e Helmsheim, 21. Juui. Eine furcht⸗ bare Ueberraſchung brachte der Anbruch des geſtrigen Tages dem Landwirt Florian Schürer und ſeiner Familie. Es war kurz nach 5 Uhr, als das Wohn⸗ haus unter furchtbarem Krachen und Entwickelung einer dicken Staubwolke in ſich ſelber zuſammen⸗ ſtürzte. Glücklicherweiſe waren die übrigen Fami⸗ lienglieder ſchon aufgeſtanden und entgingen ſo dem Schickſale der 23jährigen Tochter, die noch im Bette von dem Einſturz überraſcht und völlig vom Schutt zugedeckt wurde. Ein Kleiderſchrank, der halb umgeſtürzt über ihr lag, bewahrte ſie zum Glück vor dem Tode des Erſtickens. — Karlsruhe, 21. Juni. Wie tief die durch den Konſumkrach hervorgerufene Erregung in der hieſigen Arbeiterſchaft geht, beweiſt ein Artikel des Volksfr., worin dieſer die Anhänger ſeiner Partei zur Vorſicht gegenüber bürgerlichen Zuhörern mahnt. In den Wirtshäuſern werde in dieſer Hin⸗ ſicht viel „geſündigt“ (). Er wirft den Arbeitern vor, daß ſie ihrer flammenden Entrüſtung zu un⸗ geſchminkt Luft machen und daß ſie Hohn u. Spott über die Arbeiterbewegungen ausgießen. — Von der Elſenz, 21. Juni. Am Montag abend entlud ſich in dem oberen Elſenztal ein heftiges Gewitter, dem leider ein Menſchenleben zum Opfer fiel. Auf der Eppinger Gemarkung wurde eine Frau von dort vom Blitz erſchlagen, während das Kind, das ſie auf dem Arm trug völlig unverſehrt blieb. — Wilferdingen, 19. Juni. Geſtern abend entlud ſich, nachdem es den Tag über unge⸗ wöhnlich ſchwül geweſen war, ein furchtbares Ge⸗ witter über unſerem Tal. Beim ſogen. Sperlings⸗ hof ging ein Wolkenbruch nieder. Auf der Haupt⸗ ſtraße von Pforzheim wälzte ſich ein reißender Strom, der im Augenblick die Keller, Ställe und ebenerdigen Wohnungen unter Waſſer ſetzte. Auf den friſch beſtellten Tabakäckern ſind nicht nur die Setzlinge verſchwunden, ſondern auch vielfach der gute Ackerboden. Das Wieſental glich einem großen faſt allein davon betroffene Schwarzw. Bankverein iſt durch gute Hypotheken und ſonſtige Sicherheiten gedeckt. Der Konkurs des Faller'ſchen Geſchäftes iſt angemeldet. Faller war ein Mann von hohen Geiſtesgaben und genoß große Achtung. Die Ge⸗ meinde ſelbſt hat durch das Vorkommnis einen ſchweren Schlag erlitten. — St. Georgen (Schwarzw.), 21. Juni. Dienſtag mittag ging über hieſige Gegend ein ſchweres Gewitter mit langanhaltendem wolkenbruch⸗ artigem Regen nieder, der auf dem Feld und in den Straßen großen Schaden anrichtete. Auf der benachbarten Sommerau äſcherte der Blitz das Bauern⸗ haus des Gottlieb Heinzmaun ein. — Berlin, 20. Juni. Die „Nordd. Allgem. Ztg.