weckte der Hausbu früh um drei Uhr. Der Fremde war ſchon aufge⸗ ſtanden; er öffnete die Tür ſeines Zimmers und übergab dem Hausburſche ein Telegramm, das an ein Karlsruher Hotel adreſſiert war, mit; dem Auftrage, dasſelbe auf dem Telegraphenamte aufzugeben. Als der Hausburſche ſeinen Auftrag ausgeführt und das Hotel wieder betrat, kam der Fremde mit ſeinem Gepäck die Hoteltreppe herab und verließ das Haus. Heute früh nun mußte der Direktor des Hotels zu ſeiner Beſtürzung die Wahrnehmung machen, daß eine eiſerne Kaſſette, welche einen Barbetrag von ca 700 Mark enthielt, aus einem Pult, der gewalt⸗ ſam erbrochen, geſtohlen war. Zweifellos hat der erwähnte Fremde den Diebſtahl ausgeführt und zwar offenbar während der Zeit, in welcher der Hausburſche das fingierte Telegramm — es handelt ſich nämlich um ein ſolches — zum Telegraphenamt gebracht hat. Von dem geriebenen Gauner fehlt bis jetzt noch jede Spur. — Lützelſachſen, 30. Jan. Eine gräß⸗ liche Bluttat wurde heute im hieſigen Dorfe aus⸗ geführt. Der 42 Jahre alte Wagner Peter Hördt überfiel heute nacht ſeine ſchlafende Familie mit einem großen Beil, tötete ſeinen 20 Jahre alten Sohn und ſein 5jähriges Mädchen und verletzte 2 weitere Kinder im Alter von 13 und 12 Jahren und ſeine Frau ſo ſchwer, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Nach der Tat legte ſich Hördt zu ſeiner kaum noch lebenden Frau ins Bett, nach⸗ dem er ſich ſelbſt vorher einen Flobertſchuß in den Kopf beigebracht, ſich aber nicht ſchwer verletzt hatte. Der Täter hat unzweifelhaft in geiſtiger Umnacht⸗ eine beredte Sprache von dem ſchauervollen Ereignis. ung gehandelt; er trug immer ein deprimiertes Weſen zur Schau; geſtern klagte er über ſtarke Kopfſchmerzen. Die unglückliche Familie lebte ſeit⸗ her im beſten Einvernehmen. Ueber die Tat wird noch folgendes gemeldet: Der Mord wurde heute morgen kurz nach 7 Uhr durch einen Metzger entdeckt, der bei Hördt Geflügel kaufen wollte. Als der Metzger die Wohnſtube betrat, ſaß Hördt am Tiſch und erwiderte auf die Frage, was denn los ſei, er käme ihm gerade recht. Der Metzger eilte ſofort zu dem Schwager Hördts, dem Kronenwirt, der dann in den Betten die entſetzlich zugerichteten Leichen des 19 Jahre alten Sohnes Emil und der 17 Jahre alten Tochter entdeckte. Hördt hatte die Kinder durch Beilhiebe auf den Kopf getötet. Die Frau und der 13 Jahre alte Knabe gaben bei der Auffindung noch Lebenszeichen von ſich. Es iſt aber ausgeſchloſſen, daß ſie mit dem Leben davon⸗ die ich in ſeinem Haus verbrachte, lernte ich ſein gutes, treues Herz, ſeinen edlen Charakter ſo recht kennen und ſchätzen.“ Eine kleine Panſe trat ein, dann ſprach Lady Betty ihre Teilnahme für die junge Witwe aus. Juliana erſchauderte. Von jetzt an würde es ſtets eine Marter für ſie ſein, den Namen Diana Armands nennen zu hören. Sie legte ihren Kopf auf die ſeidene Decke, welche über die Kranke gebreitet war und ſeufzte tief. „Ja, es iſt eine recht ſchwere Zeit für Sie, mein Kind,“ ſagte Lady Betty in mitleidigem Tone, „aber ich bin überzeugt, ſie wird vorübergehen und die Sonne wird die düſteren Wolken zerteilen.