3 Preis vierteljährlich Mark Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckherei Karl Molitor, Laden 2 Anzeiger für Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 6 mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. hurg un N * Laden 10 burg. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme VVV 10 fg * Bei größeren Aufträgen Rabatt. M 34. ö — 1 Italien und der Dreibund. Die den franzöſiſchen Anſprüchen bemerkens⸗ nicht nur in Deutſchland Aufſehen und Befremden erregt, ſondern iſt auch in Italien ſelbſt auffällig gefunden worden. Der Senator de Martino hat darum am Dienſtag im italieniſchen Senat die Re⸗ gierung darüber interpelliert, ob der Dreibund auch fernerhin die Grundlage für die auswärtige Politik Italiens bleiben werde, wobei er nicht verfehlte, auf die Notwendigkeit für Italiens, am mitteleuro⸗ päiſchen Bündniſſe feſtzuhalten, hinzuweiſen. Die Antwort des Miniſters des Aeußeren, Grafen Guicci⸗ ardini, auf die Anfrage de Martino kann im großen und ganzen die Freunde des Dreibundes mit Be⸗ friedigung erfüllen, denn in ihr verſichert der Mi⸗ niſter, Italien werde auch fernerhin in herzlicher Treue zum Dreibunde ſtehen, ungeachtet der Weiter⸗ pflegung der freundſchaftlichen Beziehungen Italiens zu Frankreich und England. Der Miniſter betonte, es gebe keinen Grund für Italien, die bisherige Richtungslinie ſeiner auswärtigen Politik zu ändern und wies darauf hin, daß die Dreibundspolitik ſeit einem Vierteljahrhundert eine ſichere Unterlage für die Ruhe Europas gebildet habe, und bezeichnete ſie offen als den Grundpfeiler des europäiſchen Friedens. Graf Guicciardini geſtand auch ohne weiteres zu, daß der Dreibund die Intereſſen Ita⸗ liens in Albanien und Mazedonien ſichere. Der ſchwache Punkt in den Darlegungen des Miniſters war freilich die verſuchte Rechtfertigung der Tätig⸗ keit Italiens auf der Konferenz zu Algeciras, denn ſelbſt die ſchönſten Phraſen des Miniſters über die verſöhnende und vermittelnde Haltung des italieni⸗ ſchen Vertreters in Algeciras können nicht darüber hinwegtäuſchen, daß Italien auf der Marokko⸗Kon⸗ . 1 — SDP — Hiſtoriſche Novelle von Carl Caſſau. 10. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Es wareu dieſe Drei der Baron Warkotſch, und ein zweiter von ziemlicher Korpulenz, den man auf hundert Schritte ſchon den Forſtmann anſah, und ein großer, breitſchultriger Mann der ein faſt militäriſches Anſehen hatte und vom Baron wiederholt „mein lieber Wallis“ genannt wurde. war nach hinten begrenzt von mehreren Piecen, die ein Empfangszimmer, in welchem Matthias untätig die Herren vor Störung bewahren ſollte. Inzwiſchen wurde das Geſpräch, von dem Matthias kein Wort entging, ein ſehr animiertes. Jetzt redete der Förſter Schmidt, der Gutsverwalter bei dem Baron und eine gleichgeſinnte Kreatur der⸗ ſelben war: „Anf alle Fälle war es für Sie eine Niederlage, Baron, daß jemand an Ihr Herrenrecht taſten durfte!“ „Was ſchadet's 2“ meinte der Baron, ungeniert ähnend und ſich ſtreckend, „es iſt der König! Und be ſetzte er höhnich hinzu, „iſt das Geſetz!“ 5 Die beiden Andern lachten über dieſe Philoſophie. Uebrigens“, fuhr der Redner fort, auf den 10 Tiſch ſchlagend, „der Tenfel ſoll ihn holen, wenn er ſich wieder in meine Angelegenheiten miſcht!