— Lichtental, 18. Aug. Heute begeht hier die älteſte Einwohnerin Lichtentals und wohl auch Baden⸗Badens, Frau Witwe Schleh, geb Fick, die ſeltene Feier ihres 97. Geburtstages. Kinder, Enkel und Urenkel ſcharten ſich um die Gräfin, die eine bewundernswerte Friſche des Geiſtes und des Körpers auszeichnet. — Scherzheim (A. Kehl) 18. Aug. Eine rohe Tat verübte heute morgen der Landwirt Chriſtian Kreß von hier. Er wollte ſeiner Ehefrau mittels Brotmeſſer den Hals durchſchneiden, was ihm aber nicht gelang. Als die Frau ihm hierauf entfloh und Lärm ſchlug, ſchloß er ſich ein und wollte ſich den Hals abſchneiden, wobei ihm das Meſſer abbrach und die Spitze in der Kehle ſtecken blieb. — Eſſeu, 20. Aug. Der Katholikentag nahm unter dem üblichen Gepränge ſeinen Anfang. An dem Arbeiterfeſtzug beteiligten ſich ungefähr 45 000 Perſonen. Hieran ſchloſſen ſich Maſſen⸗ verſammlungen. — Zum erſten Präſidenten der 53. Generalverſammlung der Katholiken Deutſch⸗ lands wurde Gröber, zum zweiten Graf Twickel zum dritten Giesberts gewählt. Abends fand die Begrüßungsfeier in der Feſthalle ſtatt. Gerichtsrat Saarmann ſchloß ſeine Eröffnungsrede mit einem Hoch auf den Papſt und den Kaiſer. Dann be⸗ grüßte Oberbürgermeiſter Holle die Verſammlung namens der Bürgerſchaft. Er feierte die ſchöpferiſche Kraft des Chriſtentums. Es ſei gut, ſich in un⸗ ſeren Tagen zu erinnern, was der chriſtliche Geiſt zuwege gebracht, was er zur Erziehung des Volkes getan habe. Das deutſche Reich hat dem chriſtlichen Geiſt neue Bahnen gewieſen. Es iſt wichtig für die Entwicklung unſeres Volkes, daß die chriſt⸗ lichen Konfeſſionen ſich bei ihrem Wettſtreit in maß⸗ vollen Bahnen halten. Es bedarf der Achtung vor der Ueberzeugung Andersdenkender, aber auch des Zuſammenhaltens aller chriſtlichen Konfeſſionen denen gegenüber, die nun beſtrebt ſind, uns die Seg⸗ nungen der chriſtlichen Kultur zu nehmen und den Felſen zu verdrängen, auf dem unſer Staat auf⸗ gebaut iſt. Ich bin der Anſicht des Kardinals Fiſcher, daß Sünde an dem Volkstum begeht, wer den konfeſſionellen Frieden ſtört. Ich hoffe, daß Ihre Tagung vom Geiſte der Toleranz getragen iſt. Saarmaun erklärte: Es wird nichts vorkommen, was unſere chriſtlichen Brüder irgendwie verletzen könnte. — Berlin, 18. Aug. Wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ hört, hat der Reichskanzler bereits von Norderney aus den Landwirtſchaftsminiſter „Fräulein Hornegg ſendet Herrn von Burgsdorf ihre Grüße und erinnert ihn an das alte Sprich⸗ wort: „Wer mit einem gewiſſen Jemand ſpeiſen will, braucht einen langen Löffel.“ Fräulein Hornegg hofft, daß ihm das Zuchthaus nicht zu unangenehm werden wird, und ſie will das koſtbare Vermächtnis ſorgfältig aufbewahren, bis ſie wieder mit Herrn von Burgsddrf zuſammentrifft, obwohl ſie fürchtet, daß eine lange Zeit vergehen wird, bevor dieſes Ereignis eintreten kann.“ „Hier liegt ein Geheimnis zu Grunde!“ ſtöhnte der unglückliche Mann, aus deſſen Bruſt alle Hoff⸗ nung ſchwand. „Nun, gleichviel! Ich ergebe mich. Führt mich fort! Ich leiſte keinen Widerſtand. Was nützt es gegen das Schickſal anzukämpfen ?