e 1 . I 5 0 85 Preis vierteljährlich Mark 1. Redaktion, Druck und Verlag der denburger rſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 05 mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. 8 und Umgehung. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Hofbuchdruckerei Karl Malitoar, Ladenburg. e Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. 1 35. Dienſtag, ben 1. Mai Verſchiedenes. 91 Ladenburg, 27. April. Aus der Ge⸗ meinderatsſitzung (mitgeteilt vom Bürgermeiſteramt). 1. Zu den am 29. April ds. Is. im freiwilligen Feuerwehrkorps hier vorzunehmenden Wahlen werden die vom Verwaltungsrat vorgeſchlagenen Urkunds⸗ perſonen ernannt bezw. beſtätigt. 2. In dem Garten des Gebäudes des chriſtl. Bürgerhoſpitalfonds ſoll neben dem Hintergebäude ein Sectionszimmer errichtet werden und erhält der Stadtbaumeiſter Auftrag, Pläne und Koſtenüber⸗ ſchlag hierwegen zu fertigen und zur Vorlage zu bringen. 3. Nachdem ſich die Mehrheit der beteiligten Ge⸗ meinden zu den Vorſchlägen wegen Feſtſetzung des Tages des Kirchweihfeſtes geäußert haben, ſoll uun⸗ mehr für Ladenburg der 3. Sonntag im Auguſt * als Kirchweihſonntag dem Gr. Bezirksamt vorge⸗ — ſchlagen werden. 4. Maurer Karl Gattung hier wird, nachdem er die vorgeſchriebene Taxe bezalt hat, als Gemeinde⸗ bürger zugelaſſen. 5. Zu der vom Verein zur Rettung ſittlich ver⸗ f wahrloſter Kinder im Großherzogtum Baden in it Karlsruhe vorgeſchlagenen Unterbringung als Lehr⸗ 5 ling des Zwangszöglings Johann Siebach von hier wird die Zuſtimmung erteilt. 00 6. Genehmigt wird ein Ausſtandsgeſuch. 7. Den beiden hieſigen Turnvereinen wird für das Sommerhalbjahr 1906 geſtattet, an je zwei Abenden in der Woche den ſtädtiſchen Turnplatz zu benützen. 8. Eine vom Gr. Bezirksamt Mannheim anher gegebene Beſchwerde verſchiedener Bewohner der neuen Anlage wegen Bepflanzung der Anlage mit Zierbäumen geht an den Vorſtand des gemeinnützi⸗ gen Vereins hier zur Aeußerung. 9. Wegen Beſchädigung der vom gemeinnützigen Schach dem Könige! Hiſtoriſche Novelle von Carl Caſſau. 11. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Leo grüßte ſtolz und ſchritt hinaus. mußte ihm mit Licht das Geleit geben. i „Kapitän,“ ſprang nun Warkotſch auf, „ſchlagen Sie ſich nicht mit dieſem ausgezeichneten Schützen; er trifft das Aß der Karte auf hunderte Schritte; ebenſo gewandt iſt er im Fechten!“ 8 „Keine Sorge! Wir dürfen unſere Angelegen⸗ 0 heit nicht gefährden! Vorwärts! Aufs Pferd! Des 9 Herrn Obriſten wollen wir uns doch lieber ver⸗ 1 ſichern, er könnte ſonſt Schaden anrichten!“ a Warkotſch lachte tückiſch: U Gut, gut! Sorgt, daß eure Panduren zeitig genug hier ſind! Erwiſchen Sie den großſprecheriſchen Obriſten, ſo tun Sie mir einen großen Gefalleu! . Eilen Sie!