Anzeiger für cadenburg Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. „ 15 Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der Boſpuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. un e 1 Ahl Geſchäfts⸗ und Ae 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen ! Nachmittags 2 Bei größeren Aufträgen Rabatt. welche am Tage des Erſcheinens bis Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Treitag, den 7. Heptember. 1 Alemannen 1 fröhlich ein! Dem Landesvater unſ're Herzen weih'n. Soll jedes Bad'nerherz in dieſen Tagen In Deiner Kränze, Deiner Fahnen Zier, Ob oft mit ihr die Wetterwolken rangen Ja, herrlich ſieghaft iſt ſie aufgegangen Heil Friedrich! Gruß und Glückwunſch Als Großherzog, ins Meer der Ewigkeit, Fürwahr! wie reichgeſegnet war Dein Le aß wir ſtets 1 Wir wollen heut' mit feſtlichen Gedanken Vom Bodenſee, wo grün die Reben ranken Bis weit hinab zum Odenwald und Main In Dankbarkeit und Liebe höher ſchlagen! O Vaterland, wie reich ſeh' ich Dich prangen 1 Heut' ſtrahlt des Glückes Sonne über Dir! Und Haß und Zwietracht ſcheucht ſie weit von hier. In holder Eintracht ſoll es laut erſchallen: Schon fünfzig Jahre ſaheſt Du entſchweben Fruchtbringend war's und bleibt's für alle Zeit! Was Gott dem Land und Volk in Dir gegeben Wir fühlen's wohl, und unſere Dankbarkeit Sie ſoll zur Lieb' und Treue ſich geſtalten Deinem Tune halten! 1 Wenn heute rings die Glocken feſtlich klingen 1 5 Verkünden ſie des Volkes Dank und Preis 1 Wie ſich die Töne durch den Aether ſchwingen So ſteigt empor aus unſern Herzen heiß . Der Dank, der Glückwunſch, den zum Thron wir bringen Dem Landesvater, dem erhab'nen Greis, Dem achtzigjähr'gen, der von Gottes Gnaden So ſegensreich regiert ſein ſchönes Baden! Du übernahmſt des Zepters ſchwere Bürde In einer ernſten, einer trüben Zeit, . 15 Es zeugt des Silberhaares hohe Würde 1 Von ſchwerer Pflicht, die ſtets Dich fand bereit, f Doch wer wie Du ſein Zepter glücklich führte Dem ſchlägt des Volkes Herz in Dankbarkeit. von uns allen! Der ben, Heil Friedrich Heil! und ſeinem ganzen Hauſe! uns als Badener lehrte Deutſch zu ſein. Gar laut der Jubelruf zum Schwarzwald brauſe Aus jedem Gau, vom See bis an den Main. f Ind wo in weiter Welt ein Bad'ner hauſe, m fernſten Meer — er ſtimme mit uns ein! eil Friedrich Heil! Gott ſegne ſtets Dein Walten. r möge Dich noch lange uns erhalten! e Adolf Arnold. Darauf 1 ſich der ber zu 5 1 Der geſtohlene Diamantenſchatz. Roman von J. Garwin. 29. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Am nächſten Tage ſchrieb er einen Brief an Doktor Walther, worin er dieſem mitteilte, daß, wenn er momentan allerdings Julia Honegg aus dem Auge verloren habe, er ihr doch auf der Spur ſei und ſie binnen kurzem einzuholen hoffe. Er bat es ſich als eine Gunſt aus, daß ſein Fernbleiben Agnes im möglichſt günſtigſten Lichte dargeſtellt, und ſie ſeiner dauernden unveränderten Liebe verſichert werde. Darauf reiſte er mit dem Abendzug nach Paris ab. In demſelben Coupee, in dem er ſaß, befanden ſich noch zwei Herren, ein junger Franzoſe von ange⸗ nehmen Aeußern und elegant