niſſe im Betrage von ca. 600 Mark entwendet. Sie wanderten noch in der Nacht nach Heidelberg und von dort ging es nach Ludwigshafen, wo das Geld in Geſellſchaft einer Blumenverkäuferin in dulci jubilo verlebt wurde. Der letzte Sonntag war nun zu einem Kirchweihausfluge auserſehen der ihnen aber ſchlecht bekam, indem es der Gen⸗ darmerie und der Polizei gelang, Dörr in Ketſch und ſeinen Komplizen in Plankſtadt zu ermitteln und feſtzunehmen. Die Barſchaft war bereits auf 24 und 40 Mk. herabgeſunken. ü — Plankſtadt, 24. Okt. Geſtern nach⸗ mittag brach in dem Stall⸗ und Oekonomiegebäude des Landwirts Philipp Helmling ein Schadenfeuer aus, das durch den Umſtand, daß in einem Stalle ſich die ſieben Gemeindefarren befanden, von beſon⸗ derer Bedeutung wurde. Die Farren gebärdeten ſich bei Ausbruch des Feuers wie wütend. Sechs von ihnen ſprangen in das Feld hinaus, wo ſie indes bald wieder eingefangen wurden. Einer von den Farren dagegen nahm ſeinen Weg durch das Dorf. Bei dem Einfangen desſelben wurden mehrere Perſonen erheblich verletzt. Erſt nach vieler Mühe gelang es, das raſende Tier zu fangen. Das Stall⸗ und Oekonomiegebäude brannte vollſtändig nieder. Das Wohnhaus ſowie die angrenzenden Nachbars⸗ häuſer konnten gerettet werden. Der Schaden be⸗ läuft ſich auf 10000 Mk. — Kirchheim (b. Heidelberg), 24. Okt. Wegen zahlreicher Unterſchlagungen wurde heute mittag der Maurer und Kaſſier des Gewerkvereins deutſcher Cigarren⸗ und Tabakarbeiter Georg Michael Holl hier verhaftet und in das Amtsgefängnis nach Heidelberg eingeliefert. Er hatte ſeit 1905 der inter ſtaatlicher Kontrolle ſtehenden Krankenkaſſe 664 Mark, der Gewerkvereinskaſſe 118 Mk. und der Medizinalkaſſe etwa 1200 Mk. entnommen und für ſich verbraucht. Die Unterſchlagungen hatte er durch falſche Einträge in die Bücher zu verdecken geſucht. — Frankfurt a. M., 24. Okt. Der 24 jährige unverheiratete Knecht Bernhard Brehm war von dem Fuhrunternehmer Emil Fiſcher in Rödelheim wegen häufiger Betrunkenheit und Be⸗ drohung entlaſſen worden. Als er geſtern ein Backſteinfuhrwerk ſah, welches ein Nachfolger leitete, ſchwang er ſich auf den Wagen, um den neuen Knecht herunter zu reißen. Dieſer ſetzte ſich zur Wehr und ſchlug mit dem Peitſchenſtiel auf ſeinen Gegner ein. Vrehm fiel vom Wagen und geriet Hunter die Räder. Der Kopf wurde ihm vollſtändig Aufmerkſamkeiten zu erfreuen. Nur ſelten begleidete ſie ihre Tante zu den rauſchenden Feſten, welche dieſe mit Vorliebe aufſuchte, aber ſie konnte ſich nicht zurückziehen, wenn die vornehme Welt Lady Diana's Teeabenden herbeiſtrömte. Ihre geſell⸗ ſchaftlichen Triumphe ließen ſie kühl; ſie harrte mit Ungeduld auf Alfred Merivale's Kommen, denn ſtie wußte, daß dieſer in ihres Onkels Haus häufig zu verkehren pflegte. „Der Feigling!“ ſagte ſie ſich mit bitterer den Erwarteten zu bringen; „er wagt es nicht, mir gegenüber zu treten. Nun, ich kann warten wenn ich auch nie mehr glücklich werde, wenn ich Walter nie mehr wieder ſehen ſollte, ſo will ich wenigſtens nicht ſterben, ehe ich ſeinen Feind ent⸗ larvt habe.