— Mannheim, 2. Jan. Angeſichts der Reichstagswahlen richtet die hieſige Handelskammer in ihrem ſoeben erſchienenen Jahresbericht eine ernſte Mahnung an die Angehörigen des Handels und der Induſtrie. Nachdem ſie auf die geplanten Schiffahrtsabgaben, auf die neuen Reichsſteuern, auf die Verzögerung der Börſen⸗Reform, des Ge⸗ ſetzes über den Verſicherungsvertrag und verſchie⸗ dener anderer notwendiger geſetzgeberiſchen Aufgaben hingewieſen, fährt ſie fort: „Doppelt iſt es darum zu beklagen, daß nicht eine größere Zahl von An⸗ gehörigen des Handels und der Induſtrie unter Hintanſetzung ihrer privaten Intereſſen zur Ver⸗ tretung ihrer Berufsgenoſſen ſich bereit finden läßt. Nie war die Notwendigkeit des Zuſammen⸗ ſchluſſes für die Vertreter des Handels und der Juduſtrie zwingender als jetzt, wo deren Intereſſen von allen Seiten bedroht werden. Die Gelegenheit, Macht und Einfluß auf die Richtung üfſerer Wirt⸗ ſchaftspolitik zu erringen, iſt jetzt gegeben, ſie kehrt in 5 Jahren nicht wieder. — Karlsruhe, 2. Jan. Mit den Arbeiten der Rheinregulierung iſt bei Hochſtetten, A. Karls⸗ ruhe, begonnen worden. Wie man der „Bad. Pr.“ ſchreibt, handelt es ſich zunächſt um die Herſtellung einer Fahrrinne. Die mächtigen, ſtets bei Hoch⸗ waſſer wandernden Kiesbänke ſollen an beſtimmte Stellen getrieben und dort feſtgelegt werden. Hierzu ſind ſog. „Senkwürſte“ nötig, die aus langen Reiſig⸗ bündeln und Bruchſteinen beſtehen. Dieſe bindet man mit Draht zuſammen und verſenkt ſie an den Stellen, die die Schiffahrtsrinne abgrenzen ſollen. Durch entſprechende Mengen ſolcher Senkwürſte werden ſogen. „Sporen“ gebildet, in welche der Strom die Kiesbänke hineintreibt; es ſoll ein fer⸗ neres Verſchieben dieſer Kiesmaſſen dann ausge⸗ ſchloſſen ſein. Die geſamte Bauzeit für die Rhein⸗ regulierung (Strecke Mannheim⸗Straßburg) iſt auf 15 Jahre berechnet. — Karls ruhe, 2. Jan. Für die Pferde⸗ züchter des unterbadiſchen Pferdezuchtverbands dürfte es gewiß von Intereſſe ſein, zu erfahren, welch hohen Wert man in Belgien auf einen guten Zucht⸗ hengſt legt, der hervorragende Nachkommen aufzu⸗ weiſen hat. So wurde in letzter Zeit dem Hengſt⸗ halter Kopp in Kirchardt für ſeinen berühmten Rot⸗ ſchimmelhengſt „Carthago“ von belgiſchen Pferde⸗ züchtern die ungewöhnlich hohe Summe von 20 000 Mark geboten, um dieſen durch ſeine ausnehmend gute Vererbung ſehr wertvollen Hengſt wieder zurück nach Belgien zu bekommen. Dieſes Angebot, wel⸗ die er ihr zu bringen hatte, war für Lady Diana keine Neuigkeit. Sie hatte zu hören erwartet, daß der Ohnmachtsanfall ſich wiederholt habe. Da der Doktor gerade bei ihrem Gatten war, verblieb ſie in der Halle bis zu ſeinem Weggehen. Auch ſein Geſicht zeigte einen bekümmerten, faſt beſtürzten Ausdruck. „Ich fürchte, Lady Diana,“ ſagte er ernſt, „daß Herr Armand ſich übermäßig angeſtrengt hatte. Seine Schwäche iſt groß und die Herztätigkeit ſehr gehemmt. Er ſcheint mir in ſeltſamer Weiſe verändert.