3 Verſchiedenes. Ladenburg, 22. Juni. Aus der Ge⸗ inderatsſitzung (mitgeteilt vom Bürgermeiſteramt). 1. Die Lieferung des notwendigen Brennmaterials für die Gemeinde ꝛc. pro Winter 1906/7 wurde wie folgt vergeben: hier und zwar: 1. Ruhrdeſtillationscoaks pro Zentner um Mk. 1.40 2. Ruhrfettnußkohlen II., gewaſchen und ge⸗ ſiebt pro Zentner um Mk. 1.10 3. Anthracitkohlen pro Zentner um Mk. 1.63. b. Buchen und tannen Scheitholz der Holzhand⸗ lung Friedrich Müller in Eberbach. 8 2. tannen Scheitholz pro Ster um Mk. 10.25. 2. Von dem Erlaß Großh. Landesgewerbeamts vom 18. d. Mts. wonach in der Hauptwerkſtätte den Monaten Auguſt und September 2 Gewerbe⸗ lehrern Gelegenheit geboten wird, auf die Dauer von 6 Wochen praktiſch zu arbeiten, iſt dem Ge⸗ werbelehrer Molitor hier Eröffnung zu machen. 3. Für einen aus Mannheim als Lehrling hier untergebrachten Zwangszögling wird ein geeigneter Fürſorger ernannt. daß ſowohl der Gewerbeſchulrat, als auch der Ge⸗ meinderat einſtimmig mit der endgiltigen Beſatzung der Gewerbelehrerſtelle hier durch den Gewerbeſchul⸗ kandidaten Molitor einverſtanden iſt. ſaiſon und daß bis jetzt Jahresabonnementskarten Sommer 1906 feſtgeſetzt wie folgt: Einzeljahreskarte Schwimmbaſſin 2 Mk. Familienjahreskarte Schwimmbaſſin 4 Mk. Familienjahreskarte Schwimmbaſſin u. Zellen⸗ bad 6 Mk. 6. Der Fabrik für waſſerdichte Wäſche von Lenel, Benſinger u. Cie. in Neckarau⸗Mannheim ſollen für den Fall der Verlegung der Fabrik nach Ladenburg folgende Vorteile gewährt werden. a. Zuſchuß zu den Geländeerwerbungs⸗Koſten 20 Pfg. pro Quadratmeter. b. Weiterführung des Gleisanſchluſſes bis an 5 die Fabrik. a) Kohlen und Coaks dem Kohlenhändler Ratz 1. buchen Scheitholz pro Ster um Mk. 12.50 der Gr. Staatseiſenbahnen auch in dieſem Jahre in 4. Nach Anhörung des Gewerbeſchulrats iſt an das Landesgewerbeamt in Karlsruhe zu berichten, 5. Mit Rückſicht auf die vorgeſchrittene Bade⸗ für die Bade⸗Anſtalt noch nicht gelöſt wurden, werden die Taxen für Abonnementskarten für den o. Herſtellung der notwendigen Weganlagen. d. Umlagefreiheit bis zu 30 % auf die Dauer von 10 ſtatt der verlangten 20 Jahren. Dieſer Beſchluß wurde mit 5 gegen 4 Stimmen gefaßt. [Die ſofort telephoniſch benachrichtigte Fabrik hat hierauf auf die Niederlaſſung in Ladenburg verzichtet. 7. Das Geburtstagsfeſt Sr. Kgl. Hoheit des Großherzogs ſoll in dieſem Jahre beſonders feſtlich begangen werden, zu dieſem Behufe wird aus der Mitte des Kollegiums eine Kommiſſion von drei Mitgliedern ernannt, welche ſich aus der hieſigen Bürgerſchaft weitere Mitglieder zu corptieren das Recht hat und welche zu gegebener Zeit ihre Vor⸗ ſchläge dem Kollegium zur weiteren Beſchlußfaſſung unterbreiten ſoll. 8. Für die Badeanſtalt ſoll eine Wanduhr be⸗ ſchafft und Gemeinderat Günther mit dem Ankauf derſelben betraut werden. b 9. Der Brunnen im Friedhofe ſoll repariert und der Stadtbaumeiſter mit dem Vollzug beauftragt werden. — Ladenburg, 25. Juni. Bei dem am letzten Sonntag in Käfertal ſtattgehabten 25jährigen Stiftungsfeſt verbunden mit Kunſtwetturnen errangen ſich die Mitglieder der Turngeſellſchaft „Jahn“ Ladenburg unter 280 Bewerbern, Auguſt Gärtner den 5. und Gabriel Walther den 18. Preis. Den Siegern ein kräftiges „Gut Heil!