Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. M 40. Freitag, den 18. Mai. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme e — ren A dera ger enen verre neee Sum Regierungsjubiläum des gab nicht wenige Leute, welche prophezeiten, er 1881 wurde dann dieſer Erfolg durch die Erheb⸗ 2 2 2 werde ſeines Regentenamtes bald müde werden. ung Rumäniens zum Königreich gekrönt. Auch auf Ronias Rarl von Rumänien. Aber der junge Fürſt bewies in ſeinem neuen dem neuen Königsthrone ſetzte der neue Herrſcher König Karl von Rumänien vollendet am 22. Wirkungskreiſe gar bald eine überraſchende Energie, ſeine ſegensvolle Tätigkeit mit glänzendem Erfolge Mai 1906 das 40. Jahr ſeiner Regierung, welcher eine weitblickende Umſicht und ein hohes Verſtänd⸗ fort, und heute kann man Rumänien getroſt als feſtliche Tag zugleich der Jubeltag des 25jährigen nis für die mancherlei Aufgaben ſeiner ſchwierigen das geordnetſte und zukunftsreichſte Staatsweſen Beſtehens Rumäniens als Königreich iſt. Weit Stellung, und der Erfolg der Beſtrebungen des auf der Balkanhalbinſel bezeichnen, dem es überdies über die Grenzen ſeines Landes hinaus bringt man Fürſten Karl blieb nicht aus. Aus einem auf den gelungen iſt, ſich auch eine geachtete politiſche Stell⸗ dem Jubilar auf dem rumäniſchen Throne die herz⸗ berſchiedenſten Gebieten mehr oder weniger bedenk⸗ ung im europäiſchen Völkerkonzert zu erringen. lichſten Glückwünſche zu ſeinem Ehrentage dar, denn lich zurückgebliebenen Lande entwickelte ſich durch All' das aber iſt das Werk König Karls, freudig König Karl hat es während ſeiner nun 40jährigen das verſtändige Herrſcherwalten des Fürſten in ver⸗ erklingen darum für ihn und ſeine Gemahlin, die Regierungszeit verſtanden, ſich durch ſeine perſön⸗ hältnismäßig kurzer Zeit ein Staat mit geordneten edle Königin Eliſabeth, zu ſeinem Jubeltage die lichen Eigenſchaften wie durch ſein geſamtes Herrſcher⸗ Finanzen und geregelter Verwaltung in allen Zwei⸗ wärmſten Glück⸗ und Segenswünſche weit über die wirken die lebhaften Sympathien der Zeitgenoſſen gen des Staatsdienſtes, mit einer ſich aus ver⸗ Grenzen Rumäniens hinaus! zu gewinnen. Es iſt in der Tat Erſtaunliches, ſumpften orientaliſchen Zuſtänden mehr und mehr 7 was der Jubilar in dieſen 40 Jahren geleiſtet hat, auf das Niveau eines wirklichen europäiſchen Kultur⸗ Verſchiedenes. er iſt geradezu der Reformator und Reorganiſator volkes erhebenden Bevölkerung, mit aufblühendem — Laden burg, 11. Mai. Aus der Ge⸗ Rumäniens geworden. Man muß ſich nur in die Handel und Wandel, mit zunehmender Induſtrie⸗ meinderatsſitzung (mitgeteilt vom Bürgermeiſteramt). Erinnerung zurückrufen, was dieſer Balkanſtaat vor tätigkeit. Mit beſonderem Eifer arbeitete aber der 1. Der Gr. Conſervator der öffentlichen Bau⸗ 80 dem Regierungsantritte König Karls war und was damalige Fürſt Karl an der Reorganiſation und denkmale in Karlsruhe teilt mit Schreiben vom er heute darſtellt, um zu begreifen, welche außer⸗ an der Herbeiführung der Kriegstüchtigkeit des ru⸗ 5. d. Mts. mit, daß bei den kürzlich