Preis vierteljährlich Mark 1. Redaktion, Druck und Verlag der 47. Die Finanzen des Deutſehen Reiches und der Bundesſtagaten. Finanzielle Sorgen ſchwerſter Art haben be⸗ kanntlich jahrelang auf dem Deutſchen Reiche und den das Reich bildenden Bundesſtaaten gelaſtet, und dieſe Sorgen waren um ſo ſchwerer, weil ſie tat⸗ ſächlich doppelter Natur waren, denn die Geldmittel für die notwendigen öffentlichen Ausgaben fehlten zugleich in der Reichskaſſe und in den Kaſſen all er Bundesſtaaten. Zwar iſt durch die Reichsfinanz⸗ reform und die bewilligten neuen Reichseinnahmen eine ſtarke Deckung für das Defizit in der Reichs⸗ kaſſe geſchaffen worden, und daraus erhofft man auch eine dauernde Beſſerung für die Finanzen der Bundesſtaaten. Aber ob und in welcher Weiſe ſich dieſe Hoffnung erfüllen wird, das iſt doch noch eine Sache der künftigen Erfahrung, denn es handelt ſich bei den Ausgaben und Einnahmen des Reiches und der Bundesſtaaten tatſächlich um rieſige Zahlen, bei denen ungünſtige Verhältniſſe in den Einnahmen ſchon große Lücken bedeuten. Da aber auch Rieſen⸗ ſummen, zumal in den Eiſenbahnen, auch als wer⸗ bendes Kapital angelegt iſt, ſo kann man doch hoffen, daß ſich die Finanzen des Reiches und der Bundesſtaaten binnen Jahresfriſt günſtiger geſtalten werden. licht eine Darſtellung der Finanzen des Reiches und der deutſchen Bundesſtaaten. In ihr werden be⸗ handelt die Ausgaben, Einnahmen, wichtigere Be⸗ ſtandteile des Staatsvermögens ſowie die Schulden. Die Nachweiſe beziehen ſich durchweg für die Vor⸗ anſchläge auf das Jahr 1905, für die Staatsrech⸗ nungen auf das Jahr 1903. Insgeſamt betragen nach den Voranſchlägen der Bundesſtaaten von 1905 die Staatsabgaben: 4434 Millionen Mark (darunter 142 Millionen Mark außerordentliche), für Reich und Bundesſtaaten 6800 Millionen Mk. Das kaiſerliche ſtatiſtiſche Amt veröffent⸗ irſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Freitag, den 12. Juni (darunter 408 Millionen Mark außerordentliche). Die Staatseinnahmen belaufen ſich bei den Bundes⸗ ſtaaten auf 4419 Millionen Mark, bei Reich und Bundesſtaaten auf 6785 Millionen Mark; davon ſind außerordentliche Einnahmen (aus vorhandenen Beſtänden, Anleihen und ſonſtigen Staatsfonds) 137 oder 402 Millionen Mark. Unter den ordent⸗ lichen Ausgaben und Einnahmen der Bundesſtaaten ſtehen die Erwerbseinkünfte mit 2062 Millionen Mark Ausgaben und 2915 Millionen Mark Ein⸗ nahmen an erſter Stelle. Der Hauptanteil hiervon entfällt auf die Staatseiſenbahnen mit 1472 bezw. 2116 Millionen Mark Ausgabe und Einnahme. Der Reſt verteilt ſich davon auf Domänen, Forſten, Telegraph, Staatsdampfſchiffahrt Bergwerke, Poſt, und ſonſtige Betriebe. Die nächſtwichtige Einnahme⸗ quelle bilden die Steuern. An direkten Steuern erheben die Bundesſtaaten 471 Millionen Mark, an Aufwand⸗ und Verkehrsſteuern 177 Millionen Mark. Das Reich nimmt an direkten Steuern 496 Millionen Mark, außerdem an Zöllen 588 Millionen Mark ein. Zahlenmäßige