Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der — — 2 22 Anzeiger für La Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdrucßerei Karl Molitor, Ladenburg. n 1 0 5 1 0 Freitag, den 8. Juni. . ee g und 0 Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabat Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. 4 Amgebung. eee rss aPinr, das Publikum. Schluß). 1 * 19 90 2 8 Es ſollen 12 Millionen Mark aus der Poſtver⸗ waltung dadurch mehr herausgewirtſchaftet werden, a daß die in Orts⸗ und Nachbarverkehr beſtehenden Ausnahmetarife für Poſtkarten, Druckſachen, Waren⸗ proben und Geſchäftspapiere beſeitigt und die Ge⸗ bühren für außerordentliche Zeitungsbeilagen erhöht werden. Die bläuliche Zweipfennigkarte ſoll alſo verſchwinden und die grüne Fünfpfennigkarte zur Alleinherrſchaft zurückkehren. Es iſt eine Anomalie, daß die Preisdifferenz für Poſtkarten und Briefe im Nahverkehr zu Ungunſten des Publikums ver⸗ ſchwindet. Dieſe Verkehrsverteuerung wird um des⸗ willen beſonders unangenehm empfunden werden, wieil man ſchon ſeit vielen Jahren an das billigere Porto gewöhnt iſt. Denn wenn die offizielle Zwei⸗ pfennigkarte auch erſt aus dem Jahre 1899 ſtammt, ſo beförderten doch vorher ſchon die Privatpoſtan⸗ ſtalten allenthalben Poſtkarten zu 2, ja hier und da ſogar zu 1½ Pfennig. Die Verteuerung der Druckſachen und Zeitungsbeilagen wird die Geſchäfts⸗ welt am empfindlichſten ſpüren. Uebrigens handelt es ſich bei dieſer Porto⸗Angelegenheit um kein Ge⸗ ſetz, ſondern nur um eine Reſolution. Aber die Regierung wird ihr nach der Haltung, die ihre Vertreter in der Kommiſſion wie im Plenum einge⸗ nommen haben, zweifellos ſtattgeben. Sie kann das, ohne die berühmte „Klinke der Geſetzgebung“ in die Hand zu nehmen, da die in Frage kommenden Portoſätze nicht geſetzlich gebunden ſind. . Verhältnismäßig kleine Kreiſe werden erfaß von der Tantieme⸗ und der Automobilſteuer. Di Tantieèmeſteuer oder, wie ſie eigentlich heißt, die Der geſtohlene Diamantenſchatz. Roman von J. Garwin. 3. Fortſetzung. Nachdruck verboten.) Sein Stolz erlaubte ihm nicht, einen Schritt 55 zur Verſöhnung zu tun, und er hoffte zuberſichtlich, eine muntere Stimme rief: daß einer oder der andere ſeiner Univerſitätsfreunde ihm in der Stunde der Not beiſtehen würde; und noch war er ja nicht in Geldverlegenheit, denn er hatte noch eine hübſche Summe. Für die nächſte Nacht begab er ſich nach dem nahegelegenen Gaſthof. Mit Tagesanbruch machte er ſich wieder auf den Weg und ſchritt die Landſtraße hinab, bis er an ein großes, einſam gelegenes Haus gelangte, welches Doktor Walter, ein berühmter Arzt, bewohnte. Seine Familie beſtand aus ihm ſeiner Frau, einem Sohn und einer Tochter. Letz⸗ tere, Agnes, war ein friſches, hübſches Mädchen mit blondem Haar, ſanften blauen Augen und zierlicher Geſtalt. Richard hatte ſie vor zwei Jahren als ſieb⸗ zehnjähriges Mädchen kennen gelernt. Sie ſehen und lieben war eins, und auch ſie war leicht von dem offenen männlichen Weſen des hübſchen, reichen Erben eingenommen. Zwar beſtand kein Verlöbnis zwiſchen ihnen, aber Richard war doch täglicher Gaſt im Haufe Walter's, und dieſer ermutigte im Stillen die zunehmende Vertraulichkeit zwiſchen den jungen Naüchſt der Fahrkartenſteuer trifft die Beſeiti⸗ a gung des Ortsportos das Publikum am direkteſten. 