Uhr vormittags folgen dann im „Pfälzer Hof“ die geſchäftlichen Beratungen. Z Ladenburg, 5. Okt. Die hieſige landw. Winterſchule wird Montag, den 5. November vor⸗ mittags 10 Uhr eröffnet. Am Unterricht können junge Leute vom 15. Lebensjahre an teilnehmen und iſt der Beſuch der Schule nicht nur für Landwirte, ſondern auch für Gewerbetreibende zu empfehlen. Der Unterricht befaßt ſich in erſter Reihe damit, die in der Volksſchule erworbenen Kenntniſſe zu erweitern. Den Schülern wird neben dem land⸗ wirtſchaftlichen und naturkundlichen Unterricht An⸗ leitung im Geſchäftsaufſatz, im praktiſchen Rechnen, Feldmeſſen und in der Buchführung gegeben. Würdigen, weniger bemittelten Schülern ſtehen Stipendien und Reiſegelder aus Kreismitteln in Ausſicht. Die Zöglinge können von dem Beſuche der Fortbildungsſchule befreit werden. Der ſeitherige gute Beſuch der Schule beweiſt, daß bei unſeren Landwirten die Einſicht immer mehr durchdringt, für unſere Bauernſöhne iſt, wenn ſie den geſteigerten Anforderungen unſerer heutigen Zeit genügen wollen. bis Mitte März. Faſt allen Schülern, die nicht nach Hauſe zu gelangen. allein iſt für 40 bis 50 Pfg. zu erhalten. Das Schulgeld beträgt für die Schüler des 1. Kurſes Schulgeld befreit. ſuches zu erfreuen hat. — Mannheim, 3. Okt. Durch den orkan⸗ artigen Sturm, der im Laufe der verfloſſenen Nacht einſetzte, wurde ein an der nach der Heidelberger⸗ ſtraße zu gelegenen Seite des Waſſerturms vom ſtädtiſchen Gas⸗ und Waſſerwerk errichtetes Leiter⸗ gerüſt vollſtändig demoliert. ſtürzte im Hintergebäude eines Hauſes während der Abweſenheit der Eltern das 1 Jahre alte Kind des Fabrikarbeiters Bernzott aus einem Fenſter des zweiten Stockes in den Hof hinab. Der Sturz war ſo unglücklich, daß das Kind wie leblos auf dem Pflaſter des Hofes liegen blieb und kurze Zeit darauf ſtarb. ich bin heute über alle Maßen aufgeregt.“ Möller griff in ſeine Rocktaſche und legte einen Dolch und eine Piſtole auf den Tiſch. „Wähle!“ ſprach er. Die Szene ward jetzt furchtbar wahr, als daß Julia noch einen Augenblick daran zweifeln konnte, daß er es ernſt mit ſeinen Reden meinte. Ihr angeborener Mut kam ihr in letzter Stunde zu Hilfe. „Gut!“ ſprach ſie, ſo langſam, daß ihre bleichen Lippen ſich kaum bewegten. „Es iſt nutzlos, um mein Leben zu bitten .. ich will mich damit nicht erniedrigen. Vielleicht iſt es das beſte, zu ſterben, da all meine Pläne fehlgeſchlagen ſind.“ „Und was wählſt Du?“ fragte Möller ſo ruhig, als ob er einen Kameraden fragte, was er trinken wolle. „Die Piſtole,“ erwiderte ſeine Schweſter. „Ziele mir nach dem Herzen.“ Sie ſank auf das Sopha zurück und bedeckte ihr Geſicht mit der Hand. Möller ergriff die Piſtole, zielte und drückte los mit einer Ruhe, als handle es ſich um das Leben einer Katze ... ein Aufblitzen, ein lauter Schrei .. uud eine Rauchwolke zog ſich langſam nach dem Fenſter hin. Julia war getroffen; ſie rollte vom Sopha und klammerte ſich krampfhaft an das ſelbe. Die Piſtole war Möller, als er den Schuß abfeuerte, aus der Hand gefallen. Sie ergriff dieſelbe in ihrer Todesangſt und hielt ſie krampfhaft umfaßt. 