“ 4 Dieſes wurde ſchon im Empfangszimmer ver⸗ B handelt, gleich darauf ſprengte der Fremde davon. Nicht lange darauf meldete Matthias dem Baron, daß angerichtet ſei; nur die Baronin teilte das Abendbrot mit ihm. Bleich und angegriffen ſaß ſie da, eiu wahres Jammerbild, eine Anklage für den Baron. Er konnte es doch nicht überwinden; teil⸗ nehmend ſah er ſie an: „Du biſt krank, Selma 2“ 55 Nein, o nein, Erich, nur erſchöpft; laß mich Verein in der neuen Anlage geſetzten Zierbäume ſoll eine öffentliche Bekanntmachung erlaſſen werden und ſoll demjenigen, welcher den oder die Täter ſo zu bezeichnen vermag, daß ſie mit Erfolg gerichtlich belangt werden können, eine Belohnung von 25 Mark zugeſichert werden. ): (Ladenburg, 30. April. Das Bürger⸗ meiſteramt ließ im Laufe der vorigen Woche drei weitere Milchproben erheben und ſolche chemiſch unterſuchen. Zwei Proben wurden ſeitens des Nahrungsmittelchemikers nicht beanſtandet, während zur dritten Probe noch eine direkte Stallprobe ent⸗ nommen werden mußte. Nun ſtellte ſich auf Grund der Unterſuchung der Stallprobe heraus, daß die direkt entnommene Probe 40 % Waſſer enthielt. Strafantrag wurde geſtellt. Ladenburg, 1. Mai. Nächſten Sonn⸗ tag abend wird, wie aus dem Anzeigenteil zu er⸗ ſehen iſt, der Evang.⸗Altkath. Krankenpflegeverein im Bahnhofhotel ſeinen diesjährigen Familienabend abhalten. Er ſoll zunächſt dem Zwecke dienen, den Mitgliedern, Freunden und Gönnern des Vereins eine edle Unterhaltung zu bieten. Die Namen der verehrten Damen und Herren von hier und aus⸗ wärts, die in hochherziger Weiſe ihre Kunſt in den Dienſt einer ſchönen Sache ſtellen, ſowie das ſorg⸗ fältig ausgewählte und zuſammengeſtellte Programm mit ſeinen muſikaliſchen, geſanglichen und theatrali⸗ ſchen Darbietungen bürgen dafür, daß der Abend in jeder Beziehung zu einem recht genußreichen ſich geſtalten und allen Erwartungen gerecht werden wird. Um mit dem Angenehmen das Nützliche zu verbinden und dem wohltätigen Verein auch einen finanziellen Erfolg zu ſichern, wird eine Gaben⸗ verloſung damit verbunden, der wir um der Sache willen ein recht günſtiges Ergebnis von Herzen wünſchen. Darum werden alle verehrlichen Mit⸗ glieder um gütige Spenden von Gaben und Ge⸗ aber, haſt Dn doch ſonſt kein Gehör für meine Bitten!“ „Du irrſt, meine Liebe, ſtets berückſichtigte ich Deine Wünſche!“ Sie lächelte bitter. „Du zweifelſt an mir?“ „Gut, Erich, wenn Du mich liebſt, gib den Plan auf, den Du mit dem Förſter und dem Pan⸗ durenkapitän beſprochen; ich habe im Zimmer nebenan alles gehört!“ „Verdammt!“ fuhr der Baron auf, mäßigte ſich aber klug berechnend ſogleich und ſagte ruhig: „Was haſt Du gehört, Selma ?“ „Ihr wollt unſeren teuern König Friedrich, den Gott ſegnen möge, nachts aufheben und nach Oeſterreich ſchleppen!“ Wütend ſpraug er auf und ſuchte ihr das Taſchentuch in den Mund zu ſchieben, die Baronin aber ergriff ein ſilbernes ſcharſes Deſſermeſſer und rief! „Keinen Verſuch mehr, Erich, oder ich erwehre mich meines Lebens, das ich gern für den König einſetze!“ Er lächelte tückiſch, ließ von ihr ab und ſagte gelaſſen: „Gut denn, ich gebe den Plan auf! Matthias, eine Flaſche Tokeyer!