Preis vierteljährlich Mark 1.— Redaktion, Druck und Verlag 1 mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins e Dienſtag, den 8. Mai. Bagelverſicherung. Im verfloſſenen Jahre brachten wir an dieſer Stelle folgenden Mahnruf: „Es iſt ſehr zu bedauern, daß trotz der großen Fürſorge des Staates und der Kreiſe noch ein großer Teil unſerer feldbautreibenden Bevölkerung zum eigenen Nachteil an der Hagelverſicherung ſich nicht beteiligt. Man beliebt oft merkwürdige Ein⸗ wendungen, wie hagelſichere Gegend, Wetterverteiler (Berge) und dergleichen gegen die Hagelverſicherung vorzubringen. Tritt nun eine Hagelkataſtrophe denn doch einmal ein, dann bleibt gewiß auch das Zetergeſchrei nicht aus. Wie oft lautet der traurige Refrain eines Zeitungsberichts: „Die Hagelbeſchä⸗ digten ſind leider“ nicht verſichert.“ Ja leider! Leider iſt es aber auch eine unverantwortliche Gleich⸗ giltigkeit, um des Opfers von ein paar Mark willen den Verluſt von Hab und Gut aufs Spiel zu ſetzen. Wie können „verſicherte“ Landwirte und deren An⸗ gehörige bezüglich ihrer Feldfrüchte mit Ruhe einem herannahenden Gewitter entgegenſehen, während ſich der „Nich tverſicherten“ oft eine wahre Todesaugſt bemächtigt. Drum ſcheue man ſchon der Ruhe wegen den geringen Koſtenaufwand nicht und ver⸗ ſichere die Feldfrüchte.“ Der Inhalt vorſtehender Zeilen fand im vori⸗ gen Jahre nicht die gebührende Beherzigung. Gleichgiltig ſah man der Zukunft entgegen. Dieſe Gleichgiltigkeit hat ſich bei manchem bitter gerächt. Das furchtbare Hagelwetter am 10. Auguſt 1905, welches noch Jedermann ganz gut in Erinnerung ſein dürfte, hat viele Thränen, viele Vorwürfe, bedeutende Geldverluſte und infolgedeſſen in manchen Bauernfamilien erhebliche Rückſchläge verurſacht. Dies alles wäre durch Aufwendung eines geringen Geldbetrags für die Verſicherungs⸗ koſten in den meiſten Fällen verhütet worden. Sei Hiſtoriſche Novelle von Carl Caſſau. 13. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Schlecht gezielt!“ jnbelde Strachnitz und ſchoß beide Piſtolen nach der Richtung hin, wo er den Meuchelmörder vermutete, ab. Wachen eilten nun herbei, man durchſuchte alles, fand aber niemanden. Freilich dachte auch keiner daran, daß um dieſe Zeit Ramming, eine Flinte in der Hand, in zerriſſener Kleidung ſich durch verſchiedene Baulichkeiten in ſein Zimmer ſchlich. Leo konnte es ſich wohl denken, wer ihm dieſen freundſchaſtlichen Gruß geſendet. Jetzt freilich war zur Abrechung nicht Zeit; Leo über⸗ nahm ſelbſt den Oberbefehl, wärend ein ſehr heftiges J Schneegeſtöber das Dunkel der winterlichen Nacht noch wa V. Doch wehe, wehe, wer verſtohlen Des Mordes ſchwere Tat vollbracht! Wir heften uns an ſeine Sohlen, Dias furchtbare Geſchlecht der Nacht! Fried der Große ſaß im Lehnſtuhle. Hohe Silberleuchter mit Wachskerzen 5 das Zimmer tageshell, während der eiſerne Ofen eine behagliche Wärme ausſtrömte. Der König ſaß nachdenklich ſchon eine Weile da. Der berühmte hiſtoriſche drei⸗ eckige Hut war tief in die von Sorgen umdüſterte Stirn hinabgedrückt, der bekannte Grückſtock ruhte