pfangen. Von da ging die Sängereinheit mit Lampions nach dem Pfarrhauſe, wo ſich eine nach hunderten zählende Menſchenmenge angeſammelt hatte. Es wurden die Chöre „Heimatglocken“ und „Sei gegrüßt mein liebes Heimatland“ vorgetragen, wo⸗ rauf der erſte Vorſtand zur Begrüßung und Gra⸗ tulation in's Pfarrhaus ging und der Frau Pfarrer ein herrliches Bouquet überreichte. Nach dem letzten Lied, „Fahr wohl du ſchöner Maientraum“, dem die Umſtehenden mit größter Stille lauſchten, ging es unter dem Beiſein Hrn. Pfarrer Mutſchler's in den Badiſchen Hof zurück. Daſelbſt begrüßte der erſte Vorſtand der Teutonia, Hr. Fr. Jak. Rupp, den G.⸗V. Sängereinheit, worauf der Vorſtand Götzelmann dankte. Nun ergriff Hr. Pfarrer M. das Wort, um tiefgerührt für die ihm dargebrachten Ovationen herzlich zu danken; beſonders ſeinen Landsleuten aus Ladenburg, die nach ſchwerer Tages⸗ arbeit ihm ſo herrliche Grüße aus ſeinem nahen Geburtsſtädtchen brachten, und die ſo vortrefflich zum Vortrage unter der tüchtigen Leitung ihres Dirigenten, Herrn Klein, kamen. Beſonders dankte er auch der Teutonia, daß ihre Mitglieder ſo voll⸗ zählig erſchienen waren, um gemeinſchaftlich in ſchönſter Harmonie einige Stunden zu verleben; er gedachte auch des deutſchen Liedes und ſeine Rede klang in ein mit Begeiſterung aufgenommenes Hoch auf das deutſche Lied aus. Dieſe Worte werden wohl von beiden Vereinen nie vergeſſen werden. Lied auf Lied, Toaſt auf Toaſt folgte, ſodaß nur zu raſch die Stunde des Abſchieds nahte. Dieſe, von dem G.⸗V. Sängereinheit ſeinem Ehrenmitgliede Hrn. Pfarrer Mutſchler erwieſene Ehre, iſt ſehr lobenswert und anerkennend. Ladenburg, 29. Okt. Anläßlich der Feier ihres goldenen Ehejubiläums haben, Herr Privatier Gg. Kaiſer früher langjähriger Kirchen⸗ älteſter hier und deſſen Gattin in Heidelberg der hieſigen evang. Kirche drei ſchöne und ſtilvolle Oefen geſtiftet. Dieſelben bilden eine Zierde für unſere Kirche und beſitzen eine vorzügliche Heizkraft. Dem verehrten Jubelpaar, das mit dieſer reichen Stiftung auf's neue ſein reges Intereſſe für ſeine Heimatgemeinde und ſeine treue Anhänglichkeit an dieſelbe bezeugt, wird die evang. Gemeinde allzeit wärmſten und aufrichtigen Dank wiſſen. Ladenburg, 29. Okt. Vom 1. bis 16. Nov. wird, wie bereits mitgeteilt, das Luther⸗Feſt⸗ ſpiel von Herrig im Saale des Friedrichsparkes in Mannheim zur Darſtellung gebracht. Das Herrig'ſche Feſtſpiel iſt wohl das volkstümlichſte jedermann,“ hatte ſie ſchon öfters zu Juliana geſagt; aber ich weiß in ſeinem innerſten Herzen kann er Alfred nicht leiden. Dieſer hat zu viel von ſeinem Vater an ſich. Ich für meinen Teil verabſcheue Alfred und es liegt mir nichts daran, es ihm merken zu laſſen. Ich halte ihn für hinterliſtig und glaube daß er trotz aller anſcheinendeu Dankbarkeit für meinen Vater, in Wirklichkeit voller Bitterkeit gegen uns alle iſt.“ Aber Juliana hatte das beſtritten. „Ich bin überzeugt, daß er wenigſtens Walter gern hat,“ pflegte ſte zu ſagen, doch Ida wollte dies nicht gelten laſſen. „Es ſollte ſo ſein,“ verſetzte ſie; „aber ich glaube, Alfred iſt unfähig, außer ſich ſelbſt jemand gern zu haben, es ſei denn,“ fügte ſie einmal bei, „daß er mit Dir eine Ausnahme macht Juliana.