Verſchiedenes. S Ladenburg, 18. Sept. Die Feier des „Geburtstages unſeres allverehrten Großherzogs wurde am Vorabend des 9. September durch Glocken⸗ geläute, Böllerſchießen und Feſtgottesdienſt in der Synagoge eingeleitet. Am Feſttage ſelbſt fanden Feſtgottesdienſte in ſämtlichen Kirchen ſtatt und die Stadt prangte in reichem Flaggenſchmuck. Aus Anlaß des goldenen Ehejubiläums unſeres geliebten Herrſcherpaares veranſtaltete die Stadt⸗ gemeinde am vergangenen Samstag abend im Saale des Bahnhofhotels ein äußerſt gut beſuchtes und glänzend verlaufenes Feſtbankett. Den Reigen der Darbietungen eröffnete die mit guten Kräften ver⸗ ſtärkte hieſige Feuerwehrkapelle mit einem Marſch und einer Ouverture und der „Liederkranz“ mit dem Lied „Weihe des Geſangs“ mit Orcheſter⸗ begleitung. Der ſtellvertretende Bürgermeiſter, Herr Carl Günther, begrüßte mit warmen Worten die Feſtverſammlung, worauf Herr Profeſſor Metzger, Vorſtand der Großh. Realſchule, die Feſtrede hielt. In trefflichen Worten feierte der Redner die vielen Verdienſte unſeres Landesfürſten und ſeiner erlauch⸗ ten Gemahlin und endete mit einem von heller Be⸗ geiſterung aufgenommenen Hoch auf das Jubelpaar. In gewohnter Weiſe toaſtete Herr Gemeinderat J. klaren Ausführungen gedachte Herr Aktuar Peter Eberle der Verdienſte des Heeres und der Marine und fanden beide Toaſte begeiſterten Wiederhall. Der „Liederkranz“ trug noch die Männerchöre „Oh Heimatland, oh Badnerland“, von Herrn Haupt⸗ lehrer Schanz componiert, und „Matroſenblut“ vor und ernteten mit ihren Geſängen, unter Leitung des Herrn Schanz, reichen Beifall. Auch die „Sängereinheit“, unter Leitung des Herrn Klein⸗ „Die Weinleſe“ und „Trau' nicht den Frühlings⸗ tagen“ zum Vortrag, wobei der von Herrn Paplitzeck im letzten Liede geſungene Solo an⸗ kennung gezollt. Der „Turnverein“ ließ es ſich auch angelegen ſein, zur Verherrlichung des Feſtes beizutragen, was ihm auch in reichem Maße gelang. Zum erſtenmale in hieſiger Stadt war bei Feſten die Gelegenheit geboten, eine Damenriege Aufführungen machen zu ſehen und führten ſich dieſelben durch Langſtabübungen und Pferdübungen vorteilhaft ein, was der ſtürmiſche Beifall bewies. Die wackere Turnerſchar bot eine Baumann auf Se. Majeſtät den Kaiſer und in Mannheim, brachte die Männerchöre „Heimatglocken“, genehm berührte; auch ihnen wurde volle Aner⸗ kombinierte Muſterriege, welche in ihren Einzel⸗ wie Geſamtaufführungen großartig wirkte und die Dreifußpyramiden, welche von 32 Turnern und Zöglingen ausgeführt wurden, einen impoſanten Anblick boten. Der von Herrn Notar Dr. Ritter arrangierte und von Turnerinnen und Turnen aus⸗ geführte Huldigungsakt ſowie die turneriſchen Auf⸗ führungen, welche unter der tüchtigen Leitung des Turnwarts Richard Keßler ſtanden, bildeten den Glanzpunkt des Abends und ſind gewiß geeignet, Verhafteten ſtürzten ſich auf den Gendarmen, ent⸗ 1 nach Frankreich. auch in beſſeren Kreiſen der Einwohnerſchaft Sym⸗ ö pathie für die Turnerei zu erwecken. Die