7 Erſtheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.— . mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. —— Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. — — — Dienſtag, den 26. Jnni. 1906. Abonuements⸗ Einladung. Mit dem 1. Juli beginnt Quartal des 5 . 1 Talenburger Wochenb . latt it dem wöchentlich erſcheinenden Alluſtvierien Kauntagslilati nd beehren uns zum Abonnement hierauf ganz rgebenſt einzuladen. Der Preis beträgt vierteljährlich 1. — Mk. frei ins Haus. Einzelnummern werden zu 3 Pfg. bgegeben. 5 Expedition & Redaktion. Die neuen Aeiechsſteuern. Der kommende Sonntag, der 1. Juli, iſt ein edeutungsvoller Tag für weite Kreiſe des deutſchen Volkes, denn an ihm treten die in der letzten Wintertagung des Reichstages zuſtande gekommenen neuen Steuergeſetze in Kraft, mit Ausnahme der Fahrkartenſteuer, die einen Monat ſpäter zur Ein⸗ führung gelangt. die Tantièmenſteuer, die Frachturkundenſteuer und die Reichserbſchaftsſteuer, welche jetzt einzelnen neuen Reichsſteuern getroffenen Volks⸗ das dritte Es ſind alſo die Brau⸗ oder Bierſteuer, die Zigarettenſteuer, die Automobilſteuer, praktiſche Geltung erlangen, und die von den Wirkungen der g eee eee, ſchichten werden ſich mit ihnen nun wohl oder übel abfinden müſſen. Wie es bei allen neuen Steuern der Fall iſt, ſo begegnen auch die nunmehr in Kraft tretenden neuen Reichsſteuern mehr oder weni⸗ ger ſcharf ausgeprägter Abneigung in unſerem Volke, was menſchlich ja auch ganz begreiflich iſt, das Steuerzahlen iſt noch zu keiner Zeit irgendwo populär geweſen. Aber angeſichts der neuen Reichs⸗ ſteuern muß jeder beſonnen Urteilende berückſichtigen, daß dieſe lediglich eine ſchmerzliche Notwendigkeit darſtellen, und unter dem Drucke der wachſenden Finanzmiſere des Reiches entſtanden ſind. Seit Jahren war man an den maßgebenden Stellen der Reichsregierung wie auch in Reichstagskreiſen davon überzeugt, daß nur eine gründliche Reform der Reichsfinanzen im Stande ſein werde, das Reich finanziell endlich auf die eigenen Füße zu ſtellen. Immer wieder ſcheute man jedoch davor zurück, dieſe Reform in Angriff zu nehmen, weil es als erſte Vorbedingung des Gelingens derſelben galt, dem Reiche namhafte weitere Einnahmequellen zu erſchließen, und hierbei waren bislang noch immer beſondere Schwierigkeiten zu überwinden. Die finanzielle Lage des Reiches wurde indeſſen immer kritiſcher und ſo entſchloß ſich denn die Reichsfinanz⸗ verwaltung, dem Reichstage bei ſeinem Zuſammen⸗ tritte im Spätherbſte 1905 die unterdeß von ihr die Reichsfianzreform, zu unterbreiten. Es iſt wohl noch in aller Erinnerung, zu welch' langwierigen parlamentariſchen Kämpfen die Erörterung der neuen Steuervorlagen im Reichstage führte, und daß das Schickſal der Finanzreform bei den vorherrſchenden Differenzen in der Steuerfrage zwiſchen Regierung und Volksvertretung und im Schoße der letzteren ſelbſt längere Zeit ein ziemlich ungewiſſes war, bis es ſchließlich doch noch zu einer Einigung kam. Eine andere Frage iſt es allerdings, ob denn nicht andere Einnahmequellen für das Reich zu er⸗ ausgearbeiteten Steuervorlagen, die Grundlage für eee ſchlteßen geweſen wären, an Stelle jener neuen Steuern, die man im deutſchen Volke beſonders un⸗ angenehm empfinden wird, wie die Bierſteuer, die Zigarettenſteuer und Fahrkartenſteuer. Z. B. würde eine progreſſive Reichseinkommenſteuer einen Teil der alsdann vom Reichstage beſchloſſenen neuen Steuern zweifellos entbehrlich gemacht haben, aber der Vorſchlag einer Reichseinkommenſteuer würde im Parlament auf ſchier unüberwindliche Hinder⸗ niſſe geſtoßen ſein, und ſo hat die Regierung dem Reichstage dieſes Steuerprojekt gar nicht erſt unter⸗ breitet; letzterer hat ja aus dem urſprünglichen Steuerbukett der verbündeten Regierungen ſowieſo ſchon die Tabakſteuer, die Quittungsſteuer und die Anſichtspoſtkartenſteuer wieder herausgenommen. Wie die Dinge im übrigen nun einmal ſtehen, müſſen die deutſchen Steuerzahler ſich mit den neuen Reichsſteuern ausſöhnen, ſo gut es eben gehen will, obwohl man ſchon jetzt gewichtige Bedenken hinſicht⸗ lich der Wirkungen einzelner der neuen Steuern nicht unterdrücken kann. Es gilt dies in erſter Linie von der Fahrkartenſteuer, die vielleicht auf den Reiſe⸗ und Geſchäftsverkehr nicht ganz ohne ſchädigende Einwirkung bleiben wird. Ebenſo kann die vom Reichstage der Regierung förmlich aufge⸗ drängte Erhöhung der Ortsportotaxe für Poſtkarten von 