7 „Verwünſcht!“ rief Möller und griff nach dem Dolche. „Ich habe das Herz verfehlt ... ich muß mein Werk vollenden, ſonſt Es blieb ihm nicht Zeit, den Satz zu beenden. Der Schuß hatte das ganze Haus allarmiert, und im nächſten Augenblicke ſtand die ganze Diener⸗ ſchaft, im Zimmer, Baron Sunderland an ihrer 0 Karlsruhe, 3. Okt. Der badiſche Bauernverein hat in ſeiner letzten Sitzung beſchloſſen, eine Bauernbank als Geſellſchaft m. b. H. zu gründen die am 1. Januar nächſten Jahres ihre Tätigkeit eröffnen ſoll. — Ludwigshafen a. Rh., 3. Okt. Aus Baſel traf auf dem hieſigen Polizeibureau die Mel⸗ dung ein von dem Selbſtmord bezw. Mordverſuch eines Liebespaares aus Ludwigshafen. Das Paar, der 19 Jahre alte Auguſt Randt und die 16 Jahre alte Gertrud Gaal, war am Sonntag von hier ver⸗ ſchwunden. Der junge Mann hat anſcheinend das Mädchen zuerſt geſchoſſen, aber nur ſchwer verletzt; er ſelbſt iſt tot. — Bensheim, 3. Okt. Ein ſchrecklicher Vorfall hat ſich geſtern in dem benachbarten Dorfe Gadernheim zugetragen. Während einer Hochzeits⸗ feier wollte ſich die Schweſter der Braut ins Freie begeben, wogegen der Vater Einſpruch erhob. Als das Mädchen dennoch ſeinen Willen durchſetzen wie notwendig der Beſuch einer landw. Fachſchule wollte, ſtieß ihm der Vater ein Meſſer in die Bruſt, ſodaß die Lunge durchbohrt wurde. Die Verletzung iſt leider lebensgefährlich. Die Unterrichtszeit dauert von Anfang November — Ilbes heim, 3. Okt. Der Ackerer J. Schmitt und ſeine Frau begaben ſich in die Wein⸗ zu entfernt wohnen, iſt die Möglichkeit geboten, täglich zu Fuß oder mittelſt Schülerkarte per Bahn Koſt und Wohnung hier ſtellen ſich monatlich auf etwa 45 Mk., Mittageſſen berge, ihre vier kleinen Kinder im Alter von vier, drei, zwei und einem Vierteljahr ohne Aufſicht zu Hauſe laſſend. Als die Ehefrau Schmitt gegen 11 Uhr heimkam, ſtrömte ihr aus dem Wohnzimmer Rauch entgegen. Ihr zweijähriger Knabe Otto lag mit zahlreichen Brandwunden als Leiche auf einem 10 Mk.; die Schüler des 2. Kurſes ſind vom 0 bereits betäubt. Hoffen wir, daß die Anſtalt auch im kommenden Winter ſich, wie bisher, eines recht zahlreichen Be⸗ ein ſchlechter Spaß .. . höre auf damit, bitte 5 keit des Mörders aufkommen läßt. — Mannheim, 3. Okt. Heute nachmittag Stuhle. Auch das jüngſte Kind war vom Rauch Noch eine Stunde ſpäter wären jedenfalls die drei Kinder erſtickt geweſen. Zahl⸗ reiche, auf dem Boden liegende Streichhölzer bewieſen, wie das Unglück entſtanden war. — Lahr, 3. Okt. Das Dunkel, das über der grauſigen Mordtat in Dinglingen laſtet, hat ſich noch immer nicht gelichtet. Die Sektion, die geſtern vormittag vorgenommen wurde, hat ergeben, daß das Kind in unſagbarer Weiſe verſtümmelt iſt, in einer Weiſe, die Zweifel an der Zurechnungsfähig⸗ Die Ausſagen der Kinder, mit denen das