1 4 2 73 Steuer auf „Vergütungen“ iſt in Höhe von 8 v. H. von den Geſellſchaften zu zahlen, die insgeſamt mehr als 5000 Mark Tantième an ihren Aufſichts⸗ rat verteilen. Die Steuer iſt natürlich eine Art Einkommenſteuer. Um ſich jedoch Konſequenzen für die Einführung anderer direkter Reichs ſteuern zu erſparen, hat man das Maxime gebraucht, die ganze Tantièmeſumme ſchon bei der Geſellſchaft zu ver⸗ ſteuern, ſtatt, wie es gerecht und natürlich geweſen wäre, die Tantiemenempfänger direkt je nach der Höhe ihrer Bezüge mit vernünftiger Progreſſion zu belaſten. Kraftfahrzeuge zur Perſonenbeförderung, ſoweit ſie nicht Behörden gehören oder zur gewerbsmäßigen Perſonenbeförderung dienen. Der Verſuch der Frei⸗ ſinnigen, auch alle dem Erwerhe dienenden Auto⸗ Die Automobilſteuer erſtreckt ſich auf alle mobile, alſo die von Aerzten, Anwälten, Geſchäfts⸗ leuten u. ſ. w. freizuſtellen, ſcheiterte an dem Wider⸗ ſtand der Mehrheit. Die Grundtaxe der Steuer beträgt pro Jahr für Krafträder 10 Mk., für Kraftwagen von nicht mehr als 6 Pferdekräften 25 Mk., von 6 bis 10 Pferdekräften 50 Mk. u. ſ. w. ſteigend bis zu 150 Mk. bei Kraftwagen von über 25 Pferdekräften. Für jede Pferdekraft wird außer der Grundtaxe noch ein Extrazuſchlag erhoben. Der Ertrag der Automobilſteuer wird auf 3 Millionen, die der Tantièmenſteuer auf 10 Millionen geſchätzt. Die Erbſchaftsſteuer kommt nur mit 48 Mil⸗ lionen für das Reich in Betracht, da ein Drittel des Geſamtaufkommens davon den Einzelſtaaten zufällt. Sie beträgt: J. vier vom Hundert: I. für leibliche Eltern, 2. für voll⸗ und halbbürtige Geſchwiſter, ſowie für Abkömmlinge erſten Grades von Geſchwiſtern, näherte und ſehnſüchtig nach den Fenſtern blickte, hinter welchen Agnes vermutlich noch in ſanfter Ruhe lag, ſtimmte er die erſte Strophe eines Minne⸗ liedes an, in der Hoffnung, daß Agnes ihn hören Leuten. Als Richard ſich an dieſem Morgen dem Hauſe und herunterkommen würde. Plötzlich erklangen raſche Schritte hinter ihm, eine ſchwere Hand legte ſich auf ſeine Schulter und Wie? ſchon wach zu ſo früher Stunde, Herr von Burgsdorf?“ „Ich wußte weder, daß Sie ein ſolcher Frühauſteher ſind, noch kannte ich Ihr großes muſikaliſches Talent. Sie ſollten zun Bühne gehen und dort ihr Glück als ſentimentaler Liebhaber und Sänger verſuchen.“ Richard ſah den Sprecher etwas verlegen an. „Sie kommen wohl ſchon von einem Krankenbeſuche, Herr Doktor?“ fragte er dann. „Ja,“ lautete die Antwort. „Der Arzt hat ein ſchweres Leben, viel Arbeit und auch einen ſchönen Lohn, wenn auch nicht immer in Gold. Aber, Gott Lob, ich bin kräftig und geſund, und alle Menſchen müſſen arbeiten. Nur die reichen Ba⸗ rone haben es nicht nötig. Nicht jeder iſt ſo reich wie der Erbe von Schloß Burgsdorf.