1 8 8 Anzeiger für Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1. 1055 mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der 5 Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. eklamen 20 fg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis eiter n einigen Hunden ichs, Holzhandlung — —-— Das mavokkaniſche problem. Die trotz der Konferenz von Algeſtras nicht Ahörenden, ja, immer weiter zunehmenden inneren Wirren in Marokko, bei denen erſichtlich auch eine feindſelige Stimmung gegen die Europäer hervor⸗ kit, haben die Möglichkeit einer europäiſchen Merventiun in dieſem nordafrikaniſchen Reiche nahe rückt. Bereits treffen Spanien und Frankreich, helchen Mächten bekanatlich von der Konferenz zu Mheſiras das Polizeimandat in Marokko übertragen Vorbereitungen zu einem eventuellen militäriſchen Elnſchreiten. Spaniſche und franzöſtſche Kriegs⸗ ſhiffe mit Landungstruppen an Bord ſind vor Tanger eingetroffen, wo außerdem auch das Er⸗ ſcheinen des engliſchen Mittelmeergeſchwaders er⸗ Wörle wird; bereits iſt eine gemeinſame Landung paniſcher, franzöſiſcher und britiſcher Marineſoldaten Tanger in's Auge gefaßt. Bezeichnender Weiſe geben ſich in Spanien ſelber große Beſorgniſſe Regen der Conſequenzen eines kriegeriſchen Auf⸗ lretens Spauiens in Marokko kund, wie dies aus ker ganzen Reihe von Anfragen erhellt, welche Reſer Tage in beiden Häuſern der Kortes an die Regierung betreffs der geplanten marokkaniſchen Alion gerichtet worden ſind. Die Regierungsver⸗ kreter berſicherten in ihren Antworten zwar hoch unnd feuer, es ſei kein Anlaß zur Beunruhigung borhanden, Spanien werde nur mit äußerſter Vor⸗ deſſen möglicher mißlicher Ausgang die berhängnis⸗ vollſten Rückwirkungen auf Spanien ausüben müßte. In den Madrider Regierungskreiſen ſcheint man ſich indeſſen an dem Gedanken förmlich zu berauſchen, zuſammen mit dem benachbarten Frankreich ein „bischen Großmacht“ auf afrikaniſchem Boden zu ſpielen, und ſo geht man denn leichten Herzens an eine Aktion, von der der Miniſter des Außeren im ſpaniſchen Senat ſelber erklärte, er vermöge nicht zu ſagen, wie ſie ſich entwickeln werde. Vorerſt bleibt abzuwarten, ob die Franzoſen und Spauier wirklich begründeten Anlaß erhalten, Truppen in Tanger zu landen. Doch wären ſelbſt in ſolchem Falle noch keine Urſache vorhanden, in einer derartigen Maßnahme den Anfang zu einer dauernden Beſetzung Marokkos durch Spanien und Frankreich zu erblicken, denn das Protokoll der Konferenz von Algeſiras berechtigt dieſe beiden Mächte in Tanger und anderen marokkaniſchen Häfen Truppen zu landen und dort eine morokkaniſche Polizei unter ſpaniſchen und franzöſiſchen Offizieren zu errichten. Alles hängt eben davon ab, wie ſich die Marokkaner zu einer Landung europäiſcher Truppen an ihrer Küſte ſtellen werden; ſollten ſie ihr erbitterten Wiederſtand leiſten, ſo würde hiermit das marokkaniſche Problem freilich in ein bedenkliches Fahrwaſſer gleiten. Der Korreſpondent der „Köln. Ziegel nung küche und Zubehr Anlage 116. Sadenbun eins jahr. g, 24. ds. Ni, ſammenſein im Lokal (Nebn⸗ ) mit „Beſprechm ngelegenheiten m reinsmitglieder.