Preis vierteljährlich Mark 1.— a Redaktion, Druck und Verlag der 8 Sehwarz und Weitz. Die äthiopiſche Bewegung. In Reichstagskreiſen hat ſeinerzeit ein in Mancheſter gefertigtes Taſchentuch zirkuliert, das in Buntdruck eine Karte von Afrika und in graphi⸗ ſcher Darſtellung die „Segnungen“ der engliſchen Politik dort zeigen ſollte. Ueberall wo die engliſche Flagge weht, herrſcht eitel Freude und Zufriedenheit unter den Schwarzen, während durch den Kongo und durch Deutſch⸗Südweſtafrika ein Eingeborener im Kriegsſchmuck die Fackel des Aufruhrs trägt. Hundertauſende ſolcher „Propaganda“⸗Taſchentücher ſind durch engliſche Händler im dunklen Erdteil in Umlauf gebracht worden und bilden eine kraſſe Illuſtration für das „weiße Raſſenbewußtſein“, wie es ſich das geſchäftstüchtige Albion denkt. Heute dürften die Verhältniſſe, allerdings auch für Eng⸗ land, ein wenig anders liegen. Die Unruhen in Natal, das Auflehnen des Zulu⸗Häuptlings Bambata, das Maſſakre einer Anzahl weißer Poliziſten unweit Pietermaritzburg haben den Engländern einen bitteren Vorgeſchmack von der Gefahr gegeben, die das neue Loſungswort „Afrika den Afrikanern“ für alle Weißen in ſich birgt. iſt etwa 10 Jahre alt. Mit der Niederwerfung Liobengulas durch die Chartered⸗Kompagnie im Jahre Der Sieg über dieſen mächtigſten Matabele⸗Häupt⸗ ling endete einesteils die Periode der großen Kaf⸗ fernkriege, andererſeits bezeichnet dieſer Sieg den Anfang eines engeren Zuſammenſchluſſes aller ein⸗ geborenen Stämme untereinander. Faſt wie eine Ironie des Schickſals klingt es, daß der Ausbau der Bahnlinie Mafeking⸗Bulawayo⸗Salisbury⸗Beira dieſen Zuſammenſchluß der bisher ſich gegenſeitig Erſcheint jeden Dienstag und Aretag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ung Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Die Geſchichte dieſer neuen ſchwarzen Parole 1894 war die Gewalt des letzten ſelbſtändigen, großen Kaffernführers ſüdlich des Zambeſi gebrochen. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis . Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt b den 15. Juni. 1906. bekriegenden Stämme nicht unweſentlich gefördert hat. Zuerſt die Arbeit am Bahnbau, dann der Schienenweg ſelbſt brachte Angehörige aus Setſchelis Reich mit Chamas⸗Leuten und ſogar den wilden Maſchonas zuſammen und überzeugte ſie alle mehr und mehr davon, daß das gemeinſame Band von Abſtammung und Farbe die Eingeborenen ebenſo miteinander verbrüdere, wie ihre — zu Recht oder zu Unrecht vorgebrachten — Beſchwerden gegen die weißen Herrn die gleichen ſeien. Der Umſchwung, der aus jener Zeit —— von 1894 und 1898 — datiert, blieb zunächſt ziemlich unbemerkt. Kleine Aufſtandsverſuche im Norden der alten ſüdafrikaniſchen Republik, die wohl als die erſte Folge dieſer ſchwarzen Verbrüderung an⸗ zuſehen ſind, wurden von den Buren ohne Mühe unterdrückt. Immerhin gebührt dieſen eingehendſten Kennern des Landes das Verdienſt, ſchon Ende der neunziger Jahre die ſchwere Bedrohung erkannt zu und konnten reife, reiche Früchte pflücken. Ihr ſchneller und durchſchlagender Erfolg beſtätigt die alte Lehre von dem Blut, das dicker als Waſſer iſt. Erziehung, Bildung