die Erbgroßherzogin von Baden bei. Das Feſt begann mit einem Feſteſſen, worauf die bekannten Künſtler Rudolf und Luiſe Meunier⸗Selar aus Frankfurt a. M. magiſch⸗ſpiritiſt. Demonſtrationen vorführten. Die erbgroßherzoglichen Herrſchaften folgten den Darbietungen der Künſtler mit ſichtlichem Intereſſe. Nach Beendigung der Vorſtellung wur⸗ den die Künſtler mit einer längeren Anſprache be⸗ ehrt und Frau Meunier⸗Selar überreichte der Frau Erbgroßherzogin ein Bouquet mit den naſſauiſchen und badiſchen Landesfarben geſchmückt. Die letzten Auszeichnungen vom Großherzog von Baden, der Frau Prinzeſſin Heinrich von Preußen, Meiſter Richard Wagner uſw. werden hier in Ladenburg zur Anſicht ausgeſtellt. Alles Nähere durch die Annoncen im Wochenblatt. — Mannheim, 19. Mai. Oberbürger⸗ meiſter Otto Beck feierte heute ſein 60. Geburtsfeſt. Beck ſteht ſeit dem Jahre 1891 an der Spitze unſeres Gemeinweſens und der gewaltige Aufſchwung welchen unſere Stadt in den letzten 15 Inhren ge⸗ nommen, iſt in erſter Reihe der tatkräftigen Initiative unſeres Stadtoberhauptes zu danken, der es mit weitſchauendem Blick verſtanden hat, Mannheim zu einer Großſtadt zu erheben. Oberbürgermeiſter Beck, der Sohn eines Volksſchullehrers aus Kraut⸗ heim bei Tauberbiſchofsheim, entſtammt der Ver⸗ waltungskarriere. 5 — Mannheim, 21. Mai. Ueberfallen wurde am 19. ds. Mts. abends etwa 9 Uhr in ihrem Hauſe L 4, 6 die 64 Jahre alte, gelähmte Wirtswitwe von einem vielfach vorbeſtraften Indi⸗ viduum namens Siegwarth. Der Täter drang in ie Wohnung der allein zu Hauſe weilenden Frau ein, drehte die Sasflamme aus, packte die Frau mit den Worten: „Geld her!“ am Halſe, band ihr die Hände mit einer Packſchnur zuſammen, legte ihr eine Schlinge aus Packſchnur um den Hals und teckte ihr einen aus Zeitungen zuſammengedrehten nebel in den Mund. Er entriß ihr das Porte⸗ f monnaie mit Inhalt, wurde aber an der Ausführung weiterer Diebſtähle und der offenbar beabſichtigten Ermordung der Witwe durch das Hinzukommen einer bahntarifreform mit allen Stimmen zu bei drei Stimmenthaltungen. Damit iſt das billige badiſche Kilometerheft gefallen. In ſeiner Rede führte der Eiſenbahnminiſter v. Marſchall aus, daß er die Fahrkartenſteuer bedaure, ihr aber im Intereſſe des Zuſtandekommens der Finanzreform im Bundesrat zugeſtimmt habe. In den badiſchen Bahnen ſollen Eilzüge zum 2 Pfg.⸗Tarif ohne Zuſchlag eingeführt werden. Die Kommiſſion erklärte, gegen die Ein⸗ ſtellung von Marktwagen, die in ihrer Konſtruktion der preußiſchen 4. Klaſſe entſprechen, nichts zu haben. Die 3. Klaſſe der Eilzügen mit dem 2 Pfg.