Seine Compoſition des ſchönen Liedes „O Heimat⸗ land, o Badnerland“, welches er ſelbſt dirigierte, iſt dem Karakter des Liedes angepaßt, ſehr an⸗ ſprechend und läßt auf weitere gute Leiſtungen des Componiſten Schanz hoffen, der nach dem Vortrag des Liedes durch einen wohlverdienten Lorbeerkranz geehrt und ausgezeichnet wurde. Ganz außerordent⸗ lich gut waren die Einzelleiſtungen in geſanglicher dinſicht des künſtleriſch durchgebildeten Hrn. Pro⸗ feſſors Metzger und des Hrn. Heinſtein, der über eine gut geſchulte Baritonſtimme verfügt. Ganz vortrefflich und ſehr verdienſtlich hat auch Herr Spitze wieder das Violoncello gemeiſtert und durch ſeine Leiſtungen erfreut. Der Beifall bei den Einzelleiſtungen genannter Herren war ſo ſpon⸗ tan und lebhaft, daß ſie ſich einmal zu einer Dreingabe, das anderemal zu einer Wiederholung entſchließen mußten. Der Frauenchor brachte eine Hymne aus der Oper: „Joſeph in Aegypten“ ſehr ſauber und lobenswert zu Gehör. Die Soli wur⸗ den lieblich geſungen und die Orcheſterbegleitung war ſehr dezent. Nach Erledigung des Programmes wurde flott das Tanzbein geſchwungen. Küche und Keller des Bahnhofhotels waren gut, wie immer. Der Geſangverein „Liederkranz“ darf ſtolz auf den durchſchlagenden Erfolg ſeines Spätjahr⸗ konzertes ſein. Wir wünſchen fröhliches Weiter⸗ ſtreben auf geſangskünſtleriſchen und muſikaliſchen Bahnen! — Ilvesheim, 12. Nov. Heute morgen kurz nach 5 Uhr iſt Herr Bürgermeiſter Ludwig Höfer nach längerem Leiden im Alter von 61 Jah⸗ ren geſtorben. — Karlsruhe, 12. Nov. Miniſterial⸗ direktor Otto Braun iſt im Alter von 54 Jahren geſtern einem Schlaganfall erlegen. 5 Mit Otto Braun iſt ein Mann aus dem Leben geſchieden, der ſich um das Gewerbe⸗ und Hand⸗ werkerweſen in Baden große Verdienſte erworben hat. Seit Jahren war dem Verſtorbenen gerade dieſes für die wirtſchaftliche und ſoziale Entwicklung unſeres Landes wichtige Gebiet anvertraut und er hatte ſich mit unendlichem Fleiße und aufopferungs⸗ voller Hingebung in dieſe ſchwierige Materie ein⸗ gearbeitet. Mit der Einführung der Badiſchen Handwerkskammergeſetzgebung in Baden und der durch dasſelbe mit Erfolg angeſtrebten Herbeiführ⸗ ung beſſerer Zuſtände im Handwerk wird Otto Brauns Name ſtets aufs innigſte verknüpft ſein. werden Badens Handwerker die Nachricht von dem Mit tiefem Bedauern und aufrichtigem Schmerze raſchen unerwarteten Hinſcheiden des Mannes ver⸗ nehmen, der ihren Beſtrebungen, ihren Bedürfniſſen und ihren Empfindungen ſo tiefes menſchliches Ver⸗ ſtehen entgegenbrachte und nach Kräften bemüht war, mit dazu beizutragen, daß dem Handwerk der goldene Boden wieder zurückerobert werde. Es haben wohl wenige Handwerkertage, möchten ſie nun kleinen oder größeren Umfangs ſein, in Baden ſtattgefunden, an denen Otto Braun nicht teilge⸗ nommen. Und wie freundlich, wie einfach wußte er mit dieſen Männern aus dem Bürgerſtande zu verkehren; wie wußte er mit ſeiner ſchlichten und herzlichen