2 Pfg. auf 5 Pfg. nur ſchwere Bedenken er⸗ regen; war doch ſeinerſeits die Ermäßigung der Ortstaxe für Poſtkarten von 5 Pfg. auf 2 Pfg. von der Regierung als Aequivalent für den Weg⸗ fall der Privatpoſten zugeſtanden worden, nun kommt der Reichstag und nimmt dem Publikum ganz einfach dieſes Aequivalent wieder weg! Aber gleichviel, die neuen Steuern ſind nun einmal durch Beſchluß der Volksvertretung des deutſchen Reiches da, jetzt gilt es lediglich, ſich mit dieſen Tatſachen abzufinden; hoffentlich wird dieſe Steueraktion wenig⸗ ſtens dem Finanzweſen des Reiches die erwartete dauernde Beſſerung bringen. Der geſtohlene Diamantenſchatz. Roman von J. Garwin. 8. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Elftes Kapitel. Major von Burgsdorf war ohne großen Pomp beſtattet worden. Richard hatte nicht unter den Leidtragenden ge⸗ fehlt, er hatte aber weder mit ſeiner Stiefmutter noch mit Fräulein Hornegg ein Wort gewechſelt, und dieſe hatten nach der Beiſetzung ebenſowenig Notitz von ihm genommen, obwohl Richard wohl der einzige wirklich Bekümmerte war. Er kehrte nach der Reſidenz zu Müller zurück, täglich bemüht, eine Stellung zu finden, was ihm aber nicht gelingen wollte. Müller tat alles, ihn aufzuheitern, aber der junge Mann verſank mehr und mehr in eine düſtere Schwermut. In dem vornehmen Klub, in der Reſidenz wunderte man ſich darüber, daß Richard von Burgsdorf wegen ſeiner Mitſchuld an dem Diamantendiebſtahl nicht verhaftet worden war, und ſeine ehemaligen Freunde fanden erſt ſpäter den Grund dafür heraus, daß nämlich Richard von Burgsdorf ſelbſt der Eigentümer der geſtohlenen Diamanten war. . Alle Anſtrengungen von ſeiten der Polizei, die Diamanten zu entdecken, blieben erfolglos. Der Räuber derſelben war ja ſchon früher wegen eines andern Verbrechens zu ſieben Jahren Zuchthaus verurteilt worden und ſaß jetzt wieder im Zuchthaus, ohne daß jemand ahnte, daß er die Diamanten ge⸗ ſtohlen hatte. ö Drei Monate vergingen, und die Sehnſucht nach Freiheit ward ſo ſtark in Möller, daß er auf Mittel zur Flucht aus dem Zuchthauſe ſann. Wenn er irgend einen der Beamten beſtechen könnte, wäre es vielleicht zu bewerkſtelligen geweſen. Er dachte an den Gefangenwärter und an den Arzt. Aber wenn er einen von dieſen ins Vertrauen zog, würde derſelbe ſeine Geſchichte von den verborgenen Diamanten glauben? Sie klang wirklich etwas ro⸗ mantiſch. — Er beſchloß einen Verſuch zu machen; die Macht des Geldes, dachte er, iſt groß. Eines Morgens, als der Wärter ihm das Frühſtück brachte, klagte er über Schmerzen im Kopfe und verlangte nach dem Arzt. Man kam ſeinem Wunſche nach und eine halbe Stunde ſpäter trat der Arzt in ſeine Zelle. Derſelbe war zufällig kein anderer als der junge Herr Doktor Walther, Agnes Bruder. „Ihr habt mich rufen laſſen,“ hub er an. „Was wollt Ihr? Ihr ſcheint ſehr krank zu ſein.“ „Ich möchte mit Ihnen reden, Herr Doktor,“ verſetzte Möller. Sie wiſſen vielleicht, daß Leute wie ich, oft große Schätze verborgen haben.“ „Wohl habe ich davon gehört, es aber nie ge⸗ glaubt“, lautete die leicht hingeworfene Antwort. „Der Himmel iſt mein Zeuge, daß ich im Begriff i ſtehe, Ihnen die Wahrheit zu ſagen, ſprach der Ge⸗ fangene weiter. „Kurz bevor ich arretiert wurde, beging ich einen ſehr großen Diamanten⸗Diebſtahl. Kennen ſie unſere Nordſeeküſte ?“ „Da dort meine Heimat iſt, allerdings.“ „So ſind Sie vielleicht mit Major Burgsdorfs Familie bekannt?“ „Ja, meine Schweſter war ja mit Herrn Richard von Burgsdorf verlobt, bevor derſelbe entehrt wurde und wir ſahen, daß er keine Partie für meine Schweſter war. Wenn Ihr etwa die Burgsdorf'ſchen Diamanten geſtohlen habt, könntet Ihr Euch wirklich deſſen rühmen. Sie ſind von unberechenbarem Werte.“ . „Nun, das wollte ich Ihnen eben ſagen. Ich bin es, der den Diebſtahl begangen hat.“ Der junge Doktor Walther war aufs höchſte erſtaunt. „Iſt es wahr?“ rief er endlich mit vor Aufregung gerötetem Geſicht aus. „Oder erzählt Ihr mir nur eine erfundene Geſchichte?“ „Es iſt ſo wahr wie das Evangelium! Ich würde ſie nicht belügen. Was ſollte ich davon haben?“ „Wo ſind die Diamanten jetzt?“ frug der junge Arzt. „Das iſt mein Geheimnis,“ antwortete Möller vorſichtig. „Wenn Sie mir zur Flucht verhelfen, will ich Ihnen ſagen, wo die Diamanten ſind, und will ſie Ihnen geben, falls Sie mir nur tauſend Taler zahlen, damit ich nach Amerika fliehen kann.“ Der Arzt überlegte den gefährlichen Vorſchlag des g