Pianiſſimo des Chores die Lorelei hindurchklingt. In Herrn Karl Fiſcher lernten wir einen feinen Celloiſten kennen, welcher durch mehrere Soli, die er vortrug, bewies, in welch' ſchönem Grade er ſein Inſtrument meiſterte. Eine beſonders wertvolle Bereicherung der Kunſtgenüſſe bot die liebenswürdige Mitwirkung von Fräulein Luiſe Gliemann. Die Dame beſitzt einen hohen, klangſchönen Sopran. Ihre Stimme verrät ſorgfältige Schulung und fleißiges Studium. Ihr Geſang hat etwas ſehr anſprechend warmes und inniges und findet er da⸗ her ſchnell den Weg zu den Herzen der Zuhörer. Frl. Gliemann machte einen ſehr günſtigen und ſympatiſchen Eindruck und ihre Leiſtungen berechti⸗ gen zu den beſten Hoffnungen für ihre fernere Wirkſamkeit, die ſich allem Anſchein nach recht er⸗ folgreich und bedeutungsvoll für die junge Künſt⸗ lerin geſtalten dürfte. Sehr ſeelenvoll muteten ihre Soli: „Liebestraum“ und „Die Bekehrte“, an. Dem Einzelvortrag folgte eine Darbietung des Frauenchors: die Hymne „Lobt den Herrn“, die weihevoll zum Ausdruck kam, es war ein rechter Genuß zu lauſchen und mit Anerkennung ſei es geſagt, daß die Schwierigkeiten vom Chor und Orcheſter glänzend überwunden wurden. Das gleiche läßt ſich auch von dem melodiſchen Tanzlied behaupten, das durch den ſicheren Vortrag ſehr günſtig auf die Zuhörer wirkte. Eigenartig wirkte der Gegenſatz zwiſchen den flott⸗freudigen Tanz⸗ weiſen und den ernſten Mahnungen der Soliſtin (Frl. Gliemann) „an das junge Roſenblut“. Auch das Solo⸗Terzett, welches von mehreren hieſigen bewährten Soliſtinnen geſungen wurde, machte einen recht günſtigen Eindruck. Zwei Duette für Sopran und Tenor wurden von Frl. Gliemann und Herrn Profeſſor Metzger vorgetragen. Die Stimmen paßten ſich vorzüglich an und wirkten ſehr harmo⸗ niſch in ihren ausgeglichenen Klangſchönheiten. Der reichlich geſpendete Beifall war ein wohlverdienter. Vortrefflich wurde u. a. auch die Ouverture aus Neckes Oper „Der Feengarten“ von der Kapelle Hertel geſpielt; das Orcheſter hat durchweg ſehr gutes geleiſtet. Den muſikaliſchen und geſanglichen Darbietungen folgte der 1. Akt aus Lortzing's „Wildſchütz“, den Herr Profeſſor Metzger mit fei⸗ nem Verſtändnis und Geſchick zu einem abgeſchloſ⸗ ſenen Ganzen umgearbeitet. Die erzielte Wirkung bewies deutlich, daß die Wahl und Umarbeitung des Aktes als originell empfunden wurde. Als ein temperamentvolles und liebliches Gretchen zeigte ſich Frl. Gliemann, die ſich ihrer Aufgabe völlig ge⸗ wachſen zeigte. Ihr ſüßer Geſang unterſtützte ihr ausgezeichnetes Spiel aufs beſte. Auch der Baceulus fand in Herrn Heinſtein eine famoſe Verkörperung. Sehr gut wirkte auch Herr Abel's Darſtellung als Pankratius. Den Chor, den mehr als 30 Bäuer⸗ innen und Bauern bildeten, bot auf der Bühne ein recht farbenbuntes und maleriſches Bild, das durch die dramatiſche Lebhaftigkeit um ſo reizvoller Die Wiedergabe des Aktes bildete gleich⸗ wirkte. 