Feuerwehrkapelle, unter der bewährten Leitung des Herrn P. W. Hertel, brachte noch herrliche Muſikſtücke zum Vortrag und wurde den⸗ ſelben reicher Beifall gezollt. Namens der Veran⸗ ſtalter dankte Herr Gemeinderat Wollenſchläger ſämtlichen Mitwirkenden, worauf man dem Tanz bis zur Morgenſtunde huldigte. Ladenburg, 18. Sept. Das geſtern nachmittag von der hieſigen Stadtgemeinde anläßlich des goldenen Ehejubiläums unſeres Großherzogs⸗ paares veranſtaltete Kinderfeſt war trotz des ſchlechten Wetters recht zahlreich beſucht. Um zwei Uhr ſtellten ſich die Schüler und Schülerinnen der Volks⸗, Töchter⸗ und Realſchule am Waſſerturm auf und zogen unter den Klängen der hieſigen Feuerwehr⸗ kapelle, reichgeſchmückt mit Fähnlein und unter Hoch⸗ rufen, durch die Hauptſtraße und Kirchenſtraße nach 1 dem Feſtplatz (ſtädt. Turnplatz) an deſſen Eingang die Kinder eine große Bretzel erhielten. Herr Notar Dr. Ritter hielt zunächſt eine kurze Anſprache an die Kinder, worauf mit den Jugendſpielen be⸗ zu gonnen wurde, welche bei den Zuſchauern viel Lachen und Heiterkeit erregten. Mehrere Ballons ſtiegen in die Lüfte; auch ein Kletterbaum war auf dem Feſtplatz aufgeſtellt, welcher jedoch nur allzugut präpariert war, um daß es den größten Anſtrengungen in Petersburg direkt enthoben worden, ſo galt doch vieler Schüler und ſogar mehrerer junger Leute ge⸗ lungen wäre, den Gipfel desſelben zu erreichen. Abends 8 Uhr fand ein ſchönes Feuerwerk ſtatt und auch die aufgeſtellte Tanzbühne blieb nicht unbenützt. Die Wirtſchaft auf dem Feſtplatz war Fr. Götzel⸗ mann übertragen. — Straßburg, 16. Sept. Von einem Rekontre mit Gendarmen berichtet der „Meſſin“ aus Jouy⸗aux⸗Arches. Eine Anzahl junger Leute aus franzöſich Lothringen benahmen ſich auf der Kirchweihe des Ortes wüſt. Einer trieb ſolchen Unfug, daß ihn ein deutſcher Gendarm verhaftete und ihn nach dem Arreſtlokal führte. Als der Ge⸗ fangene unterwegs zu entkommen ſuchte, legte im der Gendarm Handſchellen an. Die Freunde des riſſen ihm den Gefangenen, feſſelten den Gendarmen mit ſeinen eigenen Handſchellen und ſtießen ihn ins Gefängnis. Hierauf eilten ſie per Rad der fran⸗ zöſiſchen Grenze zu, mißhandelten einen Gendarmen der ſie auf deutſchem Boden abfangen wollte, ſo ſehr, daß er kampfunfähig wurde, und entkamen — Beſancon, 17. Sept. Geſtern bor⸗ mittag ſchlug der Blitz in ein Pulvermagazin dez Forts Mont, Faucon. Das Magazin flog in die Luft, 9 Perſonen — 2 Offiziere, 3 Soldaten und 4 Ziviliſten kamen um. Etwa 50 Perſonen wurden verletzt. Die Leichen ſind zum Teil gräßlich ver⸗ ſtümmelt. Faſt alle Fenſterſcheiben der umliegenden Dörfer wurden zertrümmert, die Wege und Straßen große Strecken weit beſchädigt, die Bäume auf eine Entfernung von 500 Meter aus der Erde geriſſen. Wie viel Pulver explodiert iſt, iſt noch unbekannt, doch ſteht feſt, daß es mehr als 10 000 Kilogramm waren. Die Behörden und ein Bataillon Infan⸗ 7 terie befinden ſich an der Unglücksſtätte. J. Hit — Petersburg, 16. Sept. Der