0 Erblaſſers Erbanfälle unter 10 000 Mk. für die Erben der Klaſſe 1 (Eltern, Geſchwiſter u. ſ. w.) Die Progreſſion beginnt gegenüber den Erben der Klaſſe I erſt bei 50 000 Mk. Die „tote Hand“ iſt von jeder Pro⸗ greſſion frei, zahlt bis 5000 Mk. gar nichts, von da an ſtets nur 5%. Die Landwirtſchaft, ein⸗ ſchließlich des Latifundienbeſitzes, iſt mit einer Ueber⸗ fülle von Privilegien ausgeſtattet. Ihre Zahl iſt ſo groß, daß, ſie zu ſchildern, ein eigener Artikel nötig wäre. Daß Abkömmlinge und Ehegatten ſelbſt bei Rieſenerbſchaften ſkandalöſerweiſe ganz von Steuern befreit ſind, iſt ſchon oft kritiſiert worden. So kann man denn auch an der Erb⸗ ſchaftsſteuer, dem beſten Stück der Reichsfinanz⸗ reform, keine reine Freude haben. Immerhin bleibt ſie ſelbſt in ihrer unvollkommenen Geſtalt eventuell als Bahnbrecher für künftige weitere direkte Reichs⸗ ſteuern. Und dann noch eins: niemand, der ſie zu bezahlen hat, wird die Unbilligkeit empfinden. Oder wer ſich das doch beikommen ließe, wird gründlich ausgelacht werden. Es bleibt nun einmal war, daß die Erbſchaftsſteuer als ein Akt ausgleichender Gerechtigkeit empfunden werden muß. — Mannheim, 8. Juni. Heute nacht geriet der Gaſtwirt Schöpper mit ſeiner Frau in einer Wirtſchaft in Streit und feuerte 6 Revolver⸗ ſchüſſe auf ſie ab, von denen drei die Frau trafen. Sie wurde lebensgefährlich verletzt, der Attentäter erhaftet. Der Grund der Tat ſoll Eiferſucht ſein. — Mannheim, 6. Juni. Eine mutige at wird von hier berichtet: Das 5½ Jahre alte übchen Oskar des Taglöhners Wilhelm Trenſch n Ludwigshafen fiel geſtern nachmittag in den ſthein. Der Fiſcher Lorenz Kempf ſprang ihm nach, m es zu retten, geriet aber ſelbſt in Lebensgefahr. ſcunmehr ſprang der Tagner Michael Eft in die lut und rettete beide unter großer Lebensgefahr ür ſich ſelbſt. — Sinsheim, 6. Juni. Geſtern abend iſt in der zwiſchen hier und Hoffenheim gelegenen ehemaligen Kunſtmühle, jetzt Fabrik chemiſcher Pro⸗ dukte der Firma Stephans Nachfolger, Ludwigs⸗ hafen, ein Brand ausgebrochen, der in kurzer Zeit das ganze Farbmühlenwerk bis auf die Umfaſſungs⸗ mauern zerſtörte. Daß das Feuer nicht die um⸗ liegenden Häuſer ergriff, iſt dem energiſchen Vor⸗ gehen der hieſigen Feuerwehr, welcher ſich auch die von Hoffenheim anſchloß, zu verdanken. Die Ent⸗ ſtehungsurſache des Brandes ſoll im Warmlaufen eines Maſchinenlagers einer im 2. Stock befindlichen Richard biß ſich auf die Lippen, aber er er⸗ widerte nichts und wandte ſich eiligen Schrittes ab. Nach ungefähr einer Stunde Wegs langte er in einem Gaſthofe an, ließ ſich Papier, Feder und Tinte geben und ſchrieb einige Zeilen an Agnes, in welchen er ſie bat, ihn um zwölf Uhr an dem Kreuzweg, eine viertelſtunde von ihrem Elternhauſe, zu erwarten. Eine halbe Stunde vor der feſtgeſetzten Zeit war Richard am beſtimmten Ort. Ob ſie kommen würde? Es kamen viele Leute am Kreuzweg vorbei und wunderten ſich, wer wohl der große, ſchöne, junge 1 85 ſei, der wie am Boten feſtgewurzelt zu ſein ſchien. „Alle dieſe Leute haben ihre Beſchäftigung, nur ich nicht. Was ſoll ich tun?“ ſprach Richard halblaut mit einem tiefen Seufzer. »Ich will es Ihnen ſagen,“ erwiederte eine Stimme dicht hinter ihm. Richard wanndte ſich raſch um nud ſah ſich einem unterſetzten, häßlichen Mann gegenüber, deſſen Ausſehen nichts gutes vermuten ließ. Sechſtes Kapitel. 1 Wer ſind Sie, mit und welchem Rech Sie, ſo zu mir zu ſprechen “ fragte Richard heftig. „Gleichviel wer ich bin!