in Angriff ordentliche Entwickelung er unter dem Sceptor des mäniſchen Heeres, und welche Erfolge er ſpeziell genommenen Bauarbeiten des Hauſes Stichs ſich edlen Sproſſen aus dem Hohenzollerngeſchlecht ge⸗ auf dieſem Gebiete erzielte, das zeigte ſich glänzend gezeigt hat, daß die Giebelwand des Nachbars nommen hat. Als vor 40 Jahren der damalige beim Kriege zwiſchen Rußland und der Türkei in Haſſelbach gegen den Hof des Hauſes zu in einem Prinz Karl von Hohenzollern von der rumäniſchen der zweiten Hälfte der 70er Jahre, in welchem das derart gebrechlichen Zuſtande ſich befindet, daß die⸗ — Kammer zum neuen Fürſten des Landes gewählt rumäniſche Heer als Verbündeter der ruſſiſchen ſelbe weggenommen und durch eine neue erſetzt . — wurde, da befand ſich Rumänien in einem wahrhaft Armee ſo rühmlich Anteil nahm und Fürſt Karl werden muß. Die Koſten der neuen Mauer hat je 5 5 traurigen Zuſtande, eine Folge der Mißwirtſchaft ſelber ſich als hervorragender Heerführer erwies. hälftig die Spitalfond und Nachbar Haſſelbach zu des endlich davongejagten Fürſten Kouſon. Die Namentlich war die Kapitulation des tapferen Os⸗ tragen. 5 1 Staatsfinanzen waren die denkbar ungeordnetſten, man Paſchas mit ſeiner Armee in Plewna haupt⸗ 2. Die eine Feuerwehrſpritze der freiwilligen in allen Zweigen der Staatswirtſchaft herrſchte ſächlich das Werk des Rumänenfürſten, ohne deſſen Feuerwehr funktioniert nicht mehr richtig und ſoll 1 1 Verlodderung und Verlumpung, Handel und Ge⸗ militäriſche Bundesgenoſſenſchaft es überhaupt den durch einen Sachverſtändigen nachgeſehen u. repariert werbe waren nur wenig entwickelt, von einer In⸗ Ruſſen ſchwerlich gelungen wäre, ihren Feldzug werden. . duſtrie waren nur die Anfänge zu ſpüren, das ru⸗ gegen die Türkei erfolgreich durchzuführen. 3. Ernannt wurden die Urkundsperſonen für die mäniſche Heer war gänzlich verwahrloſt und un⸗ Die Teilnahme Rumäniens an dem ruſſiſchen am Montag, den 21. Mai d. Is. und den folgenden „ fähig zu einer größeren Aktion. Unter ſolchen] Kriege gegen die Türkei brachte dem Lande, das Tagen vorzunehmenden Bürgerausſchußwahlen. 1 50 ſchier unhaltbaren Verhältniſſen beſtieg der damalige bislang noch immer gewiſſermaßen ein Vaſallenſtaat 4. Für einen hier als Lehrling untergebrachten * Hohenzollernprinz den rumäniſchen Thron, und es der Pforte geweſen war, zunächſt die Unabhängigkeit, Zwangszögling wird auf Erſuchen der Armenkom:; 5 E 1 . 8 ſt 0 „Nun hecheln ſie mich durch,“ lächelte Meißner „Iſt hier ein Taglöhner,“ fragte er den Ver⸗ 3 0 gegen ſeinen Nebenmann Harms. „Kann nicht Jeder walter, „der Fritz Meißner heißt 2“ 30 Kriminial⸗Novelle von Carl Caſſan. Unglück haben ?“ f „Ja ich,“ rief Meißner zitternd. 1. 5 Nachdruck verboten.) ö a „Verſteht ſich, murmelte der Tagelöhner Harms. „Hier iſt ein Brief für Sie,“ ſagte der Bote ö Auf den herrſchaftlichen Aeckern des Gutes ee 1 5 c Herzen. 5 und reichte ihm das Schreiben. „Für das Gut i Rütow war man mit dem Kartoffelausroden beſchäftigt. „Soll ich doch wohl,“ brummte Meißner. heute nichts, Herr Verwalter, Adien!