8970 auch ein Artikel erſchienen, in es ſei beſſer, die Bahn nach Großſachſen zu führen, und in Heddesheim iſt man der Anſicht, es wäre beſſer, die Bahn nach Weinheim zu führen. Ich möchte vorerſt keinem dieſer Projekte in das Wort reden, ich bin zu wenig aufgeklärt in dieſer Frage. Ich glaube, der Stadtrat und die Stadt Mannheim werden ſchon den richtigen Weg zu finden wiſſen. Ich möchte nur noch an die Großh. Regierung die Bitte richten, ja dahin zu wirken, daß endlich mit dem Bau dieſer Bahnen begonnen werden kann. Was die Nebenbahn Heidelberg⸗Weinheim anbe⸗ langt, ſo wird in allen an dieſer Bahn liegenden Orten ſehnlichſt der Tag herbeigewünſcht, wo die Vollbahn Heidelberg⸗Schriesheim hergeſtellt iſt und der große Schotterverkehr von der Landſtraße weg⸗ kommt. Eine Umwandlung der Bahn in eine elek⸗ triſche würde überall freudig begrüßt werden.“ Der Regierungsvertreter, Miniſterialdirektor Schulz, hat auf vorſtehende Ausführungen erwidert: „Der Herr Abg. Müller hat wieder die Frage der Mannheimer Vorortsbahn zur Sprache gebracht. Ich muß geſtehen, das Miniſterium hat in letzter Zeit mit der Sache keine weitere Befaſſung gehabt. Wir werden aber Veranlaſſung nehmen, neuerdings dieſe Frage zu prüfen; ich bin im Augenblick außer Stande, eine Erklärung in der Sache ſelbſt abzugeben. Was die Schotterbahn Heidelberg⸗Schriesheim betrifft, ſo iſt, wie uns in den letzten Tagen mit⸗ geteilt wurde, die landespolizeiliche Abnahme auf den Anfang Juli in Ausſicht genommen, ſo daß dieſem Wunſch wohl in allernächſter Zeit wird Rech⸗ nung getragen werden können.“ Ladenburg, 11. Juli. Unter dem Vorſitz des Herrn Oberrealſchuldirektors Dr. Roſe von Mannheim fand am 6. d. M. in der hieſigen Realſchule die Abgangsprüfung ſtatt, bei welcher 16 Schüler der oberſten Klaſſe das Reifezeugnis erhielten. — Seckenheim, 11. Juli. Letzten Sonntag feierte Herr Hauptlehrer Schlötterer ſein 50 jähriges Dienſtjubiläum. Der Jubilar iſt nahezu 25 Jahre an der hieſigen Volksſchule tätig. — Heddesheim, 11. Juli. Die Unter⸗ lehrerin Fräulein Gallus, von der berichtet wurde, daß ſie von hier verſchwunden ſei — ſie iſt in der Nacht vom 4. auf 5. Juli wieder zurückgekehrt — wurde durch Erlaß des Großh. Oberſchulrats vom 7. l. Mts. auf Anſuchen aus dem Schuldienſte ent⸗ laſſen. Sie hat nun bereits ihre Stelle definitiv i verlaſſen. — ſehen. den Knien ſoll er mich um Verzeihung für die heutige Kränkung bitten.“ Das Gewitter wurde ärger, der Regen fiel in ſtarken Strömen nieder, und Blitz und Donner folgten ruhig wurde. — Der Kutſcher wurde und ſuchte unter einem großen Torweg Schutz. Darauf ſtieg er vom Bock und erklärte Fräulein Hornegg, weshalb er nicht weiterfahre. „Sehen Sie, Fräulein“, ſprach er, „mein Pferd iſt noch jung und nicht an Blitz und Donner gewöhnt. Es köuute einen Sprung machen und uns beiden Schaden tun.