“ „Ich möchte um etwas bitten,“ begann Juli⸗ ana nach einer Weile, „ich möchte daß Sie über die Vergangenheit, über jene traurige Geſchichte mit mir ſprechen, liebe Lady Betty.“ Die ſchmale Hand der Kranken umſchloß Juli⸗ anas kalte Finger. „Welchen Nutzen kann dies für Sie haben, mein Kind?“ „Es wird mich darüber beruhigen, daß ich nicht den unrichtigen Weg eingeſchlagen habe, es wird mir über entſetzliche Schwierigkeiten hinweg⸗ helfen. Wir haben nie darüber geſprochen und ſo wiſſen Sie gar nicht, welchen Verdacht ich in meinem Herzen hege.“ Ein Schatten legte ſich über die bleichen Züge der alten Dame. „Manchmal glaube ich es zu wiſſen, Juliana, zu andern Zeiten wieder ſcheint es mir, als ob ich mich irrte.“ Das junge Mädchen errötete heiß. „Das rührt daher, weil ich Ihnen gegenüber nicht ehrlich war. O, Sie ahnen nicht, welche bittere Vorwürfe ich mir ſchon darüber machte. 8 mich näher erklären? ö 9 kommen. Der Mörder, der früher in Weinheim als Wagner arbeitete und zuletzt in der Freuden⸗ berg'ſchen Fabrik beſchäftigt war, wurde in den Ortsarreſt verbracht. 5 — Furtwangen, 29. Jan. Von hier berichtet man: Wir ſind hier völlig eingeſchneit. Sämtliche modernen und unmodernen Verkehrsmittel, die ſonſt dazu dienen, Perſonen und Sachen zu be⸗ fördern, haben verſagt. Wir leben hinter einer Schneewand, wie Dornröschen hinter dem Dornen⸗ ſtrauch. Am Sonntag Abend kam noch ein Zug der Bregtalbahn hier an. Der Frühzug, der um 6 Uhr morgens hier abfahren ſollte, liegt einige hundert Meter vom Bahnhofe draußen und iſt vorerſt weder vor noch rückwärts zu bringen. Der erſte Zug der hier ankommen ſollte, teilte das gleiche Schickſal wie oben geſagt, zwiſchen Hammer⸗ eiſenbach und Vöhrenbach. Die Poſt geht von Bleibach bis Gütenbach, von dort weiter zu kommen, riskiert ſie nicht, denn auf der Neneck liegt der Schnee zweieinhalb Meter tief. Das iſt nun wieder einmal ein Winter alten Stils, mit ſeinen mannig⸗ fachen Leiden und Freuden. — St. Johann⸗Saarbrücken, 31. Jan. Die Leichen ſind jetzt von der Staatsanwaltſchaft freigegeben worden. Erkannt ſind 110 Leichen. 149 ſind geborgen, 9 liegen noch in der Grube. — Ein Augenzeuge erzählt: Die über Nacht gebor⸗ genen Bergleute haben ſich, wie aus ihrer furcht⸗ baren Verſtümmelung hervorgeht, mitten in der verheerenden Wirkung der Schlagwetter⸗Exploſion befunden. Die krampfhaft geballten Fäuſte an den zerſchmetterten, abwehrend erhobenen Armen reden Von einem Retter der Bildſtocker Mannſchaften wurde eine furchtbare Epiſode, die ſich bei ihrem Rettungswerk vorgeſtern ereignete, erzählt. Dieſer Retter ſtieß gegen 2 einhalb Uhr mit anderen auf einen verunglückten Bergmann, den der Schrecken wahnſinnig gemacht hatte. Er lag auf den Schie⸗ nen, röchelte