“ Lady Diana ſeufzte tief. „Ich verſichere Sie, Herr Doktor, ich habe ſchon längſt meine Beſorgniſſe um Eduards Ge⸗ ſundheit,“ entgegnete ſie in ihren ſüßeſten Tönen. „Aber mein bitten, er möge ſich in Ihre Behandlung geben, war vergeblich. Ich glaube, der plötzliche Tod ſeines alten Freundes, Sir Egbert Merivale, war eine große Erſchütterung für ihn. Hoffentlich finden Sie ihn nicht bedenklich erkrankt?“ Doktor Anderſon zögerte ein wenig mit der Antwort. „Um ganz offen zu ſein, Lady Diana, ſein Zuſtand ſcheint mir rätſelhaft. Ich habe ihn genau ausgefragt, aber er konnte mir keine Er⸗ klärung für dieſe plötzliche auffallende Schwäche geben. Sollte eine ernſtliche Krankheit ihn be⸗ 9965 ſo würde ſein Leben allerdings ſehr gefährtet ein.“ Wir müſſen ihn recht ſorgſam vor jeder Er⸗ regung hüten,“ verſetzte Lady Diana haſtig. „Ich danke Ihnen ſehr für Ihren Beſuch, Herr Doktor, es war ſo gut von Ihnen, zu kommen.“ Doktor Anderſon verabſchiedete ſich, ganz ent⸗ zückt von Lady Dianas Liebenswürdigkeit, während die Dame raſch die Treppe hinaufging. Vor ihres Gatten Tür zögerte ſie einen Augenblick, dann zuckte Sie verächtlich die Achſeln und trat ein. ches in Anbetracht deſſen, daß „Carthago“ bereits 15 Jahre alt iſt, als ein wahrhaft glänzendes be⸗ zeichnet werden kann, hat aber Herr Kopp abgelehnt, um dieſen für unſere unterbadiſche Pferdezucht ſehr wertvoll gewordenen Hengſt auch fernerhin zu er⸗ halten. — Diedels heim, Amt Bretten, 2. Jan. Ein myſteriöſer Fall erregt zur Zeit die hieſige Einwohnerſchaft. In der Neujahrsnacht gegen 1 Uhr wurden im Schlafzimmer des hieſigen Wald⸗ hüters Wackenhuth drei ſcharfe Schüſſe (2 Kugel⸗ und 1 Schrotſchuß) abgegeben, welche die Scheiben zertrümmerten, zum Glück aber niemand trafen. Ein bald nach dem Vorkommnis als der Tat ver⸗ dächtig verhafteter 16 jähriger Schreinerlehrling, den die Frau des Wackenhuth erkannt haben will, wurde in das Ortsgefängnis im Rathaus verbracht. Als mau am andern Morgen nach dem Inhaftierten ſehen wollte, war er verſchwunden, in der Wand des im Erdgeſchoß gelegenen Ortsarreſts fand ſich ein großes, und wie deutlich ſichtbar, von außen eingeſchlagenes Loch. Der alsbald durch die in⸗ 1 lich Mitſchuldigen wurden durch anrückende deutſche zwiſchen verſtändigte Gendarmerie von Bretten neuerdings verhaftete Burſche, der ruhig ſeinen Ge⸗ n nut äußeren Erſcheinung, ſondern auch in ſeinem ganzen ſchäften nachgegangen war, will nichts gehört haben, da er geſchlafen hat. Als er aufgewacht, habe er das große Loch geſehen und ſei hinaus, weil ihm die Sache unheimlich (ö) geworden ſei. Nähere Unterſuchung iſt eingeleitet. — Freiburg, 2. Jan. Aus noch unbe⸗ — Straßburg, 2. Jan. Geſtern nacht gerieten Soldaten des 15. Feld⸗Artillerie⸗Regiments in der Kantine in Streit, den ſte im Kaſernenhof fortſetzten. Plötzlich zog der eine ein Meſſer und verletzte die drei andern ſo ſchwer, daß ſie noch in der Nacht ins Lazarett gebracht werden mußten, wo der eine bald ſeinen Verletzungen erlag. — Koblenz, 2. Jan. Am 1. Januar trat der