Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag der J 45 Erſtheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. 5 Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis i Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Auch der Bundesrat hat den neuen Steuern zugeſtimmt. Sie ſind damit Geſetz geworden. Ab⸗ geſehen von der Fahrkartenſteuer, die erſt am 1. Auguſt in Kraft tritt, gelten ſie ſämtlich ſchon vom 1. Juli ab. Das Publikum wird alſo gut tun, ſich recht raſch mit ihrem Inhalt genauer be⸗ kannt zu machen. Die Brauſteuererhöhung ſoll 29 Millionen Mark jährlich einbringen. Bisher betrug die Brau⸗ ſteuer 2 bis 4 Mk. pro Doppelzentner Brauſtoff, je nach der Qualität dieſer Brauſtoffe. Für die Zukunft macht das Surrogatverbot die Unterſcheid⸗ ung verſchiedener Brauſtoffe nicht mehr nötig. Neu eingeführt wird dagegen eine Staffelung der Steuer nach der Größe der Brauereien. Und zwar ſoll die Steuer pro Doppelzentner Brauſtoff betragen: von den erſten 250 Doppelztr. 4,00 Mk. 4,50 von den folgenden 250 7 * * 750 500 1 N 77 + 1000 150 * * * 1000 71 75 L 6 1000 47 1 1 1 1000 * * * 5 1000 * 1000 von dem Reſte Das, 8 10, „00 was bisher der Höchſtſatz der Steuer war, wird alſo von jetzt an der Minimalſatz, der nur für die kleinſten Brauereien gilt, während ſich die Steuer für die größten Brauereien gegenüber dem bisher für Malz geltenden Satz verfünffacht. Die Staffelung der Steuer ſoll dem andauernden Rückgang der kleinen und mittleren Brauereien Halt gebieten. Die Zahl der Brauereien iſt näm⸗ lich von 1873 bis 1903 von 13561 auf 6405 Drenftag, den 5. Juni 1906. Die neuen Steuern und das geſunken. Und zwar ſind davon ausſchließlich die d) über 35—50 Mk. d. Tauſend 5,— Mk. f. 1000 St. publikum. kleinen und die mittleren Brauereien betroffen wor⸗ e) i ,, „ log den. Denn die großen, die mehr als 15000 Mk. Steuern zahlen, ſind in demſelben Zeitraum von 162 auf 470 geſtiegen. Daß die Staffelung wirk⸗ lich den gewünſchten Effekt haben ſollte, darf be⸗ zweifelt werden. Die techniſchen Vorzüge der Rieſen⸗ brauereien ſind ſo gewaltig, daß auch die neue Steuerform die natürlich wirtſchaftliche Entwicklung kaum ein wenig hemmen wird. Daß die Brauereien die 29 Millionen tragen werden, iſt wenig wahr⸗ ſcheinlich, denn es liegt ſchon eine Reihe von Be⸗ ſchlüſſen von Brauerverbänden, ſo von dem Berliner, dem Breslauer, dem ſächſiſchen und dem rheiniſch⸗ weſtfäliſchen vor, wonach der Preis pro Hektoliter um 2 Mk. oder 2,50 Mk. geſteigert werden ſoll. Da die neue Stenerbelaſtung höchſtens 1,20 Mk. die neue Zollbelaſtung höchſtens 65 Pfg. pro Hekto⸗ liter ausmacht, ſo verſuchen die Brauereien alſo direkt, aus der neuen Belaſtung noch Nutzen für ſich herauszuſchlagen. Es wird wie bei allen indi⸗ rekten Steuern gehen: nicht der, der ſie urſprünglich zahlt, trägt ſie auch. Sie wird vielmehr von dem einen auf den andern abgewälzt, bis ſie nicht mehr abgewälzt werden kann. Das tritt beim Konſu⸗ menten ein. f Die Zigarettenſteuer, deren