“ Man führte ihn fort und bald war er in einem ſicheren Gewahrſam. Zweiundzwanzigſtes Kapitel. Richard von Burgsdorf hatte Agnes Walther aus dem einſamen Turm in ein kleines Haus in einer Vorſtadt gebracht, das ſein alter Freund Müller und deſſen Frau verwalteten ... derſelbe Müller, den wir bereits früher kennen gelernt haben. Die Welt war nicht gütig mit Müller verfahren. Er war eine zu ehrliche, eine zu vertrauensvolle Seele. Die Herren, die bei ihm logierten, gingen fort, ohne ihre Rechnungen zu bezahlen, und ſchließ⸗ lich ſah er ſich gezwungen, ſein Haus zu verkaufen und ſich in einen weniger vornehmen Stadtteil niederzulaſſen. Herr und Frau Müller hatten von Richard u. Agnes' ganzen Geſchichte gehört, und ſie behandelten ſie mit einer Güte und Liebe, wie wenn ſie ihre Tochter geweſen wäre. Richard wollte, daß ſie zu ihrem Vater zurück⸗ kehre, ſie aber wollte ihre Verwandten nicht eher wiederſehen, als bis ſie ihre gewöhnliche Hautfarbe wieder habe. Podbielski zur Aeußerung über die in letzter Zeit vielfach erörterte Beteiligung des Miniſters mit den Geſchäften der Firma Tippelskirch Hierauf iſt von Podbielski eine eingehende Antwort erfolgt, in der der Miniſter am Schluße bat, ſeinen Wunſch nach Entlaſſung aus dem Staatsdienſt zu unterbreiten. — Bernay, 18. Aug. Heute abend geriet hier ein Automobil in dem ſich der 38;ährige in aufgefordert. Bewohner kampieren meiſt in den Bergen. Die . Nahrung iſt rar. Die Eiſenbahnlinien ſind alle zerſtört. Eine Schwadron Kavallerie iſt nach a, e paraiſo abgeritten mit der Weiſung, auf dem Wege 19250 dahin alles Vieh zu requirieren und nach der Stadt 150 puchs zu bringen. Der Kriegsminiſter und der Miniſter ö e Hank des Innern ſind mit Abteilungen Freiwilliger der 1— Kaaro geborene Prinz Ibrahim Mohammed befand, vor die Lokomotive eines Eiſenbahnzuges der Strecke Paris⸗Cherbourg. Das Automobil wurde voll⸗ ſtändig zertrümmert. Der Zuſtand des Prinzen erſcheint hoffnungslos. Der Chauffeur iſt bereits ſeinen Verletzungen erlegen. — New⸗NYork, 17. Aug. Valparaiſo iſt durch ein furchtbares Erdbeben heimgeſucht worden. Jedes Gebäude iſt beſchädigt und in allen Teilen der Stadt wüten Feuersbrünſte. dungen nach den ſüdamerikaniſchen Punkten zerſtört und nur die Verbindung via Liſſabon iſt offen. Die Zahl der Menſchenopfer ſteht noch nicht feſt, ſoll aber ſehr groß ſein. Valparaiſo, die Die Kabelverbin⸗ iſt vorzüglichſte Hafenſtadt Chiles, am Großen Ozean zähl etwa 150 000 Einwohner. Die Stadt verfügt über große Schiffswerfen, rieſige Magazine und iſt ein bedeutendes Handelemporium. Es verfügt über mehrere Schulen, darunter auch eine deutſche Schule. Der Schiffsverkehr beträgt jährlich über 2800 Schiffe. Viele Deutſche ſind dort anſäſſig. Der Handel liegt faſt ausſchließlich in den Händen der Deutſchen und Engländer. Der größte Teil Valparaiſos, die Stadt der eingeborenen Chilenen, beſteht nur aus kleinen