katholiſche Militär⸗Oberpfarrer des 8. Armee⸗ korps, Keck, aus Geſundheitsrückſichten in den Ruhe⸗ ſtand. Keck, ein geborener Badener, hat als Mili⸗ tärpfarrer den deutſch⸗franzöſtſchen Krieg mitgemacht und ſeine Kriegserlebniſſe in einer kleinen Schrift veröffentlicht. Während des Feldzuges war er in Gefangenſchaft geraten und als Spion zum Tode verurteilt worden. Vergebens berief er ſich darauf, daß er Prieſter ſei, ſeine franzöſiſchen Amtsbrüder ſprachen ihm die Zugehörigkeit zum Prieſterſtande ab, wohl ſeiner äußeren Erſcheinung wegen, denn Keck trug und trägt einen ſtarken Vollbart. Durch beſonderen Zufall wurde die Ausführung des ſofort vollſtreckbaren Urteils unmöglich; er und die angeh⸗ Truppen befreit. Keck war nicht nur in ſeiner Weſen ein echter Soldatenpfarrer, der mit ſeinen Soldaten wohl herzlich, aber auch echt deutſch ſpre chen konnte. — Eſſen, 4. Jan. Auf der Zeche Ludwig bei Recklinghauſen wurde der Bergmann Kutzke bei kannter Urſache ließ ſich die 26 Jahre alte Stu⸗ dentin der Mathematik und Naturwiſſenſchaft, Frl. Hilka Simon aus Norden (Oſtfriesland) zwiſchen hier und Zähringen vom Zuge überfahren. Unglückliche war ſofort tot. — Lahr, 1. Jan. Ein unangenehmes Ende Die der Anfahrt des Förderkorbes mitten durchgeſchnft⸗ ten; er war ſofort tot. — Berlin, 4. Jan. Ein 15ßjähriger Schüler erſchoß ſich geſtern; er hinterließ einen Brief, nach welchem er den Selbſtmord wegen nahm kürzlich eine Schlittenpartie, die von einer ſich der Poſtoffiziant, der wegen Nachläſſigkeit im hieſigen Geſellſchaft ins Schuttertal unternommen wurde. Auf der Heimfahrt fuhr der Schlitten gegen einen Steinhaufen, die Inſaſſen wurden herausge⸗ ſchleudert und die Pferde rannten davon, noch ehe ſich die Beſtürzten von ihrem Schrecken erholen konnten, ſodaß die vorher ſo luſtige Geſellſchaft betrübt zu Fuß den Weg von Seelbach nach Lahr zurücklegen mußte. Hier angekommen, erfuhren ſie, daß die Pferde welche ſie längſt im Stalle wähnten, nicht nach Hauſe gekommen waren, und nun ging ein großes Suchen los, das ſich bis nach Dinglingen und zurück ins Tal erſtreckte. Stunden wurden die armen Tiere vor Kälte zitternd in Reichenbach im Bache ſtehend aufgefunden. Herr Armand liegt, von Kiſſen geſtützt, auf einem Divan neben dem geöffneten Fenſter u. machte einen entſetzlichen Eindruck. Als ſeine Gattin ſich ihm leiſe näherte, öffnete er die Augen und lächelte traurig. „Es tut mir ſo leid, daß Du Dich beunruhigt,“ ſagte er matt, „es iſt nur eine kleine Schwäche in⸗ folge der Hitze.“ Gottloſigkeit begangen habe. — Wien, 4. Jan. In Wittkowitz rächte Dienſt vom vorgeſetzten Poſtmeiſter angezeigt und diszipliniert worden war, an dieſem in nieder⸗ trächtiger Weiſe. Da er die phyſiſche Kraft des Mannes fürchtete, veranlaßte er durch eine falſche Meldung deſſen Entfernung und erſchlug dann die Frau des Poſtmeiſters mit einem Hammer. — Bukareſt, 2. Jan. Geſtern beging Kö⸗ nig Karol ſein 50 jähriges preußiſches Militär⸗ jubiläum. Der König wurde von Offiziersdeputati⸗ onen des 1. preußiſchen Feldartillerieregiments und Nach drei vollen Doktor Anderſon iſt der Anſicht, daß Du Dich überarbeitet haſt, Eduard. Ich werde darauf be⸗ ſtehen, daß Du Dir wenigſtens für eine Zeit lang volle Ruhe gönnſt.