furchtbar und hatte ſich ſo feſt an den Schienen angeklammert, daß es den Dreien trotz größter Anſtrengung nicht möglich war, ihn loszu⸗ reißen. Die Retter mußten wegen der von Neuem drohenden Gefahr zurück und waren gezwungen, den unglücklichen Kameraden einem furchtbaren Schickſal zu überlaſſen; ſpäter wurde der Unglück⸗ liche noch in derſelben Lage tot aufgefunden. — St. Johann ⸗ Saarbrücken, 31. Jan. Im Beiſein des Prinzen Friedrich Leopold als Vertreter des Kaiſers, des Miniſters für Handel grauſam und doch fühle ich, daß ich Ihnen volle Offenheit ſchulde.“ „Sprechen Sie ſich aus, mein Kind,“ ſagte Lady Betty ſanft, „wenn es Ihnen Erleichterung gewährt.“ Juliana erhob ſich und richtete ſich hoch auf. Ihre dunkeln Augen glänzten faſt unheimlich in dem farbloſen Antlitz. „Ich ſpiele eine Rolle,“ klagte ſie ſich an; „ich wurde zur Heuchlerin um Walters willen — um etwas über ſein Geſchick zu erfahren. Der einzige, der etwas von ihm wiſſen kann, iſt Alfred Meri⸗ vale; darum bezwang ich mich, freundlich mit ihm zu verkehren, ja ihm die Hand zu reichen, während ich ihn im innerſten Herzen verachte.“ . Lady Betty antwortete nicht ſogleich. . 1 „Das iſt furchtbar, ſagte ſie endlich in trau⸗ rigem Tone. „O wenden Sie ſich nicht von mir ab!“ hat Juliana mit gebrochener Stimme. „Ich ſehe jetzt ein, daß ich unrecht handle, meine Herzensangſt trieb mich dazu.“ „Aber warum zweifeln Sie an Alfred? fragte Lady Betty nach einer Weile. „Mir ſcheint er durchaus ehrenhaft. Eben noch bat Sie mich, jenen alten Kummer wieder aufzufriſchen; wenn ich Ihren Wunſch erfüllte, mein Kind, kann ich nur von dem bittern, aufrichtigen Herzeleid dieſes Mannes er⸗ zählen. Wieder kniete Juliana neben dem Sofa nieder, diesmal färbte eine warme Röte ihre Wangen. „Liebe Lady Betty“ ſagte ſie eifrig, „Sie glauben, doch nicht, daß ihr Junge einer ſchlechten Tat fähig geweſen wäre. Ich weiß, in Ihrem Herzen hielten ſie Walter nie für einen Dieb und Fälſcher.“ Die Kranke lächelte traurig. und Gewerbe, Delbrück, der höheren Beamten des Saarreviers und der Angehörigen der Umgekom⸗ menen fand nachmittags 3 Uhr auf der Grube Reden die Trauerfeier für die Opfer der Kataſtrophe ſtatt. Eine gewaltige Menſchenmenge hatte ſich eingefunden. Die Toten waren in Särgen aufge⸗ bahrt. Die Halle war mit Tannengrün geſchmückt, Die Bergmuſik leitete die Feier mit dem Vortrag eines Chorales ein. Sodann ergriff Prinz Fried⸗ drich Leopold das Wort und ſagte etwa folgendes: „Im Auftrage S. Majeſtät des Kaiſers ſtehe ich hier, um den Hinterbliebenen aufrichtiges Beileid auszuſprechen und um nachzuſehen, ob hilfreich ein⸗ gegriffen werden kann und ob hilfreich eingegriffen worden iſt. Angeſichts des ſchmerzlichen Verluſtes, der nicht nur die Bergleute, ſondern das ganze Vaterland getroffen hat, ſpreche ich Ihnen das innigſte Beileid S. Majeſtät des Kaiſers aus. Ein Troſt möge es ſein, daß jeder Mann ſeine Pflicht getan