Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. ö ö Hoſpuchdruckerei Kar! Molitar, Tadenburg. g 10 n Anzeiger für kadenhurg und Umgebung. 75 5 N 0 Ullun Freitag, den 23. November. 0 7 57 Der künftige preußiſehe FLandwirtſehaftsminiſter. Der Nachfolger des kürzlich von ſeinem Amte Aückgetretenen preußiſchen Landwirtſchaftsminiſters Podbielski iſt nunmehr in der Perſon des brundenburgiſchen Ritterſchaftsrates v. Arnim, Heiter des Rittergutes Criewen im Kreiſe Schwedt O., gefunden worden. Der Kaiſer empfing 5, 45, 40, 35 0 zeuge —.—.—. 8 Herrn v. Arnim am vergangenen Montag Mittag 5 in Berliner Reſidenzſchloſſe in beſonderer Audienz, 3 wobei ſich letzterer dem Vernehmen nach zur Über⸗ Otückware nahme des Landwirtſchaftsminiſteriums bereit erklärte. 4 65, 10. 38 45 Die Nachricht eines Berliner Blattes, die formelle Ernennung Herrn v. Arnims zum Landwirtſchafts⸗ minister ſei ſchon erfolgt, erweiſt ſich allerdings als perfrüht, doch wird allſeitig übereinſtimmend ver⸗ chert, daß dieſe Ernennung in kürzeſter Zeit zu warten ſtehe. Die Ablöſung Herrn v. Podbielskis durch Herrn von Arnim ſtellt inſofern eine Über⸗ koſchung dar, als bislang bei den Kombinationen über die Neubeſetzung des Landwirtſchaftsminiſteriums der Name Herrn v. Arnim noch nirgends genannt worden war und als ferner dieſer märkiſche Ritter⸗ gutsbeſtzer in der Offentlichkeit überhaupt noch gicht sonderlich als Politiker hervorgetreten iſt. Wenngleich über Herrn v. Arnim⸗Criewens Namen in der Parteipolitik noch nicht an erſter Stelle genannt worden iſt, ſo iſt dafür der erkorene ochfolger des jovialen „Pod“ als hervorragender braktiſcher und auch wiſſenſchaftlich wohl bewanderter Fondwirt ſchon lange rühmlich bekannt. Er gilt ui Recht als eine Autorität in allen Zweigen der Handlucher . 48, 40, 35, 0 ich ſtoſſeh itr. 48, 40, 32, aßze! licher Unternehmungen. Eine ſtaatliche Stellung hat Herr v. Arnim⸗Criewen ſeither noch nicht ein⸗ genommen; dem preußiſchen Herrenhauſe gehört er ſeit Juni dieſes Jahres als lebenslängliches Mit⸗ glied an. Was die Perſonalien des designierten Landwirtſchaftsminiſters anbelangen, ſo mag da kurz bemerkt werden, daß er am 20. Mai 1850 geboren iſt, zunächſt die Marinelaufbahn einſchlug, jedoch als Leutnant zur See ſeinen Abſchied nahm und das elterliche Gut bewirtſchaftete. Vermählt iſt Herr von Arnim mit Freiin Margarethe von Arnim⸗Schlagentin, welcher Ehe ſechs Kinder ent⸗ ſproſſen ſind. Da Herr v. Arnim im allgemeinen noch ein politiſcher Neuling iſt, ſo bleiben ſeine Taten und Meinungen als Miniſter zunächſt noch abzuwarten. Indeſſen darf ſchon jetzt getroſt die Behauptung aufgeſtellt werden, daß ſeine Politik als Landwirt⸗ ſchaftsminiſter ſchwerlich von derjenigen ſeines letzten Amtsvorgängers erheblich abweichen wird, es iſt bald dem Einfluſſe der agrariſchen Partei in Preußen einfach undenkbar, daß dort eine Perſön⸗ lichkeit auf den Poſten des Landwirtſchaftsminiſters berufen werden könnte, die nicht mehr oder weniger im Bannkreiſe der hochagrariſchen Gedanken und und Tendenzen ſteht. Schon jetzt verlautet daher, daß Herr v. Arnim die Politik Podbielskis im weſentlichen innehalten werde, und da iſt wohl kaum zu erwarten, daß er eifrig für