“ Juliana hatte die Anſpielung mit glühendem Erröten aufgenommen. In der nächſten Sekunde zeigten ihre Züge einen ſeltſam harten, faſt ſtolzen Ausdruck. „Bitte, ſprich derartig nicht mehr zu mir, Ida“, hatte ſie geantwortet und dieſe fügte ſich dem Wunſche der Freundin. Nur bei Juliana war es möglich, hie und da offen, ihre ungünſtige Mei⸗ nung über ihren Vetter auszuſprechen, denn ſowohl ihr Vater als Walter zeigten ſich ſtets unangenehm berührt, wenn ſie dieſes Thema zur Sprache brachte. All dies ging Juliana an dieſem Abend durch den Sinn und es wurde ihr klarer denn je, daß ſowohl Ida wie ſie ſelbſt Alfred ſtets mit Mißtrauen betrachtet hatten. Als der Schlag gefallen war, der Sir Egbert ſeines Sohnes beraubt und Walter entehrt und geächtet in der Welt herausgeſtoßen hatte, war nur Juliana zur Stelle geweſen, um mit dem Manne, der ſo unerwartet an Walters Platz getreten war, ein offenes Wort zu re 1 und eindrucksvollſte dieſer Art. Nach einem Vor⸗ ſpiel wird das Leben und Wirken des Reformators in acht lebensvollen Bildern dem Zuſchauer wirkungs⸗ voll vor die Augen geführt. Unterſtützt und ver⸗ ſtärkt wird die Wirkung durch die Geſänge, die von den geſamten evang. Kirchenchören Mannheim's vorgetragen werden und gewiß einen hohen Kunſt⸗ genuß bieten. Wo das Feſtſpiel ſeit ſeiner Ent⸗ ſtehung aufgeführt worden iſt, hat es einen tiefen, gewaltigen Eindruck und eine edle religibſe Be⸗ geiſterung bei allen Teilnehmern hervorgerufen. Ferner erfahren wir, daß auf mehrfach geäußerten Wunſch der Evang. Bund Mannheim eine beſondere Schülervorſtellung des Luther⸗Feſtſpieles veranſtaltet. Dieſelbe findet am Donnerstag, 1. Nov. nachm. 3 Uhr ſtatt und nur für Schüler zugänglich. Der Eintrittspreis zu dieſer Vorſtellung beträgt 50 Pfg. Die erſte Aufführung für Erwachſene findet abends 8 Uhr ſtatt. — Mannheim, 28. Okt. In der zweiten Etage des Warenhauſes für Küchen⸗ und Haus⸗ haltungsgeräte von Hermann Beer in der Breiten⸗ ſtraße überfiel geſtern nachmittag der beſchäftigungs⸗ loſe Ludwig Reichel aus Koblenz die Verkäuferin Elſa Behrens und gab aus unmittelbarer Nähe zwei Revolverſchüſſe auf ſte ab. Das Mädchen erlitt zum Glück nur einen Streifſchuß im Geſicht. Der Täter konnte von der Polizei nur mit Mühe Haaſe's Geldtaſche fand ſich noch vor. Der Er⸗ der Wut der Menge entriſſen werden, die ihn miß⸗ handelte. R. hatte mit der Verkäuferin ein Ver⸗ hältnis, das dieſe abbrach, als ſie erfuhr, daß R. ein vielfach vorbeſtrafter Menſch ſei. — Mannheim, 29. Okt. In der Nacht vom Samſtag auf Sonntag hörte der Nachtwächter im Roſengarten plötzlich ein verdächtiges Geräuſch im Vorraum des Veſtibules, wo ſich die Kaſſen be⸗ finden. Der Wächter ſicherte ſich zunächſt die Hilfe einiger Männer, um ein Entkommen des Eindring⸗ lings zu verhindern und begab ſich dann in den Kaſſenraum, wo er einen etwa 19jährigen Burſchen nahm einen ſchönen Verlauf. Der hieſige Klub damit beſchäftigt fand, den einen Kaſſenſchrank, in welchem das Geld aufbewahrt wird, zu erbrechen. Das Vorhaben iſt dem Burſchen allerdings nicht gelungen