“ und pünktliches k end erſucht. Der Vorſtand. n für den eren eim Vereinskaſſe, Shauſen abgegeben Telegramm an das rheiniſche Weltblatt ſeinen Be⸗ ght vorgehen, aber offenbar fühlt ſich die aufge⸗ ſorgniſſen wegen der Folgen einer etwaigen Landung legte öffentliche Meinung des Landes der Kaſtanien ſpaniſcher und franzöſiſcher Truppen in Tanger durch dieſe Erklärung vom Regierungstiſche nicht unverhohlen Ausdruck. Er betont, die Nachrichten nderlich beſchwichtigt. Allerdings iſt nicht zu ver⸗ über fremdenfeindliche Ausſchreitungen in Marokko kennen, daß ſich Spanien bei einer bewaffneten ſeien übertrieben; ſollten jedoch die Mächte ein be⸗ Aion gegen Marokko leicht in ein Abenteuer wafftetes Einſchreiten belieben, ſo würde hierdurch ſtürzen kann, dem es bei ſeinen mißlichen finanziellen der Erfolg der Konferenz von Algeſiras in Frage Herhältniſſen und ſeiner keineswegs imponierenden geſtellt werden. Der Korreſpondent rät an, den Mltäriſchen Macht ſchwerlich gewachſen wäre und bekannten Schaik Raiſuli zu den bevorſtehen Der Obige. -Club Gegr. 1903. Kommende Ztg.“ gibt denn auch in einem bemerkenswerten 1 Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme 3 — ö 5 3 — 77 77 — —.— 3 ————— 5 * 95. 5 Dienſtag, den 27. November. 1906 Beratungen der Vertreter der Mächte in Tanger heranzuziehen, da er doch nun einmal ein Macht faktor in Marokko geworden ſei. ohne Raiſulis in Tanger und dem ganzen ſchon heute groß, gegenſehen. Verſchiedenes. Ladenburg, 24. Nov. Gültigkeit der Bürgerausſchußwahl in der Niederſtbeſteuerten, bei welcher die Sozialdemo⸗ kraten mit einer Minderheit von 6 Stimmen unter⸗ legen ſind, wurde von ſozialdemokratiſcher Seite aus beim Gr. Bezirksamt Mannheim Proteſt erhoben. Ladenburg, 26. Nov. Vergangenen Samſtag vormittag wurde dem ledigen Michael Deck von hier von der Dreſchmaſchine, an der er beſchäftigt war, der linke Fuß, oberhalb des Fuß⸗ knöchels vollſtändig abgeriſſen. Der Bedauerns⸗ werte wurde ſofort nach Heidelberg in die Univerſi⸗ tätsklinik überführt. 8 Ladenburg, 27. Nov. Viehzählung im Deutſchen Reiche zember ſtatt. r. Laden burg, 27. Nov. Am vergangenen Sonntag hielt die Ortskrankenkaſſe Ladenburg im Die diesjährige findet am 1. De⸗ Gaſthaus zur Roſe hier ihre ordentliche General⸗ verſammlung ab. Die Tagesordnung war folgende: 1. Bericht des Vorſtandes über den gegenwärtigen Stand der Kaſſe; 2. Wahl einer Rechnungsprüf⸗ ungskommiſſion zur Prüfung der Rechnung des laufenden Jahres; 3. Erſatzwahlen in den Vorſtand Sonntag, 2, i N Nov. wird al rückhalten. Ich habe ſolche Zuſtände ſchon früher unſerem Naß M Ehre und Namen. geſehen; es kann Stunden dauern, bis er wieder um 3 Uhr , ˖ von Clara Rheinau. zu Beſinnung kommt, wir haben alſo Zeit, unſere ginnend, da * lichen (Nachdruck 1 0 Pläne zu entwerfen. Haben Sie mich verſtanden?“ Weltspe i Eine böse Geschichte für uns, Merivale,“ Alfred erhob ſich, nahm das Glas Kognak vom mit der Fi; urmelte Wi 1 1 1 10 ſo 1 Tiſche und leerte es auf einen Zug; dann atmete ballklub „Ger ſchtig ſein 2 . 5 er tief auf und die Farbe kehrte in ſeine Wangen u 8 ö a 5 urück. mama 11 Alfred erwiderte nichts; er ſank auf einen 3 2 . 0 5 wigshafn kahl nieder und bedeckte ſein Geſicht mit der Hand. „Was ſchlagen Sie vor? fragte er haſtig. „Ihn hier zu verbergen wäre gefährlich. Wer kann wiſſen, ob nicht drunten jemand auf ihn wartet? Wer kann wiſſen. —“ Parnell unterbrach ihn mit einer Verwün⸗ ſchung. „In der änßerſten Not iſt man nicht wählerich mit ſeinen Waffen,“ ſagte er barſch. „Walter darf dieſes Haus nicht verlaſſen, wenigſtens nicht früher, als bis unſer Weg etwas klarer vor uns liegt, wie jetzt. Die Sache iſt nicht ſo ſchwierig Suchen Sie Watſon für eine halbe Stunde los zu werden. Ich weiß, daß Sie ein paar unbenützte Zimmer haben; in einem derſelben müſſen wir Walter unterbringen. Ich glaube kaum, daß Wat⸗ ſon je ſeine Raſe in einem dieſer Räume ſteckt, aber auch dieſes Riſiko müſſen wir mit in den Kampf nehmen. Raffen Sie ſich auf, Menſch, Sie ſcheinen gar nicht zu ſehen, wie uahe Sie dem Ab⸗ grund ſind.