“ „Nun“, erwiederte Fräulein Hornegg ärgerlich, nd indem ſie ſich bemühte, das Wagenfenſter in die Höhe zu ziehen, näherte ſich ihr ein Schmutziger, zerlumpter, jämmerlich ausſehender Menſch mit eweſen, woher er ſo plötzlich auftauchte, aber da er nicht naß war, ließ ſich annehmen, daß er ſich in em Torweg vor dem Wetter verborgen hatte. „Ach, aus Barmherzigkeit geben ſie einem armen Hungern⸗ den etwas!“ bat er. „Und wenn es nur drei Pfennige ſind, um mir ein Stück Brot dafür zu kaufen. Ich habe ſeit zwei Tagen nichts gegeſſen und bin wirklich dem Verhungern nahe.“ Er ſchwank⸗ te, während er ſo ſprach, und dies ſchien die Wahr⸗ heit ſeiner Behauptung uur zu beſtätigen; ſeine Züge waren verzerrt, und ſein ganzes Ausſehen war im höchſten Grade bemitleidenswert. Aber das war es nicht, was Fräulein Hornegg ſo erregte. Ihre ſcharfen, forſchenden Augen über⸗ ſchauten alles mit einem Blick. Nicht das jämmer⸗ liche Ausſehen ließ ſie erſchrecken und erbleichen. Sie kannte dieſe Stimme, ſie erinnerte ſich des Geſichtes, und wird alles darum gegeben haben, dieſe Begegnung zu vermeiden. Barſch entgegnete ſie ihm: „Macht, daß Ihr fortkommt .. ich habe ſo heftig und raſch aufeinander, daß das Pferd un⸗ ängſtlich ſcheuem, kriechendem Weſen. Es wäre ſchwer zu ſagen — Mannheim, 11. Juli. Heute nach⸗ mittag zwiſchen 4 und 5 Uhr entlud ſich, von Nordweſten kommend, ein ſchweres Gewitter über unſerer Stadt. Im Vorort Käfertal ſchlug der Blitz in den Pferdeſtall des Herrn Leutnants a. D. Holz. Der Stall bildet mit einer ca. 1000 Ztr. Heu enthaltenden Scheuer ein Ganzes. Im Stalle befanden ſich 20 Pferde der edelſten Raſſen. Glück⸗ licherweiſe wurden der Eigentümer, der zurzeit des Blitzſchlages unter der Tür des Stalles ſtand, ſo⸗ wie die Tiere verſchont. Dagegen ſchlug ſofort aus dem Dachſtuhl des Stalles eine ſcharfe Stichflamme. Der Dachſtuhl brannte weg; dagegen gelang es den Bemühungen der ſofort alarmierten Feuerwehr, die Scheuer zu halten. — Mannheim, 11. Juli. Ein entſetzlicher Vorgang brachte heute mittag gegen halb 1 Uhr den lebhaften Verkehr in der verlängerten Kunſt⸗ ſtraße zum Stocken. Eine jugendliche Radfahrerin, die 18 Jahre alte Tochter des Friſeurs Georg Heß, blieb an der Straßenkreuzung beim Hotel „Deutſcher Hof“ an der Bremſe eines um die Ecke biegenden Flaſchenbierwagens hängen und ſtürzte. Im nächſten Moment zermalmte das Vorderrad der Unglücklichen den Kopf. — Von der Bergſtraße, 11. Juli. Der Schaden, den das bisher naſſe und feuchte, ſtatt ſonnige und trockene Wetter an den Weinbergen an der ganzen Bergſtraße angerichtet hat, iſt groß. Die Weinernte iſt ſo ziemlich als vernichtet zu be⸗ trachten, und zwar geſchah dies ſonderbarerweiſe von einem Tag auf den andern in der verfloſſenen Woche. Die ſogen. Mehltaukrankheit iſt an den blühenden Trauben und den Blättern derart aufge⸗ treten, daß dieſe ganz wie mit einem Schimmel überzogen und infolgedeſſen gänzlich vernichtet ſind. Diejenigen Reben, welche etwas früher verblühten und ſchon kleine Beerchen zeigten, fallen ab, ja ſo⸗ gar die Kämme werden dürr und fallen ebenfalls ab. Was von den Weinbergen gilt, iſt auch bei den Hauslauben der Fall, die ebenfalls von der Krankheit befallen ſind und geradezu troſtlos aus⸗ Die ganze ſaure Arbeit und Mühe des Winzers war umſonſt. Ganz auf die gleiche Art wie bei den Reben iſt die Mehltaukrankheit auch an den Hopfenpflanzungen aufgetreten; die Pflanzen ſind ganz zuſammengelaufen und ebenfalls zum großen Teil vernichtet. Dieſe trübe Ausſicht iſt um ſo empfindlicher, als das Erträgnis an Obſt, namentlich an Aepfeln, in dieſem Jahre auch ſehr gering iſt. nichts für Euch!