hat, wie es jedem Deutſchen geziemt und wie es nicht anders erwartet werden kann“ — Nachdem Geiſtliche beider Konfeſſionen Trauer⸗ reden gehalten hatten, hielt Staatsminiſter Delbrück eine Anſprache, in der er u. A. hervorhob, daß S. Majeſtät der Kaiſer den Prinzen Friedrich Leo⸗ pold bereits ſchon mit reichen Mitteln zur erſten Linderung der Not ausgerüſtet habe und daß ferner noch reiche Mittel zur Verfügung geſtellt haben die Großherzogin von Baden, der Erbgroßherzog von Baden, der deutſche Kronprinz und die deutſche Kronprinzeſſin. — Choralmuſik beendete die Feier, die eine halbe Stunde gedauert hatte. — Reden, 30. Jan. Acht Mann ſollen in der Grube noch leben und ſich durch Klopfen in der Richtung nach dem Heinitzſchacht bemerkbar machen. Von dort ſind zwei Steiger mit Rettungs⸗ mannſchaften zur näheren Feſtſtellung eingefahren. — Breslau, 30. Jan. Ein ſchrecklicher Unfall ereignete ſich in der elektriſchen Zentrale auf der Königshütte. Zehn Arbeiter waren in unmittel⸗ barer Nähe der Keſſelanlage beſchäftigt, als plötzlich eine heftige Exploſton erfolgte. Ein Dampfſtrahl unter dem Druck von 10 Atmoſphären traf die ahnungsloſen Arbeiter. Dem größeren Teil von ihnen gelang es, ſich in Sicherheit zu bringen, 4 blieben beſinnungslos an der Unfallſtelle liegen; trotz ſofortiger ärztlicher Hilfe verſtarben ſie unter entſetzlichen Qualen. Das Unglück iſt auf den Bruch eines Siedrohres des Dampfkeſſels zurückzuführen. Gedenket der hungernden sgel! „Aber kann ich denn nicht Walter und Alfred gleichzeitig vertrauen?“ fragte ſie leiſe. „Nein,“ entgegnete Juliana raſch, „das iſt unmöglich. Sie ſelbſt haben noch nie von dem Ver⸗ luſt Ihrer Juwelen mit mir geſprochen, aber ich kann nicht begreifen, warum jedermann als ſelbſt⸗ verſtändlich annahm, daß Walter und nur Walter der Schuldige ſein könne.“ Halb unbewußt beobachtete ſie während des Sprechens Lady Betty's Geſichtsausdruck. Uugläu⸗ biges Staunen, dann Schmerz und ſchließlich Be⸗ ſtürzung konnte ſie daraus entziffern. was ich meine?“ fuhr ſie eifrig fort. „Da waren zwei junge Männer; den einen kannten Sie ſeit dem Tage ſeiner Geburt, der andere war erſt kurz vor dem Juwelendiebſtahl in ihr Leben getreten. Ich für meinen Teil ſehe überhaupt nirgends einen Beweis dafür, daß einer jener beiden Ihre Juwelen ſtahl; wenn aber der Verdacht ſich auf einen der Vettern lenkte, dann begreife ich nicht, warum ge⸗ rade Walter der Verdächtigte ſein mußte.“ Nach dieſen Worten beugte Juliana ſich herab und preßte ihre Lippen auf die abgeze Humoriſtiſches. Ehemann: (der mit ſeiner Frau immer in Streit lebte.) Nun, Lotte wollen wir Morgen, nachdem wir 25 Jahre verheiratet ſind die ſilberne Hochzeit feſtlich begehen? Frau: Oh, Karl wir können ja noch 5 Jahre warten, alsdann können wir den 30 jährigen Krieg feiern! Verſtehen Sie, e *. 55 e 1 A. heitturt 10 Verſeigerung, glitt en Pen dum, u . K date Humer re Dan 5 1 AN un in mh . d . a