gekleidet, deſſen ganzes Weſen bekundete, daß er der beſten Geſellſchaft ange⸗ hörte; der andere war ein Mann in den mittleren Jahren, anſcheinend ein angeſehener Kaufmann, aber offeubar mehr Geſchäfts⸗ als Weltmann. Anfangs ſprach keiner von ihnen ein Wort. Dann bot der ſcheinbare Kaufmann Richard eine Zigarre an, die dieſer ablehnte und dann in ſeiner Zeitung weiterlas. „Das Reiſen iſt ſehr ermüdend“, ſagte darauf der Geſchäftsmann. Was meinen Sie zu einem Kartenſpiel? Ich habe Karten bei mir.“ „Ich muß fehr danken“, verſetzte Richard, „ich ſpiele nie mit einem Fremden.“ und ſprach dieſen in ſeiner eigenen Sprache an. Hier hatte er mehr Glück. Er holte die Karten hervor und ſie fingen an um Geld zu ſpielen; mehrere große Banknoten fanden ihren Weg aus der Taſche des Franzoſen in die ſeines unternehmenden Reiſe⸗ gefährten. Richard war des Leſens müde und beobachtete unbemerkt das Spiel der beiden anderen. Sie ſpielten Ecarté, wobei das Aufdecken des Königs eins gilt und von großer Wichtigkeit bei dem Spiele iſt. Und von zehnmalen, wo der Geſchäftsmann Karte gab gelang ihm das neunmal. Richard fiel dies auf, und paßte genauer auf, bis er deutlich ſah, daß der Menſch ein König in den Rockärmel ſchob, um ihn zu rechter Zeit oben auf die Karte zu bringen. Da faßte er denſelben beim Arm und rief er⸗ regt: „Sie Schurke! Ich ſehe ihre Intrigue, aber Sie ſollen einen argloſen Menſchen nicht beſtehlen, der, wie es ſcheint, mehr Geld als Scharfſinn beſitzt.“ „Was ſoll das heißen?“ fragte der Gauner, während ſich Wut und Schrecken auf ſeinem Geſichte malten. Richard ſchittelte ihn ſo heftig, daß die Karte aus dem Rockärmel zur Erde fiel und der Betrüger entdeckt war. „Sie ſind beſtohlen worden,“ fuhr darauf Richard zu dem Franzoſen gewendet fort, „aber ſie ſollen Ihr Geld zurückbekommen. Wieviel haben ſi ber loren?“ „Gegen 400 Franks,“ verſetzte dieſer. „Sie geben dem Herren ſein Geld zurück und verlaſſen Sie bei der nächſten Station dieſen Wagen,“ ſprach Richard in ſtrengem Ton zu dem Betrüger, „oder ich überliefere Sie der Polizei. „Sie ſind in Irrtum, mein Herr,“ ſagte de Gauner, „aber gleichviel! Wenn beim Kartenſpie ein Streit entſteht, iſt es beſſer, das Geld zurück zugeben. Hier haben ſie es.“ Mit dieſen Worten händigte er dem Franzoſen eine Handvoll Banknoten ein. 8 „Ich werde ſie verlaſſen,“ fuhr er darauf fort, „da ich ein Gentleman und nicht gewöhnt bin, daß man meine Ehrenhaftigkeit in Zweifel zieht. In Zukunft werde ich auf der Reiſe vorſichtiger dami ſein, mit wem ich rede.“ Richards ganze Antwort, war ein mißtrauiſches Lächeln. Auf der nächſten Station ſtieg der Gauner aus, und als die beiden Herren allein waren, reichte der Franzoſe Richard ſeine Karte, welche Namen und Adreſſe desſelben trug: „Graf de Grenelle, Rue la Filte, Paris.“ 8 Richard tat ein Gleiches, und der Franzoſ ſagte: „Ich bin für Ihre Güte ſehr verbunden Herr von Burgsdorf, denn dieſer allein habe ich e zu verdanken, daß ich nicht in der ſchamloſeſten Weiſe betrogen worden bin; freilich wäre es mir ganz recht dafür geſchehen, daß ich mit einem völlig Fremden 1