ſoll den ſträflichen Umgang bereits ſeit längerer Zeit geführt haben. Heidelberg, 19. Nov. Vorgeſtern eine in der Plöck wohnhafte Kellnerin verſuchte Selbſtmord zu verüben. beſann ſie ſich jedoch anders und rief, nachdem ſie einen Schuß mit einem Revolver abgegeben hatte, um Hilfe. 8 — Wiesloch, 19. Nov. Als geſtern früh der hiefige Gaſtwirt und Jagdpächter Herr Emil Bollerer in ſeinem Jagdterrain im unteren Walde auf der Jagd war, ſtieß er plötzlich auf 3 Wilderer, welche bei ſeinem Anblick ihre zerlegbaren Gewehre unter den Kleidern zu verbergen ſuchten. Herr Bollerer ſtellte die Männer und fragte ſie nach ihren Namen, worauf ſie, wie ſich ſpäter heraus⸗ ſtellte, falſche Namen angaben. — Plötzlich riß der eine von den dreien ſein Gewehr empor und nahm eine drohende Haltung ein. Die Lage war für Herrn Bollerer bedenklich. Da entſchloß er ſich raſch, ſeinem Gegner zuvorzukommen, und feuerte auf den ihn Bedrohenden beide Läufe ab, die dieſem eine doppelte Schrotladung in den Körper ſandten. Darauf entflohen die Wilderer ſamt dem ziemlich ſchwer Verletzten. Die Gendarmerie hat die Wil⸗ derer ermittelt. Es ſind die Arbeiter Köhler, Kounz und Wolf aus Walldorf. Die beiden erſteren wur⸗ den verhaftet, Wolf liegt verwundet zu Hauſe. — Freiburg, 19. Nov. Wie nunmehr von zuſtändiger Seite mitgeteilt wird, haben die im Wagenſteigtale und in St. Märgen durch die Staatsanwaltſchaft gepflogenen Erhebungen den Verdacht gegen den Säger, der wegen vorſätzlicher Tötung des am Fuße des Ohmenberges bei St. Märgen tot aufgefundenen Fuhrmanns Löffler in Haft genommen worden war, nicht beſtätigt. Der Verhaftete mußte auf freien Fuß geſetzt werden. Es dürfte überhaupt kein Verbrechen, ſondern nur ein bedauerlicher Unglücksfall vorliegen. — Mainz, 18. Nov. Als die Schülerinnen der Oberklaſſe einer hieſigen Volksſchule in der Kochſchule ein von ihnen zubereitetes Fiſchgericht verzehren wollten, nahmen dieſelben an den Speiſen einen üblen Geruch und Geſchmack wahr. Auf das Zureden der Kochlehrerin aßen ſte jedoch das Ge⸗ richt zu Ende. Am folgenden Tage waren zehn dieſer Schülerinnen an Vergiftungserſcheinungen er⸗ krankt, am übernächſten Tage weitere zwei. Eine Unterſuchung wird den aufſehenerregenden Fall aufklären. vor ſich hatte. Schon die einfache Tatſache, daß er damals England verlaſſen, mußte gegen ihn ſprechen, denn ein Unſchuldiger, würden die Leute ſagen, wäre geblieben, um ſeine Unſchuld zu beweiſen. Und wer konnte Fremde tadeln, wenn ſie Walter für ſchuldig hielten, da ſein eigener Vater ſich gegen ihn gekehrt hatte? Dem ehrlichen Burſchen wurde es ſchwer ums Herz bei dieſer Erwägung. Allein je trüber die Zukunft ausſah, deſto treuer und tiefer wurde ſeine 55 — Kleinniedes heim, 1 17. Nov. Auf dem hieſigen Bürgermeiſteramt erſchien vorgeſtern nachmittag ein ſehr ſicher und gewandt auftretender junger Mann, ſtellte ſich als Kataſteramtsaſſiſtent Im entſcheidenden Moment Liebe für den Jüngling, der gleichſam ſeiner Sorge anvertraut war. „Wir müſſen in das alte Dorf zurückkehren,“ ſimulierte er, „und das wird mir ſchwer fallen. Doch für den Jungen kann ich jedes Opfer bringen. Ob ſich wohl noch meiner jemand erinnern wird?