und tägliche Gewöhnung hatte ſie in ihrer nordamerikaniſchen Heimat dem weißen Empfinden nahe gebracht; men jener weſt⸗afrikaniſchen Sklaven, die vor 200 Jahren nach dem Süden der Union gebracht waren: der ſtille Kontakt der Farbe trat alſo ſofort in Erſcheinung. Dieſen, als Verkünder des Chriſtentums po⸗ ſierenden, oft hoch gebildeten und politiſch klugen Wanderrednern gegenüber verſagte erneut der eng⸗ liſche Raſſenintellekt ſo ſehr, daß ein Biſchof der Kirche von England mehreren ſolcher „ſchwarzen Brüder im Herrn“ ſeinen episkopaliſchen Segen geben konnte. Vor ihren eigenen Leuten ſtreiften dieſe Wölfe im ſchwarzen Schafskleid gar ſchnell haben, die jene ſtillſchweigende, ſchwarze Koalition in ſich barg. hat der Gedanke an die notwendige Abrechnung mit den Eingeborenen die Führer und Burgher viel be⸗ ſchäftigt. Die Züchtigung der Kaffern, die dank der ſelbſtmörderiſchen engliſchen Politik in der Kriegszeit eine ſtetig wachſende Gefahr für die weiße Landbevölkerung wurden, war ein oft und mit grimmiger Vorfreude behandeltes Geſprächsthema an einſamen Buren⸗Lagerfeuern. Neuer Zündſtoff wurde nach dem Frieden von Vereenigung in dieſe äthiopiſche Bewegung durch die ſchwarzen Wanderprediger hineingetragen, die zumeiſt von den afro⸗amerikaniſchen Religionsgemein⸗ ſchaften in den Vereinigten Staaten ausgeſandt waren und in konziſer Form und mit vielem Ge⸗ ſchick die Lehre: „Afrika für die Afrikaner, der ſchwarze Erdteil für die Schwarzen!“ predigten. Dieſe Miſſionare erſchienen im richtigſten Moment Während des Krieges gegen England das geiſtliche Gewand ab. Ein jedes nach außen hin religiöſe Meeting wurde unter der geſchickten Führung jener Afro⸗Amerikaner zu einer politiſchen Verſammlung, welcher wüſt⸗entfachte Volksleiden⸗ ſchaft das bedrohliche Relief gab. Der politiſche Ehrgeiz der neuen farbigen Führer im Wort rech⸗ nete wohl nicht zu Unrecht damit, daß bei einem Siege der äthiopiſchen Bewegung ihre bisher geiſtige Führerrolle ihnen recht greifbare irdiſche Ehren und Vorteile einbringen müſſe. Die ganze Bewegung macht darum nicht bei der Gleichberechtigung der Schwarzen und Weißen Halt, ſondern ſtrebt ziemlich unverhüllt nach dem großen Ziele, den Briten und den Buren aus dem ſubtropiſchen Afrika zu ver⸗ treiben und ein großes Süd⸗Afrika der Afrikaner zu ſchaffen. l Die Ereigniſſe in Natal ſollten auch den größten Optimiſten darüber belehrt haben, daß dieſer ganzen, gerade ihrer „ſchwarzen“ Logik wegen ſo Der geſtohlene Diamantenſchatz. Roman von J. Garwin. 5. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Plötzlich ward die Tür nach dem Silberzimmer heftig aufgeſtoßen, und Richard ſah lauter bekannte 0 Geſichter um ſich, nur Fräulein Hornegg vermißte er. z Stiefmutter unbeirrt fort. fort Seine ſchöne Stiefmutter war da .. dein bos⸗ 10 haftes Lächeln triumphierender Freude lag auf ihrem grauſamen Geſicht ... ſein Vater, zornig, entrüſtet, aber zugleich tief bekümmert, als er ſeinen Sohn in ſolcher Lage ſah .. . und die Dienerſchaft, die mit offenem Munde den Sohn des Hauſes anſtarrte. „Haller den hilfreiche Hände in den Armſtuhl ge⸗ hoben hatten, ſchlug nach einiger Zeit die Augen auf und ſah von einem zum andern, als ob er ſeine Gedanken wieder ſammeln wolle. „Sprich!