Preis vierteljährlich Mark 1. Redaktion, Druck und Verlag der . n Anzeiger für Lad Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. 2 — Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis i . 5 n 3 3 r — . Inn 3 Im Verſchiedenes. V Ladenburg, 24. Mai. Nochmals . . möchten wir auf das Wohltätigkeitskonzert aufmerkſam 5 machen, das am kommenden Sonntag ſtattfinden f wird. Dasſelbe wird den Zuhörern ganz hervor⸗ 10 ragende Genüſſe bieten, da hieſige und auswärtige g muſtkaliſche Kräfte in großer Zahl ſich zur Mit⸗ wirkung bereit erklärt haben. Der Frauenchor um⸗ faßt 40 Stimmen. Ferner hat die hieſige Feuer⸗ wehrkapelle verſtärkt durch muſikkundige Herren, mit dankenswerter Bereitwilligkeit den orcheſtralen Teil übernommen. Außerdem werden hervorragende Soliſten mitwirken. Herr Karl Fiſcher aus Mannheim wird einige Soli für Cello ſpenden. Insbeſondere aber hatte Fräulein Luiſe Gliemann Elevin am Hoftheater in Mannheim die Güte ihre und wird ſoliſtiſch in mehreren Nummern des Pro⸗ gramms mitwirken. ſtücks werden von der Bühne die heiteren Weiſen von Lortzing's „Wildſchütz“ erſchallen, vorgetragen von Fräulein Gliemann und den Herren Heinſtein Herren. Möge ſich zu dem künſtleriſchen Erfolg, den das Konzert ohne Iweifel haben wird auch der finanzielle geſellen! Bezüglich des Kartenverkaufs verweiſen wir auf die Anzeige in dieſem Blatte und bemerken noch, daß die Sitze des erſten Platzes nummeriert ſind. Da die Eintrittspreiſe nicht hoch ſind, darf wohl erwartet werden, daß zu denſelben noch ein Schärflein geſpendet wird. Hiezu liegen Liſten bei den Verkaufſtellen auf. Ladenburg, 25. Mai. In dem Be⸗ triebe der Schuhfabrik von Gebrüder Nilſon hier, verunglückte heute morgen ein 16 Jahre alter Tag⸗ löhner von Heddesheim dadurch, daß ihm von einer im Gange befindlichen Schneidmaſchine drei Finger an 0 der rechten Hand abgedrückt wurden. Der Verun⸗ Statt des üblichen Theater⸗ und Abel ſowie einem Chor von 30 Damen und liedes ein großer Kunſtgenuß in Ausſicht ſteht. Der am Neckar gelegene, mit prächtiger Terraſſe Kunſt in den Dienſt der Wohltätigkeit zu ſtellen — glückte wurde alsbald nach Heidelberg transportiert. — Edingen, 23. Mai. Nächſten Sonntag, den 27. Mai, feiert der hieſige Geſangverein „Germania“ das Feſt ſeines 35jährigen Beſtehens in Verbindung mit 2. Fahnenweihe und Geſangs⸗ wettſtreit, bei welchem die Herren Fritz Neuert aus Pforzheim, Heinrich Sickinger und Th. Reinfurth aus Karlsruhe als Preisrichter fungieren werden. Wie aus dem Feſtbuche zu erſehen iſt, beteiligen ſich 38 Vereine (29 Land⸗ und 9 Stadtvereine) mit 1299 Sängern am Preisſingen. Dieſes findet im großen Saale der Gräfl. von Oberndorff ſchen Brauereiwirtſchaft, Vormittags 9 Uhr beginnend, ſtatt. Die Namen der wettſingenden Vereine bür⸗ gen dafür, daß den Freunden eines ſchönen Volks⸗ — — und gedeckter Glashalle verſehene große, ſchattige Wirtſchaftsgarten der Gräfl. von Oberndorff'ſchen Brauereiwirtſchaft mit ſeinem herrlichen Panorama auf das Neckartal und die Berge des Odenwalds dient als Feſtplatz. Der feſtgebende Verein, ſowie die Einwohnerſchaft Edingens, bietet alles auf, um den Feſtgäſten den Aufenthalt in Edingen ſo an⸗ genehm als möglich zu machen. — Mannheim, 23. Mai. Im Fabrik⸗ gebäude der Geſellſchaft für Brauerei, Spiritus⸗ und Preßhefenfabrikation vorm. G. Sinner in Käfertal entſtand geſtern nachmittag vermutlich in⸗ folge Exploſion eines Spiritusapparates, Großfeuer, das ſich mit raſender Schnelligkeit über das ganze Fabrikanweſen verbreitete. 