“ Er erhob ſich vom Stuhl und trat an das Fenſter. „Werde ich auch von Liſe etwas hören ?“ war ſein nächſter Gedanke. ihr Grab zeigen. O Liſe, Liſe, Du warſt ſo grau⸗ ſam gegen mich, aber ich hoffe, Gott hat Dich während dieſer Zeit in Schutz genommen.“ Er trat vom Fenſter weg und wiſchte ſich die Augen. Wenn er an den Liebestraum ſeiner ſrüheſten Jugend dachte, dann floſſen ſeine Tränen und heute hatte ihn die richtige Ahnung erfaßt, daß nur noch ein Grab ſeiner warte. Als er ſeiner Bewegung wieder Herr geworden war, fing er von neuem an Pläne zu entwerfen, wie Walter am beſten zu ſeinem Rechte kommen könne. So vergingen Stunden und Waltr war noch nicht zurückgekehrt. Unruhig ſchritt Sam in dem kleinen Zimmer auf und ab, und als ſein Schützling, endlich eintrat, rief er faſt ſchluchzend: „Mein Gott, wie habe ich mich um ſie geängſtigt, mein Herr!“ Walter ſtreckte ihm ſtumm beide Hände ent „Vielleicht wird man mir Tone. „Die einzige Tochter Lord Armand's. Sie müſſen ſich ſeiner erinnern.“ ö „O ſehr gut und ſeiner Frau ebenfalls. Sie vor und erklärte, daß er im Auftrage des kgl. Be⸗ zirksamtes eine Reviſton des Ortsplanes vorzu⸗ nehmen und ſich von dem richtigen Stande der in der Gemarkung geſetzten Grenzſteine zu überzeugen habe. Der Bürgermeiſter hatte keinerlei Veran⸗ laſſung, die Angabe des Unbekannten in Zweifel zu ziehen, um ſo weniger, als dieſer ſich ſachkundig zeigte und die „Planxreviſion“ mit Eifer und Ge⸗ nauigkeit vornahm. Als dann der Herr „Plan⸗ reviſor“ ſeine Arbeit mit dem Ausrufe: „Da haben wir ihn ſchon!“ unterbrach und an den Bürger⸗ meiſter das Erſuchen richtete, den Polizeidiener her⸗ beizurufen, war dieſer gern bereit, dem Erſuchen zu entſprechen. Ehe er ſich entfernte, teilte ihm der angebliche „Aſſiſtent“ noch mit, daß er nach beendeter Arbeit in einer im Nachbarhauſe befind⸗ lichen Weinwirtſchaft noch ein Glas Wein trinken werde. Das hat der „fremde Herr“ denn auch ge⸗ tan, jedoch ohne die Rückkehr des Bürgermeiſters abzuwarten. Als dieſer ſpäter, ſtutzig gemacht durch verſchiedene Aeußerungen, die der Unbekannte dem Gaſtwirt gegenüber gemacht hatte, in ſeinem Amts⸗ zimmer Nachſchau hielt, fand er, daß ein Geldbetrag von etwa 25 Mark, der in einem unverſchloſſenen Schranke aufbewahrt wurde, verſchwunden und von dem inzwiſcheu ſpurlos verdufteten „Kataſteramts⸗ aſſiſtenten“ geſtohlen worden war. Bisher war es nicht möglich, des Gauners habhaft zu werden. — Wiesbaden, 17. Nov. Geſtern abend ereignete ſich auf dem neuen Bahnhof der erſte Unfall, der glücklicherweiſe geringfügiger Art und ohne weitere Folgen war. Um 7 Uhr 10 Min. ſollte ein Perſonenzug nach Mainz abgehen. Zahl⸗ reiche Perſonen ſaßen ſchon in den Wagen, als die Schaffner ſie zum Ausſteigen auffordeten, da der Zug noch einmal hinausgezogen werden ſollte. Die Schaffner fügten hinzu, daß der Zug gleich wieder zurückkäme. Bis auf zwei