und als er plötzlich den Wächter vor ſich ſah, wollte er nach einem auf dem Tiſche liegenden ſcharf geladenen Revolver greifen, um ſich ſeiner Feſtnahme zu widerſetzen. Der Nachtwächter aber kam dem Einbrecher zuvor und mit Hilfe der herbei⸗ geholten Leute wurde er dingfeſt gemacht. In dem Raum, in welchem der Einbruch verſucht ward, be⸗ finden ſich zwei Kaſſenſchränke, in deren einem die Ida hatte ſich nach Indien verheiratet, gerade in den Jahren, als Walter ſeine Studien in Oxford heiß⸗Brauerei ermordet aufgefunden worden. Ein . g 2 9 Vicher, im anderen das Geld aufbewahrt wü 8 8 Aus dem Umſtande nun, daß der Burſche ger 7 ba Ver den Schrank in „Arbeit“ nahm, der das Geld en 1 hielt, will man ſchließen, daß der verwegene Menſch ziemlich vertraut mit den Einrichtungen im Roſen⸗ garten ſein muß. — Wie man weiter hört, hat der Nachtwächter ſchon am Donnerſtag vergangener Woche ein verdächtiges Geräuſch wahrgenommen, doch konnte trotz Abſuchung der Räume nichts ent⸗ deckt werden. — Nachdem der Burſche feſtgenommen war, ſtellte man ein kleines Verhör mit ihm an und als man ihn fragte, warum er den Einbruch verſucht, ſoll er geantwortet haben, daß er im In⸗ duſtriehafen arbeite, aber nur 16 Mark wöchentlich verdiene, damit könne er nicht auskommen und er 85 bleiben müſſe ſuchen, ſich noch auf andere Weiſe Geld z ent 6 verſchaffen. . 9e — Berlin, 29. Okt. In der Nacht von 15 5 Samſtag auf Sonntag iſt in der Nähe von Berlin 5 1 Ofenſeßer bei Fürſtenwalde ein ſchweres Verbrechen verübt iin ber 1 näblen: worden. Auf der Chauſſee nach Neuendorf iſt um 1 3 Uhr morgens der Kutſcher Haaſe von der Schult 4 35¼ Vohlbe Beilhieb hatte dem Unglücklichen den Kopf geſpalten, Man fand das Mordinſtrument am Wege von Peskow nach Fürſtenwalde mit Blut und Gehirn⸗ maſſe bedeckt. Eine geringe Menge Geld aus J Wegen dart Fulliche muff f 0 . Gemeiner. * Tudehkeden könne Seil, in 26. Ui Loth. Nire 128g, Nn 30. De Freiwill der Sta mordete war ein ruhiger fleißiger Arbeiter, der ſeit 7 Jahren bei der Schultheiß⸗Brauerei beſchäftigt war. Eine Gerichtskommiſſion begab ſich ſofort an den Tatort. Bisher wurde vom Täter nichts er⸗ mittelt. Sport. Ladenburg. Das am letzten Sonntage auf dem Sportplatz ſtattgefundene Wettſpiel zwiſchen dem hieſigen Fußballklub und der erſten Mannſchaft der Fußballgeſellſchaft „Revidia“ von Ludwigshafe hielt den Ludwigshafnern wacker Stand; am Anfang ſchien es ſogar ob ihnen der Sieg zufallen würde doch war er gegen Schluß der Ausdauer des 5 Gegners nicht gewachſen. Das Wettſpiel, das 1½ Em Stunden dauerte und zu dem ſich eine größere benntag, er Zuſchauermenge eingefunden hatte blieb unentſchiede 2 übe (Birgerſal 3:3. Immerhin kann die hieſige Mannſchaft auf + Haupt begann, und nach ihrem Weggehen, war der Ge⸗ danke an Walter Julianas einzige Freude geweſen. So oft dieſe auch einige Tage nach Hauſe kam, ritt er nach Mallardine hinüber, und wenn er auch nicht mehr der frühere vertrauliche Verkehr zwiſchen ihnen beſtand, ſo waren ſeine Beſuche doch eine Ouelle reinſten Glückes für das einſame junge Mädchen. Ida hatte ſie gebeten, doch häufig ihren Vater in Wilberforce zu beſuchen, und Juliana erfüllte nur zu gern dieſen Wunſch der fernen Freundin. Auch Sir Egbert war es eine Freude, mit ihr geweſen ſind, und Walter war zu viel von einem ihren Erfolg ſtolz ſein und wird ſie es an Uebung 7 4 nicht fehlen laſſen, um bei dem in einigen Wochen V Jubel 0 folgenden Wettſpiel einen noch ſchöneren Erfolg zu f ng 4. arrdergnügen d. Cipsmglegenſ Ar lee die Kaner wird ſich niemals ändern. Ich kenne Walter und glaube an ihn.