Ertrag auf vier⸗ zehn Millionen geſchätzt wird, iſt eine Ausnahme⸗ ſteuer kraſſeſter Art. Der Zigarettentabak unter⸗ liegt genau denſelben Steuerſätzen wie aller andere Tabak. Darüber hinaus haben der etwas alt⸗ fränkiſche Haß gegen die Zigarette und das dring⸗ ende Geldbedürfnis zu der Sonderſteuer geführt, wonach Zigaretten im Kleinverkaufspreiſe mit folg⸗ enden Steuerſätzen belaſtet werden: a) bis zu 15 Mk. das Tauſend 1,50 Mk. für 1000 St. b) über 15— 25 Mk. d. Tauſend 2,50 Mk. f. 1000 St. c) 25.—35 3,50 „ „1000, 15 V % 0 b) über 70 Mk. das Tauſend 10 Mk. für 1000, Auch der Zigarettentabak und die Zigaretten⸗ hülſen wie die Zigarettenblättchen unterliegen einer beſonderen Steuer. Ferner wird der Zoll für aus⸗ ländiſche Zigaretten und fein geſchnittenen Tabak von 270 Mk. pro Doppelzentner auf 700 Mk. er⸗ höht, während der Zoll für fremde Zigarren und den übrigen ausländiſchen Tabak unverändert bleibt. Das Unerfreulichſte an dieſem Geſetz iſt die ö Unmenge von Straf⸗ und Kontrollvorſchriften, mit denen wir wieder einmal beglückt werden. Die Steuer wird nämlich als ſogenannte Banderolen⸗ ſteuer erhoben, d. h. es tritt ein Verpackungszwang ein. Die kleinen und mittleren Zigarettenfabrikanten befürchten, durch dieſen Verpackungszwang zu Gun⸗ ſten der bekannten Rieſenfirmen, namentlich des amerikaniſchen Zigarettentruſts, ausgeſchaltet zu werden. Wie weit dieſe Befürchtungen ſich ver⸗ wirklichen werden, muß abgewartet werden. Es läßt ſich darüber ebenſo wenig etwas vorausſagen, 5 wie darüber, inwieweit die Konſumverteuerung zur Konſumeinſchränkung und damit zu Arbeiterent⸗ laſſungen führen wird. 5 Auch der Frachturkundenſtempel wird auf vier⸗ 5 zehn Millionen Mark veranſchlagt. Er bezieht ſich auf den Schiffs⸗ wie auf den Eiſenbahnverkehr, beim binnenländiſchen Schiffs⸗ und beim Eiſenbahn⸗ verkehr jedoch nur auf Frachtbriefe, die über die 5 Ladung eines ganzen Schiffsgefäßes oder eines ganzen Eiſenbahnwagens lauten. Der Stempel iſt nach der Höhe des Frachtbetrages abgeſtuft. Na⸗ 5 türlich wird die Frachtverteuerung nicht von den Marenverſendern, ſondern von den Beziehern ge⸗ tragen werden. Die Steuer, die von den breiteſten Schichten des Volkes mit am ſchwerſten empfunden werden 5 D geſtohlene Diamantenſchatz. i Roman von J. Garwin. 2. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) 55 „Welche Sprache erlaubſt Du Dir gegen mich! rief der Major, zornig werdend. „Haben meine Worte keinen Einfluß mehr auf Dich wie? Vergiß nicht, daß ich ganz nach Belieben über mein Vermögen verfügen kann .. . ich kann es, wann ich will, nur den Kindern aus meiner zweiten Ehe hinter⸗ aſſen.“ „Ohne Zweifel würde meine liebenswürdige Stiefmutter nichts ſehnlicher wünſchen,“ verſetzte Richard. „Ich verbiete Dir, ihren Namen in dieſe Unter⸗ redung zu mengen!“ rief der Major heftig mit er⸗ hobeuer Stimme und ſprang vom Stuhle auf. „Und ch fordere Gehorſam von Dir! Entweder Du begibſt Dich ein, zwei Jahre ins Ausland, oder ich ändere mein Teſtament und enterbe Dich. Was willſt Du ohne Geld beginnen?