“ Es lag ein zärtlicher Klang in ihrer ſonſt ſo ſcharfen Stimme, der den Kranken tief bewegte. Wie wenig wußte dieſe kalte, egoiſtiſche Frau von dem Reichtum an Liebe, die in dem Herzen des Gatten für ſie brannte! Es war die einzige Leiden⸗ ſchaft, ſeines Lebens geweſen, die er, obſchon er ſie als Torheit erkannte, niemals zu bekämpfen vormocht hatte. Und als Diana jetzt an ſeiner Seite ſtand, mit ihrer weichen Hand ſeine Stirn berührte, und tatſächlig bekümmert um ihn ſchien, kam er der Bedeutung des Wotes Glück näher als je zuvor in ſeiner Ehe. Er bat fie, ſich ſeinetwegen nicht zu quälen und wollte auf ihren Vorſchlag, den Reſt des Tages bei ihm zu verbringen, durchaus nicht eingehen. Uf nicht heute die große Abendgeſellſchaft bei der Herzogin von Cheſter?“ fragte er leiſe. „Was würden Deine Freunde ſagen, mein Liebling, weun 1 125 bei einer ſolchen Gelegenheit hier zurückhalten wollte. „Meine Freunde würden fertig werden, Eduard. Ich bin dieſer vielen Feſt⸗ lichkeiten manchmal ganz müde und ſehne mich, weit von hier weg zu gehen an einen Oort, wo wir noch niemals waren.“ Der Kranke verſuchte, eine Erwiderung zu ſehr gut ohne mich des 9. Dragonerregiments namens Kaiſer Wilhelms beglückwünſcht. 5 geben aber ſeine Schwäche war ſo groß, daß er kein Wort jetzt hervorbringen konnte. Er ſchloß Augen und ſank, mit leiſem Stönen wieder in die Kiſſen zurück. Lady Diana betrachtete ihn einige Minuten. Er ſchien feſt eingeſchlafen zu ſein und ſie entfernte ö ſich leiſe aus dem Zimmer. „Ich muß es Juliana wiſſen laſſen,“ ſagte ſie für ſich, ſie würde Berdacht ſchöpfen, wenn ich ihr die Erkrankung ihres Onkels vorenthielte. Jetzt gilt es klug und vorſichtig zu ſein, und ich denke“ — ein häßliches Lächeln umſpielte ihren Mund „Diana Armand wird ſpielen wiſſen.“ ihre Rolle zu 18. Kapitel. Wir verließen Sam Bury, auf der Straße vor dem Theater ſtehend, in welchem Silvia Caſtella als Königin herrſchte. Als deren Wagen verſchwunden war, entfernte ſich auch Viktor Parnell, offenbar in Gedanken verloren. Sam Bury folgte ihm auf dem Fuße; ihm war aber plötzlich die Ueberzeugung gekommen, daß es für ihn ein Wert ſein könne das Tun und Treiben dieſes Mannes genau zu beobachten. „Kein rechtſchaffener Menſch würde mit einem Alfred Merivale enge Freundſchaft ſchließen,“ ſagte er ſich, „vielleicht hatte mein armer Junge es mit zwei Feinden aufzunehmen.“ Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm; Angſt und Sorge und Uebermüdung hatten ihm denſelben aus gepreßt. Parnell, ſchritt langſam weiter, bis er Alfred Merivale's Wohnung erreichte. Selbſtverſtändlich hatte er ſich hier ganz einlogiert, wo ihm ohne Koſten beſte Verpflegung zuteil wurde. * det am Smeg, * 5 J Solf in Sethe . An nlih zu derte — bez dre mn n ee