Holzhäuſern. Ihnen kann das Erdbeben wenig anhaben, um ſo mehr aber das Feuer. Der Erdbebenſtoß wirft den primitiven Feuertopf der Chilenen um und überall züngeln die Flammen aus den Hütten empor. ſtadt iſt dagegen in moderner Art aus Stein ge⸗ baut. Schlimm dürfte es auch den Schiffen in wenig geſchützten, nach Norden hin ganz offenen Hafen ergangen ſein. Die verderbliche Flutwelle, die jedes Küſtenbeben mit ſich bringt, iſt den größten Dampfern gefährlich und zieht das Segelſchiff, das ſie ergreift, auf den Grund des Meeres. Schwer getroffen ſind wieder mehrere unſerer großen Ver⸗ ſicherunsgeſellſchaften. — Berlin, 20. Aug. Der „Berl. Lokalanz.“ meldet aus Newyork: Valparaiſo iſt ein Haufen Pinar del Mar, Quirihue und Limache Ruinen. und alle Ortſchaften ringsherum ſind zerſtört. Die Aber ein Arzt nach dem andern behandelte ſie. ohne irgend etwas für ſie tun zu können. Sie ſchrieb an ihren Vater, ohne ihm ihre Adreſſe mitzuteilen, um ihn über ihr Verſchwinden zu be⸗ ruhigen, und zu ſagen, daß ſie geſund ſei und binnen kurzem heimkehren werde. An dem Tage, an welchem Richard von Burgs⸗ dorf durch Julias Jnutriguen abermals verhaftet wurde, hatte er Agnes verſprochen, zu ihr in die Stadt zu kommen. Als aber die Zeit verſtrich, und er nicht er⸗ ſchien, wurde ihr ſehr bang, denn ſie fürchtete Julias Bosheit und war beſorgt, es könne ihm etwas zugeſtoßen ſein. Sie kannte ſeine ganze traurige Geſchichte, wie er für ſie gelitten und von deſſen Liebe ſie trotz allem feſt überzeugt war. Als der Tag vorſchritt und Richard nicht kam, ward Sie ſo aufgeregt, daß ſie keine Ruhe im Hauſe fand und, ſich einen dichten Schleier vor das Geſicht bindend, um den Vorübergehenden ihr häßliches Ausſehen zu verbergen, hinaus ins Freie ging. 5 Vor der Tür traf ſte Müller mit ſeinem lächelnden Geſicht. Er war ſoeben aus der Stadt zurückgekehrt, und als er Agnes ſah, rief er: „Guten Abend, Fräulein! iſt Herr von Burgsdorf gekommen?“ „Nein, noch nicht,“ verſetzte Agnes, „und ich ängſtige mich ſo um ihn, daß ich ihm entgegen⸗ gehen will.“ „Vielleicht hat er den Zug verſäumt,“ be⸗ ruhigte ſie Müller. „O nein, es iſt ihm gewiß etwas zugeſtoßen. Wenn nur dieſe ſchreckliche Gouvernante nicht meine Flucht entdeckt hat und ſie ſich an ihm rächt! Ich wollte ja immer, daß er nicht in den Turm zurück⸗ kehre.“ „Aber er hatte ganz recht, mein liebes Fräulein, Unwahrheit und böswillige Verleumdung ganz ent⸗ des in Nr. 60 vom 27. Juli im „Ladenburger Wochenblatt“ wegen der Obſt⸗, Feld⸗ und Garten⸗ Kein rechtlich denkender Menſch kann den Inhalt Die Geſchäfts⸗ Armee und der Feuerwehr abgeritten, um die zer⸗ ſchnun ſtörten Telegraphenlinien wiederherzuſtellen. Ju 23 Valparaiſo wurden 140 Sträflinge durch den Eip⸗ 2 n e ſturz des Gefängniſſes getötet. 2 55 — New Nork, 19. Aug, Die diu e e meldet, daß in einem großen Salpeter⸗Bergwert Larl Ber bei Valparaiſo eine Exploſion ſtattgefunden hat, Heubtſraß wobei Hunderte von Bergleuten den Flammentod in der Tiefe fanden. 1 Tarte „ opaub S Erklärung. In Nr. 223 der Mannheimer „Volksſtimme“ gti, uf E vom Freitag, den 17. Auguſt (2. Blatt) werde ich e g eme als Mitarbeiter der gegen die hieſige Gemein deber waltung im „Ladenburger Wochenblatt“ erſchienenen 5e eb Eingeſandt⸗Artikel bezeichnet. A eet Ich weiſe hiermit dieſe Unterſtellung als grohe et dummer beiti Smet lohnung ſchieden zurück. Ich bin lediglich der Verfaſſer diebſtähle erſchienenen Eingeſandts, welches in Wahrung der Interreſſen aller Obſtbaumbeſitzer ber⸗ öffentlicht wurde und durchaus ſachlich gehalten it, dieſes Eingeſandts als einen Angriff gegen die wohl⸗ löbliche Gemeindeverwaltung betrachten und wurde ja auch von der letzteren der in dieſem Eingesandt gegebenen Anregung anſtandslos entſprochen. Ich ſtehe den gegen verehrlichen Gemeindergk . . s Sch und Bürgermeiſter gerichteten Artikeln voll ſtändig * fern, habe zu denſelben nicht das Min dees zem Bahn beigetragen und bin ſomit für deren Erſcheinen und bun en die weiteren Folgen dieſer Artikel in keiner Weſſe mitverantwortlich. in Tüll, an 20 5 ill, an 4 — ſlertes Hin Karl Nilſon, Amtsaktnar, 1 ver Zum täg! im Waschwasser. F Das unentbehrlichste Toilettemittel, verschdnert den Teint, nes macht zarte weisse Hände. 91 1 Nur echt in roten Cartons zu 10, 20 und 50 Pf immer Tola-Taschent.- Parfüm, in Flacons zu M. 1.- U. M. 9.50, 1 l Spezialitäten der Firma Heinrich Mack in Uim 3. B. An Armeten. entgegnete Müller. „Erinnern Sie ſich nicht? Et in Hife ſchen ſagte uns, er wolle ſehen, ob er durch die Hornegg öh 8 nicht ausfindig machen könne, wo die Diamanm ennul ſind. Verlaſſen Sie ſich darauf, daß alles in Or Jauner, nung iſt. Er wird bald hier ſein. g Fett zu berm „Das gebe Gott!“ ſeufzte Agnes. Aba de In dem Augenblick taumelte ein Mann gegen. E ſie. Müller gab ihm einen Stoß und ſagte: „Geben „ erte Sie doch acht! Sehen Sie denn die Dame nicht? Zim m Zum Betrinken iſt es noch etwas früh am Tage. 0 E Der Angeredete raffte ſich zuſammen, und, ſich aulſraße Nr.! an das Gitter lehnend, antwortete er: „Ich bin nic. betrunken, mein lieber Freund.“ 5 N „So? Nun dann verſtehen Sie es ausgezeichnet Gohuun nachzuahmen,“ lachte Müller. N 2 n Der Fremde ſprach mit leiſer Stimme und schen W ſehr ermattet zu ſein. „So wahr Gott mein Zeuge Karl iſt, ich habe ſeit vierundzwanzig Stunden nichts 9 4 genoſſen!“ rief er. „Ich bin dem Verhungen . ent nahe.“ Vohnun⸗ „Armer Mann!“ bedauerte ihn Agnes. „Herr Müller, nehmen Sie ihn mit in ihr Haus und geben Sie ihm etwas zu eſſen .. ich will alles bezahlen.“ „Wollen Sie mich beleidigen, Fräulein Walthers entgegnete Müller lächelnd. „Ich habe nie einen Armen wit leerer Hand von meiner Tür gewiesen, So lange mir eine Kruſte Brot bleibt, will ich ſie mit dem teilen, der ſie notwendiger braucht als ich.“ Und ſich zu dem Fremden wendend, fette er hinzu: „Kommen Sie! Stützen Sie ſich auf meinen Arm!“ ü Er führte den Mann mit einiger Mühe 1 ſein Wohnzimmer und ſetzte ihm dort Brot, kaltes Fleiſch und eine Flaſche Bier vor. 8 (Fortſetzung folgt.) 5 6