“ 0 wert günſtige Haltung des italieniſchen Vertreters auf der Marokko⸗Konferenz, Visconti Venoſtas, hat Das Salonzimmer, in welchem die Drei ſaßen nach dem Flügel der Baronin führten; vorn war ferenz wieder einmal eine „Extratour“ mit Frank⸗ reich tanzte, daß es auf der Konferenz eine ſolche Haltung eingenommen hat, wie man nach ſeinen Dreibundsverpflichtungen nicht hätte erwarten ſollen. Auch über das behauptete Sonderabkommen Italiens mit Frankreich glitt Guicciardini mit einigen diplo⸗ matiſchen Wendungen hinweg, es iſt offenbar, daß die italieniſche Regierung in dieſer Sache kein ſo beſonders reines Gewiſſen hat. Vielleicht iſt es deshalb kein bloßer Zufall, wenn das Wiener „Fremdenblatt“ in einem hochoffizibſen Artikel, der gerade unmittelbar vor der Interpellation de Mar⸗ Danktelegrammes Kaiſer Wilhelms an den Miniſter probte Bundestreue Oeſterreich⸗Ungarns hinweiſt; dieſe hochoffizibſe Kundgebung von der Donau kann nur geeignet ſein, die leitenden Perſönlichkeiten Italiens zum ernſten Nachdenken über die Dreibund⸗ pflichten Italiens anzuregen. Im übrigen können allerdings die Erklärungen des italieniſchen Miniſters des Aeußeren, wie ſchon erwähnt, nur mit Genugtuung aufgenommen werden, denn ſie laſſen erkennen, wie ſehr man in den maß⸗ gebenden römiſchen Regierungskreiſen trotz allen Liebäugelns mit Frankreich und England den Wert des Bündniſſes Italiens mit den beiden mitteleuro⸗ päiſchen Kaiſerreichen für das eigene Land auch jetzt noch zu ſchätzen weiß. Es iſt ja auch gar keine Frage, daß Italien ſeine angeſehene Stellung im europäiſchen Konzert lediglich dem ſtarken Rück⸗ halte verdankt, welchen es an der Tripleallianz ſindet; in dem Augenblicke, in welchem ſich Italien von ſeinem nun ſchon über zwanzig Jahre alten Bündniſſe von Deutſchland und Oeſterreich⸗Ungarn wieder loslöſen würde, würde es auch von ſeiner Großmachtſtellung mehr oder weniger herabſteigen. Nie jedoch würde Italien in einem etwaigen Bünd⸗ „Was iſt's, wovon Sie ſprechen? fragte jetzt neugierig der Fremde. „Die Sache iſt die, mein lieber Wallis,“ ent⸗ gegnete der Baron hitzig, „ich laſſe ein paar Leibeigene, die ſich unnütz gemacht durchpeitſchen, nach dem Rechte, das mir zuſteht; kommt mir da vom König Friedrich eine Ordonnanz, worin er mir das verbietet und ſagt, „die Leibeigenen ſeien auch Menſchen!“ — Als ob ich das je bezweifelt hätte!“ ſetzte er ehniſch hinzu. „Wo haben Sie den Wiſch?“ „Hier!“ Dabei zog er ein Papier aus ſeinem Rocke her⸗ vor, das der Fremde entfaltete, und las. Als er an den Schluß kam lachte er überlaut, denn hier präſen⸗ tierte ſich in derben Zügen der Randentſcheid des Königs. f „Dem Baron Warkotſch von Strehlen wird hier⸗ mit ein für allemmal die Mißhandlung ſeiner Leib⸗ eigenen bei geſetzlicher Strafe unterſagt. Leibeigene ſind auch Menſchen. Gegeben unter dem königlichen Siegel. Friedrich.“ Lager von Strehlen, 8 12. Dez. 1760. a „Iſt es nicht toll 2“ſchrie Warkotſch. 5 ö 1 1 1 niſſe mit Frankreich und England der vollſtändig Land aus der politiſchen Verbindung mit Deutſch⸗ Grafen Goluchowski auf die auch in Algeciras er⸗ läßt ſich aber nicht verkennen, daß es eine in ihrem Einfluße nicht zu unterſchätzende Partei in Italien tinos veröffentlicht wurde, anläßlich des bekannten „Abſcheulich!