“ entgegnete der Fremde. Ich weiß wer Sie ſind. Ihr Name iſt von Burgs dorf . Ihr Vater hat Sie aus dem Hauſe gewieſen, und Sie haben für die Zukunft nichts von ihm zu hoffen. Herr Richard von Burgsdorf!“ Richard war ſtarr vor Erſtaunen, denn der Sprecher war ihm völlig unbekannt. Welch freche Worte!“ rief er heftig. „Wir ſind einander fremd, ich mag nichts mit Ihnen zu tun haben. Gehen Sie ihren Weg und laſſen Sie mich ruhig den meinen gehen!“ e t wagen Maſchine 5 5 Löſcharbeiten fiel der Kaminfegermeiſter Halter von der Leiter. Die Verletzungen ſind erfreulicherweiſe unbedeutend. f 5 — Straßburg, 6. Juni. In einem bei Rufach befindlichen Steinbruch entgleiſte die Roll⸗ bahn, die nur Steine befördert, bei der Talfahrt. Die Arbeiter, die trotz Verbots die Rollbahn benutzt hatten wurden herausgeſchleudert. Zwei Arbeiter, denen der Kopf zerſchmettert wurde, blieben tot, zwei andere wurden ſchwer verletzt. — Hornbach, 6. Juni. Ein ſchweres Un⸗ glück ereignete ſich in der Nacht von Sonntag auf Montag hier. Der erſt ſeit einigen Tagen die Strecke zwiſchen Zweibrücken und Hornbach befahrende Motorwagen eines Zweibrücker Konſortiums ſauſte auf der ſteilen Hauptſtraße infolge Verſagens der Bremſe auf das Trottoir und fiel unmittelbar vor der Gendarmerieſtation um. Die Inſaſſen des Wagens, deren Zahl ungefähr 30 betrug, wurden herabgeſchleudert und trugen durchweg, Verletzungen davon. Am ſchwerſten wurde der Tagner Heinrich Kennel mitgenommen, der unter den 80 Zentner ſchweren Wagen zu liegen kam. Kennel erlitt lebens⸗ gefährliche Verletzungen. Auguſt Leiner erlitt eine ſchwere Gehirnerſchütterung; auch deſſen Zuſtand iſt beſorgniserregend. Einige Perſonen erlitten Knochenbrüche. Die Motorwagengeſellſchaft erleidet einen bedeutenden Schaden, da der Wagen faſt gänzlich demoliert iſt. — Walldürn, 7. Juni. Die Wallfahrt Der Schaden iſt groß. Bei den niſſenhaus in Duisburg gebracht, wo er Mittagz geſtorben iſt. g — Berlin, 7. Juni. Kaiſer Wilhelm iſt am Mittwoch Vormittag in Berlin, esp, Shih Schönbrunn eingetroffen, um dem Kaiſer Joſef den angekündigten Beſuch abzuftgtten, hochoffizibſe „Wiener Abendpoft“ charakterſſſen ihrem dem erlauchten Gaſte gewidmeten Begrüßungs⸗ artikel die Begegnung der zwei Kaſſer gie eine erneute Bekräftigung des langjährigen Freundſchaftz⸗ und Bündnisverhältniſſes zwiſchen ihren Reichen und betont die Bedeutung des Bündniſſes gl einer wertvollen Stütze des Weltfriedens. — Potsdam, 6. Juni. In Bonſtedt hei Potsdam wurde in der vergangenen Nacht gegen 1 Uhr eine ſchwere Bluttat verübt. Der Zigarren⸗ händler Vierkant, der in Potsdam ein Zigarrenge⸗ ſchäft beſaß, wurde von einem Tiſchler namenz Hetſch auf offener Straße ermordet. Der Mürze, der in Bornſtedt wohnt, iſt ein vielfach vorbeſtrafter Menſch. — Neapel, 7. Juni. Im Innern dez Veſuvs finden neue heftige Einſtürze ſtakt, die gehn Aſchenregen verurſachen. Unter den Bewohnern der umliegenden Ortſchaften herrſcht große P Gleichzeitig wurden in Calabrien Erdſtöße berſpürt. Lehrer⸗Orientfahrten 1906 und 1907 — Den in den letzten 5 Jahren ausgeführten 16 Fahr⸗ ten nach Aegypten und Paläſtina werden im Lauft zum hl. Blute beginnt heuer am 10. Juni, früh 5 Uhr, und ſchließt am 1. Juli. Es ſind ſchon viele Pilgerzüge angemeldet, ſo auf 11. Juni ein ſolcher aus Bruchſal, 12. Juni ſolche aus Raſtatt Elſaß, 14. Juni aus Köln, 17. Juni aus Stutt⸗ gart, 18. Juni aus Heidelberg, 19. Juni aus Mainz, 26. Juni aus Mannheim und andere. — Bonn, 6. Juni. Bei der heute hier abgehaltenen Biſchofswahl wurde an Stelle des ver⸗ ſtorbenen altkatholiſchen Biſchofs Dr. Weber der ſeitherige Bistumsverweſer Pfarrer Demmel faſt einſtimmig gewählt. f — Eſſen, 7. Juni. Auf der Zeche COſter⸗ feld wurden 2 Bergleute verſchüttet. der andere tötlich verletzt. — Ruhrort, 7. Juni. 1 war tot, dieſes Sommers noch zwei weitere folgen, die nächſtjährigen 4 Frühjahrsreiſen nach Aegypten e ginnen bereits Mitte Januar, an dieſe ſchlehe ſich dann 3 Sommertouren an, auf denen zwiche Luxor und Aßuan ein Spezialdamper benutzt were und Württemberg, 13. Juni aus dem Eichsfeld u. wird. Je nach Umfang und Wahl der Reiſeronte iſt die Dauer der einzelnen Reiſen, an denen gag Der Direktor der N Rheiniſchen Stahlwerke in Meiderich, Müller, ver⸗ unglückte heute Morgen auf einer Wagenfahrt infolge Scheuwerdens der Pferde und wurde in das Diako⸗ Damen und Nichtlehrer teilnehmen, verſchieden, ausführliche Programm der Fahrten Nr. 17 08 5 iſt bereits erſchienen und wird auf Verlangen y tereſſenten von dem Reiſeleiter Herrn Jul, Nel hauſen in Solingen koſtenfrei zugeſandt. SS- Borax 5 Zum täglichen Gebrauch im Waschwasser Das unentbehrlichste Toilettemittel, verschönert den Teint. macht zarte weisse Hände. 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Worte dunkelrot geworden und ſeine Wut über dieſen ſchmachvollen Vorſchlag war ſo groß, daß er dem Frmden drohend erwiderte: „Wenn Sie ſich nicht augeublicklich entfernen, ſo ſchlage ich Sie nieder.“ 5 „Rühren Sie mich nicht an, oder Sie ſind des Totes!“ rief der Fremde, als Richard die Hand nach ihm ausſtreckte. „Was ich ſagte, war zu ihrem Beſten. Wenn es Sie eines Tages gereuen ſollte, Ich ver⸗ N daß Sie ſich nicht zu ihrem Recht verholfen haben Sie ſind verſtoßen, ſie ſind enterbt, r e ſo denken Sie daran, was Möller ihnen ſagte.“ Mit dieſen Worten drehte der Fremde ſich um und entfernte ſich raſchen Schrittes. Richard hatte nicht Zeit ſeinen Gedanken nach⸗ zuhängen, denn kaum war der Fremde hinter den nächſten Büſchen verſchwunden, ſo ſah Richard ſchon ſeine geliebte Agnes nahen. f Mit tränenerfüllten Augen trat ſie zu ihm. Der Ma⸗ „Ach, Richard,“ ſprach ſie, „welche Mühe hat gekoſtet, herzukommen! Mein Vater iſt ſehr aufgebeag gegen Dich. Was haſt Du getan ?“ „Nichts gar ſo Schlimmes, mein Jeebling! antwortete Richard und erzählte was vorgefallen woa, ohne das geringſte zu verſchweigen. „Vergiß nich, ſchloß er, „daß Du mein ganzes Herz beſizeſt, un was mir auch zuſtößt, meine Agnes, ich werde Ai ſtets lieben. Vielleicht kommt einſt der Tag, s ich um deine Hand werben kann, ohne daß De Eltern etwas dagegen einzuwenden haben, Es de mein ganzes Beſtreben ſein!“ „Und ich will auf Dir vertrauen,“ rief Aan und trocknete ihre Tränen. „Ich will den glücklichen Tag geduldig erwarten, mein Richard und Dir zeigen daß ich Deiner großen Liebe wert bin.“ „Gott ſegne Dich, mein Liebling, und a lebe wohl! Ju kurzem wirſt du ſehen, wie ich mel Feinden den Mund ſchließe und ihnen zeige, J ich nicht der verlorene Sohn bin, zu dem ſie di gern machen wollen.“ „Und ich werde ſtets für Dich beten, Richard! Lebe wohl!“ ſagte Agnes. 1 In ſtummer Rührung drückte er ihre Pa preßte einen innigen Kuß auf ihre Lippen ii eilte davon, denn er fühlte, daß der Trennungsſch ihn und Agnes überwältigen würde. 1 Siebentes Kapitel. Cs war am Weihnachtsabend um die von eu lein Hornegg beſtimmte Stunde, als ſich leiſe She der Höhle nahten. . „Biſt Du da Heinrich?“ klang es leiſe. „Ja,“ lautete die Antwort, „Du haft Aa lange hier in der Kälte warten laſſen.l!“ 1 „Ich konnte nicht früher kommen als bis dun im Hauſe ſtill war.“ 15 (Fortſetzung folgt,) e un