Maske ab und ſetzt der hintergangenen, übertölpel⸗ en Demokratie den Fuß auf den Nacken. Jetzt eißelt er mit Skorpionen das Ideal, vor dem er heuchleriſch einſt kniete. Gut und Blut hat es für hn hingeſchüttet, jetzt ſchlägt und ſpeit er ihm ins eſicht. Mag ſein, daß die Natur dieſen Mann nit ſchärfſter Denkfähigkeit ausſtattete; was iſt ber an ihm Großes, Vornehmes, Ariſtokratiſches, wenn er ſeinen Scharfſinn ganz in den Dienſt der Tücke und der feigen Liſt ſtellt? Nein, Napoleon kam nicht wie der mähnenumwallte, reißende, aber königliche Löwe; er war für ſeine Zeit nichts als die tückiſch ſchleichende, lauernde Tigerkatze, auf welche die leichenräuberiſche, feige Hyäne folgt. In welchem Verhältnis — und das war der 2. Teil des Vortrags — ſtand nun Napoleon zu den Frauen? Mußte ſich ſein Gemütsleben genau wie ſein Geiſtesleben beugen unter den Willen zur Macht, unter ſeinen rückſichtsloſeſten Egoismus ? Die Antwort fällt nach dem Obigen nicht ſchwer. Herr Lehramtspraktikant Maier hat dieſe Frage bis ins Detail hinein behandelt, und wenn man auch in der Beurteilung des Liebeslebens Napoleons da und dort eine andere Stellung einnehmen kann als der Redner, ſeine etwas heikle Aufgabe hat er mit eben ſo viel Takt als Geſchick gelöſt. auf die Einzelheiten näher einzugehen, ſei nur ſo viel herausgeſchält: Das ganze Liebesleben Napo⸗ leons iſt wohl nichts anderes als eine große Ko⸗ mödie, in der hüben und drüben mit gleicher Raf⸗ finerie geſpielt wird; die handelnden Perſonen tragen mehr oder weniger alle die gleiche Robe, die Robe des Ehrgeizes und der Treuloſigkeit. Einen Haus⸗ altar, an dem die innere Seelenharmonie je nach den Wechſelfällen des Lebens bald ihr Kyrie eleiſon, bald ihr Gloria anſtimmt, ſcheint er nie gehabt zu haben. Wenn auch richtig ſein mag, daß ihm auf der „Klaviatur menſchlicher Empfindungen“ kein Ton fremd geblieben iſt, ſo konnten doch ſeine ſchönſten Empfindungen nie harmoniſch ineinanderſtrömen zu einem einzigen, wahren, ewigen Akkord; Ehrgeiz und Diplomatie ließ ſie alle nur in jähen Diſſo⸗ nanzen endigen. Taube Blüten. — So glänzend unſer Urteil iſt über Napoleon als Staatsmann und Feldherr, ebenſo herb muß es ſein über ihn als Menſch. Da klirren die Spaten zu ſeiner lebendigen Grablegung; ſechs lange Jahre muß er unter den ſcharfkantigen Scherben ſeines zuſammengebrochenen Glücks lebendig begraben Ohne 7 den Verwegenen ausgeſprochen, wird milder; wir können ihm das nicht verſagen, was er allen ver⸗ ſagt hat: das Mitleid! Und wenn wir ihn auf St. Helena unter dem Trümmerhaufen ſeiner „Herrenmoral“ endlich ſterben ſehen, ſo elend, ſo hilflos, ſo einſam, da iſt es uns, als kämen wir von einem Richtplatze. Noch durchbebt und durch⸗ zittert uns das eben geſchaute Ungeheure — aber der Zorn iſt verflogen; der Gerichtete iſt in unſe⸗ ren Augen nicht mehr der Verbrecher, ſondern der mitleidheiſchende Menſch. Gerne kehren wir von dem Sterbelager dieſes Mannes, dem die „Herrenmoral“ das glänzendſte aber auch furcht⸗ barſte Los in den Schoß geworfen, zurück an das Sterbelager der Vertreterin einer anderen Weltan⸗ ſchauung, der Weltanſchauung des Mitleids, der Nächſtenliebe, des Kreuzes. Wir kehren zurück an das Sterbelager jenes brayen Weibes, das in der Stunde des größten Unglücks aus Napoleons Hand eine Roſe annehmen mußte, zurück zu jener armen Luiſe, die von einem weinenden Gatten und ihren ſchluchzenden Kindern umringt — ſtirbt mit den Worten auf den Lippen: „Herr Jeſu, Jeſu, mache es kurz“. — 5 — Mannheim, 29. April. Um ein mög⸗ lichſt klares Bild über Verhältniſſe der Heimarbeiter zu gewinnen, Großherzogtum umfangreiche Erhebungen veranſtaltet worden. Für den Amtsbezirk Mannheim hat ſich ergeben, daß Heimarbeit geleiſtet wird zur Herſtellung von Schneiderarbeit, Näharbeit für die Korſettfabrik⸗ ation, Weißwaren und Ausſtattungsgeſchäfte, Arbeiten an Zelluloidpuppen, Zurichtung von Material zur Tabakfabrikation, Kartonagearbeiten,, Zurichtung von Baumwolleabfällen, von Roßhaar, Saffran, zum Verleſen von Kaffee, zur Herſtellung von Schuhmacher⸗ arbeiten und zum Flicken von Säcken. Beſondere Schwierigkeiten bietet die Beant⸗ wortung der Fragen: ob und aus welchen Gründen das Weiterbeſtehen und die Ausdehnung einzelner hausinduſtrieller Zweige für wirtſchaftich erwünſcht bezw. notwendig zu halten iſt oder nicht, welche Vorteile oder Nachteile in wirtſchaftlicher, ſozialer und ſittlicher Beziehung mit der Hausinduſtrie verbunden ſind. Es wäre erwünſcht, wenn die Erhebungen ergänzt würden durch unmittelbare Mitteilungen aus dem Kreiſe der Heimarbeiter an das Gr. Be⸗ ſind ſeit einiger Zeit im ganzen — Neuſtadt a. d. H., 28. April, ereignete ſich auf dem Gienantſchen Eiſenwert Kupferſchmelz ein ſchwerer Unglücksfall. Vein Schleifen von Gußeiſen zerſprang plotzlich ein Schmirgelſchleifſtein. Der Arbeiter Franz Walter wurde derart am Kopf getroffen, daß er ſofort but liegen blieb. — Berlin, 29. April. Der Eſſenhahh⸗ miniſter Budde iſt geſtern früh ſeinem Leiden erlege das ihn ſchon geraume Zeit aufs Krankenlager ge. worfen hatte: Krebs, woran er im vorigen Sommer bereits operiert worden war. Budde iſt der Pater all der bekannten Tarifreformen, die ſeit Jahren erörtert werden und deren Abſchluß bevorſteht; aut an umfaſſenden Maßnahmen zur Erhöhung der Betriebsſicherheit hat er gearbeitet. Beſonders an Herzen lag Budde, der zweifellos einer der tüchtige preußiſchen Eiſenbahnminiſter geweſen iſt, die Berg ſichtigung der ſtrategiſchen Bedeutung der Bahnen wobei ihm ſeine Tätigkeit im Großen Generalſtab⸗ ſowie auch als Chef der Eiſenbahnabteilung Kriegsminiſterium ſehr zu ſtatten kam. Auch schen bei ſeinem Eintreten für die Kanalvorlage hatte er ja mehr den ſtrategiſchen Wert der geforderſeg Waſſerſtraßen im Auge. Die Verabſchiedung dez ſtark verſtümmelten Geſetzes brachte ihm die Per⸗ leihung des Schwarzen Adlerordens. Kaiſer Wilheg hat beſonders viel von Herrn v. Budde gehalt und verkehrte auch gern im Hauſe des Minſſegz, dem in der letzten ſchweren Zeit ſeine anmutige Gattin, die man in Berlin die ſchönſte der Miniſſer⸗ frauen nennt, aufopfernd zur Seite ſtand, Dee Kinder in jugendlichem Alter gaben dem glückliche Familienleben Inhalt und Freude. — London, 1. Mai. Der mit Ausflüglg beſetzte Dampfer „Kurier“ ſank geſtern bei der Ine Sark. Nach einer Meldung ſind 44 Perſonen, nat einer anderen 4 Perſonen dabei ertrunken. Handwerkskammer Mannheim. Unter den Vorſitz des Herrn Regierungsrats Mattenklott bon Großh. Landesgewerbeamt in Karlsruhe fand au Samstag die Prämiirung der Geſellenſtücke ii Lehrlingsarbeiten des Kammerbezirks ſtatt, Ausſtellung, welche in der Gewerbehalle (frühes Zeughaus) untergebracht iſt, dauert bis einſchliehn Sonntag, 6. Mai. Der Eintritt iſt für ee mann frei. 85 8 N. Vle zubringen. Das harte Urteil, das wir ſoeben über zirksamt. Bei den leitet hohen Fleischpreisen * MAGGI Würze der Hausfrau unſchätzbare Dienſte, um auf billige Art 83 gute, ſchmackhafte Gerichte zu bereiten. mit dem Kreuzſtern Man laſſe „Macdls Würze“ nur in M Originalfläſchchen nachfüllen. Krieger⸗Verein Ladenburg. Eingetragener Verein. 5. Mai, l. Js. Abends 9 Uhr findet im Lokal Beneral⸗Perſammlung mit folgender Tagesordnung ſtatt: 5 1 95 Jahresbericht. 2. Rechnungsablage. 3. Vorſtandswahl. 4. Wahl n 2 Reviſoren. 5. Ausflug. 6. Beſuch der Fahnenweihe in Schriesheim. Um vollzähliges und pünktliches Erſcheinen bittet. Der Vorſtand. Gewerkverein der Maſchinenbauer u. Metallarbeiter Ladenburg. Sonntag, den 6. Mai, nachmittags 4 Uhr im Saale des Gaſthauſes zum „Adler“. öffentliche Gewerkvereinsverſammlung. Tagesordnung: Der Kampf zwiſchen Kapital und Arbeit. Referent: Herr Albert Haertlein, Mannheim. — Freie Diskuſſion. Zu dieſer Verſammlung iſt die eſamte Ladenburger Arbei Samstag, den zum „Adler“ 10 1 2 5 3 — Daukſagung. Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem Hin⸗ ſcheiden unſeres lieben Vaters, Schwiegervaters, Großvaters und Bruders . Joſeph Lay 5 agen wir allen auf dieſem Wege unſern innigſten Dank. Be⸗ ſonders danken wir für die liebevolle Pflege der Niederbronner Schweſtern und für die vielen Beſuche des hochw. Herrn Kaplan. Ladenburg, 30. April 1906. 80 trauernden Hinterbliebenen. 3 Zimmer 20 em lang 25 em Durchmeſſer per en der Hauptſtraße ſofort zu vermieleh 0 8 Zu erfragen in d. Exp. d. Bl. Bündel 13 Pfennig offeriert. — J. Ph. 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