⸗Tarif wird als Klaſſe 3 b bezeichnet. — Stuttgart, 21. Mai. Das Hochwaſſer hat in den am Neckar gelegenen Teilen, der Stadt Stuttgart großen Schaden angerichtet, der ſich auf zirka 100 000 Mk. beziffert. Bei Cannſtatt iſt der Exerzierplatz und das Terrain bis Untertürkheim überſchwemmt. Die Badanſtalten wurden wegge⸗ ſchwemmt. In Cannſtatt, Untertürkheim und Wangen ſtehen verſchiedene Straßen unter Waſſer, ſo daß ſie nur mit Kähnen fahrbar ſind. Die Bewohner konnten in dieſen Straßen die Häuſer nicht ver⸗ laſſen und mußten gerettet merden. In einem Fabrikgebäude zwiſchen Canſtatt und Münſter waren 10 Perſonen vom Waſſer derart eingeſchloſſen und in Gefahr, daß ſie durch eine Abteilung der Berufs⸗ feuerwehr gerettet werden mußten. Die Oberreal⸗ ſchule in Cannſtatt mußte geſchloſſen werden, da das Schulgebäude meterhoch unter Waſſer ſteht. — Reutlingen, 20. Mai. Seit geſtern abend 8 Uhr geht ein wolkenbruchartiger Landregen über die hieſige Gegend nieder. Die Echatz, ſonſt ein ganz unſcheinbares Flüßchen von einigen 20 m Tiefe, iſt im Laufe der Nacht zu einem reißenden Strom von über 3 m Tiefe angeſchwollen und richtet bei ihrem nicht unbedeutenden Gefälle be⸗ trächtlichen Schaden an. Das ganz neue maſſive und Appreturanſtalt wurde untergraben und faſt völlig zerſtört. Die Echatz nimmt durch einen Teil der Fabrik. Färbmaſchinen wurden bis zur Entfernung von ca. onatsfran verhindert. Als auf die Hilferufe der tteren die Gäſte der im gleichen Hauſe befindlichen Wirtſchaft zur Hilfe eilten, entſprang der Täter durch das Fenſter und konnte bis jetzt nicht ergriffen werden, jedoch iſt man demſelben auf der Spur. — Karlsruhe, 18. Mai. Die Budget⸗ kommiſſion der zweiten Kammer ſtimmte den von der Regierung gemachten Vorſchlägen in der Eiſen⸗ 350 m fortgeſchwemmt. Auch die Färberei und Merceriſieranſtalt von Fiſcher und Cie, wurde teil⸗ weiſe unterſpült und ſtürzte ein. Die Feuerwehr mußte morgens 5 Uhr zum Abſperrungsdienſt alar⸗ miert werden. Auch in der weiter unterhalb ge⸗ legenen „Maſchinenfabrik zum Bruderhaus“ drang das Waſſer ein, ohne indes nennenswerten Schaden anzurichten. Menſchenleben ſind hier nicht zu be⸗ Gegenteil, der Arzt gab mir Hoffnung. Kleine iſt tot.“ „Ach, nun verſtehe ich Dich ganz. Armer Meißner, arme Annadört.“ „Na, geſchehene Dinge ſind nicht zu ändern, ich vergab ihr. Und dieſer fade Junge, iſt an allem ſchuld. Er iſt es, der das arme Kind verlockt hat.“ „Der Bube! Er iſt weithin bekannt.“ ö „Elaub's wohl! Na Gottes Hand wird ihn on noch erreichen.“ ö „Gewiß. Kommſt Du morgen zur Arbeit?“ „Ja ich komme.“ 5 „Das iſt gut! Lebe wohl!“ „Adjüs!“ Harms ging, gleich nach Meißner ſein Haus und ſchlug die Straße nach dem Gute ein. — — f Julia von Schönau ſaß beim Kaffee mit Frau von Bütow im Park, Benno leiſtete ihnen Geſellſchaft. „Ich habe noch keinen ſo üppigen Roſenflor geſehen wie heuer und gerade hier,“ meinte Julia, „jetzt iſt es aber wohl damit vorbei.“ „Aſtern und Malben, nebſt Georginen treten nun ihre Herrſchaft an,“ warf Benno ein. „Haben ſie wohl mal darüber nachgedacht,“ fragte da Julia, „Daß die Monate der ſchönen Jahreszeit ihre charakteriſtiſchen Blumen erzeugen?