“ — Mannheim, 25. Juni. Heute Mittag kurz nach 12 Uhr ſtürzte der verheiratete Spengler⸗ meiſter Karl Imhof von dem Hauſe 16, Querſtraße 32, in dem er wohnte, ab und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er etwa eine Viertelſtunde nachher ſtarb. Er hatte das Genick gebrochen. Imhof hinterläßt 5 Kinder, von denen das älteſte 6 Jahre alt iſt. — Wieblingen, 24. Juni. Heute nach⸗ mittag wurde vom hieſigen Fährer ein in eine N Schachtel verpacktes Kind aus dem Neckar geländet, das ſich vermutlich ſchon einige Tage im Waſſer befunden hat. — Karlsruhe, 24. Juni. Laut Erklär⸗ ung der Regierung müſſen die Kilometerhefte vom 1. Auguſt an verſteuert werden und zwar 500 g Kilometrr 3. Klaſſe mit 40 Pfg., 1000 Kilometer 3. Klaſſe mit 60 Pfg., 1000 Kilometer 2. Klaſſe mit 1 Mark 80 Pfg. und 1000 Kilometer 1. Klaſſe mit 8 Mark. Der Verkauf der Kilometerhefte geht bis 2. April 1907, wenn bis zu dieſem Termine die Tarifreform eingeführt werden kann; man kann Verbrechers. Sollte er das Geheimnis ſofort dem Zuchthausdirektor mitteilen? Aber dann würde der Verbrecher aus Rache wohl nie angeben, wo er den Diamantenſchatz vergraben hatte. Auf den Diamantenſchatz aber kam es dem Doktor gerade an, denn wenn er dieſen hatte, dann konnte er ihn Richard von Burgsdorf aushändigen und dadurch deſſen und ſeiner Schweſter Glück begründen. Aber der Verbrecher ſelbſt konnte doch dem jungen Arzte verderblich werden. Da erinnerte ſich Doktor Walther daran, daß er große Körperkräfte beſaß und als einer der gewandeſten Ringkämpfer galt. Um den Herrn Richard von Burgsdorf von einem ſchrecklichen Verdacht zu retten und deſſen, ſowie ſeiner Schweſter Agnes Glück zu begründen, beſchloß er auf den ge⸗ fährichen Plan einzugehen. Das Anerbieten war verlockend. Er empfaud einen natürlichen Wiederwillen, ſich mit einem Ver⸗ brecher zu verbinden, aber der Preis war wohl ein Wagnis wert, denn es handelte ſich um die Ehre des Herrn von Burgsdorf und das Glück ſeiner Schweſter Agnes. „Auf welche Weiſe gedenkt Ihr Eure Flucht zu bewerkſtelligen?“ fragte der Arzt nach einer Pauſe. „Geben Sie mir nur eine Feile und einen guten ſtarken Strick. Lehnen Sie in der nächſten dunklen Nacht eine Leiter gegen die Mauer, warten Sie auf der anderen Seite des Hauſes mit einem Wagen, und eine halbe Stunde, nachdem die Wärter uns für die Nacht eingeſchloſſen haben, ſtelle ich mich bei Ihnen ein und wir begeben uns zuſammen an die Küſte.“ „Das iſt ein ſchwiegeriges Unternehmen. Ich die Zukunft auf das Spiel .. aber der Preis iſt verlockend. Wenn es uns mißglückt ...