28. Jan. Am Samstag wurde beim Felſenmeer das Skelett einer unbekannten männlichen Leiche aufgefunden. Der Unbekannte hatte anſcheinend Selbſtmord durch Erhängen verübt, denn an einem Baum über dem Fundort fand man auch die Reſte eines Strickes. — Durlach, 28. Jan. Ein ſchwerer Un⸗ glücksfall ereignete ſich heute vormittag beim hieſigen Trainbataillon. Als gegen 11 Uhr Unteroffiziere des Bataillons die Remonten zum Reiten auf die Reitbahn führten, ging ein Trompeter namens Goos aus Karlsruhe an den Pferden hinten vorbei und erhielt von einem Pferde einen ſolch fürchter⸗ lichen Schlag an Wange und Schläfe, daß er ſofort tot war. Schuld an dem Unglück trifft niemanden; die Urſache des Unglücksfälles iſt lediglich in der Sorgloſigkeit oder beſſer Unvorſichtigkeit des Ge⸗ töteten zu ſuchen. i — Pforzheim, 26. Jan. Geſtern vor⸗ mittag zwiſchen / und 3/49 Uhr ließ die Dionys Mauz Ehefrau in der Hammerſtraße hier das zwei⸗ jährige Pflegekind Mathilde Flick, ein Töchterchen der Näherin Frau Gottlieb Flick, einige Zeit allein. Das Kind kletterte aus dem Wagen und geriet an den geheizten Herd, wodurch die Kleider Feuer fingen. Das Kind erlitt ſo ſchwere Brandwunden, daß es im Krankenhauſe um 12 Uhr ſtarb. Rammersweier, 27. Jan. Eine wahre Völkerwanderung begab ſich heute von Offen⸗ burg ins nahe Rammersweier, woſelbſt am geſtrigen Tage durch eine furchtbare Pulverexploſion 5 Per⸗ ſonen zum größten Teil lebensgefährliche Verletz⸗ ungen davon getragen haben. Die Schwerverletzten ſind der Landwirt Falk, deſſen Ehefrau, der 24jähr. und der 14jähr. Sohn und die 17jährige Tochter. Wie das Unglück geſchehen konnte, wird die Unter⸗ ſuchung vielleicht an den Tag bringen. Der vom Militär entlaſſene Sohn, welcher das Böllerſchießen am Kaiſertag beſorgen ſollte, richtete in der Wohn⸗ ſtube das Pulver, d. h. er öffnete das verſchloſſene Paket und ſchüttete das Pulver in ein Gefäß, als plotzlich eine furchtbare Exploſion ſtattfand. Am ganzen Leibe brennend gelangten die Unglücklichen zwar ins Freie, doch ſind die Brandwunden zum größten Teil lebensgefährlich. Das Gebäude iſt auf der einen Hälfte zerſtört, Fenſter, Möbel und Zwiſchenwände in Stücke zerſprengt. Auf der Straße liegen noch die Fetzen der Kleider, die man den brennenden Leuten vom Leibe geriſſen. — Ludwigshafen, 26. Jan. Ein eigen⸗ artiges Malheur hatte ein Einwohner des benach⸗ barten Ortes Oppau. Ihm gelüſtete nach einem ſaftigen Gänſebraten und er holte denſelben koſten⸗ los zur Nachtzeit bei einer Bauersfrau. In der Eile, mit der das Diebsgeſchäft abgewickelt wurde, ließ er jedoch das Eſſenkännchen im Stalle ſtehen, in dem ein Geldbetrag von 38 Mark verborgen war. Die beſtohlene Frau ſoll mit dieſem Geſchäft ſehr zufrieden geweſen ſein. 5 5 aud 1 25. Jan. Beim Verladen von Vieh auf der Station Heppenheim nahm ein Stier Reißaus und rannte auf dem Geleiſe in der Richtung nach hieſiger Station davon, wo gerade der Schnellzug 11 abgegangen war. Als der Stier des herannahenden Zuges anſichtig wurde, geriet er in Wut und ſtürzte der Lokomotive mit geſenkten Hörnern und hocherhobenem