“ meldet, das in Nr. 31 des Reichsgeſetzblattes veröffentlichte Zigarettenſteuergeſez vom 3. Juni tritt am 1. Juli in Kraft. Nach dem Geſetze ſind ſämtliche Perſonen, die gewerbsmäßig Zigaretten, Zigarettentabak, Zigarettenhülſen oder Zigaretten⸗ blättchen herſtellen, ebenſo ſämtliche Perſonen, die ſich gewerbsmäßig mit dem Verkaufe der angeführ⸗ ten Waren befaſſen, verpflichtet, dies der Steuer⸗ behörde (Steueramt, Zollamt, in deſſen Bezirk die Fabrik oder Verkaufsſtelle liegt), ſofort noch vor dem 1. Juli anzumelden. Die Anmeldung der Herſteller von Zigaretten⸗ tabak, Zigaretten und Zigarettenhülſen hat ſchrift⸗ lich in doppelter Ausfertigung zu erfolgen. Sie muß auch die Bezeichnung der Waren, ſowie eine Angabe darüber enthalten, ob und in welchen Räu⸗ men ein Kleinverkauf ſtattfindet. Der Herſteller hat gleichzeitig mit der Anmeldung eine Beſchreib⸗ ung der Betriebs⸗ und Lagerräume, ſowie den da⸗ mit in Verbindung ſtehenden, unmittelbar angrenz⸗ enden Räumen vorzulegen. Zigarren⸗, Rauchtabak⸗ und Kautabakfabrikanten, die den Kleinhandel mit See, und da man ſich mitten in der Heuernte be⸗ findet, iſt der Schaden groß. — Seit dem Jahre 1851 kann man ſich hier eines ſolchen Unwetters nicht mehr erinnern. — Vom Schwarzwald, 19. Juni. In großer Aufregung ſchwebt der Ort Gutenbach bei Furtwangen. Völlig überraſchend kam die Ent⸗ deckung, daß der Taſchenuhrenfabrikant Fr. Faller verſchwand und ſich Wechſelfälſchungen im Betrage von mehr als 100 000 Mk. herausſtellten. Der Zigaretten betreiben, haben gleichfalls eine Beſchreib⸗ ung der Kleinverkaufsräume dem Steueramt vor⸗ zulegen. Ferner haben die Verkäufer und Händler ein Verzeichnis der am 1. Juli in ihrem Beſitze befindlichen Vorräte an Zigaretten, Zigarettentabak, Zigarettenhülſen und Zigarettenblättchen unter An⸗ gabe des Kleinverkaufspreiſes des Zigarettentabaks und der Zigaretten, ſowie der Stückzahl der Hülſen und Blättchen aufzuſtellen und ſpäteſtens bis 7. Juli ebenfalls in doppelter Ausfertigung der Steuer⸗ behörde einzureichen. Für die Anzeigen und An⸗ meldungen iſt ein beſtimmtes Formular nicht vor⸗ geſchrieben. — Hamburg, 21. Juni. Die Polizeibe⸗ hörde entdeckte eine Falſchmünzerwerkſtätte, in der falſche Ein⸗ und Zwei⸗Markſtücke hergestellt wurden, Zahlreiche Falſchſtücke ſind bereits im Umlaufe. Drei Falſchmünzer, ein Hotelier, ein Kauf mann und der Logiswirt des Kaufmanns wurden verhaftet, — Stettin, 21. Juni. Bei einer mill täriſchen Uebung des Infanterieregiments in Stral⸗ ſund mit kriegsmäßigem Gepäck wurden mehrere Leute infolge der Hitze ohnmächtig. Ein Musketier ſtarb am Herzſchlag. — Altona, 21. Juni. Ein Automobil überfuhr den Hamburger Lederhändler Krey. Dieſer wurde tötlich verletzt, das Automobil fuhr davon, — Ratzeburg, 21. Juni. Beim Hantieren mit Kanonenſchlägern wurden 2 Jäger des 19. Jäger⸗Battaillons ſchwer, mehrere verletzt. — Bayreuth, 19. Juni. Im Feſtſpiel⸗ hauſe ſtürzte heute früh während der Probe ein Theatermeiſter von Weimar und ein hieſiger Hand⸗ werker von der Bühne durch ein offenſtehendes Loch in die Verſenkung. Der Handwerker war ſofort lot; der Theadermeiſter kam ohne Verletzungen davon. — Bu dapeſt, 21. Juni. Die hieſige Polizei entdeckte bei einem Händler insgeſamt 8 Stücke des wertvollen Porzellau⸗Serbices das der däniſchen Königsfamilie vor 2 Jahren aus dem Schloß Roſenberg geſtohlen wurde. Der Händler gibt an, dasſelbe bei einem Händler in Berlin für 1000 Mk. gekauft zu haben. — Budapeſt, 21. Juni. In