Nachweiſe über das Staatsvermögen der einzelnen Bundesſtgaten konnte nur in Beſchränkung auf wichtige Beſtand⸗ teile erbracht werden. Neben Ueberſchüſſen früherer Rechnungsjahre, verfügbarem Staatskapitalvermögen u. ſ. w. beſitzen die Bundesſtaaten an Domänen ein Areal von 707885 Hektar, an Forſten 4951 585 Hektar. Die Staatseiſenbahnen haben eine Länge von 49459 Kilometer und ein Anlage⸗ kapital von 12 963 Millionen Mark. Die fundier⸗ ten Staatsſchulden beziffern ſich zu Beginn des Rechnungsjahres 1905 für die Bundesſtaaten auf 12181, für das Reich auf 3024 Millionen Mark, die ſchwebenden Schulden betrugen insgeſamt 244 Millionen Mark; ſie entfallen in der Hauptſache auf das Reich (180 Millionen Mark) und Hamburg (49 Millionen Mark). „ Der geſtohlene 0 Diamantenſchatz. Roman von J. Garwin. 4. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Es geht im Schloß, wie heute Abend wohl überall, munter her?“ brummte Möller. „Ich hätte mich auch amüſieren können, wenn ich nicht hierher gekommen wäre.“ „Du irrſt,“ entgegnete Fräulein Hornegg. „Schon bevor der Major ſeinen Sohn verſtieß, ſaheu wir wenig Gäſte im Schloß, aber jetzt iſt es dort ganz ſtill geworden. Der Major ſcheint ſich ſehr zu härmen, und Frau von Burgsdorf und ich müſſen alles tun, um ihn zu verhindern, daß er ſeinem Sohne nicht vergebe.“ „Schwatz' nicht ſo unnützes Zeug?“ unterbrach ſie Möller mürriſch. „Ich riskiere eine große Strafe und möchte daher die Sache bald hinter mir haben. Sind alle Lichter ausgelöſcht?“ „Ja . . außer in des Kellermeiſters Kammer Haller iſt aber total betrunken.“ „Vermutlich dank Deiner guten Vorſicht,“ er⸗ wiederte ihr Bruder lachend. „Den Schlüſſel zu dem Silberzimmer hat er in der Taſche. Ich werde Dir die Haustür öffnen, und Du haſt nichts weiter zu tun, als Dich des Schlüſſels zu bemächtigen, die Diamanten zu nehmen und Dich damit eiligſt zu entfernen.“ „Warum tuſt Du 508 alles 2“ fragte Möller und ſah ihr ſcharf ins Geſicht. „Das iſt meine Sache,“ erklärte ſeine Schweſter. „Du hatteſt ſtets nur Dein eigenes Intereſſe im Auge. Was verlangſt Du von mir, wenn ich in Sicherheit bin und die Edelſteine zu Geld gemacht habe?“ b „Nichts,“ erwiederte die Gouvernante. „Ich werde ſchon meinen Lohn finden ... Das iſt mein Geheimnis.“ Mit mißtrauiſchem Blick erwiederte der Mann: „So lange ich Dich im Auge behalten kaun, will ich Dir vertrauen, aber nicht weiter. mir den Weg!“ Sie näherten ſich vorſichtigen Schrittes dem Schloſſe. Eine Seitentür war nur angelehnt die Gouvernante ſtieß ſie anf und gab — den Finger Jetzt zeige auf den Lippen — ihrem Bruder ein Zeichen, daß er ihr folgen ſolle. Nachdem ſie einen langen Korridor durchſchritten hatten und mehrere Stufen hinabgeſtiegen waren, deudete die Gouvernante auf die halboffene Tür, durch welche ein ſchwacher Lichtſtrahl fiel. „Wie lange wirſt Du zu tun haben?“ flüſ⸗ terte ſie. „Ungefähr eine iertelſtunde“, entgegnete der Dieb. „Willſt Du mir durch einen Pfiff anzeigen, daß Du fertig biſt?“ 2“ fragte er „Wie? Du willſt nicht hier und ſah ſie mißtrauiſch an. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. 5 Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags Verdacht auf ihn lenken, daß er den Diebſtahl Bei größeren Aufträgen Rabatt. 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. — —— z Ladenburg, 8. Juni. Aus der . 1 (mitgeteilt vom Bürgermeiſteramt.) Der Vorſitzende teilt mit, daß nach mündlicher 9 des Vorſtandes der Großh. Rheinbau⸗ Inſpektion Mannheim, Herrn Oberbau ⸗Inſpektor Kupferſchmitt allda, die Erweiterung des Kanzel⸗ baches bei der Wörthbrücke bis zum Neckar durch Ausgrabung von etwa zwei Grundſtücken und Tiefer⸗ legung der Bachſohle einen Aufwand von ca. 25000 bis 30000 Mk. erfordern würde. Mit Rückſicht auf die großen Koſten ſoll das Projekt nicht weiter verfolgt werden. 2. Das Großh. Bezirksamt Mannheim teilt mit Erlaß vom 5. Juni d. J. mit, daß das Verfahren wegen Beſchädigung der Gemeindebäume in der neuen Anlage mangels hinreichenden Verdachtes gegen eine beſtimmte Perſon eingeſtellt worden ſei. Sollte ſpäter eine Ermittlung des Täters möglich ſein, wäre unverzüglich entſprechende Anzeige zu erſtatten. 3. Die Herſtellung einer elektriſchen Klingel am Gebäude der Kleinkinderſchule hier wird dem Uhr⸗ macher und Elektrotechniker Heinrich Schneider hier um den angebotenen Preis von 27 Mk. übertragen und der Stadtbaumeiſter mit Ueberwachung der Herſtellung der Arbeit beauftragt. 4. Folgende 1 werden genehmigt: a) Die am nommene Grasverſteigerung mit einem Geeſamterlös von 1864.70 Mk., 5 b) Die am 6. d. M. vorgenommene Kirſchen⸗ verſteigerung mit einem Erlös von 319 Mk. e) die am 7. d. M. vorgenommene Verſtei⸗ Hauſe, Erlös 9.50 Mk. 5. Nachdem feſtgeſtellt worden, daß der „Nein, ich habe anderwärts zu tun.“ Da erfaßte Möller Fräulein Hornegg's Hand mit feſtem Griff und drückte ſie heftig, aber trotz des Schmerzes den ſie dabei empfand, wagte ſie doch nicht zu ſchreieu. „Du ſollſt mich nicht eher verlaſſen,“ ziſchte er ihr ins Ohr, „als bis Du mir Deine Gründe dafür geſagt haſt.“ N a f „Gut! So wiſſe es denn; ich haſſe den Richard von Burgdorf bis in den Tot!“ „Richard von Burgsdorſ?“ frug Möller er⸗ ſtaunt. 5 „Ja. Ich habe es veranlaßt, daß er von ſeinem Vater verſtoßen wurde, und ich will jetzt den begangen hat.“ „Brav, mein Schweſterchen! Du biſt ein würdiges Glied unſerer Familie! Aber wo iſt Richard von Burgsdorf in dieſem Augenblick?“ „Er erwartet mich jetzt hier im Schloſſe unter einem Vorwand, den zu erkären mir augenblicklich die Zeit fehlt. Wenn ich Dich pfeifen höre, weiß 5 daß Du Dich mit den Diamanten entfernſt. dann ſchicke ich ihn in des Kellermeiſters Kammer u. b Diebe da.“ Gut! in eiuer Viertelſtunde werde ich fertig ſein.“ Fräulein Hornegg ſchlich leiſe davon, während 5 5., 6. und 7. d. Mts. vorge⸗ 1 35 gerung von Abfallholz im früher n e N alarmiere das ganze Haus mit dem Ruf, es ſeien 1