“ Auch dann werde ich genug haben, um zu eben,“ antwortete Richard in ſeiner ruhigen, heraus⸗ ordernden Weiſe. „Du mußt mich doch gut genug ennen, um zu wiſſen, daß ich mir weder drohen, noch mich in die Enge treiben laſſe. Du haſt genug geſagt. Ich ſehe, daß der Einfluß meiner Stiefmutter über die Liebe geen hat, die Du einſt für mich wech Enterbe mich . tue, was du willſt .. . ich werde Dir zeigen, 05 ich von jedermann unabhängig undankbares Kind zu beſitzen. Jetzt aber verlaſſe dieſes Haus Sohn nicht mehr!“ ſein kann.“ Dieſe Antwort, die ſo ganz anders lautete, als der Major erwartet hatte, reizte deſſen Zorn auf das Höͤchſte. „Ja ich werde mehr als das tun!“ rief er. „Ich werde Dir verbieten, das Schloß hier eher wieder zu betreten, als biſt Du gelernt haſt, Deinem Vater mit dem gebührenden Reſpekt zu begegnen. Mein Fehler iſt übertriebene Güte gegen Dich geweſen und jetzt fühle ich, wie groß der Schmerz iſt ein Ich werde meine Beamten anweiſen, Dir kein Geld 80 zu geben. Du biſt mein „So ſei es denn! Ich war darauf gefaßt, daß es ſo kommen würde,“ ſagte Richard aufſtehend. Der Major ſchien aber ſeine Strenge ſchon wieder zu bereuen. „Ich habe nur zu Deinem Beſten ſo geſprochen,“ ſagte er. „Wenn ich das Recht dazu nicht habe, wer hätte es ſonſt? Dein Betragen iſt mir unerklär⸗ lich. Denkſt Du denn gar nicht an Deine eignen Intereſſen? Warum biſt Du ſo eigenſinnig und ungehorſam ?“ „Lebe wohl, Vater,“ entgegnete Richard. wird lange dauern bis wir uns wiederſehen. morgen einen frohen Geburtstag!“ Er ergriff des Majors Hand, drückte ſie herz⸗ Es Feiere „Halt!“ rief der Major ihm nach. „Richard! So höre doch, Richard! ... Du willſt doch nicht von mir gehen? Ich wollte ja nicht aber es war zu ſpät ... die Tür wurde heftig zugeſchlagen und Richard hatte das väterliche Schloß verlaſſen. Als Frau von Burgsdorf am andern Morgen hörte, was geſchehen war, ſprach ſie ſich beifällig über die Handlungsweiſe des Majors aus. Sie hatte Mühe, das Gefühl ihres Triumphes zu unterdrücken; ſie fühlte, daß das Glück auf ihrer Seite war und ſie durch Zufall in dem Kriege, den ſie ihrem Stief⸗ ſohn erklärt hatte, die erſte Schlacht gewonnen. Der Major ſchrieb an ſeine Bankiers, dieſelben möchten unter keinen Umſtänden ſeinem Sohne Richard kein Geld geben; darnach war er mehrere Tage ſehr traurig und in ſich gekehrt und er erwartete ſehnſüchtig den reuigen Brief ſeines Sohnes .. Haber ein ſolcher kam nicht. Richard gab kein Lebenszeichen von ſich, und der Major hatte keine Ahnung, wohin er ſeine Schritte gelenkt haben konnte. Der Bruch zwiſchen Vater und Sohn war vollkommen. 1 Viertes Kapitel. Der Schnee fiel in dichten Flocken zur Erde, und die Schatten der Nacht ſenkten ſich raſch herab, lich, faſt zärtlich, und verließ eilig das Zimmer. als Fräulein Hornegg ſich unbemerkt aus dem Schloſſe ſtahl und vorſichtig den Weg zu der Stelle einſchlug Er lief eiligſt nach der Tür ſeinem Sohne nach,