ermordete Mädchen kurz vor ſeinem Tode verkehrte, widerſprechen ſich. Eine verdächtige Perſon iſt in Dinglingen nicht geſehen worden. Der Mörder ſcheint eine mit der Oertlich⸗ keit vertraute Perſon zu ſein. Nach dem Sektions⸗ befund iſt die Tat mit einem äußerſt ſcharfen und ſpitzen Meſſer ausgeführt worden, der Mörder iſt dabei ſo kunſtgerecht verfahren, daß nicht anzunehmen Spitze. Der Verbrecher wurde von kräftigen Armen ergriffen. „Schurke! Mörder!“ drang es an ſein Ohr. Möller war in Totesangſt, denn er glaubte nicht anders, als daß man ihn als Mörder dem Gerichte übergeben würde. Baron Sunderland kniete nieder und ſtützte das ſchöne, aber totenähnliche Haupt der Frau, die er ſeiue Gemahlin genannt hatte. Einen Augenblick öffnete ſte die Augen, hob die Piſtole in die Höhe, aus deren Lauf es noch ein wenig dampfte, und zeigte, wie die Waffe eben erſt abgefeuert war. „Ihn trifft keine Schuld,“ ſtieß ſie mühſam hervor. „Er iſt mein Bruder. Er .. er tat es nicht. Ich ... ich erſchoß mich ... mich ſelbſt .. . O Gott!“ Erbarme Dich meiner ..“ Ein Blutſturz hinderte ſie, weiter zu ſprechen; ihre Glieder zogen ſich krampfhaft zuſammen und ſie ſank tot zurück. In ihrer Totesſtunde hatte ſie das erſte und einzige Mal in ihrem Leben edel und großmütig gehandelt. Sie hatte Möller von der Anklage, ihren Tot verurſacht zu haben, freige⸗ ſprochen. „Sie hören, was ſie ſagt!“ Sie hat ſich ſelbſt den Tot gegeben. mich los!“ Es war ein ſeltſames Ende für dieſes wilde, ſündige ereiguisvolle Leben. Julias Leiche wurde auf das Sopha gelegt, und Baron Sunderland, tief erſchüttert von dem eben Geſehenen, bedeckte ihr Geſicht mit einem Tuche. Möller veließ langſam das Zimmer, während er murmelte: „Sie hat mir im letzten Augenblick doch etwas gutes erwieſen ... das hätte ich nicht von ihr gedacht.“ Niemand hat ihn je wieder in Europa geſehen; rief Möller. Laſſen Sie vermutlich iſt er in die neue Welt entflohen, wo er, Zukunft vergaßen iſt, ſeine Kleidungsſtücke ſeien erheblich mit Bl befleckt worden. — Eberswalde, 4. Okt. In geiſtiger Umnachtung ertränkten ſich heute früh eine 7 und ihre 25jährige Tochter hierſelbſt. um 4 uhr früh verließen ſie die Wohnung, nachdem ſie 5 Wärterin nach Hauſe geſchickt hatten und ginge dann mit Seilen zuſammengebunden in den Pinowkangl — Hornberg (Schwarzwald), 3. Okt. E ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich heute nacht der hieſigen Steingutfabrik. Bei den Turbinengn lagen waren etwa 25 Italiener beſchäftigt und zwe davon befanden ſich in einem Schacht, als plötzlich eine Erdrutſchung erfolgte, wodurch der 24 jährige Giovanni Micheluzzi von den herabſtürzenden Erd maſſen total erdrückt wurde und nur als Leiche aug dem Schacht ausgegraben werden konnte. G zweiter Arbeiter kam mit leichteren Verletzungt davon. — Hanau, 3. Okt. Heute vormittag, kur vor 8 Uhr, ſtürzte ein Teil eines größeren Neu baues der „Dunlop Pneumatic Tyre Co.