loszulöſen. daß Italien immer ſtärker mit Frankreich und mit England liebäugelt und daß ſeine Extratouren auf 1. Fortſetzung. 4 „ Anzeiger Preis vierteljährlich Mark 1. Redaktion, Druck und Verlag der Dofbuchdruckerei Karl Molitor, Tadenburg. M 44. . Italien und der Dreibund. Der neue deutſche Staatsſekretär des Aus⸗ wärtigen, Herr v. Tſchirſchky, hat vergangene Woche im Reichstage gelegentlich der dritten Etatsleſung ſeine parlamentariſche Einführungsrede gehalten und ſich hierbei namentlich auch über den Dreibund aus⸗ geſprochen. Er gab die Verſicherung ab, daß die mitteleuropäiſche Trippelallianz nach wie vor uner⸗ ſchütterlich fortbeſtehe, da die Regierungen der drei verbündeten Mächte feſt auf dem Boden der zwiſchen ihnen abgeſchloſſenen Verträge ſtünden. Und um jene Peſſimiſten zu beſchwichtigen, welche Italien als einen immer unſicherer werdenden Kantoniſten im Dreibund betrachten, teilte Herr v. Tſchirſchky mit, daß ihm der Botſchafter Italiens am Berliner Hofe, Graf Lanza, die beruhigendſten Eröffnungen bezüglich der Dreibundstreue Italiens gemacht habe. Die römiſche Regierungspreſſe beſpricht natürlich dieſe Stelle in der erwähnten Rede des Staats⸗ ſekretärs v. Tſchirſchky ſehr wohlgefällig, nur meint das offiziöſe „Giornale D'Italia“ mit einem leiſen Anfluge von Tadel gegenüber dem deutſchen Re⸗ gierungsvertreter, er hätte ſich beſſer noch auf die jüngſt im italieniſchen Senat vom Miniſter des Aeußeren Gnicciardini abgegebenen Erklärungen be⸗ rufen können, wonach der Dreibund nichts an Be⸗ i Nun, wenn es Worte und Verſicherungen allein tun würden, da könnte man allerdings mit dem „neuen Herrn“ im Berliner Auswärtigen Amte in der fröhlichen Ueberzeugung leben, daß im mitteleuropäiſchen Bündniſſe alles zum Beſten beſtellt ſei und daß Italien gar nicht daran denke, ſich von ſeinem Bündnisverhältniſſe deutung verloren habe. mit den beiden zentraleuropäiſchen Kaiſermächten Aber in Wahrheit ſteht es doch ſo, 2 4 5 für Lade Erſtheint jeden Dienstag und Freitag Abend. i mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme Bei größeren Aufträgen Rabatt. Ereitag, den I. Juni. 1906. Koſten des Dreibundsgedankens immer bedenklicher werden; erſt noch in jüngſter Zeit hat die offen zu Frankreich hinneigende Haltung des italieniſchen Vertreters auf der Marokko⸗Konferenz gezeigt, daß die italieniſche Bundesgenoſſenſchaft ſpeziell für Deutſchland einen ſtetig problematiſcheren Wert er⸗ hält. Und ſchließlich iſt es hinlänglich bekannt, daß in Italien das Bündnis des Landes mit Deutſchland und Oeſterreich⸗Ungarn durchaus nicht ſo populär iſt und daß ſelbſt in den italieniſchen Regierungs⸗ und Parlamentskreiſen lebhafte Sympa⸗ thien für Frankreich vorherrſchen. Auch iſt ja be⸗ kanntermaßen ein Sonderabkommen zwiſchen Italien und Frankreich abgeſchloſſen worden, über deſſen Inhalt allerdings noch nichts Authentiſches in der Oeffentlichkeit verlautet, von dem aber doch anzu⸗ nehmen iſt, daß es mit den Bündnisverpflichtungen Italiens ſchwerlich in vollen Einklang zu bringen iſt. Gewiß, die italieniſche Regierung wird ſicherlich