N 6. Der Lohn der ſtädtiſchen Tagelöhner wird mit ſofortiger Wirkung von pro Tag und Kopf 1.60 Mk. auf 1.80 Mark erhöht. 7. Mit der Firma C. Maquet in Heidelberg ſoll wegen Anſchaffung eines Leichentransportwagens in Verbindung getreten werden. 8. Die in der letzten Bürgerausſchußſitzung an⸗ geregte Erweiterung des Armenratskollegiums wird herſchoben bis Ladenburg 4000 Einwohner haben wird. 9. Von der Kündigung eines Kapitals von 2700 Mk. an den chriſtl. Bürgerhoſpitalfond hier nit dreimonatlicher Friſt wird Kenntnis genommen. 10. Dem Ratſchreibergehilfen Friedrich Reinhard n Heiligkreuzſteinach ſoll die erledigte Gehilfenſtelle uf diesſeitiger Kanzlei übertragen werden, dabei ird eine Probedienſtzeit von vier Wochen feſtgeſetzt. Bei zufriedenſtellenden Leiſtungen ſoll der Gehalt ach Umfluß der Probedienſtzeit von 420 Mk. auf 00 Mk. pro Jahr erhöht werden. reiwillige Feuerwehr hier ſoll im Submiſſtonswege ergeben werden und iſt deshalb geeignetes Aus⸗ chreiben zu erlaſſen. — Mannheim, 23. April. In Anweſen⸗ eit zahlreicher Vertreter altkatholiſcher Jungmann⸗ chaften, Jünglings⸗, Männer⸗ und Bürgervereine und des Zentralpräſidenten des Schweizeriſchen Vereins junger Chriſtkatholiken wurde hier ein Reichsverband altkatholiſcher Jungmannſchaften ge⸗ gründet. Dem Verbande traten ſofort die bereits beſtehenden altkatholiſchen Jungmannſchaften Köln, Krefeld, Heidelberg, Konſtanz, Ladenburg, Mannheim, München und Thiengen und die vor kurzem gegrün⸗ dete Ortsgruppe Frankfurt a. M. bei. Vorort iſt München. — Karlsruhe, 21. April. Zur Oberhof⸗ meiſterin der Frau Großherzogin iſt die Gräfin Andlaw⸗Homburg, geb. Freiin Zorn v. Bulach, vom Großherzog ernannt worden. Ihr Gemahl, Oberſt⸗ hofmarſchall Graf Andlaw, feiert morgen ſein 25⸗ jähriges Jubiläum im Hofdienſt. Die bisherige Oberhofmeiſterin Freifrau von Holzing⸗Berſtatt iſt, ihrem wiederholten Anſuchen entſprechend, mit Rück⸗ ſicht auf ihre Geſundheitsverhältniſſe ihrer dienſt⸗ lichen Funktionen unter Belaſſung in ihrer bisheri⸗ gen Rangſtellung in Gnaden, und wie der Hof⸗ bericht bemerkt, in dankbarſter Anerkennung ihrer mehr als 40 jährigen, unſchätzbaren Verdienſte und Das Herrenhaus iu Strehlen ſtand nicht im Lagerrayon; Leo kommandierte daſelbſt eine Art von Vorhut, weshalb auch Vorpoſten ſtets hin und her patrouillierten, während 50 Huſaren marſchbereit waren. Der Baron war in ſeinen Bewegungen durch⸗ aus nicht gehemmt; er konnte Beſuche empfangen, Fremde beherbergen, ohne daß Schranken geſetzt wären. „Heute, an einem ſchönen Wintertage, hatte er ſich ſchon früh aufs Pferd geſchwungen; Kappel mußte ihn begleiten; ihr Weg ging nach Breslau. Währeud der treue Matthias der ihm von Boylen'ſchen Hauſe verlebten ſchönen Tage gedachte, hafteten des Barons Gedanken in Woiſelwitz bei Eliſen. Wiederholt war er jetzt dort geweſen, aber nie⸗ mals hatte er Gelegenheit gehabt, mit dem ſchöuen Mädchen zu ſprechen, bis geſtern ſich dazu Gelegen⸗ heit bot. Eliſe war allein, als er eintrat. Stumm te er ſich in die Ecke, dann begann er: „Sie ſcheuen mich, mein Fräulein?