“ 8 In langen Reihen ſaßen da Frauen, Mädchen und „Wenn ich nur wüßte, welcher Schuft mich dem Ge⸗ Er machte Kehrt, Bruns aber ſagte zu Meißner: Männer, eifrig bemüht, die gelblichweißen Knollen richte angezeigt. Aber bei der unvermuteten Haus⸗ „Wenn Sie ſich der Leute wegen beherrſchen ie die Bü d ein Jahr war kz ie J i f dem Schoße der Erde zu entnehmen. In der Ferne ſuchung fanden Sie die Büchſe, und ein Jah können, leſen Sie Ihren Brief nur, ich ahne ſchon, 1 ah man die Dächer des Gutsgebäudes 125 des das Wenigſte, was mir die Richter zudiktiren konnten. daß Sie darin Gewißheit erhalten.“ fab N 1 Als ich d ückkehrte, iſt meine Annadört, das . Dorfes, dicht an der Arbeitsſtelle aber führte die ich dann zurückkehrte, iſt meine Annadbrt, da „Ja, ja!“ ½ Landſtraße vorbei und der Ortſchaft zu. Hinter der ſchöne, i e daß einzige Vermächtnis Er drehte ſich herum und las: — Arbeitsreihe ſtand der Verwalter Bruns, neben ihm meiner ſeligen W verſchwunden. ö 0 „Stralſund, den 2. Oktober 1891. 0 handirten zwei robuſte Männer, welche die Karſte „Ich ſtand ihr redlich als Nachbar bei,“ erwie⸗ Lieber Vater! i 5, führten und die Kartoffelfelder damit aufhieben. Der derte Harms. „Aber eines Tages brachte ſie mir Wenn mir nicht der Arzt geſagt hätte, daß ich eine dieſer Männer hatte ſchon weißes Haar: ihm den Schlüſſel zu Deinem Hauſe und ſagte: nur noch noch kurze Zeit zu leben hätte, würde ich ging ſchon die Arbeit nicht ſo glatt von der Hand. „Sie ſchauen wohl mal nach der Kate, garnicht gewagt haben, an Dich zu ſchreiben, aber „Na, Meißner,“ ſagte Bruns, eine derbknotige während ich fort bin?“ der Tod löſcht alle Schuld aus! Kannſt Du mir Geſtalt, wie man ſie in Niederſachſen oft ſieht, „nur Ehe ich antwortete und fragen konnte: vergeben? Da ich aber nicht weiß, ob Du mich noch nicht ſo hitzig; ruhen Sie ſich ein wenig aus, die „Wohin?“ war ſie längſt davon.“ am Leben triffſt, ſo ſollſt Du doch wiſſen, wer an ungewohnte Arbeit greift an!“ „Und bis heute nicht wieder gekommen,“ ſeufzte all' meinem Unglück Schuld hat. Das iſt der Inn; „Pah,“ entgegnete der Angeredete, „Sie denken Meißner dumpf. ſpektor Ekkard, der mich Verblendete in den Jammer 9 wohl, die Gefängnißluft hätte meine Kräfte gebrochen? Bruns hatte das Geſpräch gehört, deshalb wandte] geſtürzt. Meine Wohnung erfährſt Du auf dnn Nein, Herr, nur der Kummer hat mich ſo weiß ge⸗ ſich Meißner zu ihm: Meldeamt. 8 macht.“ „Sehen Sie, Herr Bruns, das iſt der Kummer, Deine unglückliche Tochter „Na, wie Sie wollen, Meißner,“ meinte Bruns. der mein Haar gelichtet und gebleicht hat.“ 5 0 5 Annadört.“ 5 „Der gnädige Herr verlangt für den Taglohn nicht, „Das zu denken,“ gab der Verwalter gutmütig. Der Briefleſer ſtand unbeweglich da, dann daß man ſich zu Tode arbeitet.“ zurück. ſteckte er den Brief ein und ſchlug die ſchwieligen Die Leute in der Reihe ſtreckten die Köpfe zu⸗ Der Landbriefträger, der zum Dorfe wollte, Hände vor's Geſicht. So ſtand er eine Weile ſeufzend ſammen. unterbrach das Geſpräch. da, dann wandte er ſich nach Bruns um: