f 1 8 5 2 0 1 t 0 2 d 2 6 — 7 3 Mitteilungen über ö paſſiven Mitgliederzahl und gab eine genaue Ueber⸗ ſicht über die Tätigkeit des Vereins im abgelaufenen Jahre. Es gab viel Arbeit, aber nur durch ernſte Arbeit kann der Verein ſeiner Aufgabe gerecht werden. Der darauf erfolgende Rechenſchaftsbericht, von dem Rechner Herrn Friedr. Keller II. erſtattet, gab ein befriedigendes Bild von den finanziellen Verhältniſſen. Dem Rechner wurde dann der Dank der Verſammlung ausgeſprochen für ſeine pünktliche und gewiſſenhafte Amtsführung. Bei den Wahlen wurde der ſeitherige Schriftführer Herr Andreas Betz einſtimmig wiedergewählt, ebenſo der Rechner Herr Fr. Keller II. Auch die Mitglieder des Stimmenausſchuſſes: Herr Konrad Müller, Herr Friedr. Lackner und Frl. Buggert wurden wieder ernannt. In ſeinem Schlußwort mahnte der Vorſitzende die Mitglieder, allezeit freudig und eifrig für die Sache des evang. Kirchenchores ein⸗ zutreten und wünſchte demſelben auch fernerhin ein kräftiges Wachſen, Blühen und Gedeihen. — Heddesheim, 21. Jan. In der ver⸗ gangenen Nacht wurde der 38 Jahre alte Fabrik⸗ arbeiter Valentin Gerſtner von dem 27 Jahre alten Metallarbeiter Haniel Klemm mit dem Gewehr er⸗ ſchoſſen. Klemm, der kurz vorher in einer Wirt⸗ ſchaft Disput hatte und ſehr aufgeregt war, wollte anſcheinend ſein Gewehr an der Stange einer elek⸗ triſchen Lichtleitung zerſchlagen und dabei traf ein Schuß den Gerſtner, der ſofort tot zuſammenſtürzte. Er hinterläßt eine Witwe mit mehreren minder⸗ jährigen Kindern. — Mannheim, 21. Jan. Geſtern nach⸗ mittag 2 einhalb Uhr iſt innerhalb der Station Friedrichsfeld auf dem noch in voller Fahrt befind⸗ lichen Perſonenzug Nr. 439 von Mannheim ein Reiſender abgeſtürzt und tot mit gebrochenem Genick aufgefunden worden. Nach den vorläufigen Erheb⸗ ungen hatte der Reiſende, ein lediger, etwa 40 Jahre alter Viehhändler aus Ludwigshafen, in Mannheim in einem Durchgangswagen 3. Klaſſe Platz genommen und ſich während der Fahrt nach ö Friedrichsfeld, vielleicht weil er ſich unwohl fühlte, unvorſichtigerweiſe auf die vordere Plattform des Wagens begeben. Dort ſcheint er das Uebergewicht bekommen zu haben, was zu dem verhängnisvollen Sturze führte. — Mannheim, 18. Jan. Unſern Leſern iſt bereits bekannt, daß hier am 1. Mai eine Inter⸗ nationale Kunſt⸗ und große Gartenbau⸗Ausſtellung eröffnet wird, die von der Stadt Mannheim aus daß ihr Leben nur Roſen ohne Dornen bringen werde? Kann ein Menſch tun, was wir taten, ohne darunter leiden zu müſſen? Sie haben wahr⸗ haftig keinen Grund, ſich zu beklagen, Merivale. Alles, was Sie erſtrebten und als ihr gutes Recht betrachten, iſt Ihnen in den Schoß gefallen und nun möchten Sie wohl beſtändigen Sonnenſcheins ſich erfreuen? Mein lieber Alfred, Sie verlangen zu viel. Nun, eine angenehme Nachricht wenigſtens kann ich Ihnen mitteilen. Meine Gegenwart iſt Ihnen verhaßt und ich ſchlage Ihnen vor, daß wir uns auf kurze Zeit trennen. Ich habe meinen Teil der gemeinſamen Arbeit vollendet und möchte nun ein Weilchen ruhen. Während der nächſten vier⸗ undzwanzig Stunden ſollen Sie mich los werden, aber vorher möchte ich noch ein Arrangement mit Ihnen treffen. Ich wünſche nämlich, daß Sie mir ein jährliches, meinen Anſprüchen genügendes Ein⸗ kommen feſtſetzen.