“ „Eigentlich, nein!“ a „So hören Sie! Der Frühling glänzt vorzüglich in Perigonblüten, wie Tulpen, Maiglöckchen, dann in Kelchblüten wie Schmetterlingsblüten und Larven⸗ blüten; der Sommer in roſenartigen Kelchblüten, der Herbſt in Dolden und Compoſiten!“ „Das iſt wahr!“ „Man kann daraus einen förmlichen Blüten⸗ kalender zuſammenſetzen.“ „Ich glaube!“ Sanz gewiß. Uebrige Aber der ihm verließ auch ö begegnete ich auf Zum Jagdwild würde heimſuchen.“ Fabrikgebäude der Gebr. Wendlerſchen Dampffärberei jetzt ihren Lauf Mehrere kleinere klagen, doch iſt der Gebäude⸗ und Fahrnisſchabe recht erheblich. — Im benachbarten Wann weile wurden zahlreiche Häuſer ſtark beſchädigt, eine ſocar weakeſc wenn: eine Wochen h ums Leben gekommen. In Betzingen ſteht biz Waſſer in vielen Straßen bis zu 1 m Höhe. — Berlin, 16. Mai. Allmählich geht bey Krieg zur vollſtändigen, Eroberung Südweſtafritg zu Ende. In drei Hauptphaſen wurden ſtifter des Aufſtandes unſchädlich gemacht. J dem großen Gefecht am Warterberg im Auguſt 1904 und der Verfolgung der geſchlagenen Herero in die Einöde der Omaheka war dieſer Stamm beſiggt Um dieſelbe Zeit, wo der Hereroſtamm kampfm⸗ fähig wurde, erhob ſich im mittleren Snden der ungefähr ein Jahr darnach im Kampfe tödlich her⸗ wundet wurde, nachdem die Truppen ihn in 10 beſchwerlicheren Operationen, als diejenigen in Hererolande geweſen waren, nach Oſten und wei nach Weſten hin verfolgt hatten. Nun blieben noh im äußerſten Süden, um die Karas berge herum un an der engliſchen Grenze im Oſten und Süden, außer den Ueberbleibſeln der Hottentotten und den niederen Häuptlingen wie Cornelius, die Banden, die ſich ſchon vor der Erhebung der Herero in dieſer Gegend gebildet und unter Morenga einen gewandten Führer gefunden hatten. Der Kampf gegen dieſe beiden Gruppen war der ſchwierigſte bon allen. Hauptmann Volkmann gelang vor einigen Monaten die Gefangennahme Cornelius“, und nun ſchrumpft: das Kriegsfeld auf die entlegene Südoſtecke dez Schutzgebietes zuſammen. Morenga hatte in dieser Gegend Ausſichten, unſere Truppen noch lange hintanzuhalten, weil er ſich jenſeits der engliſchen Grenze nach jedem Kampfe wieder erholen konnt, um dann aufs neue in unſer Gebiet einzufallen, Zuletzt kam das Gefecht vom 4. ds. Mis, mit der Verfolgung Morengas durch Hauptmann Bech, der im Eifer des Gefechts den Gegner über die Grenze verfolgte und deſſen Niederlage dort vollendet. Morenga kam mit knapper Not davon; er felbſ erhielt zwei Streifſchüſſe und eine Anzahl feiner Leute blieb auf dem Platz. Jetzt taten in richtiger Erkenntnis der beiderſeitigen Intereſſen die Nehlr⸗ den der Kapkolonie das Richtige, indem ſie Motenga feſtnahmen und nach einem weit vom Kriegsſchau⸗ platz abgelegenen Platze in der Kolonie abfühtten. Er ſoll nach Üpington gebracht werden, das gam im Norden der Kolonie, an der Grenze des Belſchr⸗ anenlandes liegt. tenduft außer in der Roſe doch wohl in der Blüte des Weinſtockes.“ „Das werde ich beachten. Doch, apropos, geſtern der Jagd einem halben Wunder!“ „Nun ?“ „Ich fand einen Schwarzdorn, der blüte. zweiten Male natürlich.“ 925 f „Wirklich?“ 1 0 „Da iſt etwas höchſt Seltenes. Pardon, lieben Sie die Jagd ſehr?“ „Nein, das Töten von Tieren macht mir keine Freude, man bleibt eben bei der alten Mode, das ſonſt auch unſere Felder ſchwer „Das glaube ich. Aber ich danke Ihnen, ich bin auch eine Tierfreundin.“ Benno warf ihr einen warmen Blick zu. Der Papa unterbrach das Geſpräch dieſer Geſellſchaft, er trug ein offenes Telegramm in der Hand: „Erſchrecken Sie nicht ſo ſehr, liebes Kind,“ ſagte er weich zu Julia, „Ihr Papa iſt erkrankt, wir müſſen gleich aufbrechen.“ „ Julia erſchrak dennoch ſehr. 7 „Bitte, ſagen Sie mir Alles, Herr von Bütow,“ flehte ſie. „Nun, Papa hat einen Schlaganfall erlitten. Da, leſen Sie ſelbſt.“ Julia ſtand auf und ſagte: „Ja, ſchnell Herr von Bütow.“ e Und ich fahre Sie,“ erklärte Benn. Eine halbe Stunde ſpäter fuhr der Wagen ab. Inſpektor Ekkard ſah ihm vom Verwalterhauſe aus nach und murmelle: „Weiß Gott, ſie iſt ſchön. Die oder keine!“ Da ſtand wie aus der Erde gewachſen der Tagelöhner Meißner vor ihm: „Ich hätte mit Ihnen zu reden, Herr.“ „Herr Inſpektor heißt es.“ „Für mich nicht mehr. Ich bin g „Erſt Eintreten!“ Meißner ſchüttelte den Kopf 2 „Nein hier, wo wir gleiche Rechte haben] J bin gekommen, Sie zu fragen, ob Sie der Aunaber ekommen — !“ ihren ehrlichen Namen wieder geben wollen, inen Sie ſie ehelichen?“ „Wie?“ a „Ich ſagte ehelichen.“ f 9 „Sie ſind verrückt, Meißner.“ 1 „Ich bin es nicht, aber ich könnte es werden.“ „Ich gebe ihr 500 Mark, damit baſta.“ Meißner ſchüttelte wieder den Kopf: „Iſt das Ihr letztes Wort?“ „Ganz gewiß.“ Meißner ſah den Gecken mit einem unausſörech lichen Blick der Verachtung an, dann ging er oh ein Wort von dannen. Am andern Tage berichtete Harms dem Ver, walter Bruns, Meißner habe ſein Haus und Land an den Anbauer Pertas berkauft, ſeine Einrichbung erhalte deſſen Sohn, Meißner habe Bütow berei verlaſſen. 0 Alles bedauerte den ſchwergeprüften Mann. d Der November mit ſeinen Stürmen war her beigekommen. f Julia von Schönau ging in Trauerkleider einher, ihr Papa war tot, Kurt von Bütow war ihr Vormund geworden, kein Wunder, daß ſie hierher übergeſiedelt. Gut Schönau wurde in ihren Namen geſchickt verwaltet. 1 Als Benno Julia wiederſah, war die Lehe bei ihm bereits zur hellen Flamme emporgeſchlagen, In dieſer Lage aber mochte er ſeine Bewerbung un ihre Hand nicht vorbringen, er verſchob ſie auf eint günſtigere Zeit. (Fortſ. folgt.) die An⸗ ö Hottentottenſtamm unter Hendrik Witboi, der dann