“ Während ſie ſo ſprach, zog ſie das Fenſter wieder in die Höhe, aber im nächſten Moment klirrte es, die Glasſcheibe war zerbrochen und der Bettler ſteckte ſein widerliches Geſicht zu der Oeffnug herein. „Bei Gott! ich kenne Dich, Daiſy!“ rief er. „So ſollſt Du mir nicht entſchlüpfen! Wie? du könn⸗ teſt Deinem Bruder in ſolcher Lage begegnen und ihm deine Hilfe verweigern? Nennſt du das Schweſter⸗ liebe? Aber Du warſt ja immer ein gefühlloſes Geſchöpf, das ſollte ich nun doch wohl wiſſen.“ Der Bettler war kein anderer als Möller, der Sträfliug, der unter dieſem Namen die Welt un⸗ ſicher machte. „Wie biſt Du in dieſe Lage gekommen z“ ſtam⸗ melte ſie. „Ich erkannte Dich wirklich nicht.“ „Das iſt nicht wahr“, verſetzte er eiſig. „Du erkannteſt mich, ſobald Du mich ſahſt, obwohl ich mich ſo verändert habe, daß es mich meinen beſten Freuu⸗ den verzeihen würde, wenn ſie mich nicht erkennten. Gott ſei Dank, daß ich Dich getroffen habe! Es war die höchſte Zeit, daß ich jemanden fand, der mir helfen kann.“ „Was haſt Du mit den Diamanten gemacht, die ich dir ſtehlen half ?“ fragte ſie. „Die ſind fort, ohne daß ich es weiß wohin. Ich hatte ſie verſteckt, aber irgend ein Dieb war ſchlauer als ich.“ Ein ſeltſames Lächeln glitt über die Züge der Gouvernante, daß aber dem Sträfling, in ſeiner Auf⸗ regung entging. — Der Kutſcher hatte das Klirren der Glasſcheibe gehört und trat jetzt wieder an den Wagenſchlag. Er ſchob Möller beiſeite und ſagte: „Soll ich die Polizei rufen? Sehen Sie, was dieſer Menſch gemacht hat!“ „Ich werde Ihnen die zerbrochene Scheibe be⸗ zahlen,“ entgegnete Fräulein Hornegg ſanft. „Der arme Mann hungerd, und da ich Mitglied eines Wohltätigkeisvereines bin, will ich einige Fagen an — Karlsruhe, 11. Juli. In der Jn⸗ biläumsausſtellung für Kunſt und Kunſtgewerbe werden auch die Ehrengeſchenke ausgeſtellt ſein welche dem Großherzogl. Jubelpaar vor 50 u und 25 Jahren zuteil wurden und von dieſem für die Ausſtellung zur Verfügung geſtellt wurden. — Karlsruhe, 11. Juli. Im Alter von 63 Jahren iſt Generalmajor a. D. Alfred Wolff der frühere Kommandeur des badiſchen Gendarmerie korps, geſtorben. Wolff war bei ſeinen Unterge benen und Kameraden als aktiver Offizier, wie al und geachtet. Leider war ihm der wohlverdient Ruheſtand nicht lange vergönnt. ſeiner Ablöſung von ſeinem verantwortungspolle Poſten durch Herrn Anheuſer fing er an zu kränkeln 4. bort in berni Nun iſt er zur großen Armee abberufen worden b Anlage Ni Sein Andenken wird nun insbeſondere bei de 1 bl. im 1 Kbauten Hause Angehörigen des Gendarmerie⸗Korps noch lang fortleben. — Aus Baden, 12. Juli. Die General⸗ direktion der badiſchen Staatseiſenhahnen hal den 4 . gun Teilnehmern des in Waldshut ſtattfindenden 21. A Landesfeuerwehrtages, falls ſie Feuerwehrunform ohnul tragen, freie Rückfahrt gewährt. — Wertheim, 11. Juli. Infolge eines ſchweren Wolkenbruchs im Taubertal iſt der Ver⸗ kehr auf der Taubertalbahn wegen Gleisverſchüttun bei Reicholzheim ſeit Mittag unterbrochen. — Göppingen (Württemb.) 11. Juli. In einer hieſigen Bürgersfamilie iſt der außerordentlich ſeltene Fall eingetreten, daß 5 Generationen der 9 1 Zimmer, 28 sport zu vern Tobeld 38 0 weiblichen Linie ſich am Leben befinden; die Urur⸗ . großmutter ſteht im 91., die Urgroßmutter im 63, irgauſtraß die Großmutter im 44. und die junge Mutter des obl Zim jüngſten Sprößlings im 23. Lebensjahre. 45 15 — Eſſen, 11. Juli. Frau Krupp ſtifte 5 1 Ma anläßlich der Verlobung ihrer zweiten Tocht 15 Barbara eine weitere Million für Arbeiterwoh fahrtszwecke. Wohnm l — London, 13. Juli. Ein ſchweres Aut A 3 Zimmer mobilunglück ereignete ſich geſtern bei Erawleh der Grafſchaft Suſſer. An einem nach Bright gehenden Automobilomnibus verſagte, als er ein Hügel hinabfuhr, die Bremſe. 8 Perſonen wurd getötet, 20 verletzt, darunter 8 ſchwer. — Es eine grauenhafte Szene. Der Wagen wurde nt zu vermiete Atome zerſplittert. Die Art der Verletzungen grauenvoll. Viele der Toten ſind in Stücke zerriff und vollkommen unkenntlich. ihn richten, um ihn, aus ſeiner traurigen Lage reißen.“ „Nun, wie ſie wollen!“ „Bitte, ſehen Sie nur nach Ihrem Pferde, d Gewitter iſt noch uicht vorüber und ich bin ängſtlſ Der Kutſcher zog ſich wieder zurück. „Ich muß geſtehen, du biſt ein kluges Fra zimmer, Daiſy“, bemerkte Möller. „Du bist ſächlich noch klüger, als ich dachte., „Zug klug für Dich, lieber Bruder“, wortete ſie. „Das unterliegt eigentlich kaum einem Zweifel. Wir ſind einſt mit gleichen Chancen ins Leben ges treten, aber jetzt fährſt Du vonehm im Wagen einher während ich mir ein Stück Brot erbetteln muß, um nicht zu verhungern. Du mußt alſo mit m teilen.“ f „Das wirſt Du kaum ußtig haben „ſagte Fräulein ehnu Konra ſchnu . * beſthend aus kr 8 a zu bermieten. Hornegg in ſpöttiſchem Ton. „Sicherlich finde Karl Du ohne große Mühe ein Uuterkommen.“ 5 dg f „Ich möchte wohl wiſſen, wo? — ö Im Gefänguis! Haſt Du nicht immer en 7 0 entſchiedenes Intereſſe für die Gefängniszelle ge Anmerwo „Immer dieſelbe! ſagte Möller. „Du bat e e kein Herz, Daiſy, ſonſt könnteſt Du mich in meiner Lage nicht noch verſpotten. Ich wünſchte ich hä in meiner Jugend irgend einen andern Beruf erwählt und wäre Handwerker geworden. Wozu nützt es mi jetzt, daß ich Horaz und Ariſtophanes Reime Trotzdem hungere ich fett und kann kein Obdach finden.“ „und warum?“ fragte Fräulein Hornig, „Nur weil Du Dich an ein ſchlechtes Mädchen weg warfſt, Dir Deine Freunde zu Feinden machteſt, in ſchlechte Geſellſchaften gerieteſt und dich zum Ver⸗ brechen verleiden ließeſt.“ FC, ortſetzung folgt.) NN Wfeſſ e Woll Uohnu