“ ü 7 Dieſer Gedanke, beſchäftigte ihren Geiſt be⸗ ſonders lebhaft, als ſie eines Abends mit Lady Diana die Oper beſuchte, aber nur ſehr zerſtreut den muſikaliſchen Genüſſen lauſchte. Viele Bekannte ſuchten Lady Diana in ihrer Loge auf, allein Juli⸗ ana zeigte ſich ganz apathiſch, bis plötzlich Alfred Merivale's Stimme an ihr Ohr drang. Eine heiße Röte ſtieg in ihre Wangen, ihre kleinen Hände um⸗ klammerten krampfhaft, den zierlichen Fächer. In der nächſten Minute fühlte ſie Alfreds Auge auf ſich gerichtet: ſie blickte auf und ſagte in ruhigem Tone: „Sie erwarteten nicht, mich in London zu tref⸗ fen, Herr Merivale ?“ Jetzt erſt trat er näher. Er war im Zweifel 5 Bewegung, zuteil würde und atmete tief auf, als ſie von ſeiner Anweſenheit Notiz nahm. Sein Herz pochte in wilden Schlägen. Julianas Schönheit ſchaft für ſie loderte von neuem in hellen Flammen auf. Er ahnte nicht, welchen Plan Juliana bei Befriedung, als Woche um Woche verging, ohne geweſen, welcher Empfang ihm nach ihrer letzen verwirrte ihm förmlich die Sinne, und ſeine Leiden⸗ zerquetſcht, ſodaß der Tod ſofort eintrat. Der Knecht Wenzel ſoll lediglich in Notwehr gehandelt haben. Er wurde vorläufig in Haft genommen. — Berlin, 26. Okt. Der Cößpenicker Hauptmann iſt in Berlin gefaßt worden. Es iſt ein Zuchthäusler, der ſchon 27 Jahre im Zuchthaus abgeſeſſen haben ſoll. Bei ihm wurden noch 2500 Mark gefunden. Er ſoll ſich mit der größten Ruhe haben verhaften laſſen und gelacht haben, als ihm die Beamten die Feſſeln anlegten. 5 — Berlin, 26. Okt. Das „Berl. Tgbl.“ meldet aus dem Saarrevier, daß dort das Bergamt den Lohn aller Berglente um 20—30 Pfg. pro Schicht erhöht habe. — Königsberg i. Pr., 24. Okt. Heute mittag verſuchte eine etwa 60 Jahre alte Frau dem im hieſigen Schloſſe wohnenden Prinzen Friedrich Wilhelm ein Anliegen vorzubringen. Sie gab ſich bei dem Doppelpoſten vor dem Schloſſe als eine Prinzeſſin von Oldenburg aus, worauf die Poſten präſentierten. Die Hauptwache trat ins Gewehr, das Spiel wurde gerührt. Der die Wache kom⸗ mandierende Vizefeldwebel bot der angeblichen Prin⸗ zeſſin auf deren Wunſch einen Stuhl. Es entſtand eine große Menſchenanſammlung, auf welche die Polizei aufmerkſam gemacht wurde. Die Dame wurde darauf ſiſtiert und ſpäter als eine geiſtes⸗ kranke Witwe aus Königsberg feſtgeſtellt. wurde nach dem ſtädtiſchen Krankenhauſe gebracht. Der Prinz war im Schloſſe nicht anweſend. — Halle a. d. Saale, 24. Okt. Heute nachmittag ſtürzte der „Saalezeitung“ zufolge in dem im hieſigen Volkspark im Bau befindlichen Saale das Innengerüſt infolge Ueberlaſtung mit Mauerſteinen ein, wodurch ſieben Maurer ſehr ſchwer verletzt wurden. Die Feuerwehr nahm die erſte Hilfeleiſtung vor. 1 Tangermünde, 24. Okt. Ein Geld⸗ brief mit 11000 Mark in Reichskaſſenſcheinen geriet, nach dem „Berl. Tagebl.