5 Zum Schluß ſam den Glanzpunkt des Abends. ſtattete auch Herr Profeſſor Metzger in ſeiner hu⸗ morgewürzten Art allen Mitwirkenden im Namen der guten Sache ſeinen Dank ab. Mit Genug⸗ tuung ſei es konſtatiert, daß man dem Wohltätig⸗ keitskonzert von vielen Seiten das regſte Intereſſe entgegengebracht hat. So hat u. a. auch Herr Geheimer Regierungsrat Lang aus Mannheim in einem ſehr herzlich gehaltenen Schreiben der Konzert⸗ leitung für die Einladung zum Konzert gedankt u. der Veranſtaltung den beſten Erfolg gewünſcht! — Es ſei noch erwähnt, daß ſämtliche nummerierte Plätze ausverkauft waren. Beſonders verdient hat ſich auch Herr Theodor Grab gemacht, der immer freudig ſeine Kraft einſetzt, wo es gilt, einer guten Sache zum Gelingen zu verhelfen. Alles in Allem, der Konzertabend bot neben den pekuniären Errungenſchaften, künſtleriſch⸗achtung⸗ gebietendes und hat ſicher Niemand unbefriedigt den Saal verlaſſen. El. Tr. J Ladenburg, 29. Mai. Bei dem am Sonntag, den 27. Mai ſtattgehabten Wettgeſang der Germania Edingen errang der Geſangverein „Sängereinheit“ einen J. D. Preis. a 5 Ladenburg, 29. Mai. Am vergangenen Sonntag fand in Leutershausen das diesjährige Ge⸗ birgsturnfeſt des Bergſtraß⸗Weſchnitztal⸗Turngaues ſtatt. Dem vorausgegangenen 1½ ſtündigen Turn⸗ gang folgte das Einzelwetturnen beſtehend in Schnell⸗ lauf, Weithochſprung und Stemmen, an welchem ſich 282 Bewerber beteiligten. Trotz des anhaltenden ſtrömenden Regens konnte der erſte Preis mit 28½, von 30 erreichbaren, Punkten abgegeben werden. Der vermeintlichen Herabſetzung der mindeſten er⸗ reichbaren Punktzahl von 20 auf 18 Punkten wurde zu vieler Turner Enttäuſchung nicht ſtattgegeben. Um ſo erfreulicher iſt es zu nennen, wenn trotz der großen Hemmniſſe folgende Turner der Turngeſell⸗ ſchaft „Jahn“ hier als Sieger hervorgingen: Auguſt Urban den 15. und Wolfram Baumann den 18. Preis. Den Preisgekrönten ein kräftiges Gut Heil! Demütigung den Wintergarten verlaſſen. Wütend war ſie jetzt über ihre Torheit und racheluſtig wurde ſie gegen Richard von Burgsdorf. Das ganze We⸗ ſen dieſes ſchönen und begabten Mädchens wandelte ſich im Gefühle der Kränkung und Demütigung zu zu einer gleißenden Schlange um, die darauf lauert, tötliche Stiche zu verſetzen. Und ſo geſchah es, daß Fräulein Hornegg ſich bald förmlich mit Frau von Burgsdorf verband, um Richard bei dem Schloß⸗ herrn anzuſchwärzen und aus dem Hauſe zu treiben. Dazu kam, daß eine ſo junge, ſchöne Dame wie die Frau Major keine große Liebe für ihren alten Mann empfinden konnte, den ſie nur ſeines Geldes wegen geheiratet hatte, und der, wie ſie ſchon vor ihrer Ehe ſpekuliert, nicht mehr lang leben konnte. — Richard ſpielte ihr allerdings, wo es ſich um ihren habſeligen Plan handelte, in erſchreckender Weiſe in die Hände, denn trotz der vielen tollen Streiche, deren er ſich ſchuldig gemacht hatte, war er kein raffinierter Menſch geworden, ſondern ein gut⸗ mütiger, großherziger junger Herr geblieben, der größtenteils nur dadurch in Verlegenheit geriet, daß er ſtets bereit war, ſeinen Freunden in der Not auszuhelfen. 