ehemalige uiverſa Diktator von Petersburg, General Trepow, iſt geſtern abend zu Peterhof geſtorben. Der Tod des General Trepows wird in Ruß⸗ land vielfach mit einem Gefühl der Erleichterung begrüßt werden. Denn in dieſem rückſichtsloſen Haudegen, der als Diktator Petersburgs mit ſeiner brutalen Energie zu Anfang vorigen Jahres aller⸗ dings alle Aufſtände niederzuwerfen und am Boden halten wußte, verkörperte ſich gleichſam die ſchlimmſte Knutenwirtſchaft des reaktionären Ruß⸗ lands. War er auch durch ſeine Ernennung zum Palaſtgouverneur von Peterhof der Leitung der Dinge Wurz Likör e den Gef V Dipmim angie bestens e 2 Luk ud Aukeh auch in ſeiner jetzigen Stellung ſein Einfluß auf den Zaren für unheilvoll genug, um immer wieder — 1 neues Verderben auf das nach Freiheit ringende Stenz Rußland zu häufen. 15 adenburt u beni Gra bin Zum täglichen Gebrauch im Waschwasser. Das unentbehrlichste Toilettemittel, verschönert den Teint, macht zarte weisse Hände. Nur echt in roten Cartons zu 10, 20 und 50 Pf. [Tola-Taschent.- Parfüm, in Flacons zu M. 1.-u. M. 2.50, Spezialitäten der Eirẽůma Heinrich Mack in Ulm a. D. e Jimmern und n bermiete 0 ealabet Roman von J. Garwin. 32. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Gewiß! Ich bin zu allem bereit, aber ich muß dafür bezahlt werden. Ich habe meine Taxe, meine Preiſe.“ „Darüber werden wir uns ſehr raſch einigen, Monſiur Gellimier,“ antwortete Richard. „Hier iſt Ihre Uhr!“ ſagte Gellimier. „Nun wir Freunde ſind, denke ich nicht daran, ſie zu be⸗ halten. Einen Freund beſtehle ich nie. Sie gaben mir etwas Geld und ich habe Luſt, es auszugeben. Wollen Sie mit mir in ein Weinlokal hier in der Nähe gehen? Ich leide in letzer Zeit an einem kaum zu ſtillenden Durſt.“ 5 „Ja,“ verſetzte Richard, „ich will Euch meine Inſtruktionen geben und keine Zeit iſt dazu beſſer geeignet als die jetzige.“ a Sie ſchritten ruhig nebeneinander her, bis ſie ein kleines Wirtshaus erreichten. Dort ſetzten ſie ſich an einem Tiſche, etwas abſeits von den übrigen Gäſten, die rauchten, tranken und Karte ſpielten, nieder. f Richard beſtellte eine Flaſche Wein, und über eine Stunde unterhielten ſie ſich ernſt mit einander als Richard aufſtand, um fortzugehen, ſagte er: Ihr verſteht mich vollkommen ?“ 105 „Vollkommen! Ich ſoll die Baronin Sunder⸗ and: „Still!“ unterbrach Richard ihn. „Habe ich Euch uicht geſagt, Ihr ſollt vorſichtig ſein?“ „Der Kuckuck hole meine Zunge!“ rief Gellimier aus. „Ich merke mir ſchon den Namen. Jeden Morgen um zehn Uhr komme ich zu Ihnen, Bericht zu erſtatten.“ 1 f werden ſehen, daß Sie ſich über nichts zu beklagen haben.“ f 5 „Gut! Ich bin zufrieden,“ erwiderte Richard. „Ihr kommt Eurem Verſprechen nach und ich werde das meinige erfüllen. Hier habt ihr etwas Geld als Anbezahlung.“ Gellimier griff haſtig nach einigen Banknoten und wünſchte mit halb vertrauliſchem, halb ehrer⸗ bietigem Gruß ſeinem neugefundenen Beſchützer Gute Nacht. Sechsundzwanzigſtes Kapitel. Baronin Sunderland pflegte ihre Equipage jeden Morgen um neun Uhr zu beſtellen und nach dem Bois de Boulogne zu fahren; dort ſtieg Sie aus, promenierte eine Weile umher und kehrte bei Zeiten zurück, um mit Ihrem Gemahl, der ſpäter aufzuſtehen pflegte, das Frühſtück einzunehmen. Eines Morgens, wenige Tage nach dem ſoeben erzählten Vorfall, ſtellte ſich am Hauſe des Barons Sunderland ein Mann ein und verlangte James, den Kutſcher zu ſprechen. Der Fremde ſah wie ein Stallknecht aus, und James, der früher ſchon in Frankreich geweſen war und franzöſiſch ſprechen konnte, verließ bald darnach mit dem Fremden den Hof. Die Knechte ſahen voll Verwunderung den Kutſcher, der ungewöhnlich ernſt war, mit dem Fremden in ein Wirtshaus gehen. Ungefähr um halb neun, gerade zu rechter Zeit, um für die Baronin anzuſpannen, kam James zurück und ſtieg auf den Bock, während die Pferde geſchirrt und angeſpannt wurden. Man bemerkte, daß er ſich nur mit Mühe auf ſeinem Platze halten konnte. Nach wenigen Minuten kam die Baronin, ſie ſtieg ein und der Wagen rollte davon. Die Knechte und ein Diener, welche der Ba⸗ i et hatte, ſahen wieder und dieſelbe Szene wiederholte ſich. 1 . b . Heorg ge Der geſtohlene „Ich brauche alſo nichts weiter zu ſagen?“ Verwunderung, wie James ein ausgezeichneter Kutſcher Jene Anlage 5 0 „Kein Wort Verlaſſen Sie ſich ganz auf mich.] ſehr ſcharf um die Ecke bog. Anſtatt das Tor zi alle Wohn D iamanten ſch atz. Laſſen Sie mir nur vierzehn Tag Zeit, und Sie ſchließen, liefen ſie auf die Straße und ſchanten ihn 0 I neugierig nach. Da ſahen ſie, daß er von einer Seite auf die andere und überhaupt ganz wunder lich und anders als gewöhnlich fuhr. An de Straßenecke ſtieß er an den Gaſſenſtein, daß de Wagen beinahe umfiel. Nach kaum zwanzig Mi nuten kehrte er im Zickzack zurück und ſtieß mi dem Wagen ſo heftig an das Gitter, daß da Spritzenleder abbrach. Die Baronin ſtieg offenbar ſehr ärgerlich und unzufrieden aus, und begab ſich raſch in ihr Zimmer. James ſtieg vom Bock herunter und ſah mi nichtsſagendem Blicke zu, wie der Kuecht die Pferd abſchirrte; dann meinte er, er müſſe ſchlafen gehen ſtieg die kleine Leiter hinauf, die in ſeine Stub über den Stall führte, wo er in einen tiefen Schlaf ſank. 6 unf teh, S Kächenſttaßz, 2 Am Nachmittag ließ Baronin Sunderland ihn zu ſich rufen und brummend und geſtikulierend kehrte er von ihr zurück. Am folgenden Tage kam dasſelbe Individuum James war unverkennbar jedesmal betrunken; als er aber am dritten Tage vom Trinken mit ſeiner neuen Bekanntſchaft zurückkehrte, erſchien Baron Sunder⸗ lands Hofmeiſter im Hof und ſagte ihm, daß er entlaſſen ſei. James ſtieg trotz ſeiner Entlaſſung auf den Bock und erklärte, daß er trotz allem fahren würde. Er ſagte, er habe nur ein einziges Glas getrunken; Puch. und zwar mit einem Manne, der ihm nur wohl u 1 der wolle und ihm wenn er ganz unabhängig ſen n en wolle, dazu verhelfen werde, einen großen Miethof N bat Nan in Paris zu übernehmen. e 91 0 Fortſetzung folgt.) 1 U ach lh