“, vor einigen Tagen in einem Bureau in Tangermünde in den Papier⸗ korb und wanderte daun mit der übrigen Makulatur in den Ofen, wo er in Flammen aufging. Da die Nummern der verbrannten Scheine nicht angegeben werden können, ſo wird es dem für den Schaden verantwortlichen Beamten kaum gelingen, Erſatz zu erhalten. Lutherfeſtſpiel im Evangel. Bund Mannheim. Der Evangeliſche Bund Mannheim hat die gewiß nicht leichte Aufgabe übernommen, ihrer anſcheinenden Freundlichkeit verfolge, wie un⸗ endlich ſchwer es ihr fiel, ihm gegenüben die Rolle zu ſpielen, die ſie ſelbſt ſich aufgelegt. Der Reſt des Abends verging ihm wie ein beglückender Traum. Als er ſich von den Damen verabſchiedete, und das Opernhaus verließ, beſchloß er, den Heimweg zu Fuß zurückzulegen. Er fühlte das Bedürfnis, in der friſchen Luft ſeine Erregung zu kühlen. Während er langſam durch die Straßen ſchlenderte, fiel ſein Auge pötzlich auf das Plakat einer Abendzeitung und war wie an der Stelle ge⸗ gebannt. Siedend ſtieg ihm das Blut zu Kopfe in der erſten Minute vermochte er die großen Lettern kaum zu entziffern. Dann verſchwand der Schleier von ſeinen Augen und er ſtand der Tatſache gegen⸗ über, daß die Stunde ſeines Triumphes gekommen war. Das Plakat ſetzte die Welt in Kenntnis von dem vor wenigen Stunden plötzlich erfolgten Ableben des bekannten Landedelmannes und vielfachen Millio⸗ närs Sir Egbert Merivale von Wilberforce. Alfreds Atemzüge kamen faſt hörbar. Dies war der Augenblick, wegen deſſen er ſchwere Schuld auf ſeine Seele geladen, den er mit Ungeduld er⸗ ſehnt hatte. Und jetzt, da er gekommen, wagte er kaum, daran zu glauben — es ſchien zu herrlich, um wahr zu ſein. Ein Zittern befiel ihn; er kehrte um und rief eine Drotſchke an. Im Begriff einzuſteigen, fühlte er eine Hand auf ſeiner Schulder und eine Stimme flüſterte ihm ins Ohr: „Guten Abend, Sir Alfred Merivale.“ Der Ton klang höhniſch und Alfred blieb, den Juß auf dem Ttrittbret, wie zu Stein erſtarrt ſtehen. Eine Minute zuvor hatte er über ſein Glück ge⸗ jubelt, nun ſenkte ſich eine düſtere Wolke auf fein Leben herrab, eine Augſt, ſo bange, ſo beklemmend, daß ſie faſt an Verzweiflung grenzte. 0 Sie N das Lutherfeſtſpiel von Hans Herrig zur Darſtelung zu bringen. Es ſind Luther viele Denkmale geſetzt; er iſt in Erz gegoſſeu, in Marmor gemeiſelt, die Pinſel berühmter Maler haben ſein Bildnis feſtge⸗ halten, Dichter haben ihn beſungen und boch das ſchönſte Denkmal iſt ihm im Herzen jedes evangeliſch denkenden und fühlenden Menſchen geſetzt. Sein Geiſt lebt im Volke und wird dort leben, ſolange es Evangeliſche gibt. Jedoch iſt es nötig, daß ſein Lebensbild und Lebenswerk immer wieder vorgeführt wird, und am wirkungsvollſten geſchieht dies, wenn es handelnd auf der Bühne dargeſtellt wird. Das Liutherfeſtſpiel iſt keine dramatiſch geſchloſſene Handlung, es führt nur einzelne lebensvolle Bilder vor und zeigt uns den Reformator auf den Hoͤhe⸗ 221 1 1 punkten ſeines Wirkens, ſo den Ablaßhandel und ien den Anſchlag der Theſen, den Reichstag in Worms, 22 a 1. den Aufenthalt auf der Wartburg und die Bibel⸗ * 17 überſetzung, die Bilderſtürmer in Wittenberg, der Reformator im Kreiſe ſeiner Familie. Die Stim⸗ mung, die jeder einzelne Akt hervorruft, kommt in Chor⸗ und Gemeindegeſang zum Ausdruck. Für die 1. evangeliſche Bevölkerung von Mannheim und Um⸗ 8 — gebung iſt die Aufführung ein wichtiges Ereignis, „ das allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich lenken dürfte. 