Paſſagiere, die überſehen wurden, ſtieg alles aus. Dann ſetzte ſich der Zug langſam in Bewegung. Als der letzte Wagen kaum die Halle verlaſſen hatte, gab es einen donnernden Krach und der Zug hielt an. Ein leerer Perſonen⸗ wagen dritter Klaſſe inmitten des Zuges war um⸗ gefallen, ſeine Räder ſtanden in die Höhe. Die Vorderwagen mit der Lokomotive befanden ſich auf einem anderen Geleiſe als die Hinterwagen, während gegen, in ſeinen bleichen Zügen drückte ſich eine tiefe Erregung aus. „Es iſt etwas vorgefallen!“ rief Sam erſchreckt und der andere bejahte. „Zwei Dinge, Sam,“ ſagte er leiſe, — „das größte Glück und der größte Schmerz iſt mir faſt gleichzeitig zuteil geworden. Sam — mein Vater iſt tot!“ Sam trat einen Schritt zurück. „Nein, mein Herr Walter!“ rief er bebend, „nur das nicht, nur das ſagen Sie mir nicht!“ „Es iſt wahr, Sam, leider nur zu wahr. Ich hörte es von den Lippen eines Engels. Kommen Sie, ich will Ihnen alles erzählen. Mein Herz blutet und jubelt dennoch. Sie werden mich ver⸗ ſtehen, mein Freund, denn Sie haben ja ſelbſt die Liebe gekannt.“ „Wer iſt Sie?“ fragte Sam in ſauftem war ein liebes gutes Weſen und Lord vergötterte ſie förmlich. Nach ihrem Tode hörte ich ſagen, er könne den Anblick ſeines Kindes nicht ertragen, weil es der Mutter das Leben gekoſtet habe und weil es ein Mädchen ſei.“ „Dies alles iſt richtig und Juliana Armand iſt es, die ich von früheſter Kindheit an liebe. Ehe das Unglück über mich hereinbrach, war ich mir kaum deſſen klar bewußt, aber die Erinnerung an ſie war der einzige Lichtblick während der letzten, furchtbaren Jahre. Und jetzt, da ich kaum wieder den Fuß auf engliſchen Boden geſetzt habe, begegne ich ihr! Iſt das nicht wunderbar, alter Freund?“ Liebesvoll legte Sam ſeine Hand auf Walters Schulter. 5 1 der umgefallene Wagen zwiſchen den Geleiſepgg 1 . Kabine lag. Der Unfall war darauf zurückzuführen, 6 1 Laim iet af eine Weiche in dem Augenblick verſchoben wurde als der Zug über ſie fuhr. Der Umſtand, 5 der Wagen leer war und vor allem, daß der Zug langſam fuhr, hat jedes ernſtliche Unglück verhütet, Zwei Geleiſepaare wurden verlegt. Die Mainze Züge wurden auf anderen Schienenſträngen abg fertigt. — Berlin, 18. Nov. Im Reſtaurant Itteritz in Rixdorf gab vor einiger Zeit ein unbe kannter Mann ein Paket zur Aufbewahrung auf Da es nicht abgeholt wurde, öffnete es geſtern der 155 übel Wirt und fand eine ganze Anzahl von Wertpapferen b darin, die einen Geſamtwert von 22 500 Mun ede Mie ausmachten. Die Polizei vermutete ſofort, daß ; e n ſich um Wertpapiere handle, die kürzlich bei 5 Firma Salinger cc Leppmann geraubt worden Aen. Nerſal ſind. Eingeleitete Nachforſchungen beſtätigen dieſe N gercht Annahme. F grſuhen m — Rom, 18. Nov. Im Mittelſchiſf de dec Peterskirche in der Nähe des Altars der Napicella ane Det erfolgte heute Mittag eine Exploſion, die keine Fuldigtes Schaden, wohl aber eine Panik unter den Perſonen herbvorrief, die der Meſſe beiwohnten. Auch Karl nal Rampolla wohnte dem Gottesdienſt bei. Ei 0 ahlunge