Redensart die Zuhörer von falſchen Bah⸗ nen abzulenken und ſie zu veranlaſſen, ſich auf das Erreichbare zu beſchränken. — Eppelheim, 10. Nov. Eine beab⸗ ſichtigte Brandſtiftung wurde geſtern vormittag in dem Wohnhaus der Georg Rühle Witwe hier ent⸗ deckt. Die Frau erſtattete ſofort beim Bürger⸗ meiſteramt Anzeige, worauf die Stelle durch Herrn Bürgermeiſter Martin und die hinzugerufene Gen⸗ darmerie in Augenſchein genommen wurde. In den Speicherräumen waren die Dachſparren, Balken und ein Mehlkaſten mit Petroleum getränkt, ſo daß ein Feuer gute Nahrung gefunden hätte. Als der Tat verdächtig gehalten werden der in dieſem Jahre in Miete wohnende Maurer Sebaſtian Lamade und ſeine Ehefrau, denen bei der Feuersbrunſt im vorigen Jahre das ganze Mobiliar verbrannte und die nach verſchiedenen Gerüchten jetzt von einem neuen Brande „geträumt“ haben ſollen. Das ge⸗ fährliche Paar hat das Petroleum zu der verbreche⸗ riſchen Abſicht in verſchiedenen Läden eingekauft. Da die ſaubere Familie durch ihre Beſchäftigung abweſend war, wurde deren Wohnung geöffnet und es fanden ſich verſchiedene Haushaltungsſachen und Kleidungsſtücke rettungsfertig gepackt vor. wurde beim Ausſteigen an Station Wieblingen durch die Gendarmerie verhaftet, während deſſen Ehefrau nach einem Verhör zu ihren Kindern vor⸗ läufig wieder freigelaſſen wurde. — Köln, 12. Nov. Ueber einen räuber⸗ iſchen Unfall auf dem Kölner Hauptbahnhof wird berichtet, daß ein von Trier kommender Reiſender mit einem Handköfferchen und einem Paket einen Abortraum betrat, wohin ihm ein Mann auf dem Fuße folgte und ihm blitzſchnell ein betäubendes Pulver ius Geſicht ſchleuderte, unter deſſen Ein⸗ wirkung der Reiſende alsbald einſchlief. Als er um 2 Uhr nachts völlig entkräftet erwachte, waren ſeine natürlich ſchien, Dich vor mir zu ſehen. Ich kam haben wir von Dir geſprochen.“ Allein Walter hatte nur Gedanken für ſie. „Wir ſind ganz in der Nähe des Parkes,“ ſagte er, „ich will Dich an die nächſte Bank geleiten, damit Du ruhen und Dich erholen kannſt.“ Juliana ſtützte ſich auf ſeinen Arm und als ſie beide Platz genommen, riß Walter ſein Taſchen⸗ tuch in Streifen und band es ſorfälltig um ihr verrenktes Handgelenk. Eine unſägliche Wonne erfüllte ſein ganzes Weſen. Juliana ſaß, daß dies kein Traum war, der in wenigen Minuten ſchwinden würde, wie es ſo oft zwiſchen den kalten, ſtillen Kerkermauern geſchehen war? Er wagte kaum zu ſprechen, aus Furcht, es würde ihm keine liebe Stimme autworten, und das gleiche Gefühl ſchien Julianas Herz zu be⸗ klemmen. Erſt nach einer Weile fragte ſie leiſe: „Warum biſt Du ſo lange weggeblieben, Walter?“ i „Hätte ich gewußt, daß ein treues Herz meiner warte und mich willkommen heißen werde in der Heimat,“ rief er erregt, „keine Stunde länger als nötig wäre ich auf fremdem Boden geblieben. Juli⸗ ana“, fuhr er in warmem Tone fort, „gerade in jenen entſetzlichen Tagen wollte ich Dir ein Ge⸗ ſtändnis machen; ich wollte Dir von herrlichen Zu⸗ kunftsträumen erzählen, ich wollte Dir ſagen, wie heiß, wie innig ich Dich liebe.