“ begann der Major mit vor Erregung a zitternder Stimme, zu Richard gewendet. „Erkläre Deine Gegenwart hier zu dieſer Stunde!“ Doch bevor Richard antworten konnte, hatte entſetzt: „Die Diamauten! die Diamanten ſind fort! ſich beſtätigen! Der älteſte Sohn von Burgsdorf ſteht als Dieb vor uns!“ „Wer wagt es, ſo von mir zu reden!“ ſchrie Richard und ſtarrte mit wutblitzenden Augen die Umſtehenden an. „Welch andern Schluß könnte man ziehen?“ fuhr die Frau Major fort. „Du wirſt in dieſer Stunde hier gefunden und die Diamanten, ſind fort.“ „Ich erkläre Gott im Himmel, daß ich nichts von denſelben weiß,“ ſagte Richard. „Wo ſind Deine Mitſchuldigen? Durch einen „Die Diamanten ſind Du wußteſt wo ſie waren und wie Du ſie erlangen konnteſt. Dein Vater hat Dich aus dem Hauſe gewieſen und Dir ſeine fernere Unterſtützung verſagt ... was iſt da natürlicher, als daß Du auf unrechtmäßige Weiſe das zu erlangen ſuchſt, was Du brauchſt, um Deinen luxuriöſen Gewohnheiten treu zu bleiben. Es herrſchte einige Augenblicke tiefe Stille, welche der Major endlich mit den Worten brach: „Was haſt Du zu Deiner Verteidigung zu ſagen, Richard?“ . Frau von Burgsdorf ſuchend umhergeblickt, aber nicht entdecken können, was ſie ſuchte, und jetzt rief ſie O, daß ich es erleben muß! Wie meine Ahnungen Vor allem frage erſt Haller, ob ich es war, der in geknebelt hat!“ Aber Haller konnte nur ausſagen, daß er auf ſeinem Stuhl eingeſchlafen ſein mußte, daß er von einem heftigen Schmerz am Kopf, der von derben Schlägen herrühren mußte, aufgewacht ſei, gleich darauf aber wider die Beſinung verloren habe. „So höre mich an, bevor Du mich verurteilſt,“ ſprach Richard, zu ſeinem Vater gewendet. „Meine Anweſenheit heute abend in dieſem Hauſe war durch einen Brief veranlaßt, den ich von Fräulein Horneg erhielt, in welchem fie mir ſchrieb, Du wünſchteſt mich im Geheimen zu ſehen, ohne daß Deine Frau davon wiſſe.“ 5 Bei dieſen Worten lachte die Fran Major ſpöttiſch. „Viellicht zeigſt Du uns dieſen Brief!“ meinte ſie. 1 „Leider habe ich ihn Fräulein Hornegg vor kaum 1985 9 einer halben Stunde zurückgegeben, und ſie verbrannte ihn.“ 8 „Das konnte ich mir denken! Bitte, fahre fort mit Deiner Geſchichte, oder beſſer mit Deinm Roman!“ ſprach ſie in höhniſchem Ton. 1 „Ich kaun die Lage, in der ich mich befinde, erwiederte Richard, „nur einer abſcheulichen Ver⸗ ſchwörung zwiſchen Fräulein Hornegg und meiner Stiefmutter zuſchreiben, denn während ich mit erſterer ſprach, teilte ſie mir mit, daß Du mich in dieſem Zimmer erwartete. Ich eilte hierher, fand Haller geknebelt und die Tür zum Silberzimmer offen. Ich trat näher, um zu ſehen, was geſtohlen worden ſei . da wurde die Tür hinter mir geſchloſſen. Das iſt alles, was ich weiß.“ i „Wirklich ſehr hübſch ausgedacht!“ rief Fraun von Burgsdorf. „Für Fräulein Hornegg ſtehe ich ein .. ſie iſt das ehrenvollſte Mädchen, das ich je kennen gelernt. Sie hat mir den ganzen Abend vorgeleſen und ſich vor kaum einer Viertelſtunde zu⸗ i rückzezogen, kurz bevor der Lärm im Hauſe entſtand.“