4 Feuerwehren waren auf dem Brandplatze tätig. Die Gebäulichkeiten, eine öſtöckige Mühle, die Putzerei, die Mälzerei u. der Silo, ſind faſt gänzlich zerſtört. Beträchtliche Vorräte von Frucht und Malz ſind vernichtet. Der Schaden dürfte Hunderttauſende betragen. Das kaufmänniſche Bureau konnte noch rechtzeitig ge⸗ räumt werden. . 8 77 5 Erlöſt. Kriminial⸗Nobelle von Carl Caſſau. b Schluß. Nachdruck verboten.) 1 Um ſo eiliger hatte es Ekkard gehabt, ihr ſeine Gefühle nahe zu legen. Als er ihr am Nachmittage f Hühnerfutter verabfogte — ſie verſah den Hühner⸗ hof mit ganzem Eifer — begann er plötzlich: „Wie bedauere ich, Frl. v. Schönau, daß Sie dieſes Schickſal betroffen.“ Julia nickte ſchweigend. Wiſſen Sie, daß ich Sültow gepachtet habe?“ „Nein! So, jetzt iſt es Korn genug.“ »Sültow iſt ſchön. Aber mir fehlt die Herrin.“ ln „Einen Augenblick, gnädiges Fräulein!“ Sie richtet ſich hoch auf und blickte ihn ſtrenge an. „Werden Sie — meine Gattin!“ „Unverſchämter!“ brauſte hier Benno, der unbe⸗ achtet in die Kornkammer eingetreten war, auf und raſcher, ehe es ſich aussprechen läßt, hatte der In⸗ ſpektor zwei Schläge in's Geſicht erhalten, daß es dunkelrot ward. f — 1 Halbbetäubte in's Freie. Die Fütterung der Hühner befahl er hier einer zimmer, wo er dem Papa und der Mama die dolle Wahrheit ſagte. An Julia aber wandte er ſich un geſtand: . 192 Magd, dann folgte er der weinenden Julia in's Wohn⸗ „Teuere Julia, vergeben Sie mir die raſche Tat, aber der Unverſchämte hat die Strafe verdient. In Ihrem Leid mochte ich Sie nicht davon in Kenntnis ſetzen, wie ſehr mein Herz für Sie ſchlägt, aber jetzt muß es geſagt ſein, daß ich Ihnen vom erſten Frühjahr feſtge Dann faßte Benno Juliens Hand und zog die 8 Augenblicke an gut war. Julia, darf ich Ihnen Vater, Mutter und Bruder zugleich ſein ?“ Sie ſank an ſeine Bruſt, ſie ſchluchzte an ſeinem Halſe, und die Eltern gaben ihren Segen dazu. „Den Ekkard entlaſſe ich ſogleich,“ flüſterte Herr Kurt von Bütow dem Sohne zu, „aber was wird Julia zu der Obriſtentochter ſagen?“ Er lachte, Benno aber ward rot und gab leiſe zurück: „Sage ihr davon — nichts!“ „Nein!“ lachte der alte Herr und ging hinaus. Er brachte die Angelegenheit mit Ekkart ſofort in's Reine, doch ſtieß derſelbe beim Scheiden Droh⸗ ungen gegen Benno aus. Er reiſte ſofort ab. Auf Bütow aber gab es in den nächſten Tagen eine flotte Verlobung, auch ward die Hochzeit auf das ſetzt. 