“ Achſelzuckend, hatte Lord Armand das Zimmer verlaſſen. Er fühlte innige Teilnahme für Sir Egbert, aber im übrigen berührte ihn die Sache nicht 2 8 0 weiter. Walters liebenswürdige Perſönlichkeit hatte 6 8 ihn nie einzunehmen gewußt. Er gehörte zu de aſt f. Männern, die vergeſſen, daß ſie auch einmal jung dug Mitnuh Sportsmann, zu friſch und lebensfroh, um ſeine ge Symphathie ſich zu erwerben. Alfred Merivale ſtand bedeutend höher in ſeiner Gunuſt; er betrachtete gn welfeh ihn als einen klugen Mann, der ſeinen Weg mache Ain fn werde. b Turdlücht zu plaudern, und wie von ſelbſt kamen ſie ſtets auf ihr Lieblingsthema: Walters Leben und Treiben in Oxford. Da brach wie ein Blitz aus heiterem Himmel die ſchreckliche Nachricht von Walters Schande über Juliana herein. Ihr eigener Vater hatte ſie ihr mitgeteilt und ſie war bis auf die Lippen erblaßt, während ihre Glieder, wie Eſpenlaub zitterten. „Es iſt unmöglich, Vater“, hatte ſie leiden⸗ ſchaftlich gerufen, „Walter Merivale iſt einer nie⸗ deren Handlung unfähig. Und wenn die ganze Welt gegen ihn wäre, mit meinem Leben wollte ich für ſeine Ehre entſtehen!“ Lord Armand hatte ſte mit ſeltſamen Lächeln angeblickt. „Du haſt recht, treu zu ſein, Juliana,“ ſprach er in ſeiner ruhigen Weiſe, „aber Deiner Treue fehlt die Urteilskraft. Selbſt ein Glaube wie der Deinige muß erſchüttert werden, wenn er ſich Be⸗ weiſen gegenüber ſieht.“ Allein Juliana war feſt geblieben. „Ich glaube, an dieſe Beweiſe, Vater,“ hatte ſie geſagt; „vielleicht wird ſich alles eines Tages aufklären. Aber ſollte dies auch nicht geſchehen meine Anſicht Für Juliana war die Zeit nach Walters Ver ſchwinden unſäglich traurig geweſen. Sie hatte ihre Beſuche in Wilberforce eingeſtellt, obſchon ihr Herz ſich nach dem einſamen alten Mann ſehnte der in ſtolzer Zurückgezogenheit dort lebte. Sie wußte, daß ſie Walters Namen nicht vor ihn nennen dürfe, und über gleichgüldige Dinge zu ſprechen, war es ihr unmöglich. i Wäre Ida zu Hanſe geweſen, hätte ſich viel⸗ leicht alles anders geſtaltet, Aber zu der Zeit, da die ſchwere Heimſuchung über ihren Bruder herein⸗ brach, lag ſie todkrank darnieder, ohne jemand von Ihrigen zu kennen. Und viele Wochen ſpäter, ſchrieb ihr Gatte, daß ſie zwar gerettet, aber viel zu ſchwach ſei, um in der nächſten Zeit irgend welche Auf⸗ regung zu ertragen. Ee e b So ließ denn Juliana ein Jahr vergehen und — lr noch ein zweites, ohne an ihre Jugendfreundin zu 0 . schreiben. Erſt als ſich allenthalben das Gericht r re verbreitete, Walter ſei in einem fernen Weltteil dan g geſtorben und Alfred Merivale werden nun an 5 25 ſeine Stelle treten, konnte ſie das Schweigen nicht länger ertragen. (Fortſetzung folgt.)