“ „Ich wüßte nicht, warum, Herr Baron!“ „O, ich bemerke es wohl!“ Sie zuckte die Achſeln. „Wiſſen Sie auch, daß ich aus Verzweiflung wegen Ihrer abweiſenden Antwort gelegentlich meiner Werbung unglücklich geworden bin? Ich wollte meiner hoffnungsloſen Neigung zu Ihnen vorbeugen und heiratete Selma, die ich nicht liebte, nie lieben kann, wie Sie holde, angebetete Eliſe!“ Und dabei warf er ſich zu ihren Füßen. . „Herr Baron, ſtehen Sie auf!“ gebot Eliſe ſtolz. „Spielen Sie nicht mit ſolche Komödie in dem Hauſe, das einſt Ihre Gemahlin als Tochter beherbergte!“ „Und Sie glauben mir nicht, haben nicht Mit⸗ leid mit meinem armen Herzen?“ „Nein! Ein Ehemann hat andere Pflichten; ihm irgendwie fliehen. 11. Die Lieferung von 30 Uniformröcken für die ihre dem Wohle der Großherzogin unermüdlich ge⸗ widmete Tätigkeit, enthoben worden. — St. Ilgen, 22. April. Ein etwa vier⸗ jähriges Kind ſtand heute nachmittag auf dem Geh⸗ weg der hieſigen Ortsſtraße, als ein bei Herrn Mechauiker Hambrecht in Wiesloch in Arbeit ſtehender junger Mann aus Sandhauſen auf einem Motorrad mit raſender Geſchwindigkeit um eine Straßenkurve fuhr und das arme Kind das ſich nicht zu retten vermochte, überfuhr. Schwer verletzt wurde das Kind ſofort in das akademiſche Krankenhaus nach Heidelberg verbracht. — Stuttgart, 22. April. Geſtern nach⸗ mittag wurde auf eine Verkäuferin in einem Kaffee⸗ geſchäft in der Kanzleiſtraße ein Raubanfall ausge⸗ übt. Dem Mädchen wurden mit einem ſtumpfen Inſtrument verſchiedene Schläge auf den Kopf ver⸗ ſetzt, ſo daß es bewußtlos zuſammenbrach. Das Hinzukommen eines Hausgenoſſen ſtörte den Verbrecher an ſeinem Vorhaben. Es gelang demſelben zu Das Mädchen iſt außer Lebensgefahr. — Mainz, 22. April. Auch das letzte Kind der auf ſo traurige Weiſe ums Leben gekommenen Familie des Bankdirektors Gutmann, ein neunjähriges Mädchen, iſt an der Salmvergiftung geſtorben. Die Witwe Stocker, eine Schweſter Gutmanns, und deren Töchterchen liegen noch ſchwer krank danieder, und man befürchtet das Schlimmſte. Die Köchin der Witwe Stocker, die ebenfalls von dem Salm genoſſen hat, iſt die einzige, die bis jetzt von einer Erkrankung verſchont geblieben iſt. Die Familie Stocker hatte die Büchſe Salm an dem Tage, an dem ſie davon gegeſſen, erſt aus dem Delikateſſen⸗ geſchäfte bezogen. Wie jetzt feſtgeſtellt iſt, enthielt der Salm Ptomaine, d. h. Leichengift, die bei Fäul⸗ nis der Eiweißſtoffe entſtehen. — München, 21. April. In dem weltfrem⸗ den Dörfchen Spitzendorf, eine halbe Stunde von der Lokalbahnhofſtation Fürſteneck, vollendete heute die Holzhauerswitwe Joſepha Eder ihr 118. Lebens⸗ jahr. Sie iſt, wie die „Augsb. Abdztg.