“ Alfred fühlte ſich in der Tat unfähig zu handeln eler werden erſuch 90 Ur uf 10 Azlicher Ruin, Schmach und Schande tauchten 2 * 5 Schreckensgeſpenſter vor ihm auf. Aus Parnells en ſprach grenzenloſe Verachtung, während er Walters geſenktes Haupt herabblickte. ö Wahrlich ein tapferer Streiter, der ſich gleich ſſchlagen gibt,“ ſagte er ſpöttiſch. „Laſſen Sie ich kaſch überlegen. Es muß einen Ausweg aus leſer Klemme geben.“ . f Mit dem Likörglas in der Hand ſtand er eine Ale in tiefes Nachdenken verſunken. Ein Gedanke I den andern; es war nicht das erſtemal, daß einer unmittelbaren Gefahr gegenüber zu handeln e. Nach kurzer Pauſe ſchien ſein Entſchluß gefaßt ein. Anſtatt Walter, der noch immer wie leb⸗ auf dem Boden lag, den Kognak einzuflößen, andte er ſich zu Alfred. Eben iſt nicht die Zeit zu weinen,“ ſagte er mildem Tone, jetzt gilt es zu handeln. Hören A mich an, Merivale. Wenn jener unſer Haus leder verläßt, dann ſind wir beide verloren. Uns nur eines zu tun — wir müſſen ihn hier zu⸗ bekannt genoß, Mannheimer Prüfungsabu als Schier. n im Lokal gu liche aktiben . u haben mn eingeladen fil ton gert piehlt ſic in 2 „Arrangieren Sie alles nach Gutdünken,“ ſprach er finſter. „Sie verſtehen dies beſſer, als ich.“ Parnells Lippe kräuſelte ſich verächtlich. Für den Augenblick ſchwieg er jedoch und überlegte. „Sie müſſen auf den Korridor hinaus gehen,“ ordnete er an, „Watſon herbei rufen und ihn beauf⸗ tragen, Ihre Briefe aus dem Klub zu holen. Natürlich wird man ſie ihm nicht ausliefern, doch das iſt Nebenſache, der Gang wird ihn eine halbe Stunde fern halten. Aber um Gottes willen, Menſch, nehmen Sie ſich zuſammen! Ihr Geſicht, Ihr ganzes Weſen könnte Sie zum Verbrecher ſtempeln.“ Es lag ſo viel Geringſchätzung in Parnell's Ton, daß Alfred ſich gewaltſam aufraffte. Mit einem ſcheuen Blick auf Walters ſtille Geſtalt ver⸗ ließ er das Zimmer; Parnell hörte ihn draußen ſeinen Diener rufen. Er ſelbſt kniete wieder neben Walter nieder und neigte ſich forſchend über ihn. Bei dem Anblick des armen Opfers konnte er ſich einer mitleidigen Regung nicht erwehren und es wieder⸗ ſtrebte ihm heftig, ſich an dem geplanten Unrecht, zu beteiligen. Allein dies war nicht der Augenblick, ſich weichen Gefühlen hinzugeben; ihm lag es ob, die Löſung eines höchſt ſchwierigen Problems zu finden. Sobald er die äußere Tür ſchließen hörte, rief er Alfred herbei. „Raſch, raſch!“ flüſterte er. „Wir müſſen ihn tragen, aber er wird ſich nicht bewegen — der arme Junge,“ fügte er kaum verſtändlich bei. Es war den beiden Männern ein Leichtes, Letzteres muß weiteres zugegeben werden, der Einfluß Diſtrikt iſt ſollten die Mächte dieſen Mann durch Nichtbeachtung vor den Kopf ſtoßen, ſo würde f ſich für Europa hieraus eine ebenſo ſchwierige wie gefährliche Situation ergeben. Jedenfalls darf man dem ferneren Gange der Ereigniſſe im Reiche Seiner Scherifiſchen Majeſtät mit vollſtem Intereſſe ent⸗ Gegen die 5 der Klaſſe 5