“ beſtätigte heuchleriſch der Förſter. „Schändlich!“ beteuerte der Fremde. „Aber ich werde mich rächen! — Wie wär's, Kapitän, — hier legte der Fremde ihm die Hand auf den Mund — gleichviel, unbeſorgt! — wenn gleichberechtigte Dritte ſein, wie im Dreibunde, es würde ſtets zu ſeinen neuen Partnern in einem ge⸗ wiſſen Vaſallenverhältniſſe ſtehen, und die Erkennt⸗ nis dieſer Tatſache iſt denn glücklicherweiſe bei den verantwortlichen Staatsmännern des Apenninen⸗ königreiches noch immer groß genug, um eine ver⸗ hängnisvolle Wendung in der auswärtigen Politik Italiens, wie ſie ein Austritt Italiens aus der Tripleallianz bedeuten würde, zu verhüten. Es giebt, welche mit allen Mitteln daran arbeitet, das land und Oeſterreich⸗Ungarn loszulöſen und es in die Arme des ſtammverwandten romaniſchen Nach barreiches zu treiben, und dieſe Partei ſind die Irredentiſten. Es kann im eigenſten Intereſſe Italiens nur dringend gewünſcht werden, daß ſich die auswärtige Politik Italiens auch fernerhin der irredentiſtiſchen Beſtrebungen kräftig erwehre, wozu es freilich auch gehört, daß Italien allzeit offen und ungeſchminkt ſeine Dreibundtreue bekennt, nicht aber Seitenſprünge, wie in Algeciras, macht. Verſchiedenes. zur Ladenburg, 27. April. Die am 25. April abgehaltene Generalverſammlung der Ge⸗ ſellſchafter der Eiſenkonſtruktions⸗, Brückenbau⸗ und Verzinkerei⸗Anſtalt G. m. b. H. in Ladenburg ge⸗ nehmigte die Vorſchläge der Verwaltung und damit die Verteilung einer Dividende von 5% für das abgelaufene erſte Geſchäftsjahr 1905. Die aus⸗ ſcheidenden Aufſichtsratsmitglieder wurden wiederge⸗ wählt. — Mannheim, 25. April. Einen teuren Jux machte ſich heute früh kurz nach 5 Uhr auf dem Heimweg von einer „ſchweren Sitzung“ der wir ihn aufhöben und nach Oeſterreich abführten 2 ö Der Förſter rieb ſich die Hände, denn von ihm 9 ging die erſte Idee aus; der Fremde aber ſchmunzelte: „Wie wollte man's anfangen 2, „Bekanntlich“, fuhr der Baron leiſe fort, „iſt das Hauptquartier in einem Sommerhauſe. Ich habe den Schlüſſel zu eiuer Tür der Umfaſſungsmauer!“ „Halt!“ rief hier der Förſter. „Vorſicht iſt beſſer als Nachſicht; dem Diener da im Empfangs zimmer traue ich nicht! er muß fort!“ 985 a Sie nickten zuſtimmend. 5 „Matthias!“ rief hierauf der Baron, und ſagte zu dem Eintretenden — „Du mußt ſogleich nach der Apotheke des nächſten Ortes und Magentropfen für meinen Gaſt holen, der eine furchtbare Migräne hat.“ Der Fremde hielt ſogleich ſein Taſchentuch gegen die Stirn. „Wie der Herr Baron befehlen!“ Bald darauf hörte man die Hufſchläge eines Pferdes, denn Matthias hatte ſich das Prädikat eiues allzeit bereiten Jägers allgemach verdient. Nun ging das Geſpräch ungeniert weiter. Man verabredete den Plan bis in das einzlne. Der Pſeudo⸗ Gutsbeſitzer, der ſich als Kapitän eines Panduren⸗ Regiments entpuppte, ſollte mit Loſung und Feld⸗ geſchrei, die der Baron erkunden wollte, verſehen werden, alsdann ſollte er Nachricht von einem Ver⸗ trauten des Barons haben, gleich heute abend ſollte er aufbrechen. In ſeiner Verkleidung, meinte man,