Schwanz entgegen. Die Folge war, wie vorauszuſehen, daß der Stier trotz des Bremſens des Lokomotivführers von der Maſchine nach furchtbarem Zuſammenprall beiſeite geſchleudert wurde und tot zu Boden fiel. — Frankfurt, 26. Jan. In der Rot⸗ kreuzgaſſe wohnt eine Frau, deren Kind vor etwa 14 Tagen ſo ſchwer erkrankte, daß eine Rettung der Kleinen von ärztlicher Seite nicht mehr zu er⸗ hoffen war. Da erſchien der geängſtigten Mutter eine Retterin. Eine Frau aus Unterliederbach, die als Kurpfuſcherin und Kartenlegerin bekannt iſt, fand heraus, daß das Kind von der Frau Soundſo 1 verhext ſei und daß die Krankheit nur durch wirk⸗ ſame Gegenmittel gegen dieſe Hexerei ausgetrieben werden könne. Es wurden alſo drei geweihte Ker⸗ zen angezündet, kreuzweiſe Weihwaſſer im Kranken⸗ zimmer geſprengt und zwei gekreuzte Beſen vor die Türe geſtellt. Dann ließ ſich die Kartenlegerin den Hokuspokus herrſchaftlich bezahlen und ver⸗ ſchwand mit der Verſicherung, das kranke Mädchen werde in wenigen Tagen wieder geſund ſein. wenigen Tagen Die Frau von Unterliederbach aber ging am gleichen Tage noch zu einer Verwandten von der Angeführ⸗ ten, die an heftigem Kopfweh litt. norar von 3 Mark verſprach ſie dieſer ebenfalls verhexten Perſon am Kreuzwege zwei geweihte Ker⸗ In jedoch war das Kind geſtorben. leute ſind verſchüttet. Bis 11 Uhr wurden eiwa 10 tote und viele ſchwer und leicht verletzte Berg⸗ arbeiter geborgen. — Saarbrücken ⸗St. Johann, 28. Jan. Von den 250 eingefahrenen Bergleuten konnten 50 gerettet werden. Bis 2 Uhr mittags waren 50 ſchrecklich zugerichtete Leichen geborgen. 150 ſind noch eingeſchloſſen und gelten für verloren. Der durch die Exploſion hervorgerufene Brand bedroht jetzt die Rettungsmannſchaften und zwingt ſie zum Rückzuge. 22 leichter Verletzte wurden in daz Neunkirchener Hüttenhoſpital gebracht. — St. Johann, 28. Jan. Ueber die Zahl der Toten ſind weitere ſichere Meldungen nicht einge⸗ gangen. Die verſchüttete Strecke liegt 2000 Meter weit vom Förderſchacht entfernt und in einer Tiefe von 700 Metern. Nach bergmänniſcher Anſicht ſind deshalb die 150 noch in der Grube befindlichen Leute nicht zu retten. — Halle a. S., 28. Jan. Aus Freude über den liberalen Wahlſieg ſtiftete Rentier Bau⸗ mann in Mötzlicher Flur eine Villa und 30 Mor⸗ gen Land für eine Heilanſtalt für Krebskranke. — Lenz, 28. Jan. In der Grube 2 der Zeche von Licvin fand eine Exploſſion ſchlagender Wetter ſtatt. Eine zahlreiche Menſchenmenge drängt ſich um den Schacht. Die Gendarmerie hält die Ordnung aufrecht. Um 2 Uhr Nachmittags waren 681 Bergleute aus dem Schachte herausgefördert, von 812, die am Morgen eingefahren ſind. Die Zahl der Opfer kennt man noch nicht. Der Tod zweier Ingenieure und des Oberſteigers wird be⸗ ſtätigt. — Zahlreiche Direktionen der in der Nähe liegenden Gruben ſind anweſend. Man bemerkt auch die Gruppe der Rettungsmannſchaften aus Courrieres, die mit ihrer beſonderen Ausrüſtung eingetroffen ſind. i — Colombo (0ſtindien), 28. Jan. An Bord des Dampfers „Seydlitz“ vom „Nordeutſchen Lloyd“ kam am Freitag morgen im unterſten Schiffs⸗ Gegen ein Ho⸗ zen zur Linderung ihrer Kopfſchmerzen zu verbren⸗ nen. Nachdem ſich die Geprellten von ihrem Aber⸗ glauben erholt hatten, brachten ſie die Kurpfuſcherin zur Anzeige, die ſich jetzt wegen Betrugs zu ver⸗ antworten haben wird. — Saarbrücken⸗St. Johann, 28. Jan. f In Grube „Rheden“ ereignete ſich heute früh eine furchtbare Schlagwetter⸗Exploſton. Etwa 250 Berg⸗ wollen. Heute Abend werde ich noch einmal nach Ihnen ſehen.