“ f „Ich werde dafür ſorgen, daß dies nicht der ſetze meine Stellung und all meine Ausſichten für Fall ſein wird. Mir iſt noch nichts mißlungen, was ich mir einmal vorgenommen hatte,“ drängte Möller. ſo wäre ich auch jetzt nicht hier.“ „Jetzt muß ich gehen,“ verſetzte der Arzt. „Die Zeit drängt; ich habe noch viele Patienten auf meiner Liſte. Ich werde Euch gute Koſt und eine Flaſche Wein verſchreiben. und Kraft. In ein bis zwei Tagen komme ich wieder; inzwiſchen denke ich über Euren Vor⸗ ſchlag nach.“ Möller hüpfte das Herz vor Freude, denn an des Doktors ganzem Benehmen ſah er wohl, daß ihm ſein Plan ſchon zur Hälfte gelungen war. „Ja,“ dachte er bei ſich ſelbſt, „es iſt doch etwas wert, ein Schlaukopf zu ſein! Meine Kame⸗ raden nannten mich immer den Richter. Eine gute Erziehung und vernünftiges Ueberlegen iſt im Ge⸗ fängnis ebenſo notwendig wie in der Welt. Der Tor fällt auf mein Komplott rein. Er glaubt, er bekomme ſeinen Teil davon. Bah! Was die Menſchen doch für Kinder ſind. Als ob ich mich nur von dem kleinſten Teil meiner Beute trennen würde! Kein Steinchen ſoll er davon haben .. alle, alle ſollen mir allein und keinem andern je gehören!“ Herr Walther hatte die Burgsdorfſchen Dia⸗ manten einmal geſehen und wußte, wie ſchön und wertvoll ſie waren, und da er auch von dem Dieb⸗ ſtahl im Schloß gehört hatte, war er nicht abgeneigt, Möllers Geſchichte zu glauben. Er kam nach längerem Ueberlegen zu dem Entſchluß, es wagen zu wollen, redung mit dem Verbrecher ging er in deſſen Zelle gab ihm die gewünſchte Feile und einen ſtarken Strick, und ſagte ihm, daß er eine Leiter im Hofe finden einer Feile erfahren, durchſägte er, alsbald es dunkel geworden, raſch zwei Stäbe am Fenſter, ſo daß ſein und am Abend des dritten Tages nach ſeiner Unter⸗ „Wenn mich nicht eine Frau verraten hätte, Das gibt Euch Mut werde, welche am Tage einige Anſtreicher gebraucht! Almodovar ſtarb um 3 Uhr Nachmittags. hätten, und daß er ihn um halb ein Uhr nachts in 5 alſo auch im Jahre 1907 noch per Kilometerheft Eiſenbahn fahren. — Karlsruhe, 23. Juni. Die zweite Kammer hat die Tarifreform an die Budgetkommiſfſon zurückverwieſen. Anlaß hiezu gab eine Ausführung des Miniſters von Marſchall, daß ſich die Regierung bezüglich der neuen Neckarbahn dahin ausgeſprochen 2 habe, die vierte Wagenklaſſe zuzulaſſen. In der 17 Debatte wurde der Anſicht Ausdruck verliehen, daß 0 auch die Main⸗Neckarbahn nicht anders behandelt . werden dürfe, als andere Anſchlußbahnen. 1 — Ettlingen, 24. Juni. Im „Walz⸗ 5 horn“ bei Buſenbach wurden 2 Mitglieder einer 1 weitverzweigten Falſchmünzerbande verhaftet. n Aus der Pfalz 28. Jun. Ein pe, teres Mißverſtändnis ereignete ſich kürzlich bei einem pfälziſchen Regiſterbericht. Ein Frauchen hatte ſh als Mitglied in den Konſumverein angemeldel Darauf wurde ihr die Mitteilung per Poſtkarte, 0 daß ſie in die Liſte der Genoſſen des K. X. Verein 400 als neuer Genoſſe eingetragen worden ſei. Exregg l kam nun die Frau zum Amtsgericht, um dort da⸗ 150 gegen zu proteſtieren, daß man ſie als Genoſſe he⸗ a trachte und ſchloß mit der Erklärung: „Wir ſind keine Genoſſen, wir ſind gute Proteſtanten.