5 Nun befand ſich wie der alte Nibelungenſchatz im Rheine, in dem Schloſſe Bernau ein wunderbarer alter Familienſchatz. Derſelbe beſtand aus zwei 5 herrlichen Diamantenkronen, immer von der Schloß⸗ herrin und der älteſten Tochter bei großen Feſten getragen, ferner aus mehreren diamantenen Diademen, Halsketten, Armbändern, Ringen und Knöpfen, alle von großen herrlichen Diamanten, die vor zweihundert Jahren ein in holländiſchen Dienſten geweſener Oberſt von Burgsdorf aus Hinder⸗Indien mitgebracht hatte. f Ganz beſonders ſtolz war der Major auf dieſe Familiendiamanten, die von großem Werte waren. Er war oft darauf auf merkſam gemacht worden, Gärtner den 7., Karl Hoeflein I. den 11., Wilhelm Ladenburg, 29. Mai. Wunder⸗Soiter Meunier⸗Selar iſt hier eingetroffen und ſin⸗ det die berets angekündigte Wunder⸗Soiree Donner⸗ ſtag den 31. Mai abends 81 / Uhr im Saale zum Bahnhofhotel auf der eigens zu dieſem Zwech elegant eingerichteten Bühne ſtatt. Aus Baden⸗Baden ſchreibt man über die Vorſtellungen; „Geſchwindig⸗ keit iſt keine Hexerei“ ſagt ein altes Sprichwort und und im aufgeklärten 20. Jahrhundert haben wir am allerwenigſten Urſache, die Glaubwürdigkeit dieſez Spruches anzuzweifeln. Wer aber geſtern Abend im Kurhauſe der Wunder⸗Soiree von Herrn u. Madame Meunier⸗Selar beiwohnte, den beſchlic doch ein kleines Gefühl von dem Glauben an der Zauberei und übernatürlichen Dingen. Es waren tatſächlich brillante Experimente, die hier vorgeführt wurden; einzelne Nummern des Pogramms erſchie⸗ nen ſo rätſelhaft, und unlösbar, daß das wohlge⸗ launte Publikum ſich hätte dengkopf zerbrechen können, ohne doch eine Erklärung für dieſe Wunder zu finden. Das Pogramm wies viele neue Numern auf, deren Vorführungen trefflich gelangen. Aufſehen erregte beſonders die ſpiritiſtiſche Geiſtertafel, welche don einer Dame des Auditoriums in verhülltem Zuſtanze aufbewahrt wurde, und mit erſtaunlicher Sicherheit auf einer anderen Stelle notiert waren. die Worte aufwies, die kurz vorher im Auditorium Gleichwie das Verſchwinden und Erſcheinen einer Dame dem „gewöhnlichen Sterblichen“ ein Rätſel blieb, ſo er⸗ regte auch die Glanznummer des Programms, die Befreiung aus den Feſtungsfeſſeln, großes Aufſehen, der Abend war wirklich höchſt amüſant und daz Publikum, welches reichlich erſchienen war, ſpendete reichen und großen Applaus. — Es findet nur eine Soiree ſtatt da der Künſtler für Baden⸗Baben engagiert iſt. Der Vorverkauf der Karten befindet ſich bei Herrn Gucken mus Marktplatz, Dee letzten Auszeichnungen von Sr. Königl. Hoheit den Erbgroßherzog und Erbgroßherzogin von Baden ſind im Schaufenſter von Herrn Guckenmus, Marktplatz dem Publikum von Ladenburg zur Anſicht ausgeſtellt. (Siehe Annonce). — Feudenheim, 27. Mai. Der Pfaffendorf bei Koblenz verſtorbene prakt. Arzt Ie Küchel, welcher früher hier anſäſſig war, hal ie hieſigen evang. Gemeinde 7000 Mark zur Erbaumz eines Schweſternhauſes und den Niederbrome Krankenſchweſtern lt. „N. M. Volksbl.“ 3000 Mas teſtamentariſch vermacht. 