“ Dieſe Worten reichten hin, Sir Alfred aus ſeiner Schwäche aufzurütteln. „Sie haben den letzten Pfennig von mir erhalten,“ ſagte er feſt. „Erſt vor kurzem gab ich Ihnen ein ganzes Ver⸗ mögen. Wenn Sie ſo töricht waren, dieſes an eine Perſon wie Syloya Caſtella zu verſchwenden, ſo dürfen Sie nicht erwarten, daß Sie von mir noch weitere Summen erpreſſen können. Es wäre ge⸗ fährlich, Ihnen zu viel Geld in die Hand zu geben; die Leute würden ſofort vermuten, daß Sie es von mir erhalten und zu erforſchen ſuchen warum ich Sie dermaßen bereichere.“ Parnells Miene hatte ſich verändert, als er Sylvias Namen ſo verächtlich von des andern Lippen fallen hörte. „Was kann Ihnen daran liegen, wie ich mein Geld verwende?“ antwortete er gereitzt. „Mit welchem Recht ziehen Sie Fräulein Caſtella in die Unterhaltung?“ 5 i Anlaß ihres 300 jährigen Jubiläums veranſtaltet wird. Protektor iſt der Großherzog von Baden, und das badiſche Staatsminiſterium hat ſein Intereſſe an der Ausſtellung dadurch bekundet, daß es die Genehmigung zur Veranſtaltung einer Ausſtellungs⸗ lotterie erteilt hat. Es werden für 36.000 Mk. Gewinne in bar und für 84.000 Mk. Wertgegen⸗ ſtände ausgeſpielt; das Loos koſtet 1 Mark. Es haben ſich ſchon verſchiedene erſtklaſſige Lotteriege⸗ ſchäfte um die Uebernahme dieſer Lotterie bemüht, ſo daß die definitive Vergebung in allernächſter Zeit zu erwarten ſteht. — Karlsruhe, 20. Jan. beabſichtigt, zunächſt auf Probe, beitszeit im Bureaudienſt einzuführen, und zwar ſollen auf Probe die Bureauſtunden von 8 4 Uhr Sommers und 9—5 Uhr Winters verlegt werden mit einer halbſtündigen Mittagspauſe. Das Mini⸗ ſterium des Innern veranſtaltet zurzeit eine Umfrage darüber bei den Beamten der Bezirksämter und ſtädtiſchen Verwaltungsſtellen. Von der vorgeſchla⸗ genen Aenderung der Bureaudienſtzeit erwartet das i Miniſterium einen Vorteil für den Staat durch Erſparniſſe für Licht uſw., für das Publikum da⸗ durch, daß es in ſeiner Mittagspauſe die Behörden aufſuchen und ſeine Geſchäfte erledigen kann, was ihm bisher nur durch Verlaſſen des eigenen Ge⸗ ſchäftes ermöglicht war, und für die Beamtenſchaft eine ergiebigere Erholung, als es bisher möglich war. Die Stimmung in der Beamtenſchaft iſt für die Einführung günſtig, was auch auf der General⸗ verſammlung der verſchiedenen Beamtenvereine zum Ausdruck kam. — Ueberlingen, 19. Jan. Die Regierung die engliſche Ar⸗ Eine bemer⸗ kenswerie Bekanntmachung veröffentlichen die Schuh⸗ machermeiſter von Ueberlingen im „Seeboten“. Auch dieſer Stand leidet unter den Steigerungen der Rohmaterialien, er will indeſſen nicht durch Preisſteigerung der Kundſchaft gegenüber ſich ſchad⸗ los halten, ſondern erſucht lediglich bei Reparaturen (Sohlen und Fleck) um ſofortige Barzahlung. — Frankfurt, 20. Jan. Im Lagerkeller der Brauerei Kempff in Sachſenhauſen ereignete ſich Samſtag vormittag ein tötlicher Unglücksfall. Der 36 Jahre alte verheiratete Brauereiarbeiter Joſeph Rebhahn war mit dem Abfüllen von Bier von einem Lagerfaß in ein Transportfaß beſchäf⸗ tigt; das Abfüllen erfolgt durch Luftdruck. Das Lagerfaß war leer geworden und Rebhahn ſchlug, anſtatt ſofort die Luft abzuſtellen, das Faß zu. Dieſes hielt den ſtarken Luftdruck nicht aus und „Mit welchem Recht?“ lachte Sir Alfred höniſch. „Sie ſind ein Tor, Parnell. Daß Sie der Schau⸗ ſpielerin zu Füßen liegen, weiß jederamann und ſolche Damen kennen keine Diskretion. Noch vor kurzem waren Sie als ganz mittellos bekannt; woher ſollen Sie nun plötzlich ein Vermögen zu verfchenken haben? Mir predigen Sie ſtets Vorſicht und Klugheit, aber Sie ſelbſt bringen ſich leichtſinnig in den Mund der Leute.“ Parnell war ſehr bleich geworden. „Wer ſprach Ihnen von Sylvia fragte er befremdet. Alfred lachte verächtlich. Es gewährte ihm eine momentane Befriedigung, den anderen ein wenig quälen zu können. „Die Geheimniſſe einer Theaterdame pflegten nicht ſo ſtreng gewahrt zu werden,“ entgegnete er mit Hohn. „Es kam mir tatſächlich zu Ohren, Sie hätten Ihr Eheverſprechen, mit ſchwerem Gelde erkauft.“ f Parnell ſaß regungslos auf ſeinem Stuhl. Sein Geſicht zeigte einen ſo ſchmerzlichen Ausdruck, daß Alfred ihn ſtaunend und faſt mit einem Ge⸗ fühl des Mitleids betrachtete. „Seien Sie offen mit mir, Viktor,“ ſagte er, „lieben Sie dieſe Frau wirklich?“ „So ſehr, daß ich aus Liebe zu ihr zum Ver⸗ brecher geworden bin,“ war die ruhige Entgegnung. „Ein ſeltſamer Liebesbeweis allerdings, aber ich konnte nicht anders.“ Sir Alfred durchſchritt eine Weile nachdenklich das Zimmer. „Parnell,“ begann er plötzlich, „kam Ihr nie der Gedanke, daß eine Art Fluch 05 15 laſtet? Sie lieben dieſe Frau, ich liebe eine andere aber werden wir je das Ziel unſerer Wünſche 5 reichen?“ Caſtela s der letzten Zahlung bemerkte ich Ihnen, daß es nun wurde auseinandergeſprengt. einem Stück des Faſſes an den Kopf getroffen und ſtarb nach kurzer Zeit. Berlin, 20. Jan. Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, Sohn des verſtorbenen Prinzregenten von Brauuſchweig, iſt an einer Hals⸗ entzündung erkrankt. Er befindet ſich im Weſt⸗ ſanatorium in Charlottenburg. Von anderer Seite wird noch gemeldet: Prinz Friedrich Heinrich ſteht in Behandlung des bekannten Chirurgen Geheimrat Dr. Sonnenburg. Angeblich handelt es ſich nut um eine Halsentzündung, die aber ſo ſtark auftritt, daß der Prinz, der übrigens den ganzen Tag zu Bett liegt, faſt gar keine Nahrung zu ſich nehmen kann. Er kann auch nur mit großen Anſtrengungen ſprechen und empfängt deshalb keine Beſuche, Geſtern war das Befinden des Prinzen günſtiger als am Freitag. Ob das Leiden einen operativen Eingriff nötig machen wird, ſteht noch nicht feſt. Jedenfalls heißt es, daß der Zuſtand des Prinzen zu ernſten Beſorgniſſen durchaus keinen Anlaß gibt. Candwirte, ſeid gewarnt. Im Reklameartikel des Vereins der Thomas⸗ phosphatfabriken wird den Landwirten einſeitige Düngung mit Thomasmehl empfohlen auf Grund einiger, den Publikationen von Kalüntereſ⸗ ſenten entnommenen Sätze, die aus dem Zuſammen⸗ hang herausgeriſſen und in einer den Sinn voll⸗ kommen entſtellenden Art verwandt ſind. Die jedem Landwirt vertrauten und allgemein als richtig anerkannten Forſchungen Liebigs, Mgerk⸗ kers, Schultz⸗Lupitz und vieler anderer haben er⸗ geben, daß normale Ernten und Höchſterträge nu dann erzielt werden können, wenn die wichtigſten Pflanzennährſtoffe: Kali, Stickſtoff, Phos⸗ phorſäure und unter Umſtänden auch Kalk in genügender Menge im Boden vorhanden ſind. Bis vor etwa Jahresfriſt hat auch der Thomas verein dieſen Standpunkt vertreten. Wenn er jetzt ein⸗ ſeitige Phosphorſäuredüngung betont, widerſpricht er den bewährten Grundſätzen der Düngerlehre, Abgeſehen von den Fällen, wo eine Phosphorfäure⸗ düngung nicht notwendig iſt, werden Stickstoff und Phosphorſäure nur dann richtig ausgenutzt, wenn Kali zugefügt wird. Die vielen Mißerfolge bei der einſeitigen Düngung mit Stickſtoff und Phosphorſäure ſind darauf zurückzuführen, daß Kali vergeſſen war. i 8 5 n Augen Viktor Parnell ſprang auf; in ſeine loderte ein leidenſchaftliches Feuer. „Wie es Ihnen ergehen wird, weiß ich nicht, rief er, „aber ich will nicht umſonſt getan haben, was ich tat. Laſſen wir jetzt dieſe Sentimental täten, und kehren wir zu unſeren Geſchäften zurüß, Wie ich Ihnen vorhin ſagte, möchte ich vor meinen Weggehen alles geordnet haben.“ . „Ich habe nichts mehr zu ordnen,“ verſezte Merivale in ſeinem früheren ſchroffen Tone. „We damit zu Ende ſei. „Das war töricht von Ihnen,“ ſprach Parnell lächelnd, „da Sie nicht in der Lage ſind, Beſtim mungen zu treffen. Ich verlange die Hälfte von allem, was Sie beſitzen. Ein Verſuch, mich zu hintergehen, wäre zwecklos. Sie ſind in meiner Hand, ich kann Sie zwingen. „Dann tun Sie ihr ſchlimmſtes und hören Sie auf mit Ihren ewigen Drohungen!“ rief Sit Alfred entſchloſſen. „Gemach, mein Freund,“ ziſchte Parnell, „Sie könnten mich zu weit treiben!“ Ein Achſelzucken war Sir Alfreds einzige Antwort. Dann wandte er ſich um und verließ das Zimmer. Er fühlte ſich ſchwach und krank, abet trotzdem beſchloß er, zu Lady Betty zu fahren, Vielleicht weilte Juliana bei ihrem Onkel und er konnte ſie gar nicht ſprechen, immerhin wollte er einen Verſuch machen. Während ſich ſeine Gedanken damit beſchäftigten, erſchien Parnell unter der Tir ſeines Schlafgemaches. 2 (Fortſ Rebhahn wurde von