nicht ohne weiteres den Boden ihrer Bündnisver⸗ träge mit Deutſchland und Oeſterreich⸗Ungarn ver⸗ laſſen und mit Pauken und Trompeten in das Lager der Weſtmächte abſchwenken, ſie wird vielmehr dem Buchſtaben nach noch der Allierte der zwei Kaiſerſtaaten bleiben, ſolange eben die Verträge laufen. Aber unterdeſſen kann die römiſche Kon⸗ ſulta, unterſtützt von der einflußreichen Franzoſen⸗ partei im Lande, in aller Harmloſigkeit die Entente mit dem franzöſiſchen Nachbarn weiter fördern, bis dann eines ſchönen Tages, wenn es ſich um die nochmalige Erneuerung des Bündniſſes Italiens mit ſeinen bisherigen Partnern handeln wird, von der leitenden römiſchen Stelle aus vielleicht die kühle Erklärung erfolgt, Italien habe kein weiteres Intereſſe mehr an der Aufrechterhaltung des Drei⸗ bundes und müſſe ſich die volle Freiheit ſeiner Entſchließungen wieder wahren. In Berlin und Wien wird man jedenfalls gut tun, ſich auf einen Der geſtohlene Diamantenſchatz. Roman von J. Garwin. (Nachdruck verboten.) i „Erlaubſt Du, daß ich in meinem eigenen Hauſe ſo beleidigt werde ?“ ſprach ſie zu dem Major gewandt. „Ich wollte Dich nicht beleidigen,“ erwiderte ſtatt ſeiner Richard. „Ich wollte Dir nur zu ver⸗ ſtehen geben, daß ich mir nur von meinem Vater Vorſchriften machen laſſe. Ihm bin ich Reſpekt und Gehorſam ſchuldig.“ „Heuchler!“ ziſchte Frau von Burgsdorf. Kurz darauf verließen die Frau Major und Fräulein Hornegg das Zimmer. »Rücke Deinen Stuhl hierher an den Kamin!“ ſagte der Major, als Vater und Sohn allein waren. „Es iſt eine verwünſcht kalte Nacht, und ich möchte mit Dir reden. Trinkſt Du ein Glas Wein?“ „Einen guten Burgunder recht gern!“ erwi⸗ derte Richard, der Aufforderung folgend. „Rauchſt Du?“ fragte er weiter und reichte ſeinem Vater die Zigarrentaſche. „Gewiß!“ entgegnete der Major, indem er ſich eine Zigarre wählte. Zigarre zu rauchen.“ „Du ſcheinſt keine ſchlechte bereiten und ihn bei Zeiten nach Kräften zu para⸗ lyſieren. Unter dieſem Geſichtspunkte betrachtet, erſcheint die bevorſtehende Begegnung Kaiſer Wil⸗ helms mit Kaiſer Franz Joſef unſtreitig in hoch⸗ politiſchem Lichte, das Ereignis wird angeſichts des zweideutigen Verhaltens Italiens dokumentieren, daß Deutſchland und Oeſterreich⸗Ungarn mehr denn je entſchloſſen ſind, feſt zu einander zu ſtehen und auch dem eventuellen Anſturm einer feindlichen Koalition vereint tapfer Stand zu halten. Der inzwiſchen der Wiener Reiſe Kaiſer Wilhelms vor⸗ ausgegangene Beſuch des preußiſchen Generalſtabs⸗ chef von Moltke in Wien hat denn auch ſchon durch ſeinen geſamten Verlauf dokumentiert, daß die deutſch⸗öſterreichiſche Waffenbrüderſchaft unerſchüttert weiterbeſteht. Verſchiedenes. Ladenburg, 30. Mai. (Großherzogin⸗ Jubiläums⸗Spende.) Dem Vorſtand des hieſigen Frauenvereins ging zu genanntem Zweck von Frau Gräfin von Oberndorff in Neckarhauſen die Summe von Mk. 200 zu, welche an die Sammelſtelle in Karlsruhe abgeliefert wurde. 