5 8 daß es doch im höchſten Grade unvorſichtig von ihm ſei, ſo koſtbare Edelſteine im Schloß aufzubewahren. Dieſelben befanden ſich in einem feuerfeſten, eiſernen Schrank in dem ſogenannten „Silberzimmer“, zu welchem man durch einen unter des Kellermeiſters Verſchluß befindlichen Raum gelangte. Es hatte keine Fenſter und war nur durch des Kellermeiſters Kammer zugänglich; von dieſer war es durch eine eiſerne Tür mit patentiertem Schloß getrennt, von welchem Haller, der Kellermeiſter, den Schlüſſel hatte. * * * Major von Burgsdorf, ſeine Gemahlin und Fräulein Hornegg ſaßen im Wohnzimmer. Des Majors Stirn war umwölkt, und von Zeit zu Zeit ſchürte er unruhig im Kaminfeuer. Es herrſchte perſöhnliches Schweigen zwiſchen den Dreien, und deutlich war das Sauſen des Windes und das Brauſen der See vernehmbar. Der Major ſah nach ſeiner Uhr und ſagte: „Sonderbar, daß Richard nicht nach Hanſe kommt! Er ſchrieb doch, daß er heute abend hier ſein würde.“ Das war das Zeichen, auf welches die Frau Major gewartet hatte. „Wie kannſt Du Dich darüber wundern?“ bemerkte ſie ſpöttiſch. Warum erlaubſt Du ihm auch, ein ſo untätiges Leben zu führen? Verſchaffe ihm irgend eine Beſchäftigung!“ „Wie kann ich das?“ erwiederte Major, „Ich wollte ihn die Armee eintreten laſſen, aber er hatte keine Luſt dazu. Seine Studien auf der Univerſität ſind leider uuterbrochen worden, und...“ „Weſſen Schuld iſt das?“ unterbrach ſeine Frau ihn heftig. „Nun, meine Liebe,“ fort, „ich habe Geld genug. ablaufen will, ſo laß ihn beſſer gemacht. Wenn er ſich die Hörner 1 wir haben's alle nicht fuhr der Baron gelaſſen meinem Tote meinen Platz beſſer ansfüllen wird, als ich es ſelbſt getan habe.“ „Meiner Meinung nach geht er bei diese Leben aus Mangel an Beſchäftigung zu Grunde, Warum ſchickſt Du ihn nicht nach Amerika, damit er die Welt ſieht?“ „Dieſer Vorſchlag iſt nicht übel und wohl des Ueberlegens wert. Ich werde bei nächſter Gelegen heit mit ihm darüber zu ſprechen. Wenn er it erſt da wäre! Er weiß daß morgen mein Geburts⸗ tag iſt, und wir einige Gäſte zu Tiſch erwarken, „Da iſt er!“ ſagte Fräulein Hornegg mit einem Blick nach der Tür, die ſich eben öffnete. Ein junger Mann, ſehr elegant gekleidet, Ant ein, verbeugte ſich vor den Damen und reichte ſeinem Vater die Hand. Seinem Ausſehen nach verbrachte er den größten Teil der Nacht außer Bett und legte mehr Wert anf Zigarren und Champagner als fette Geſundheit gut war. „Du kommſt ſpät, Richard,“ ſprach ſein Vater, „Wir erwarteten Dich ſchon zu Tiſche.“ „Ich verſäumte den Zug,“ entgegnete Richerh, „Auf dieſe Droſchken kann man ſich ja nie verlaſſen. Hätte ich meinen Wagen beſtellt, ſo wäre ich langt hier.“ ö „Du haſt einen eigenen Wagen ?“ fragte Frag von Burgsdorf, die es für notwendig hielt, den Major noch beſonders auf dieſe Extravaganz auf; merkſam zu machen. „Es freut mich, daß dein Ein, kommen Dir einen ſolchen Luxus erlaubt,“ ſehte ſſe ſpöttiſch hinzu. „Was kümmert Dich das?“ erwiderte Richard. „Bitte, laß mich meine Angelegenheiten nach eigenen 1 Ich bin überzeugt, daß er nach Gutdünken ordnen.“ a Seine Stiefmutter biß ſich vor Aerger auf die Lippen.