“ Als man der Frau die Sache entſprechend auseinander⸗ geſetzt hatte, zog ſie befriedigt des Weges. — Straßburg, 25. Juni. Im Unterelſaß richtete geſtern Unwetter und Hagelſchlag großen Schaden an. — Kaſſel, 23. Juni. Dem Gutsbeſiter und Futterhändler Mann zu Neuſtadt bei Trehſg an der Main⸗Weſerbahn wurden 40 000 Mark ge⸗ 1 ſtohlen. Bei der Heimkehr vom Felde fand er alle g Kiſten und Kaſten erbrochen. Sein geſamter Beſiz an Wertpapieren, Sparkaſſenbüchern und barem Geld im Geſamtwerte von 40000 Mark war verſchwunden, s Sofort angeſtellte Ermittelungen führten auf die Spur zweier Handwerksburſchen, die in Kaſſel feſtgenommen wurden. — Madrid, 23. Juni. Der Miniſter des Aeußeren, Herzog von Almodovar, der Präſident der Algeciras⸗Konferenz, iſt heute nachmittag geſtorben, — Madrid, 23. Juni. Der Herzog bon Sein Tod verurſacht lebhaftes Bedauern, da er eie ſympathiſche Figur in der ſpaniſchen Politik war, Für die liberale Partei bedeutet ſein Ableben einen ſchmerzlichen Verluſt. 15 2 K einem Hölzchen vor dem Gefängnis mit einem Wagen erwarten werde. Möller verlor keine Zeit. In der Benützung Körper hindurchkonnte. Darauf befeſtigte er den Strick am Gitter und ließ ſich mit Behendigkelt einer Katze in den Hof hinab. Dann ſchlich er ſich leiſe big zur Leiter, ſtieg auf die Mauer, zog die Leiter nach ſich, ſtieg auf der andern Seite wieder hienunter und war ein freier Mann. Den Wagen hatte er ſchnell entdeckt und ſprang hinein; den Kutſcher war geſagt worden, nach der nächſten Bahn ſtation zu fahren. Was letzterer auch gedacht oder vermutet haben mochte ... jedenfalls ſagte er nichts, der Mund war ihm mit einem guten Trinkgeld geſchloſſen worden, Sie erreichten noch den letzten Zug, und als ſie glücklich in einem Wagen erſter Klaſſe ſaßen — Möller hatte ſeine Kleider in der Droſchke gewechselt — fühlten ſie ſich leidlich ſicher, aber ſie waren noch beide zu aufgeregt, um viel ſprechen zu können, und erſt, als ihre Reiſe zu ende war, und ſie auf der Landſtraße, die an den Strand führte, neben einander hergingen, begann Doktor Walther zu ſprechen. „Ich habe alles für Euch gewagt,“ ſagte ek: „Ihr müßt mir dafür den ganzen Diamantenſchat aushändigen und ihr erhaltet dafür dreitauſend Mark zu Eurer weiteren Flucht nach Amerika. Ich ragt eine Piſtole in der Taſche, und wenn ihr ein falſches Spiel mit mir ſpielt, ſchieße ich Euch wie einen Hund nieder.“ f „Sie erhalten den ganzen Schatz, Herr Doktor“ erklärte der Gauner demütig. „Mir liegt an 5 Diamanten nichts, ich will nur meine Freiheit, 7 55 Fortſetzung folgt.)