“ ein und mehrere daran beſchäftigte Arbeiter mit in die Tiefe Ein Arbeiter und 2 Fuhrleute, die ſich zur Zei des Einſturzes im Gebäude befanden, waren ſofor tot; die übrigen Verunglückten, von denen 3 ſchwe verletzt ſind, wurden ins hieſige Landkrankenhau verbracht. Die Urſache des Unglücks iſt noch nich genau ermittelt. Man nimmt au, daß das Binde werk von mangelhafter Beſchaffenheit war, auch dürfte der Sturm, der heute Morgen hier tobte die Kataſtrophe verſchuldet haben. Eine zahlreich Menſchenmenge, umſtand ſtundenlang die Unglücks ſtätte. — Berlin, 4. Okt. In beſonderer Vor ſicht bei der Annahme von Zwanzigmarkſcheinen mahn eine der Berliner Reichsbankſtelle zugegangen Meldung, nach der das neue Papiergeld gefälſch und anſcheinend in großem Umfange in Verkeh gebracht wird. Nach den bisherigen Ermittelunge iſt anzunehmen, daß eine Fälſcherbande geradez Geſchäftsreiſen unternimmt und die Falſifikate ir allen Gegenden des Deutſchen Reiches unterzubringer ſucht. Es ſei darauf hingewieſen, daß die Papier faſern bei den älteren Fälſchungen wie bei de neuen Falſifikaten durch Strichzeichnungen hergeſtellt aber bei den echten Banknoten eingepreßt ſind. Be echten Scheinen kann man die Faſern mit ei Stecknadel aus dem Papier herausnehmen. 2 bud. pfälz. 1210 gezahltes Hf wie wir hoffen wollen, ein beſſeres und glücklicheres ankrelerven Leben führt, als in der alten. ö Julias plötzlicher Tod riß ſowohl den Baro 1 Sunderland wie Richard von Burgsdorf aus eine engumem 80 peinlichen Lage. Richard verkaufte ſofort die Dia uündelgeldern manten und kam dadurch in Beſiitz eines beden donmundloblig tenden Vermögens. Mit eiuem Teile dieſes Gelde Mage dan Mü kaufte er ein ſchönes Rittergut in der Nähe vo Nr Manche Doktor Walther's Wohnung. 1 b ele, Nun er ein freier Mann und die ſchreckliche ba Balk werte Lrau los war, die ſein Darſein vergiftet hatte, legte Kauſchen aten Doktor Walther der Verbindung Richards mit ſeinen un der Kgl. B. Tochter auch kein Hindernis weiter in den Weg. . l 1 55 Le Bank * Es war ein herrlicher Morgen im Monat Auguſt, als der Wagen unter lauten Jubelrnfen den Zuſchauer vor dem Hauſe vorfuhr. 3 Baron Sunderland war von Paris herbeigeeilt, um der erſte zu ſein, der Richard in ſeinem neuen Heim begrüßte. „O, ich bin ſo unausſprechlich glücklich, mein geliebter Richard!“ flüſterte Agnes, während ſie ihm im Freudentaumel die Hand drückte. 1 „Und ich, Geliebte,“ verſetzte Richard, „habe das Gefühl, als finge ich jetzt erſt an zu leben. Agnes begab ſich in ihr Zimmer, um Hut und Tuch abzulegen. Währenddem nahm der Baron Richard bei Seite. 5 „Man wollte ſie nicht auf geweihtem Boden begraben“, ſagte er leiſe, „aber ich habe für das Grab geſorgt und am Kopfende desſelben ein klein Kreuz ſetzen laſſen.“ „Mehr konnten ſie nicht tun,“ ſagte Richard und drückte dem Baon warm die Hand. Das war das letztemal, daß Julia Hornegg zwiſchen ihnen erwähnt wurde. In einer glücklichen ſie die unglückliche Vergangenhe — Ende — 5 N