. Endlich ſtellte ſich heraus, daß z Meilen von Newyork bei Homeſtead im e New⸗Jerſey eine Dynamitexploſion erfolgt aß, Ueber die Exploſionskataſtrophe wird noch bericht daß die Erſchütterung in einem Umkreiſe bon 30 Kilometern ſelbſt auf den Kriegsſchiffen berſpurt wurde. 20 Perſonen ſind bei der Exploſton getötet worden, 25 andere verſchüttet, die gleichfalls als verloren gelten. Die Zahl der Verwundeten iſt noch nicht feſtgeſtellt. Unſerer hentigen eine Preisliſte Stadtauflage liegt von J. F. Merkel über „Jaenſch's Feld-, Gemüſe⸗ u. Blumenſameg bei, worauf wir unſere Leſer aufmerkſam machen, FUCUC(C(C(C( VVT gräßliche Aufgabe für mich, doch führte ich ſie duch, Ich fand die Kiſte, in welcher der Fremde hierher gebracht worden war und ſie mußte mir als Sarg dienen. Mit meinen eigenen Händen legte ich den armen Jungen hinein und hier kniete ich oft und betete für ihn.“ J Mit ſtummer Rührung hörte Juliana diese einfache Erzählung einer ganz außergewöhnlichen Ta, Biele, viele Tage vergingen, ehe ſie imſtande war, über die entſetzlichen Ereigniſſe zu ſprechen, die ſich in dem kleinen, einſamen Häuschen abgeſpielt hatten, Es gab ſich ſoviele traurige Erinnerungen, die ihren Schatten warfen auf das Glück, Walters Geneſung langſam aber ſicher näher rücken zu ſehen. Der Gedanke an ihres Onkels ſchreckliches Ende verließ ſie nie, dazu kam noch die erſchütternde Nachricht, daß Alfred Merivale ſelbſt Hand an ſein Leben gelegt habe. Die näheren Umſtände dieſes Selbſtmordes drangen nie in die Oeffentlichkeit, aber die einfach Tatſache machte vielleicht auf niemand einen tiefere Eindruck, als auf einen gewiſſen Engländer, den unter angenommenem Namen in Spanien lebte dem einzigen Land, wo die Hand der Gerechtigkeit ihn nicht erreichen konnte. Faſt beneidete er ſeiſen ehemaligen Schuldgenoſſen, daß er den Mut gebabt hatte, dieſem elenden Leben freiwillig zu entrinnen, Von jetzt an haſchte er noch eifriger nach engliſchen Zeitungen, um zu erfahren was dieſem Ereigniz folgen würde. Schon ſehr bald fiel ſein Auge au die einfache Notitz, daß Sir Walter Meridale ſeines Vaters Erbe angetreten und ſeinen Wohnſitz in zilberforce aufgeſchlagen habe. Parnell war es ein leichtes, dieſen kurzen Bericht zu ergänzen. (Schluß folgt.)