die Offnung der Grenzen zur Schlachtvieheinfuhr behufs Linderung der Fleiſchnot eintreten wird. In letzterer Frage pfeift überhaupt der Wind in den Berliner Regier⸗ ungsregionen bereits wieder wie früher. Als Herr von Podbielski zurückgetreten war, da hieß es, man plane an den maßgebenden Regierungsſtellen ein⸗ greifende Maßnahmen zur ſchleunigſten möglichſten Behebung der Fleiſchnot, jetzt aber wird in einer offiziöſen Auslaſſung über die Fleiſchnot darauf Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. vv.. —— *§ ? ——————'ẽ Bei größeren Aufträgen Rabatt. 1906. hingewieſen, daß die Einführung von größeren Mengen ausländiſchen Viehs zu vorherigen ſehr eingehenden Beratungen und Erwägungen zwinge, auch müſſe die Wahrſcheinlichkeit berückſichtigt werden, daß gerade das ausländiſche Schlachtvieh recht teuer werden könne, wenn ſich nun erſt eine rege Nach⸗ frage von deutſcher Seite geltend machen werde. Es iſt wohl kaum anzunehmen, daß Herr von Arnim als deutſcher Gutsbeſitzer und Viehzüchter andere Anſchauungen über die Fleiſchnot hegt, ſo daß man ihn bereits jetzt als Verteidiger der Grenzſperre zu betrachten hat; freilich würde hier⸗ mit der neue preußiſche Landwirtſchaftsminiſter dem Reichstage gegenüber von Anfang an einen harten Stand bekommen. Verſchiedenes. — Baden-Baden, 20. Nov. In einem Hauſe der Langeſtraße ereignete ſich geſtern abend ein ſchwerer Unglücksfall. Zwei am Telephonkabel be⸗ ſchäftigte Arbeiter waren auf zwei aneinander ge⸗ bundenen, fünfzehn Meter hohen Leitern beſchäftigt und eben im Begriffe, Feuerabend zu machen, als die Leitern plötzlich brachen. Der eine der Arbeiter, welcher hoch oben mit Anſtricharbeiten zu tun hatte, griff nach dem Kabel und glitt an demſelben blitz⸗ ſchnell herunter auf ein Blechdach, ohne andere Ver⸗ f letzungen zu erhalten, als Brandwunden in der Handfläche, hervorgerufen durch die ſtarke Reibung beim Niedergleiten. Der zweite jedoch ſtürzte ſo unglücklich von 5 Meter Höhe herab, daß ihm teils durch den Sturz, teils durch die nachſtürzenden Leitern beide Beine gebrochen wurden; auch erlitt er eine Verletzung des Rückgrates, ſowie innere Verletzungen. 5 — Oberuhldingen, 21. Nov. Gelegent⸗ lich der Aachregulierung oberhalb der Reismühle bemerkten vergangenen Samſtag die Arbeiter eine 5 1 Fondtpirtſchaft und hat ſich auch auf den Gebieten g 46. der Verwaltung und Organiſation ausgezeichnet. 0, 65, „ itt bereits ſeit 1892 Vorſitzender des Vorſtandes der deutſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft und ſteht eng 92 daneben noch an der Spitze anderer landwirtſchaft⸗ 8, 72 5 5 Um Ehre und Namen. Noman nach dem Engliſchen von Clara Rheinau. 13. Fortſetzung. 5 (Nachdruck verboten.) Ich wette, das iſt mehr, als Sir Alfred fertig bringt. Ich las heute Morgen in der Zeitung, daß er noch in Wilberforce iſt. Die Welt liegt ihm zu Füßen, aber nur Geduld, bald wird an Sie die Reihe kommen.“ „So ſchlagen Sie vor, daß wir nach Wilber⸗ porte gehen?“ fragte Walter nach einer kleinen Pauſe. „Ich glaubte, es ſei gut, wenn ich meines Vaters Sachwalter aufſuchte. „Ah, das wäre ſehr gut,“ ſtimmte Sam bei. „Soll ich Sie begleiten?