“ Als ſich die Tür hinter ihm geſchloſſen hatte, blickte Lady Diana verzweiflungsvoll um ſich. Erſt in dieſem Augenblick wurde ſie ſich der ganzen Größe ihres Verbrechens bewußt. Ein furchtbares Bild tauchte vor ihr auf. Sie ſah ſich ruiniert, mit Schmach und Schande bedeckt, denn bei einer Sektion der Leiche mußten die Spuren des Giftes entdeckt werden, das ſie ihrem unglücklichen Gatten beigebracht hatte. barg ſie ihr aſchgraues Antlitz in den Kiſſen des Sofas. Jetzt war es nicht mehr Juliana allein, die ſie zu fürchten hatte, jetzt galt es raſch zu denken, raſch zu überlegen, wie ſie der ſtrafenden Hand der Ge⸗ rechtigkeit entgehen könne. 20. Kapitel. erlaſſen hatte, beſtieg er eine Droſchke und gab dem Kutſcher Sylvia Caſtella's Adreſſe — eine kleine Villa in der Nähe von Regents Park. In einer Entfernung vom Hauſe ſtieg er aus und legte die letzte Strecke langſam zu Fuß zurück. Immer wieder durchging er in Gedanken die Worte, die Alfred Merivale geſprochen. Wie konnte dieſer nur über ſeine Beziehungen zu Sylvia ſo genau unterrichtet ſein? Woher wußte Alfred, daß er Sylvia's Jawort um jene hohe Summe erkauft hatte, die er als Preis ſeines Schweigens von ihm erhalten? Hatte er Spione in ſeinen Dienſten? Er ſtand jetzt vor der Tür der Villa u, klingelte leiſe. „Bitte, fragen Sie Fräulein Caſtella, ob ſie mich empfangen will,“ ſagte er dem öffnenden Dienſt⸗ mädchen und dieſes anwortete ſofort: „Fräulein Caſtella hat heute Nachmittag die Stadt verlaſſen. Sie kam von einer Ausfahrt zu⸗ r ————ç—r— Mit einem erſtickten Schrei ver⸗ Als Viktor Parnell Sir Alfreds Wohnung 10 Darum nehme ich mein Verſprechen zurück und ſtelle rück und klagte über Unwohlſein. Darum tele⸗ graphierte ſie an die Theaterdirektion, daß ſie krank ſei, und reißte um drei Uhr ab.“ Parnells Herz ſtand einen Augenblick ſtill, dann pochte es in ſo wilden Schlägen, daß er zu zittern anfing. „Wohin hat ſie ſich begeben?“ fragte er mit heiſerer Stimme. „Ich weiß es nicht, Sir. Ich glaube, ſie ging aufs Land, Madame Bernhard begleitete ſie.“ „Und ſie hinterließ keine Botſchaft für mich?“ „O gewiß, Sir; ich bitte um Verzeihung, ich hatte im Moment ganz vergeſſen.“ Das Mädchen eilte weg und kehrte in der nächſten Sekunde mit einem Brief und einem kleinen Paket zurück, die ſie dem Beſucher einhändigte. Parnell war es zu Mut, als ob die Erde ſich zu ſeinen Füßen geöffnet hätte. Ohne die Hülle zu hielt; es waren die Banknoten, die er am Tage ihres Verlöbniſſes ihr überbracht, um derentwillen er ſein ſchuldbeladenes Gewiſſen noch mit einem Meineid belaſtet hatte! Mit kurzem Gruß entfernte er ſich und das Mädchen blickte ihm ſtaunend aber teilnehmend nach. Sie glaubte die Enttäuſchung in ſeinen Zügen richtig deuten zu können Wie ein träumender legte Parnell etwa hundert raum eine Feuersbrunſt, zum Ausbruch die ſich derart ernſthaft geſtaltete, daß man den engliſchen Kreuzer „Diadem“ um Hilfe anrufen mußte. Die Entſtehungsurſache des Brandes ſoll Selbſtentzün⸗ dung der Ladung ſein. Der engliſche Kreuzer „Diadem iſt mit den an Bord genommenen Paſſa⸗ gieren und Poſtſachen glücklich hier eingetroffen. 