Anzeiger für La Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 15 Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Tadenburg. 12 — Nienfſag, den 19, Jun . Fürſtlichkeiten und die ſtaatlichen Würdenträger ihre Plätze erhalten. Von dieſer Stelle aus geht dann die Prozeſſton zum Hochaltar. Unter den Klängen des norwegiſchen Königsmarſches nähert ſich König Haakon mit den Herren ſeines engeren Sur Arsnungsfeier in Drontheim. * Am kommenden Freitag erfolgt in der alt⸗ i ehrwürdigen Domkirche zu Drontheim, der hiſtori⸗ 0 ſchen Krönungsſtadt der norwegiſchen Herrſcher, die Gefolges dem Hochaltar, wo die geſamte Geiſtlich⸗ feierliche Krönung König Haakons VII. und ſeiner keit aufgeſtellt iſt. Ein Mitglied derſelben ſpricht 00 Gemahlin Maud. Vor kurzem hat ſich der Tag ein Gebet und ſagt dann zum Könige: „Nimm die der Proklamierung des unabhängigen Königreichs Norwegen zum erſten Male gejährt; nunmehr er⸗ fährt mit dem feierlichen Akte der Krönung des jungen norwegiſchen Königspaares die Unabhängig⸗ 1 keit des wildromantiſchen Landes der Fjords und gewaltigen Gletſcher gewiſſermaßen ihre definitive U Beſiegelung. Mit Vorbedacht iſt gerade der 22. Juni von König Haakon zum Krönungstage gewählt g worden, denn es iſt dies ſein Verlobungstag und Mit den Inſignien der Königswürde beſteigt nun 8 zugleich ſein Hochzeitstag, ein Umſtand, der nur 3 geeignet erſcheint, die überall ſich zeigende warme a Teilnahme des norwegiſchen Volkes an den Dront⸗ Krone.“ Der König kniet hierauf nieder und wird vom Biſchofe mit dem heiligen Oel an Stirn, Schläfen und den Handgelenken geſalbt. Nun ſetzt der Miniſterpräſident dem Könige die Krone auf das Haupt, einer der Miniſter überreicht dem Mo⸗ narchen das Scepter, ein anderer den Reichsapfel, 15 1 Genau nach demſelben Zeremoniell geht dann die heimer Krönungsfeſtlichkeiten zu ſteigern. Das alt⸗ hergebrachte Zeremoniell bei der Krönung der nor⸗ wegiſchen Könige ſoll auch diesmal im allgemeinen beibehalten werden, nur dürften ihm durch kleine Aenderungen mehrere allzu altertümlichen Bräuche genommen werden, ſo wird z. B. kein Herold mehr beim Erſcheinen des Krönungszuges den Namen des Königs und der Königin verkünden. Vor der Dom⸗ kirche iſt ein koſtbarer Pavillon in der Errichtung begriffen, wo der Biſchof von Drontheim und die Geiſtlichkeit des geſamten Sprengels das Königs⸗ paar begrüßen werden. Die Thronſeſſel, pracht⸗ voll mit rotem Tuch überzogen, und von einem roten goldbefranzten Baldachin überragt, gelangen auf einer ſich an den mittelſten Pfeiler des Haupt⸗ ſchiffes der Kirche anlehnenden Eſtrade zur Auf⸗ ſtellung; auf dieſer Eſtrade werden auch die fremden fürſtlichen Gäſte, die Vertreter der auswärtigen Der Drontheimer Krönungsfeier werden mithin ſo mancherlei mittelalterliche Züge anhaften, was ihr jedenfalls ein eigentümliches Gepräge verleihen wird, im ſeltſamen Gegenſatze zu den demokratiſchen Verfaſſung dieſes Landes. Aber die Norweger werden ſich zweifellos leichten Herzens darüber hin⸗ wegſetzen, hat ſich doch die Krönung ihrer Herrſcher ſeit Jahrhunderten im Rahmen dieſes verwickelten Zeremoniells vollzogen, und letzteres wurzelt in den älteſten Huldigungsgebräuchen des norwegiſchen Volkes, der Norweger aber, und ſei er ſonſt gleich noch ſo freiheitlich und fortſchrittlich geſinnt, iſt ſtolz auf dieſe Ueberlieferungen. Darum begleitet denn auch das norwegiſche Volk die Krönung des ſo raſch volkstümlich gewordenen jungen Herrſcher⸗ paares mit ſeinen wärmſten Sympathien, wie ande⸗ . Salbung und Krönung der Königin Maud vor ſich. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. ö ein General das Schwert; während dieſer Zeremonie f wird draußen vor der Kirche Geſchützſalut abgefeuert. König Haakon VII. den Königsthron, ihm folgt f ein Bannerträger mit dem Banner des Königsreiches. Einrichtungen Norwegens und der demokratiſchen eee 1906. wer neee. rerſeits auch das Ausland der Krönungsfeier von Drontheim ſeine herzlichſten Sympathien entgegen⸗ bringt. Es iſt gewiß kein bloßer Zufall, daß ſich Kaiſer Wilhelm ſo kurz vor den Drontheimer Feſt⸗ lichkeiten zu einem offiziellen Beſuche beim König Haakon in Drontheim für den 3. Juli angeſagt hat, der deutſche Kaiſer wollte hierdurch dem neuen Könige von Norwegen abermals einen beſonderen Beweis ſeiner Teilnahme geben. Die Norweger verſtehen dieſe Kundgebung Wilhelms II. ange⸗ ſichts der Feier vom 22. Juni wohl zu würdigen, iſt doch die bevorſtehende Begegnung zwiſchen Kaiſer Wilhelm und König Haakon offenbar beſtimmt, die guten Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Nor⸗ wegen immer freundſchaftlicher zu geſtalten. Der deutſche Kaiſer darf daher ſicher ſein, daß ihm die Norweger bei ſeiner am 3. Juli beginnenden dies⸗ jährigen Nordlandsfahrt einen womöglich noch herz⸗ licheren Empfang bereiten, wie ſchon in den früh⸗ eren Jahren. Verſchiedenes. Laden burg, 15. Juni. Aus der Ge⸗ meinderatsſitzung (mitgeteilt vom Bürgermeiſteramt). 1. Auf Anſuchen des Verwaltungsrats der frei⸗ willigen Feuerwehr hier werden behufs Verleihung a des von Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog geſtifteten Ehrenzeichens für 25jährige Dienſtzeit bei der frei⸗ willigen Feuerwehr hier zwei Mitglieder derſelben dem Großh. Bezirksamt in Vorſchlag gebracht. 8 2. Der von Großh. Bezirksamt Mannheim mit Erlaß vom 7. Juni d. Is. vorgeſchlagenen künftigen 1 Feſtſetzung der Kirchweihtage, wonach die KirchweigFhe hier mit jener in Waldhof, Käferthal und Sand⸗ hofen zuſammenfällt und jeweils am 2. Sonntag im Auguſt abgehalten werden ſoll, wird zugeſtimmt. 197 3. Für einen von Mannheim als Lehrling hier Noch nie war ihm ein Diebſtahl ſo leicht gemacht worden. Und was für ein Diebſtahl! Eine halbe Million waren die Diamanten wert. ſei ſeine Zukunft geſichert. Wenn er nur erſt nach England gelangt war, würde es ihm nicht ſchwer fallen, die Diamanten mit nicht zu großem Verluſt an einen Juden oder Juwelenhändler zu verkaufen. Mit dem Erlös wollte er nach Amerika gehen und dort ein Der geſtohlene 5 Diamantenſchatz. Roman von J. Garwin. 6. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Richard traten die Tränen in die Augen. „Schicke mich nicht ſo von Dir, Vater!“ bat er. „Glaube mir, ich bin unſchuldig. Es wird ſich einſt neues Leben beginnen. alles aufklären. a i . „Geh,“ wiederholte der Major in ſtrengem Wie alle, die ſich einem verbrecheriſchen Lebeus⸗ wandel hingegeben haben, ſehnte er ſich auch nach Ruhe. — Friede und Freiheit waren ihm, was dem Schiffbrüchigen, der mitten auf dem Ozean von ge⸗ waltigen Wogen hin und her getrieben wird, das Feſtland iſt. Möller, der ſeit Jahren nur von Diebſtahl, Ein⸗ bruch und Betrug gelebt hatte, war immer in Gefahr, wegen mehr als eines Verbrechens feſtgenommen zu werden, und ehe er die Hauptſtadt verlaſſen, hatte er in Erfahrung gebracht, daß der ſehr geſchickte Buhr⸗ mann ihm wegen eines großen Diebſtahls, den er in einem Juwelierladen verübt hatte, auf der Spur ſei. Voll Angſt und Unruhe beſchleuingte er ſeine Schritte. Wenn ihm irgend jemand mit der ſehr ſchweren Reiſetaſche unter dem Arm begegnete, konnte er Verdacht erregen. Er mußte bis zum nächſten Morgen auf einen Zug nach Hamburg warten und wußte nicht, wie er den Diamantenſchatz verbergen ſollte. Die Größe N 0 Tone, „oder ich könnte meine Handlungsweiſe be⸗ reuen! Fordere mich nicht weiter heraus. Dein Anblick iſt mir verhaßt.“ Mit geſenktem Haupte und wankenden Schrittes verließ Richard unter peinlicher Stille das Zimmer und begab ſich hinaus in die finſtere Nacht. Kaum hatte er das Haus verlaſſen, ſo ſchwangte der Major, der Kopf fiel auf die Bruſt, ſeine Augen ſchloſſen ſich, und er fiel leblos zu Boden. Alle ſprangen herzu, um ihm beizuſtehen, Einer lief nach dem Arzt, ein anderer brachte ein einfaches Hilfs⸗ mittel gegen Ohnmacht herbei. Sie hoben ihn auf, aber der Puls hatte aufgehört zu ſchlagen. — Der Major von Burgsdorf war an einem Herzſchlage infolge der furchtbaren Erregung geſtorben. Neuntes Kapitel. 155 Möller, der abgefeimte Schurke, floh aus dem Schloß. Unter dem Arm trug er in einer großen Reiſe⸗ taſche die drei Käſtchen mit den koſtbaren Diamanten. keit auf ſich lenken und Verdacht erwecken. Jetzt meinte er, und Schwere der Reiſetaſche mußte die Aufmerkſam⸗ „Ich vergrabe den Schatz,“ murmelte er. „Ich kann ja in einigen Tagen mit einem Gefährten kommen und die Diamanten holen. Schade, daß ich nicht daran früher gedacht habe!“ „Er ſann eine Weile nach, dann kehrte er um und lenkte ſeine Schritte der Höhle am Strande zu, wo er ſeine Schweſter getroffen hatte. Das Meer war ſehr unruhig, und ſeine Wellen ſchlugen hoch aufſchäumend gegen die Felſen, gleichſam als ob ſie über das in dem Burgsdorf'ſchen Schloſſe begangene böſe wären, und der Wind heulte und tobte um die zackigen Klippen, als beklage er den Tod des großherzigen Majors. Als Möller glücklich in die Höhle gelangt war, zog er Streichhölzer und ein kleines Stück Wachs⸗ licht uns der Taſche und zündete dieſes an. Dann drang er tiefer in das Innere und ver⸗ ſchwand in den gewundenen Gängen. Nach einigen Minuten kam er wieder heraus und ſah ſich rings um, ob er von niemanden beobachtet worden ſei. Keine Seele war zu erblicken, auch von dem einſamen Schiffe, das er auf der wogenden See erkennen konnte, leuchtete kein Licht; aber in dem Schloſſe waren noch verſchiedene Fenſter erhellt. Mit hämiſchem Lachen ſprach Möller zu ſich ſelbſt: „Ich habe ihnen für einige Zeit Stoff zur Unterhaltung gegeben! Aber es muß ſchon ſpät ſein,“ fuhr er fort. „Ich muß mir irgendwo ein Lager ſuchen.