5 Ladenburg, 1. Juni. Am vergangenen Mittwoch abend halb 7 Uhr entſtand im Hauſe des Arbeiters P. Friedrich, Kirchgaſſe, vermutlich aus Unvorſichtigkeit von Kindern, Feuer, welches jedoch von der ſchnell herbeieilenden Freiw. Feuer⸗ wehr raſch wieder gelöſcht wurde. Der verurſachte Brandſchaden iſt nicht bedeutend. 5 Laden burg, 1. Juni. Ein ſeltenes Jubiläum feierte heute das „Gaſthaus zum Löwen“, Beſitzerin Adalbert Fuchs Ww. hier, indem dasſelbe ſchon 25 Jahre das Bier von der beſtrenomierten Brauerei Kleinſchmidt in Schwetzingen bezieht. Es iſt dies ein ſchöner Beweis, daß die Brauerei nur vorzüg⸗ mir, ein guter Beurteiler von Frauen, Wein und Zigarren zu ſein.“ „Warum nennſt Du die Frauen zuerſt? Biſt Du verliebt?“ fragte der Major mit forſchendem Blick. Der junge Mann wurde dunkelrot, entgegnete aber mit abweiſender Miene: „Noch nicht doch iſt es einmal ſo weit, ſollſt Du es erfahren!“ „Das iſt recht, mein Junge .. das iſt recht,“ ſagte der Major und legte ſeine Hand liebkoſend auf Richards Schultern. „Habe nie ein Geheimnis vor Deinem Vater!“ Zukunftspläne, ohne dabei zu einem rechten Reſultate zu kommen. 1 55 Zweites Kapitel. „Ach!“ ſeufzte die Frau Major, als ſie ſich in ihrem Schlafzimmer, wohin Fräulein Hornegg auf ihren Wunſch ihr gefolgt war, mit einem tiefen Seufzer in einen Stuhl ließ. „Sie halten mich ſicher für die glücklichſte Frau der Welt, aber Reich⸗ ö tum macht nicht immer glücklich, und wenn ich einem Mädchen zu raten hätte, ſo würde ich vor allem davor warnen, einen alten Mann zu heiraten.“ „Aber der Herr Major ſcheint Sie doch innig zu lieben, bemerkte Fräulein Hornegg, „und ich glaube, abgeſehen von Herrn Richard, haben Sie über nichts zu klagen.“ „Das beſte was ſich mit gutem Geſchmack wählen und mit Geld bezahlen läßt. Ich ſchmeichle ſtets „Darin haben ſie ſehr recht! Iſt er aber nicht beleidigend gegen mich?“ rief die Frau Major in ſcheinbarer Beſtürzung. aus, und ihre Augen funkelten. „Hat er bei meinem Gemahl nicht mehr Einfluß als ich?“ „Ich würde an ihrer Stelle wirkſamere Schritte tun, um das in Zukunft zu verhindern“, erwiderte die Gouvernante. „Wenn Sie mir helfen könnten, ihn mit ſeinem Vater zu entzweien, würde ich Ihnen ewig dankbar ſein.“ „Es fällt mir nicht ſogleich eine gute Idee ein“, ſagte Fräulein Hornegg, „aber wenn Sie warten und auf Ihrer Hut ſein wollen, wird ſich ſchon Der Major beſprach dann mit Richard allerlei gar zu peinlich ſein; ich würde irgend eine Beſchul⸗ digung gegen ihn erſinnen.“ eine günſtige Gelegenheit bieten. Ich würde nicht „Nein, nein“, entgegnete die Majorin heftig „Ihr Eifer für meine Intereſſen führt Sie zu weit, Fräulein Horneg ich bitte Sie, mir keinen Rat zu geben, den ich als rechtſchaffene Frau nicht annehmen kann.“ Die Gouvernante lächelte, denn ſie wußte, was ſie von dieſer ſcheinbaren Entrüſtung zu halten hatte. „Verzeihen Sie, gnädige Frau,“ antwortete ſie in zerknirſchtem Tone, „aber wenn ich bedenke, wie Ihre Kinder durch dieſen jungen Mann beraubt werden, dann reißen meine Gefühle mich mit ſich fort. Der größte Teil von des Majors Vermögen fällt ihm einſt zu, und bei einem Manne, der nahe an die Siebenzig und ſehr leidend iſt, muß man jeden Augenblick auf den Tod gefaßt ſein. Auch