1 1 Jeder, der das Feſtſpiel einmal zu ſehen Gelegenheit a hatte, hat einen tiefen, unvergeßlichen Eindruck da⸗ Air von erhalten; möge dies auch hier der Fall ſein. — Dem Unternehmen ein herzliches (Näheres ſiehe Annonce.) Sport. Am kommenden Sonntag, den 28. d. Mts. „Glück auf!“ mittags 3 Uhr findet hier auf dem Sportplatze bei * der Fähre ein Wettſpiel zwiſchen der 1. Mannſchaft i * MR 2 der Fußballgeſellſchaft „Revidia“ von Ludwigshafen 2 1 * und dem hieſigen Fußballklub ſtatt. Obwohl der 2 i K hieſige Klub keinen großen Hoffnungen ſich hingibt, 2 1 Sieger zu werden, hat er es doch für vorteilhaft 3 Mf gefundeu, eine hervorragende Mannſchaft den Ein⸗ 1 5 wohnern Ladenburg's im Spiel vor Augen zu führen. 855 i * „Rebidia“ hatte im Jahre 1905 die Meiſterſchaft N — f des Pfalzgaues und dürfte das Wettſpiel ſicher das . Intereſſe der noch dem geſunden Sport fernſtehenden jungen Leute Ladenburg's wecken. Im Intereſſe eines ungeſtörten Verlaufs des Wettſpiels wird an das zuſchauende Publikum das freundl. Erſuchen geſtellt, den Anordnungen des hieſigen Vereins Folge leiſten und insbeſondere Zurufe an die Spieler unterlaſſen zu wollen. 2 1 Mr Als Julana Armand an dieſem Abend ihre Esel e Zofe entlaſſen hatte und ſich allein auf ihrem Zim⸗ f mer befand, blickte ſie mit wilden, verſtörten Augen um ſich. Mir iſt, als ſei ich eben ſo falſch wie er,“ murmelte ſie. „Werde ich dies durchführen können ? Als er heute Abend in meine Nähe kam ſchauderte, ich förmlich. Iſt es den möglich,“ rief ſie leiden⸗ ſchaftlich, „daß ein Menſch ſo erbärmlich, ſo grauſam ſein kann! Wie kann er nur Schlaf finden in der Nacht? Muß nicht Walters blaſſes, unglückliches Geſicht ihm ſtets vor Augen ſchweben?“ Sie ſank auf einen Stuhl nieder und fuhr in leiſem, klagendem Tone fort: „Ich glaube, ich bin die einzige, die noch an Walter denkt. Ida hat meinen letzten Brief, in welchem ich ſie auf ihren Pflichten gegen ihren Bruder, aufmerkſam machte, nicht beantwortet. Und Sir Egbert wird mir nie vergeben, daß ich es wagte, den Namen des verlorenen Sohnes zu nennen. Eine gibt es noch auf der Welt, die gern an ſeine Unſchuld glauben möchte und dies iſt Lady Betty Lingard. O wie glücklich wäre ich, wenn jemand d * von ſeinen nächſten Anverwandten mir beiſtehen * 1 würde, den Veräter zu entlarven!“ 87 21 Eine heiße Röte übergoß Julias edle Züge. X „Manchmal,“ flüſterte ſie vor ſich hin, „glaube ich kaum ein Anrecht zu haben, in dieſer Weiſe für Walter einzutreten. Denn, wenn ich ihn auch ſeit meinen Kinderjahren liebe, ſo weiß ich doch nicht, ob er meine Gefühle erwidert. Selbſt als er die Heimat verließ und mein Herz blutige Tränen um r ihn weinte, mußte ich ihn ohne ein Wort des 8 gehen laſſen.“