“ „O Walter!“ rief Juliana erglühend, „hätteſt Du doch damals geſprochen, hätte ich Dies nur all die langen, ſchrecklichen Jahre her gewußt! Denn, Walter,“ flüſterte ſie kaum vornehmlich, „ich ſchämte mich oft, daß ich Dir unverlangt meine Liebe ge⸗ ſchenet hatt, 1 gerade von Lady Betty; den ganzen Nachmittag Konnte es möglich ſein, daß er hier neben Ein leiſer Freudenſchrei brach von Walters Lippen. f „Mein! Mein! Juliana, meine ſüße Braut 0 Gott, daß mir noch ein ſolches Glück beſchie⸗ den iſt!“ Lady Dianas Dienerſtunde war längſt vor⸗ über, aber Juliana hatte alles vergeſſen über dem Glück, den Geliebten wieder gefunden zu haben. Dennoch miſchte ſich ein tiefes Weh in dieſes Glück, denn mit Walter war eine traurige Veränderung vorgegangen. Tiefe Furchen durchzogen ſein ſchmales, gebräuntes Geſicht, das Haar war bereits mit Grau untermiſcht. Seine Ganze Erſcheinung ſprach von ſchweren Leiden und Kämpfen. „Mein Herz iſt voll, Walter“, ſagte ſie nach einer Pauſe. „Ich möchte Dich ſo vieles fragen, aber ich fürchte Dir wehe zu tun. Ein Zug in Deinem Antlitz verrät mir, daß Du Schwere Er lächelte wehmütig. „In dieſem Augenblick könnte ich geſſen, Juliana, wäre es nicht der Gedanke an meinen Vater, der mir das Herz bedrückt. Wird er mir Glauben ſchenken? Wird er je wieder meine Hand erfaſſen?“ Juliana fing an zu zittern; ſie hatte vergeſſen, welcher Schlag ihn betroffen, erſt ſeine Worte er⸗ innerten ſie an die ſchwere Aufgabe, die ſie zu er⸗ füllen hatte. Er las in ihren Augen, was ihre Lippen nicht auszusprechen wagten. „Ich komme zu ſpät, Juliana, ich errate es,“ ſchluchzte er faſt hervor. „Wann ſtarb er, mein guter Vater?“ Juliana vermochte kaum zu ſprechen vor tiefer Bewegung. ö „Sei tapfer Walter,“ ſagte ſie leiſe, „Du haſt ſo vieles ertragen, füge Dich mit Erhebung in dieſe harte Prüfung. Ich leide mit Dir. Mein Altona durch Beilhiebe getötet und vollſtändig aus⸗ am geſtrigen Tage das Abſchiedsgeſuch des Miniſters Lamade . s erduldet 5 58 alles ver⸗ Gepäckſtücke, ſein Geld ſowie der ſonſtige Juhglg ſeiner Taſchen verſchwunden. . — Hamburg, 11. Nov. Geſtern nach mittag wurde in einem Abteil zweiter Klaſſe des Blankeneſer Zuges zwiſchen den Stationen Bahren⸗ feld und Groß⸗Flottbeck der Zahnarzt Clauſſen aus geraubt. Die Leiche wurde erſt in Blankeneſe bei der Reviſion des Zuges entdeckt. Ein der Tat verdächtiger gut gekleideter junger Mann, deſſen mit Blut beſudelte Kleidung dem Bahnſteigbeamten in Groß⸗Flottbeck auffiel, wurde angehalten, erklärte dies auf Befragen jedoch mit ſtarkem Naſenbluten. Von dem Täter fehlt jede Spur. — Berlin, 12. Nov. Der Kaiſer hat für Landwirtſchaft, von Podbielski, genehmigt unter Verleihung der Brillanten zum Großkreuz des Roten Adlerordens. f — Berlin, 12. Nov. Mit der einſt⸗ weiligen Wahrnehmung der Geſchäfte des Land⸗ wirtſchaftsminiſters iſt der