Polizeikommiſſar eilte mit Mannſchaften herbei und 2 N . fand eine mit Eiſendraht umhüllte Blechbüchſe, die Auffor er Pulver enthielt. Auf dem Boden der Büchſe fand 2 dan df man Nägel von verſchiedener Größe. Die Büch Martini d. war auf dem Gerüſt untergebracht worden, welches 2. Anlage, Gel zum Zwecke von Ausbeſſerungen der Decke de end Kirche aufgeſtellt war. Der Staatsanwalt und de 2 14 Tagen f Quäſtor begaben ſich an den Tatort. — Seattle, 19. Nov. Der Dampfer Dit wurde heute im Pugert Sound von dem Dampfer Jennie gerammt und zum Sinken gebracht. 4 Paſſagiere ſind ertrunken. Sport. r u lt hege e 85s N. l Sergemmeiſernn 3 L.: Carl Gün 9 Vergangenen Sonntag fand auf dem hieſige 16 Ladin Sportplatz ein Wettſpiel zwiſchen dem Sportklul f 8 Germania Mannheim und dem Fußballklub Laden e an 22. burg ſtatt. Bei ſtürmiſchem Wetter wurde das L z Wettſpiel ausgefochten und vermag Ladenburg durch 1 gung. dieſes Spiel einen glänzenden Sieg einzuzeichnen 10 5 1 Die gut trainirte Germania konnte ſeinem kräftige 3 10 6 Gegner nicht aufkommen und ſchickte die hieſig 3 1 5 Mannſchaft ſeinen Gaſt mit einer Niederlage vo a. 8 1 9: 0 Toren heim. —— N f 1 erklanz 2 es ſo gekommen iſt. Dies wird einen Mann aus 83 Were Ihnen machen, Herr Walter. Um dieſes Mädchens Vain Su, willen werden Sie kämpfen und ringen, bis Si 10 f 9 f ihr Ziel erreicht haben. Hätten Sie durch eine an Enitl 2 dere Perſon von Ihres Vaters Tod gehört, ſe 2 „ Auſan wären Sie gewiß wieder umgekehrt, um hinzugehen r ban inge in woher wir kamen, nun aber —“ a deer d aße) Walter blickte auf. dean ders „Sie wiederholen Julianas Worte, Sam, es Atuer Verein . ulis ud überraſcht mich faſt. Ich habe ihr von Ihnen er⸗ . dit Niger zählt und ſie ſehnt ſich, Sie kennen zu lernen. Vielleicht morgen ſchon werde ich Sie zu ihr ſenden!“ a 7 Walter erzählte nun ſeinem aufmerkſamen Zu⸗ 1 Lahme f hörer noch vieles aus jenen glücklichen Tagen, da d ata beim Schweſter Ida und deren Freundin Juliana ſeine ſtändigen Spielgenoſſen im Parke von Wilbeforce geweſen. Dann ſprach er von ſeinem Vater und ſein Auge wurde feucht, ſeine Stimme verlor ihren heitern Klang. a Es bedurfte keiner Worte um Sam Bury zu ſagen, welch ein furchtbarer Schlag Sir Egbert? Tot für Walter geweſen. Nicht nur, daß Walter ſeinen Vater nicht mehr als gewöhnlicher Zärtlichkeit geliebt hatte, der Gedanke, daß dieſer aus dem Leben geſchieden war, ohne ihm ſeine Verzeihung zu ge⸗ währen, würde ihm immerfort eine ſchmerzliche Er⸗ innerung ſein. Erſt ſpät in der Nacht trennten ſich die beiden Freunde, und als fie am nächſten Morgen wieder beim Frühſtück zuſammen trafen, hatte Sam ſeinen Plan entworfen. a 0 „Da Ihr Vater tot iſt,“ ſagte er, „iſt es Ihre Pflicht, Herr Walter, Ihre Rechte als ſein Er 1. geltend zu machen. Der Mann, der ſich Sir Al⸗ — fred Merivale nennt, hat ſich an Ihre Stelle ge⸗ * 8 drängt. Vielleicht glaubt er, daß ſie tot ſeien, bl jedenfalls muß er die Wahrheit erfahren. Im Bewußtſein Ihrer Unſchuld können Sie jedem Menſchen kühn ins Auge ſehen. FCortſ. folgt.)