70 d. Es war kurz nach Neujahr, als nach Ueber⸗ nahme von Gut Sültow Herr Pächter Ekkard eine große Treibjagd abhielt. Sein Forſt grenzte an den Bütow'ſchen. An der Genze trafen ſich beide Herren unvermutet. Bei Ekkard war der Pächter Gieſebrecht als Begleiter außer Sicht. Benno ward in der Nähe geſehen. bereits an Ort und Stelle. — Karlsruhe, 21. Mai. Die „Karls ruher Zeitung“ ſchreibt offizibs: „An die Verhand⸗ . lungen der Budgetkommiſſion der Zweiten Kammer der Landſtände mit der Großherzoglichen Regierung über die Eiſenbahntarifreform haben ſich in den Zeitungen Erörterungen geknüpft, die teilweiſe eine unrichtige Auffaſſung der Sachlage erkennen laſſen und der Berichtigung bedürfen. 5 Schon bei der Beratung der Tarifreform im Eiſenbahnrat hat die Großherzogliche Regierung darauf hingewieſen, daß bei Durchführung der Re⸗ form die Herſtellung durchgehender Perſonenzüge auf der Hauptbahn zwiſchen Mannheim und Baſel bezw. Heidelberg und Baſel notwendig werde weil der Verkehr ſich infolge der Tarifgeſtaltung künftig 5 wieder weit mehr als bisher, den Perſonenzügen zuwenden werde. Einem Wunſche der Budgetkom miſſion, ſoweit möglich, Rechnung tragend, hat dann die Eiſenbahnverwaltung in Ausſicht geſtellt, das dieſe Züge möglichſt kurze Fahrzeiten erhalten und eine Anzahl kleinerer Stationen überfahren ſollen. Es ſind 3 ſolche Züge von Mannheim nach Baſel und 2 in umgekehrter Richtung angenommen, die eine Fahrzeit zwiſchen 5 und 6 Stunden er⸗ halten ſollen. Der eine dieſer Züge ſoll von f Mannheim über Heidelberg nach Baſel fahren, während die übrigen 4 Züge über die Rheintalbahn 5 von Mannheim kommen oder dahin gehen; dieſe letzteren Züge ſollen in Karlsruhe Anſchlüſſe an Perſonenzüge von und nach Heidelberg (Frankfurt) erhalten. Halteſtationen ſind bei dieſen Zügen zwiſchen 30 und 45 (einſchließlich der Anfang⸗ und Endſtation) vorgeſehen, ſo daß alſo auf durchſchnitt⸗ lich 6 bis 9 Kilometer eine Halteſtelle kommt. Solche Züge können nicht als „Eilzüge“ im bis⸗ herigen und auch der Abſicht der Tarifreform ent⸗ ſprechenden Sinne bezeichnet werden, ſie ſind viel⸗ mehr beſchleunigte Perſonenzüge, wie ſolche auch jetzt ſchon im Fahrplan ſich befinden (z. B. Zug „Ah“, bemerkte Ekkard ſogleich giftig, „da ſind 1 Sie ja, Sie verdienten, daß ich Sie niederſchöſſe wie einen reudigen Hund.“ „Bah“, gab Benno zurück, „Hunde, die bellen, beißen nicht. Verlangen Sie eine Erklärung 2 Hier N iſt ſie: ein Menſch, der die Frauen ſo niedrig achte, wie Sie, muß um eine Küchenmagd anhalten, aber nicht um ein adeliges Fräulein! Sie wollten mich g niederſchießen? Bah, als ob ich mein Gewehr nur zum Spielen hätte.“ — Damit ging er. Gieſebrecht, dem die Sache ſehr fatal war, hielt Ekkard zurück, als er zum Ge⸗ wehr griff. Dann war Benno von Bütow ganz Eine Stunde ſpäter fanden die Jäger des zweiten 1 8 N Treibens Ekkard mit durchſchoſſener Bruſt tot an einer Weide an der Grenze des Bütow'ſchen Forſtes. Am Nachmittage war die Gerichtskommiſſion 1 Der Tatbeſtand ward angegeben, die Wunde gemeſſen. Gieſebrecht wurde als Zeuge vernommen. Seine Ausſage belaſtete 1 Benno von Bütow mit ſchwerem Verdachte, nun 5 erinnerte ſich der mitgebrachte Gendarm Liepe auch des Umſtandes, daß ſich Ekkard und Baron Benno vor kurzem gezankt und daß der Baron drohend, wie es ſchien, gerufen: „Nehmen Sie ſich in acht!“ Abends ward Benno verhaftet. Auf Bütow herrſchte große Beſtürzung, Frau Roſa und Julia weinten heiße Tränen, aber Benno ſagte feierlich: