Schloſſe, in den Straßen von einer unzähligen Menſchenmenge jubelnd begrüßt. — Karlsruhe, 20. Sept. Der Großherzog und die Großherzogin haben aus Anlaß ihres 50⸗ jährigen Ehejubiläums eine Stiftung in Höhe von 100 000 Mark errichtet. Die Stiftungsurkunde hat folgenden Wortlaut: Von demütigem Dank gegen Gottes Gnade, der nach ſo vielen Segnungen und unvergeßlicher Erinnerung die Großherzogin und mich miteinander die 50 jährige Wiederkehr des Tages unſerer Ver⸗ mählung — die Quelle reichſten unausſprechlichen hohen Glückes hat erleben laſſen, iſt es der Großherzogin und mir ein Herzensbedürfnis, zum dauernden Gedächtnis an unſere Goldene Hochzeit gemeinſchaftlich ein Kapital von 100 000 Mark zu ſtiften, deſſen Erträgniſſe jeweils auf den 20. Sep⸗ tember zur Verteilung gelangen ſollen. Wir ge⸗ denken dabei des Abſtandes, in welchem nach menſch⸗ licher Vorausſicht das ſtaatlich Erreichbare zu allen Zeiten hinter den berechtigten Forderungen der Menſchenliebe und des öffentlichen Wohles zurück⸗ bleiben wird und möchten dagegen das Stiftungs⸗ erträgnis in jedem Jahre denjenigen wohltätigen oder gemeinnützigen Zwecken zugewieſen haben, die gerade die dringendſten ſind, und für die ſonſtige Mittel nicht zur Verfügung ſtehen, und zwär ſoll das Jahreserträgnis nach Abzug von 10 Prozent, die zum Kapital zu ſchlagen ſind, jeweils in vier gleiche Teile geteilt werden und je ein Teil als Gabe an den Dienſtbezirk eines jeden der vier Lan⸗ deskommiſſare gelangen. Zu dieſem Behufe haben dieſe alljährlich im Monat Auguſt ihre Vorſchläge wegen Zuwendung der Jahresgabe beim Miniſterium des Innern einzureichen, das ſie zur Einholung meiner Entſchließung an die Generalintendanz der Zivilliſte weitergibt. Letztere hat das Stiftungs⸗ kapital zu verwalten und für die Rechnungsabhör, ſowie die Auszahlung der von mir zuerkannten Gaben Sorge zu tragen. Karlsruhe, den 20. September. gez. Friedrich. 5 gez. Luiſe. — Karlsruhe, 20. Sept. Geſtern nach⸗ mittag 4 Uhr empfingen der Großherzog und die Großherzogin, ſowie der Kronprinz und die Kron⸗ prinzeſſin von Schweden im Marmorſaale des Schloſ⸗ ſes die Mitglieder des Staatsminiſteriums, den kommandierenden General des 14. Armeekorps, die Vertreter der evangeliſchen und katholiſchen Kirche, Abordnungen der erſten und zweiten Kammer der ſucht mich durch Dich zu kränken. Ich wundere mich, daß Du ſchwach genug biſt, um in die Falle zu gehen. Doch, wenn Du durchaus Deinen eigenen Willen haben und Deine Unabhängigkeit zeigen willſt, werde ich ein Gleiches tun und dies möglicherweiſe ſehr bald. Wenn Du mich bitteſt, Dich irgend wo⸗ hin zu begleiten, ſo mache Dich auf eine ähnliche Weigerung meinerſeits gefaßt.“ „O, wenn Du anfängſt, mir Vorwürfe zu machen, verſchwinde ich gleich,“ antwortete der Baron. „Ich werde bis nach dem Place de la Concorde fahren und Dir den Wagen früh genug zurückſchicken, vollendet hatte und die koſtbaren Burgsdorf'ſchen Die Baronin biß ſich auf die Lippen, bis ſie bluteten, aber Sie gab keine Antwort, und ſah ihn fortgehen, ohne daß er Ihr, wie gewöhnlich, wenn daß er Dich noch in das Opernhaus fahren kann.“ er ſie verließ, einen Kuß gegeben hätte. Schon trat eine leichte Kühle zwiſchen die Ehe⸗ gatten, und wenn es auch nur eine winzig kleine Wolke am Horizonte war, ſo verkündete ſie doch den drohenden Sturm, der ihr Glück vielleicht für immer zerſtörte. Julia liebte wirklich den Grafen Sunderland. Er war jung, hübſch und liebenswürdig. Er hatte ein ſehr einnehmendes Weſen, wie gewöhnlich ſolche, deren einzige Beſchäftigung es iſt, zu ſtudieren, wie ſie den Frauen am beſten gefallen. Er hatte ihr leidenſchaftliches Naturell für ſich gewonnen, und bemüht, die Vergangenheit zu vergeſſen, hoffte ſie mitten in dem glänzenden Strome eines vornehmen Lebens, von den Männern bewundert und von den Frauen beneidet, Befriedigung zu finden und wenn auch im eigentlichen Sinne des Wortes kein glückliches, wohl aber ein neues Leben zu führen. Richard von Burgsdorf war bei der Feſtlichkeit in der engliſchen Geſandtſchaft wie ein Geiſt vor ihr erſchienen und ſchon machte er ſeine Macht geltend. Sie ahnte nicht, was er damit bezweckte, daß er zeit fördernd, Landſtände zur Darbringung ihrer Glückwünſche zum Jubelfeſte. Die Adreſſe der zweiten Kammer lautet: „Unſere Landesgeſetzgebung erfreut ſich ſeit Jahrzehnten in ganz Deutſchland wohlverdienten Rufes, da ſie die verſchiedenſten Fragen des öffent⸗ lichen Lebens in freier und gerechter, vielfach von neuen Geſichtspunkten ausgehender Weiſe zu ordnen ſich bemüht. Und es iſt uns vor kurzem die be⸗ ſondere Freude zu teil geworden, daß, infolge des hochherzigen, aufs dankbarſte zu ſchätzenden Vertrau⸗ ens, welches Ew. Kgl. Hoheit der politiſchen Ein⸗ ſicht des badiſchen Volkes ſchenken, durch die Reform unſerer Verfaſſung ein großer Erfolg erzielt wurde, der hoffentlich unſerem Lande dauernd zum Segen gereichen wird. genehme Spaziergänge in nächſter Nähe Gelegenheit geboten iſt. Das Erholungsheim wird mit 15. April oder 15. Mai nächſten Jahres eröffnet werden. Das Präſidium des Landesverbandes ſowie die Spezialkommiſſion hat mit peinlicher Sorgfalt alles geprüft und erwogen, um dem badiſchen Gewerbe⸗ und Handwerkerſtand ein Heim zu ſchaffen, wo die Angehörigen desſelben zu beſcheidenem Preiſe ſich Erholung ſchaffen und neue Kräfte ſammeln können und das auf ſolider finanzieller Grundlage ein gutez Gedeihen garantiert. Das organiſterte Handwerk und Gewerbe Badens hat dadurch eine Errichtung geſchaffen, die bis jetzt die einzige derartige in Deutſchland iſt, und einen Beweis bietet für das f Ew. Kgl. Hoheit haben aber ſeit Jahrzehnten unſer Badener Land nicht nur in den Bahnen eines geſunden politiſchen, ſondern auch in im Kampfe ums Daſein. jenen eines höchſt erfreulichen kulturellen, ſozialen und wirtſchaftlichen Fortſchritts erhalten. Kunſt und Wiſſenſchaft, auf Unterricht und Erzieh⸗ Auf ſoziale Verſtändnis der leitenden Kräfte der Geſamt⸗ organiſation. Mögen nun auch diejenigen, für welche die wohltätige Einrichtung geſchaffen iſt, die⸗ ſelbe fleißig benützen und ſich neue Kräfte ſammeln — London, 20. Sept. In Schottland iſt der Expreßzug der King⸗Croß⸗Station, der London ung, auf Handel und Landwirtſchaft, auf Induſtrie und Gewerbe iſt bei uns von ſtaatlicher Seite alle⸗ anregend worden, wie denn die Fürſorge für die wirtſchaftlich Schwachen und Notleidenden ſtets Gegenſtand be⸗ und belebend eingewirkt jetzt wurden 7 Tote feſtgeſtellt. ſonderer Aufmerkſamkeit der Regierung Ew. Kgl. Hoheit geweſen iſt.“ In der Adreſſe wird weiter des wohltätigen Wirkens der Großherzogin und des vorbildlichen Familienlebens gedacht, welches die hohe Frau dem Großherzog bereitet habe. Schluß heißt es: „Wir, gewählte Vertreter des Zum badiſchen Volkes, deſſen Geſchicke mit denen ſeines Fürſtenhauſes eng verknüpft ſind, danken Ew. Kgl. Hoheiten bei dieſem erfreulichen Anlaß innigſt für alles, was Allerhöchſtdieſelben an denkwürdigen, nie verſagenden Taten für unſer Land erreicht und vollbracht haben. Wir huldigen in Ehrfurcht und Liebe Ew. Kgl. Hoheiten aufs neue, und wir ver⸗ einen uns mit allen Badenern vom Bodenſee bis zum Main in dem treuen Wunſche: Gott erhalte, ſegne und ſchütze auch fürderhin unſer erlauchtes Herr Franz Kelbrunner im Stemmen der IV. Klaſſe Fürſtenpaar und das ganze großherzogliche Haus.“ — Karlsruhe, 20. Sept. Das Erhol⸗ ungsheim für badiſche Handwerker und Gewerbe⸗ treibende, Bad Sulzburg, umfaßt über 20000 Am. Fläche mit einem Hauptgebäude, einer Dependance mit zuſammen 75 Betten, einem Oekonomiegebäude und Eishaus und einem ſchattigen und geräumigen Wirtſchaftsgarten. Das Bad liegt in Tannenwald mit guten Wegaulagen, ſodaß für an⸗ ſich ihren Gatten zum Freund zu machen ſuchte, aber es genügte ihr, zu wiſſen, daß es nichts Gutes für ſie bedeutete. war. „Ich muß dieſen Menſchen vernichten. Er und ich können nicht zu gleicher Zeit in dieſer Welt leben.“ Sie begab ſich in ihr Zimmer, um Toilette zu machen, und wie ihr der Zorn verflog, wich auch der ſtrenge Ausdruck von ihrem Geſicht, und ward wieder mild und blendend. ſchönem Club auch fernerhin wünſchen. abends mit zahlreichen Paſſagieren verließ, bei Grantham entgleiſt; er ſtürzte den Bahndamm hinunter. Die Trümmer gerieten in Brand. Bis Vermutlich iſt der Zug auf ein Nebengeleiſe geraten und hat die Bremsvorrichtung verſagt. Sport. Bei dem am vergangenen Sonntag in Reilingen ſtattgefundenen Athletenwettſtreit wurde dem Ring⸗ und Stemm⸗Club Ladenburg der 3. Vereinspreis zuerkannt. Außerdem erhielten nachſtehende Mit⸗ glieder des hieſigen Clubs folgende Preiſe: Herr Friedrich Schmitt im Stemmen der III. Klaſſe und Ringen für Schwergewicht den 4. Preis, Herr Joſeph Bauer im Ringen für Leichtgewicht den 5. und im Steinſtoßen II. Klaſſe den 7. Preis, Herr Ernſt Baer im Stemmen der IV. Klaſſe den 15., im Ringen für Mittelgewicht den 20. und im Stein⸗ ſtoßen II. Klaſſe den 8. Preis, Herr Georg Kel⸗ brunner im Stemmen der IV. Klaſſe den 1. Preis, den 8. und im Ringen für Mittelgewicht den 21. Preis, Herr Peter Schneberger im Stemmen der III. Klaſſe den 12. Preis und Herr Nikolaus Waldais im Stemmen der III. Klaſſe den 15. und im Ringen für Leichtgewicht den 10. Preis. Unter der großen Konkurrenz, welche bei dieſem Feſte herrſchte iſt das ein ſehr guter Erfolg, welchen wir dem hieſigen „Nach Hauſe!“ befahl die Baronin, indem ſie ſich in die weichen Kiſſen zurücklehnte und dachte, ob ihr Gemahl wohl heimgekehrt ſei und ſie erwarte, „O!“ rief ſie leidenſchaftlich aus, als ſie allein Der Wagen fuhr in ſchnellem Lauf davon. Plötzlich aber fuhr die Baronin aus ihrem Sinnen auf! die Fahrt kam ihr ungewöhnlich lang vor. Als ſie ans dem Fenſter ſah, fand ſie die Straßen ſtill und ſo verödet, wie wenn ſie ſich in Das Kammermädchen kam, ſie zu friſieren, und als ſie ihre Toilette Diamanten, die eine halbe Million wert waren, an ihr glizerten, da wußte ſie, daß au dieſem Abend keine Dame im Theater war, die größeres Aufehen machen und mehr die Aufmerkſamkeit auf ſich lenken würde, als ſie. Mit dieſem angenehmen Bewußtſein fuhr ſie der Kutſcher achtete nicht darauf, hieb vielmehr un einer der Vorſtädte befände und nicht mitten in der großen Metropole, die ſelbſt um Mitternacht ſehr belebt iſt. Wo war das rege Treiben, das auf den Boule⸗ wards auf⸗ und abwogte. Wo die vielen Gas⸗ flammen der zahlreichen Cafés und Reſtaurants? Beſtürzt zog ſie an der Glocke im Wagen, aber ſo ſtärker auf ſeine Pferde los, und fahr nur um nach der Oper; der neue Kutſcher ſaß auf dem Bock. Im Opernhauſe war ſie der Gegenſtand all⸗ gemeiner Aufmerkſamkeit, und als einer den anudern nach ihrem Namen fragte, war es bald allgemein bekanut, daß dieſe zarte Schönheit in der reichen Toilette mit den unvergleichlichen Diamanten, die junge Gemalin des Barons Sunderland war. Aber ſie war nicht glücklich iu der Stunde ihres Triumphes. Ihre Gedanken wanderten don der herrliſchen Muſik und der glänzenden Oper in den Club, wo ihr Gemahl mit ihrem Feinde zu⸗ ſammentraf. Bevor die Oper zu Ende war, ver⸗ ließ, ſie die Loge und ſtieg in ihren Wagen. Der Kutſcher öffnete den Wagenſchlag, da der Diener ganz unbegreiflicher Weiſe uicht da war! in Wirklichkeit war er betrunken in dem nächſtgelegenen 1 1 1 Wirtshauſe, wohin zugehen der Kutſchr ihn verleitet hatte ſo ſchneller. Die Pferde jagten in raſendem Galopp vorwärts und halbtot vor Schreck ſank die Baronin zurück. War der Kutſcher betrunken oder gingen die Pferde durch? Aus dem Wagen ſpringen war bei der Schnellig⸗ keit, mit welcher derſelbe dahin flog, unmöglich. Die Häuſer ſtanden immer vereinzelter und Bäume und Hecken zeigten ihr, da ſie auf dem Lande war, und über alle Beſchreibung verwirrt und beſtürzt, wartete ſie, was nun wohl geſchehen 1 möge. — Plötzlich hielt der Wagen und zwei mas ⸗ kierte Wänner öffneten die Wagentüren. Die Baronin ſtieß einen Schrei aus. „Was wollt Ihr?“ rief ſie, während ſich ihr Schreck und ihre Angſt noch ſteigerten, als ſie ſah, daß ſie ſich auf einem völlig einſamen Wege befaud, von dem aus nach keiner Seite hin ein Licht zu erblicken war. (Fortſetzung folgt.)