Nagyezenk wurde die Familiengruft des Grafen Szechenyi er⸗ brochen. Die Gräber wurden geſchändet, die Leiche des Grafen Szechenyi's, des bekannten politiſchen Gegners Koſſuth ihres National⸗Koſtüms und andere Leichen ihres Schmuckes beraubt. — Lens, 20. Juni. Bis heute ſind 902 Leichen von den beim Grubenunglück von Corxieres umgekommenen Bergleuten zu Tage gefördert wor⸗ den, ſo daß noch 193 aus den Gruben zu bringen ſind. Die Arbeiten zur Wiederherſtellung der Schächte und Gänge in den Bergwerken nehmen ihren Fortgang. — Petersburg, 20. Juni. In Kronſtadt wird nach einer hieſigen Meldung heftig gefeuert. Die Matroſen rotten ſich auf der Straße zuſammen und halten Verſammlungen ab. Niemand wird ig die Stadt hineingelaſſen. Die Urſache der Meuterei iſt unbekannt. Es werden ſcharfe Maßregeln ge⸗ troffen, um die Ausbreitung des Ausſtandes zu verhindern. ich, über dieſe gegen mich verübte Schurkerei, ſobald ich den ſchweren Schlag der mich betroffen, überwunden habe, eine Erklärung von Ihnen verlangen werde. Es iſt eine Feigheit von Ihnen, mich jetzt ſo anzu⸗ greifen.“ „Ich wünſche, nichts mit Ihnen zu tun zu haben, und hoffe, daß ich mich deutlich genug ausgedrückt habe,“ entgegnete Raveneck. „Ich glaube, im allge⸗ meinen Intereſſe des Klubs zu reden, und wenn Sie Ihre eigene Anſicht zu Rate ziehen, werden Sie uns nicht weiter mit ihrer Gegenwart beläſtigen.“ Richard ſchwirrte der Kopf; alles drehte ſich vor ſeinen Augen. Er verließ den Klub und eilte nach Hauſe. Dieſe öffentliche Beleidigung und der unerwar⸗ tete plötzliche Tot ſeines Vaters war faſt mehr als er ertragen konnte. Er war jetzt elternlos und hatte von ſeines Vaters Vermögen wohl nichts weiter zu erwarten, als die ihm bereits vererbten Familiendiamanten, die aber von unbekannten Gaunern geſtohlen worden waren. Seine Stiefmutter hatte wirklich über ihn geſiegt. In dieſer furchtbaren Situation lag ihm aber wenig an Reichtum und an der geringen Hoffnung, jemals in den Beſitz der Diamanten zu gelangen, ſondern er wollte nur ſeine Ehre verteidigen. Als Richard, an ſeiner Wohnung angelangt, den Schlüſſel in das Schloß ſtecken wollte, zitterte ſeine Hand ſo heftig, daß das Geräuſch den Wirt, Herrn Müller, veranlaßte, herbeizukommen. Bei dem Schein der Lampe, die er in der Hand hielt, ſah er, wie geiſterhaft bleich Herr von Burgs⸗ dorf ausſah, und Müller fragte ängſtlich, was ge⸗ ſchehen ſei. „Mein Vater iſt tot,“ erwiderte Richard, „und ich .. . ich bin heute abend im Klub ſchwer be⸗ leidigt worden .. aber es iſt eine lange Geſchichte, und ich weiß nicht, ob ich ſie ihnen erzählen ſoll.“ finden können. „Ganz wie Sie wollen, Herr von Burgsdorf!“ verſetzte Müller. „Sie ſind mir immer ein Freund geweſen, wenn ich irgend etwas für Sie tun kaun, brauchen Sie nur über mich zu gebieten. Was ich beſitze gehört ihnen. Nehmen Sie mein Geld, mein Haus, meine Möbel .. ich habe nur alles in Miete von Ihnen. Aber des Herrn Majors Tot tut mir ſehr leid. Er wollte nach meiner Heirat freilich mich nicht im Schloße behalten, aber ich habe Jahre lang in Seinen Dienſten geſtanden und er hat mir gutes getan bis zum letzten Augenblick. Als ich das Schloß verließ, gab er mir eine Fünf⸗ hundert⸗Mark⸗Notte, und meiner Frau ebenſoviel, damit ſie, wie er lachend meinte, einſt ihrem Erſt⸗ geborenen ein Taufkleid kaufen können.