“ Walter lächelte. a i „Mit Hilfe des Adreßbuches werde ich die Herren ſchon allein ausfinden. Ich gedachte Sie mit einer Botſchaft zu Juliana zu ſenden. Sie wird eine ſchlafloſe Nacht verbracht haben und ſich nach einem Lebenszeichen von mir ſehnen.“ a g „Dann will ich ſofort Ihren Brief beſorgen, erklärte Sam bereitwillig. „In ein paar Stunden werden wir einander hier wieder treffen.“ Sie trennten ſich mit einem Händedruck und Walter blickte Sam vom Fenſter aus nach, bis er um die Ecke verſchwand. „Welch ein goldenes Herz,“ fiber 14 2 iber 12 ſich an, ſeinen Geſchäften nachzugehen. Auf dem ſagte er vor ſich In Dann wandte er ſich ſeufzend ab und ſchickte Wege nach der Wohnung der Herren Barter und Wedell trat er in einem Zigarrenladen ein, um noch nähere Erkundigungen einzuziehen, als ein Name an ſein Ohr ſchlug, der ſein Blut zum Sieden brachte. „Dieſe Zigarren ſollen ſofort zu Sir Alfred Merivale gebracht werden,“ ſagte der Verkäufer zu einem Boten und Walter fragte im Impuls des Augenblickes: „Können Sie mir vielleicht die Adreſſe dieſes Herrn geben?“ Der junge Mann notierte dieſelbe bereitwillig und dankend verließ Walter den Laden. Ein plötz⸗ licher Entſchluß war in ihm gereift. Er wollte Alfred aufſuchen und ihm das Wort „Verräter“ ins Geſicht ſchleudern. Mann gegen Mann würden ſie einander gegenüber ſtehen und wie Alfred ſeiner nicht geſchont hatte, wollte auch er kein Erbarmen zeigen. Alle Vorſicht und Klugheit beiſeite ſetzend, dachte er nur daran, daß jener Mann ihn von ſeinem Vater getrennt, aus der Heimat vertrieben und Schmach und Schande auf ſeinen Namen ge⸗ häuft hatte. Er ſtürmte durch die Straßen und hatte bald ſein Ziel, Alfreds luxuriöſe Stadtwohnung erreicht. Der Diener, der ihm die Tür öffnete, betrachtete ihn neugierig. ö „Sir Alfred iſt beſchäftigt,“ ſagte er, aber Walter ſchob ihn beiſeite. „Er wird mich empfangen,“ bemerkte er kurz, und der Diener erkannte ſofort, daß dieſer Mann 5 trotz ſeiner altfränkiſchen Kleidung der nämlichen Ge⸗ ſellſchaftsklaſſe angehörte, wie ſein Herr. Trotzdem wiederholte er: „Ich kann Sie nicht entreten laſſen, mein Herr. Sir Alfred gab mir ſtrenge Order.“ „Ich werde die Verantwortung übernehmen,“ 5 war Walters Entgegnung. „Ich muß ihren Herrn ſprechen. Zeigen Sie mir ſein Zimmer.“ N Der Diener zuckte die Achſeln. Ohne einen Auftritt herbeizuführen, konnte er dieſen Beſucher nicht abweiſen und überdies hatte er die unklare Empfindung, daß Walter ein gutes Recht zum Ein⸗ treten habe. So öffnete er denn die Tür und brachte die bereits erwähnte Entſchuldigung vor. Walter folgte ihm in das Zimmer. . Die drei Herren verhielten ſich ſchweigend, bis der Diener ſich entfernt hatte. Walters Erſcheinen hatte Parnell womöglich noch mehr erſchreckt, als Merivale. Die Miene beider drückte ein ſo ſtarkes Schuldbewußtſein aus, daß Walters Verdacht ſofort zur Gewißheit wurde. Seine Gedanken ſchweiften raſch nach der Vergangenheit zurück und er erinnerte ſich, daß Alfreds Gefährte in Orfort in ſehr ſchlech⸗ tem Ruf geſtanden hatte. Ohne Zweifel war dieſer Mann Alfred behilflich geweſen, den Plan, der ihn ſelbſt ins Verderben ſtürzen ſollte, zur Ausführung zu bringen. a Alfred war der erſte, der ſeine Stimme wieder Ein Ausdruck von Haß und Furcht, entſtellte fand.