1 — Nichſchni⸗Nowgorod, 28. Jan. Hier N iſt eine große Hungersnot ausgebrochen undſhat einen ſol⸗ chen Umfang erreicht, daß die Bevölkerung ihre Kleidung verkauft, um ſich Lebensmittel zu verſchaffen, Ihnen die Summe wieder zu. Wenn Sie mir aber beweiſen können, daß ſie Sir Alfred Merivale nicht behilflich waren, ſeines Betters Stelle einzunehmen, daß Sie bei Walter Merirales Verſchwinden nicht die Hand im Spiel hatten, dann will ich die Ihre werden, einerlei, ob ſie reich oder arm ſind — nicht weil ich Sie liebe aber weil ich mein gegebenes Wort nicht brechen will.“ Parnell ſtand, wie an die Stelle gewurzelt, wenigſtens ein dutzendmal überlas ſie die ſchrecklichen Worte. Eine Schwäche befiel ihn, er mußte ſich an die Mauer anlehnen und vermochte nur mühſam zu atmen, er konnte und wollte nicht glauben, daß dies das Ende ſei, daß er Sylvia verloren habe, gerade wo er ſich am Ziel ſeiner Wünſche dünkte. Auf welchem Wege hatte ſie die Wahrheit erfahren? Von welchen Gefahren war er umgeben? Er glaubte doch alle Vorſichtsmaßregeln getroffen zu haben und entfernen, wußte er, was dieſes flache Päckchen ent 1 e nun gab es dennoch eine Perſon, welche die Wahr⸗ heit kannte! Wie der Blitz durchzuckte ihn die Ex⸗ rinneruug an den entlaſſenen Diener Watſon — er und kein anderer konnte hier den Verräter geſpielt haben. Er verwünſchte den Tag, an dem ſie ſich dieſem Menſchen zum Feinde gemacht hatten. Mühſam ſchleppte er ſich weiter, ſeine Glieder drohten ihm den Dinſt zu verſagen, er hatte das Gefühl, als ob eine ſchwere Krankheit im Anzug Schritte zurück, dann erbrach er den Brief und las mit düſterer Miene folgende Worte: „Durch Zufall lernte ich heute die Quelle kennen, aus welcher Sie ſo große Summen ſchöpften. und ich fürchte, ich verſtehe nun auch den Grund, warum Ihnen dieſe zufloſſen. Ich bat Sie, zu be⸗ ſchwören, daß das Geld auf ehrliche Weiſe in Ihren Beſitz gekommen ſei, und Sie ſchworen einen Meineid — wenigſtens iſt dies meine feſte Ueberzeugung. 3 wäre. Die Vereinigung mit Sylvia war ihm wie ein Hafen der Ruhe erſchienen; nun hatte er auch dieſe verloren und nirgends in der Welt gab es ein Weſen, der ein gütiges Wort zu ihm ge⸗ ſprochen, ihm frenndſchaftlich die Hand geboten hätte. Er fürchtete ſich, in die Welt zurückzukehren, nicht aus Feigheit, aber weil er es verabſcheute, von Spionen umgeben zu ſein. (Fortſetzung folgt.) e bu, Mit 8. N * i . 1 1e ej fit d Suben e abe e rene 2 I Heidinger, Mainz, große 8 We . Ile cngerdlles date Selunkeſenen le dan ann S bres Seit i. lelelig große bande ming n dee Meret decken r negra ut Ws del aim hint ni e 0 lelnug all . l en 1 7 8 7