“ „Ich bedarf eines Freundes, Müller,“ ſprach Richard ernſt. „Gott weiß, daß ich heute abend unter meinem ſogenannten Freunden keinen haben Es verlangt mich darnach, mich gegen jemand auszuſprechen. Warum ſollte ich Sie nicht in mein Vertrauen ziehen! Sie ſind doch ein ehrlicher Menſch, Müller, und mir treu geſinnt!“ „Ja, Sie können mir vertrauen. Das wird Ihnen das Herz erleichtern,“ verſetzte Müller mit wieder freudeſtrahlendem Geſicht. „Kommen Sie mit hinunter in die Küche. Frau Müller ſtand auf, wiſchte den Stuhl mit ihrer Schürze ab, und ſchob ihn ihrem Gaſt ehrerbietig an das Feuer. Darauf erzählte Richard in einfacher Weiſe alles, was geſchehen war, und ſchloß mit den Worten: „Und nun, Müller, da Sie wiſſen, daß ich ruiniert bin, können Sie mich aus dem Hauſe weiſen, denn ich habe wenig Hoffnung, die Diamanten wiederzu⸗ finden. Vermutlich wiſſen Fräulein Hornegg und Frau von Burgsdorf mehr als ich von dem Dia⸗ manten⸗Diebſtahl. Doch hätte ich alles ertragen können, Wenn mein Vater nicht auf dieſe Weiſe geſtorben wäre.“ 75 N „Herr Richard,“ ſagte darauf Müller mit tren⸗ herziger Miene, „ich glaube Ihneu jedes Wort, daß ſie mir geſagt haben; um ſowohl Ihre Stiefmutter wie Fräulein Hornegg zu kennen, glaube ich daß Sie, — in dürren Worten geſagt — das Opfer einer Verſchwörung ſind.“ „Ich wünſche, ich wäre tot,“ ſprach Richard düſter, „und doch,“ ſetzte er, an Agnes Walther und ihre gegenſeitige Liebe denkend, hinzu: „und doch gibt es etwas, wofür ich noch zu leben habe. Aber meine Anſichten ſind mehr als traurig. Jetzt beſite ich weder Vermögen, noch auch nur einen ehrlichen Namen.“ „Faſſen Sie Mut! Sie werden wohl bald beides haben. Es blüht jedem einmal das Glück, wenn man nur Geduld hat es abzuwarten; und in meinem Hauſe ſind ſie jederzeit willkommen. Sie können Ihre Mahlzeiten bei uns nehmen und wenn Sie etwas Geld brauchen — ich bin nicht reich — aber etwas Geld iſt immer übrig, und ein feiner Herr wie Sie kann in der Stadt nicht ohne Geld ausgehen, und ein Burgsdorf darf nicht ärmlich ausſehen, Richard war ſehr gerührt von dem Anerbieken dieſes ehrlichen Menſchen. Welcher Abſtand gegen die Art und Weiſe, mit der ihm im vornehmen Klub viele begegneten, denen er in ſeinem Glück Geld ge⸗ borgt und manchen Dienſt erwieſen hatte und dem ehrlichen Beiſtand dieſes einfachen Mannes, der unt Diener in ſeines Vaters Schloſſe geweſen war, Mit Thränen in den Augen reichte er dem treuen Manne die Hand und ſagte: „Müller, Sie ſit der einzige Freund, den ich jetzt in der Welt babe. Sie haben mir neuen Mut gegeben. Am liebsten hätte ich mir eine Kugel durch den Kopf gejagt, aber ich will leben und will für meine Ehre kämpfen.“ N (F „. andere leicht En — 11 *