dzwiſchen den Beinen; die linke Hand liebkoſte me⸗ Anzeiger für gudenburg und Amg Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. ebung. ps 1906. man daher in dieſem Jahre und in alle Zukunft einſichtsvoller und verſichere ſeine Feldfrüchte. Die Prämienſätze ſind ja mäßig und als Zahlungs⸗ termin hat die Kreisverwaltung in entgegenkommen⸗ der Weiſe Martini feſtgeſetzt. Außer den ge⸗ ringen Nebenkoſten (Policegebührenanteil, Porto ꝛc.) ſind zu entrichten für je 100 Mk. Verſicherungs⸗ ſumme bei: Roggen, Weizen, Gerſte oder Hafer 66 Pfg., Spelz 77 Pfg., Hopfen 2 Mk. 64 Pfg., Tabak 3 Mk. 96 Pfg. Mitglieder, welche im vorigen Jahre keine Entſchädigung erhielten, haben den vorjährigen Prämienſatz zu entrichten (55 Pfg., bezw. 61 Pfg., 2 Mk. 20 Pfg., 3 Mk. 30 Pfg.) Die erhöhte Prämie findet nur auf die im letzten Jahre entſchädigten und auf die neuen Mitglieder Anwendung. — Der Verſichernde kann ſeine ſämt⸗ lichen Feldfrüchte oder nur einzelne Fruchtarten verſichern; doch muß dieſelbe Fruchtart im ganzen Umfange einer Wirtſchaft bezw. eines Vorwerks verſichert werden. Ein Verſtoß hiergegen hat die Ungültigkeit der Verſicherung und den Verluſt der Prämie für die betreffende Fruchtart zur Folge. Doch ſoll es als ein Verſtoß nicht angeſehen werden, wenn abgeſondert gelegene kleinere Flächen, welche zuſammen nicht mehr als den 20. Teil der betreff⸗ enden Fruchtart betragen, nicht verſichert ſind. Werden Teilflächen einer Fruchtart zur Grünfütter⸗ ung oder zum Gründüngen beſäet, ſo können ſie unverſichert belaſſen, müſſen aber in dem Verſicher⸗ ungsantrage ſpeziell bezeichnet werden. Wider beſſeres Wiſſen gemachte falſche Angaben ziehen die Ungültigkeit der Verſicherung und den Verfall der Prämie zu Gunſten der Geſellſchaft nach ſich. Verſchiedenes. 5 Ladenburg, 7. Mai. (Familienabend des evangel. u, altkath. Krankenpflegevereins Laden⸗ burg). Der Familienabend, den geſtern der Verein Hanisch 185 graue Windſ piel „Vic“ 5 chien Aeblings⸗ hund, die rechte reichte drei anderen Windſpielen Futter. So fand ihn d' Argens, der liebenswürdige Franzoſe, der ſoeben gekommen war, um auf längere Zeit bei ſeinem königlichen Freunde zu verweilen. Bei dem Anblicke, der ſich ihm bot, blieb d'Argens verwundert in der Tür ſtehen. der evangel. Kirchenchor hat mit ſeinen gut u. ſichen gereicht, feſter um die wundert die verdoppelten Wachen. 5 „Wie mögen ſich Maria Thereſia und ihr Kanzler, Fürſt Kaunitz, die Majeſtät von Frankreich und Graf Thoiſeul, Auguſt von Sachſen und Graf Brühl wohl die Köpfe zerbrechen, was Friedrich der Große im Augenblicke doch treibt! Sie glauben vielleicht er ſchmiede Zukunfts⸗ und Welteroberungs⸗ pläne, oder ſei beſtrebt, der Karte von Europa eine andere Geſtalt zu geben! — Nichts von alle⸗ dem: er ſitzt in ſeinem Zimmer und — füttert ſeine Hunde — haha!“ „Man wird alt, d'Argens! Doch gut, daß Sie da ſind; ich muß Ihnen wieder einige gelungene Verſe vorleſen!“ „So lange ſich Majeſtät in der Poeſie bewegen, werden ſie ewig jung bleiben! Haben Sie ſich nicht Sire, aus der Schale der Unſterblichkeit gewaſchen?“ „Guter d'Argens, Sie ſchmeicheln! Meine literariſchen Bemühungen hatten einzig den Zweck, in meinem lieben Deutſchland der Kunſt, dem Schönheitsſinn eine neue Heimat zu gründen; den aus Griechenland Vertriebenen in unſerem kalten Norden die Stätte zu bereiten. Es iſt ſchwer, ich weiß es! — Doch es wird Zeit, zum Amtmann zu 1 Wie viel Uhr it es, lieber Marquis?“ hier im Bahnhofhotel abgehalten, nahm in aller ſeinen Teilen einen ſehr befriedigenden Verlauf Es waren bedeutende künſtleriſche Leiſtungen, die den zahlreich verſammelten Mitgliedern, Freunden und Gönnern unſeres Vereins von hier und auswärts geboten wurden. Einen hervorragenden Anteil hat Frl. Hertha Klopfer aus Mannheim, die in liebenswürdiger Weiſe den Vortrag von vier Lieder übernommen hat. Frl. Klopfer, eine Schülerin der Kammerſängerin Seubert verfügt über eine feine klangvolle Altſtimme von abgerundeter Schönheit, die eine feine Durchbildung u. gründliche Schulung verrät. Die Lieder wurden mit größter Sicherheit, lebendiger Friſche und tiefer Empfindung von der jugendlichen Künſtlerin geſungen. Ebenfalls großen Eindruck machte der vorzügliche Violin⸗Vortrag von Frl. Mathilde Benz von hier, die ſich auch diesmal wie bei ſonſtigen muſikaliſchen Veranſtaltungen als Virtuoſin auf der Violine erwies. Auch das Clavier⸗ ſpiel der beiden Frl. Conrad von hier war eine ſehr gediegene anerkennenswerte Leiſtung. Drei Sachen für Harmonium, Clavier, Flöte, (Herr Inſpektor Kuhn) Violine (Frl. Math. Benz) Viola (Her Keller) Chello (Herr Hackmann aus Mannheim) Cornet (Herr Muſtklehrer Hertel) wurden von ſämtlichen Mitwirkenden mit ſtaunenswerter Präziſion und feinem Kunſtſinn vorgetragen, was nur durch eine energiſche Vorbereitung und verſtändnisvolles Zuſammenwirken ermöglicht wurde. Beſondere Er wähnung verdient das ausgezeichnete Clavierſpiel von Frl. Otto aus Mannheim und der in muſikaliſcher Beziehung unermüdlichen Frau Max, welch letztere um das Zuſtandekommen aller muſikaliſchen Dar⸗ bietungen ſich große Verdienſte erworben hat. Auch vorgetragenen Chorgeſängen wohlverdienten Beifall geerntet. Die auf den erſten Teil folgende theatra⸗ liſche Aufführung von „Trudchens Schatz“ ging flott, „Eben 8 Uhr, Sire!“ „Dann vorwärts!“ Sie traten hinaus in das Schneegeſtöber. Friedrich zog den Mantel, welchen ihm der Lakei Schultern und ſah nun ver⸗ „Hauptmann von Adelebſen, rief er ſtreng, „weshalb ſind die Wachen ve „Befehl, Majeſtät!“ „So, ſo?“ 190 Er beruhigte ſich und ging weiter: 8 „Meine Offiziere ſind ſehr beſorgt um meine Sicherheit, D Argens!“ „Ja, Sire, ein Ueberfall wäre Her in der Tat ſehr leicht!“ g „Wer wagt's?“ D' Argens zuckte die Achſeln. 70 Man kam in den Amtshof, wo Friedrichs ſcharfes Auge ſofort die poſtierten Huſaren wahrnahm. „Werda ?“ „Sansſouci!“ „Paſſieren!“ b Die beiden ſchritten weiter. Des Königs Auge erkannte im Dunkeln den Oberſten, der zur Inſpektion 1 gekommen war: 8 Strachnitz, was fällt ihm ein? Iſt denn heute der Teufel los? Heute abend die Parole von „Pots dam“ in „Sansſonci“ gewechſelt; jetzt überall Poſten ?“ ——