“ f Der Diener brachte das Verlangte und dann zurück. Der Baron trank haſtig. „Selma“ ſprach er weich, „vergib mir! Laß zog ſich Armen auf und legte ſie auf das Sofa. Brandenburg auftrat! Noch einen Moment, und es ern eee eee — ſchenken herzlich gebeten. Dieſelben wollen im Laufe der Woche an Herrn Theodor Grab und vo Sonntag nachmittag an im Bahnhofhotel abgegeben werden. Möge der Familienabend mit ſeinen reiche Darbietungen eine ſtarke Beteiligung finden un der edle Wohltätigkeitszweck eine vielſeitige Unter⸗ ſtützung erfahren. . Ladenburg, 1. Mai. (Populär⸗wiſſen⸗ ſchaftliche Vortragsabende). Der Gram ſchloß ihr 5 im ſelben Jahr die kummermüden Augen, als er auf der Höhe ſeiner Macht ſtand, ihr, Preußens Königin, dem Ideal des deutſchen Weibes, er, Na poleon, der Typus des Nietzſche⸗ſchen „Herren 5 menſchen“. Napoleon, ein Herrenmenſch!l Das war das Bild, welches Herr Lehramtspraktikant Maier beim letzten Vortragsabend vor unſeren Augen zu entwerfen verſuchte. Die Leinwand, auf die er zeichnete, bildeten zunächſt hiſtoriſche Ereigniſſe all gemeiner Natur. Bald aber reihte ſich Strich a Strich; keck und karakteriſtiſch wurden ſie geführt immer mehr dem Ganzen zuſtrebend. Immer farben friſcher und vollkommener wurde das Bild. Plotz lich ſtand er vor uns, wie zum Leben geworden der Mann mit der Denkerſtirn und den dunkle ſtechenden Augen, und es war, als ob man ſein Reitgerte pfeifen und ſeine Sporen klirren hörte Eine vorzügliche Schilderung! Als falſcher Man datar der Demokratie ſchlich er ſich auf den Thron. Nichts wollte er anfangs ſein als das willfährige Werkzeug des ſouveränen Volkes. Und als dieſes ſouveräne Volk über ihn abſtimmen ſollte, da war keiner ſo niedrig, klein und erbärmlich, deſſen Stim⸗ me er nicht mit über ſich entſcheiden ließ. Scham⸗ los, wie er ſonſt nur Frauen umſchmeichelte, ſchmei⸗ chelte er dem Pöbel, wo und wie er nur konnte; ſelbſt der Demokratie von halb Europa wollte er ein rettender Engel ſein. Kaum von Pöbels Gna den Konſul und Kaiſer geworden, wirft er di⸗ uns Frieden ſchließen. Du haſt recht; der Plan iſt nicht nur gräßlich, er iſt auch gefährlich. Ich denke nicht mehr daran. Aber begreifen kannſt Du mich, wenn Du bedenkſt, was er mir zufügte!“ Sie lächelte unter Tränen. „Wenn Du doch ſtets ſo wärſt, Erich! Aber iſt's auch Dein heilger Eruſt?“ 5 „Gewiß!“ ſagte er, dachte aber: „Es iſt mein Ernſt, auszuführen, was ich denke!“ 993 Nun lehnte ſie ſich beruhigt zurück, ſah ihm zu, wie er mit geſundem Appetit aß und trank, und ließ ſich dann von ihm ins Wohnzimmer führen. Warkotſch ſpielte den Galanten nach allen Regen der Kunſt; nur auf kurze Zeit war er ab⸗ weſend und in ſeinem eigenen Zimmer, um dort aus einem Wandſchränkchen ein weißes Pülverchen hämiſch lachend zu ſich zu ſtecken. Dann ließ er ſich drüben wieder von ſeiner Gemahlin vorſpielen und vorſingen, wie einſt, da ſie noch glückliche Braut war. Währenddem tat er ſchnell das Pulver in die Waſſerkaraffe, aus der bald nachher die Baronin wiederholt trank. Es dauerte nicht gar ſehr lange, ſo ſank ſie matt zurück. Warkotſch fing ſie in ſeinen 1 „So, nun wirſt Du meine Pläne nicht mehr 5 durchkreuzen, teure Selma!“ flüſterte er. „Wie 8 fanatiſch das Weib auch für den Marquis en hätte mich bei Gott durchbohrt!“ (Fortſ. folgt.)