“ . Richard lächelte matt und ſagt : „Ich fürchte, wenn ſich nicht vieles ändert, werde ich mir von nun an auch ſelbſt mein Brot verdienen müſſen.“ N Doktor Walter machte große Augen. Er war ein praktiſcher und ehrgeiziger Mann und ermutigte 199 Richards Werbung ſeiner Tochter, weil dieſelbe die 1. für Großeltern und entferntere Voreltern, 2. für Schwieger⸗ und Stiefeltern, 3. für Schwieger⸗ und Stiefkinder, 4. für Abkömmlinge zweiten Grades von Geſchwiſtern, Kinder und deren Abkömmlinge. 6. für an Kindesſtatt angenommene Per⸗ ſonen und deren Abkömmlinge, ſoweit ſich auf dieſe die Wirkungen der An 8 nahme an Kindesſtatt erſtrecken. III. acht vom Hundert: 5 1. für Geſchwiſter der Eltern; 2. fit Verſchwägerte im zweiten Grade der Seitenlinie. „zehn vom Hundert in den übrigen Fällen. 2 Zu dieſer Progreſſton nach der Entfernung des Verwandſchaftsgrades tritt noch eine zweite hinzu, nach dem Betrage des Erbanfalls. Ueber⸗ ſteigt nämlich der Wert des Erbteils 20000 Mk., ſo wird das 1½0 fache, überſteigt er 30000 Mk., ſo wird das 1 2½/öofache der vorher angeführten Sätze erhoben. Die Steigerung des Prozentſatzes geht immer um ½0 weiter bis 50.000, 75 000, 8 100 000, 150000, 200 000, 300 000 undd 400 000 Mark. Bei der halben Million wird a das Zweifache der Mindeſtſätze erhoben, bei einer Million das Zweieinhalbfache. Damit hat die Steigerung ihr Ende gefunden. Das Höchſte, was an Erbſchaftsſteuern erhoben werden kann, ſind alſo 25%, nämlich wenn es ſich um einen Erb⸗ anfall von mehr als einer Million unter ſchon ent⸗ fernten Verwandten oder unter Nichtverwandten handelt. Außerordentlich zahlreich ſind die Steuer⸗ befreiungen oder Steuererleichterungen. Ganz von den Steuern befreit ſind alle Erbanfälle unter 500 Mark, die Erbanfälle unter 3000 Mk. an Dienſt⸗ beſte Partie in der ganzen Gegend war, und weil er wünſchte, ſeine Tochter möchte den reichen Erben heiraten, um Baronin von Burgsdorf zu werden. Aber Richard bemerkte nicht die Wolke auf des Doktors Stirn und den ängſtlichen Ausdruck auf ſeinem Geſicht, und erzählte demſelben unbefangen, was am vorhergehenden Abend zwiſchen ihm und ſeinem Vater vorgefallen war. Doktor Walter hörte ihm mit ſtrenger Miene und feſtzuſammengepreßten Lippen zu. „Ich bedauere Ihre Lage junger Mann,“ ſagte er dann mit kühler Zurückhaltung, als Richard ſchwieg, „und kann Ihnen nur wünſchen, daß es bald zu einer Ausſöhnung zwiſchen Ihnen und Ihrer Familie kommen möge. Für heute müſſen Sie mich entſchuldigen. Ich habe in einer halben Stunde eine Konſultation und kann Sie darum jetzt wirklich nicht auffordern, in das Haus zu treten. „Aber Sie erlauben mir doch, Augenblick zu ſehen?“ „Ich bedauere .. auch ſie iſt eben im Begriff auszugehen.. .. Guten Morgen, Herr von Burgs⸗ dorf,“ ſetzte er kalt hinzu. Das war zweifellos eine Ablehnung. Richard konnte Doktor Walters Geſinnung nicht mißverſtehen, und ſchweren Herzens reichte er ihm die Hand, in welche dieſer kühl einſchlug. „Laſſen Sie es mich wiſſen, ſobald Sie als reuiger Sohn wieder zu Ihrem Vater zurückgekehrt find!“ ſagte der Doktor kaltblütig. — Agnes einen