Miniſter des Innern von Bethmann⸗Hollweg betraut worden. — Valparaiſo, 12. Nov. Ein nach Nordweſten beſtimmter Perſonenzug, in welchem ſich eine Anzahl jüdiſch⸗ruſſiſcher, ſerbiſcher und polniſcher Auswanderer befanden, iſt unweit des hieſigen Platzes mit einem von Nordville kommenden Güterzuge zuſammengeſtoßen. Bei dem durch den Zuſammen⸗ ſtoß, verurſachten Brand wurden ſechs Wagen durch Feuer zerſtört. Von den 67 Auswanderern wurden nach Angabe der Eiſenbahnverwaltung 40 getstet und 35 verletzt. Zur unentgeltlichen Unterſtützung kleiner ba⸗ diſcher Volksbibliotheken mit guten Büchern iſt der Deutſchen Dichter⸗Gedächtnis⸗Stiftung in Hamburg⸗ Großborſtel von einem Mitgliede die Summe bon 100 Mark zum Andenken an eine teure Verſtorbene überwieſen worden. Die Verſtorbene hatte die Karlsruher Ortsgruppe der Dichter⸗Gedächtnis⸗ Stiftung begründet und an den Beſtrebungen des „Badiſchen Frauenvereins“ teilgenommen — beide Körperſchaften ſuchen bekanntlich das ländliche Volks⸗ bibliotheksweſen zu fördern. Die genannte Spende ermöglicht es der Deutſchen Dichter⸗Gedäch tis Stiftung, die aus ihren eigenen Mitteln noch die gleiche Summe hinzufügt, etwa 250 gute Bücher, vortrefflich ausgeſtattet und ſchön gebunden, an arme badiſche Volksbibliotheken zur Verteilung zu bringen. Leben hätte ich darum gegeben, Dich mit Deinem Vater verſöhnt zu ſehen. Aber ſo kalt und hart er auch ſchien, in ſeinem Herzen hat er ſicher nie ah Dir gezweifelt. Vielleicht wäre alles anders ge kommen, wenn Du nicht in ſolcher Haſt gegang wäreſt, aber dies —“ ihre Stimme klang plötz hart und ſcharf — „war eben ſo wenig Dein Schuld, wie alles übrige. Du warſt nur ein Werkzeug in der Hand Deines Feindes. Walter höre mich an. ans Licht zu bringen. Zu dieſem Zweck verließ ich Mallardine und kam nach London. O Walter, Du darfſt Dich nicht von Deiner Trauer um den Vater niederdrücken, Du darfſt den Makel nicht auf Deinem Namen ruhen laſſen. Jetzt, da uns eine gütige Vorſehung ſo unerwartet zuſammengeführt hat, mußt Du Dich aufraffen und mit mir gemeinſchaftlich arbeiten.“ Ihre Augen flammten, ihre Wangen glühten, nie war ſie ſo ſchön geweſen, wie in dieſem Augen⸗ blick. Ihre Begeiſterung rührte Walter. „Du ſollſt mich leiten, Juliana“, ſprach er weich, „was Du mir ſagen wirſt, will ich tun. Als ſie mich aus England vertrieben, war ich ein Mann, aber das Leben, das ich ſeitdem geführt habe, ſcheint meinen Mut gebrochen zu haben. Und noch dieſe erſchütternde Nachricht von meines Vaters Tod! Doch ich habe Dich, Juliana, und will ſtark ſein in Deiner Liebe.“ N Das junge Mädchen drückte ihm ſchweigend die Hand und erhob ſich. „Der Abend bricht an, Walter, und ich muß heimkehren; Onkel Eduard würde ſich beunruhigen. Wo biſt Du abgeſtiegen? Willſt Du nicht zu Lady Betty gehen?“ Er ſchrack zurück, als habe er erhalten. i einen Schlag Fortſ. folgt. 1 . Ich habe es mir zur heiligen Auf- gabe gemacht, die Wahrheit dieſer dunkeln Geſchichte