“ ſchreibt, noch rüſtig und friſch; ihrem faltigen hageren Ge⸗ ſicht ſieht man das hohe Alter nicht an, ſie kann auf den beſchwerlichen hügeligen Wegen ihrer Heimats⸗ gegend noch ziemlich weit gehen und iſt ſo abgehärtet, daß ſie ungeachtet der Jahreszeit mit unbekleideten Füßen geht. Gut iſt es ihr nie recht gegangen. — Berlin, 21. April. Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht eine Bekanntmachung über die Aus⸗ an dieſe erinnere ich Sie. eine Beſchimpfung!“ f Er ſprang empor. „Das mir?“ 8 5 „ „Sie wiſſen, daß ich verlobt bin! Verſchonen Sie mich mit weiteren Schauſtellungen von Gefühlen, die Sie doch erheucheln!“ ſetzte ſie bebend hinzu, „Beim Allmächtigen, ich rede die Wahrheit!“ entgegnete er flammend, die Händ wie zum Schwure erhebend. „Um ſo ſchlimmer für Sie!“ „Sagen Sie ſich von dem Oberſten los, werden Sie die Meinige; ich trage Sie auf den Händen!“ flehte er faſt ſchluchzend. „Sie ſind wahnſinnig oder krank!“ Wieder fuhr er empor: a „So ſeien Sie verflucht!“ 5 Sie wich zurück um nach der Klingel zu greifen, als die Amtmännin eintrat. Mit einem Blicke über⸗ ſah ſie die ganze Szene. „Es wird Zeit,“ ſagte ſie, „daß man gewiſſe Leute, die uicht einmal die Ruhe junger Damen im väterlichen Hauſe“ — das Wort väterlichen betonte ſie ſcharf — „ungeſtört laſſen können, in ihre Schranken zurückweiſt!“ Dann führte ſie Eliſe hinaus und ließ ihn ſtehen. Der Baron knirſchte mit den Zähnen er begab ſich dann in den Hof, ſchwang ſich in den Sattel und gab ſeinem Pferde einen ſolchen Sporenſchlag, daß das arme Tier hoch aufbäumte. Der Reiter aber murmelte: „Und ſie ſoll doch mein werden! Dem zum Trotze! In Breslau angekommen, ſtellt der Baron die Pferde im „Löwen“ ein und ſchlich dann zu Joſeph Hirſch, deſſen Höhle wir ſchon kennen. Nachdem er wie gewöhnlich Einlaß gefunden, begann er: 1 „Hirſch du mußt eine Reiſe machen!“ . Teufel Ihr Benehmen iſt für mich 8555 eine Reiſe? Und bei Kriegeszeiten ?“ gabe von Reichsbanknoten zu fünfzig und zan g Mark und gibt eine ausführliche Beſchreibung der neuen Noten. Die Fünfzigmarknoten ſind zehn Zentimeter hoch und fünfzehn breit, die Vorderſelte iſt in grüner Farbe gedruckt, die Nummern und der Stempelaufdruck ſind dunkelbraun. Die Zwanzig⸗ marknoten ſind 9 Zentimeter hoch, etwa 18, hre der Druck der Vorderſeite iſt in blauer, der Au druck der beiden Stempel und die Ziffer in roter Farbe ausgeführt. — Berlin, 23. April. Aus Konitz elbe der „Lokalanz.“: Geſtern wurde aus dem Mönch⸗ ſee, und zwar an der Südſeite, am äußerſten Ende des Sees, die Leiche des Eiſenbahnſchaffners Wohler aus Konitz aufgefiſcht und nach der Leichenhalle dez ſtädtiſchen Krankenhauſes befördert. Die vorge⸗ fundenen Verletzungen deuten darauf hin, daß en Verbrechen vorliegt. Wohler, ein junger, unber heirateter, etwa 24 Jahre alter und erſt ſeit wenigen Monaten angeſtellter Beamter, galt als ſehr ſolibe, Er wurde zuletzt am Freitag abend mit ſeinem Zig führer und einem jungen Kollegen geſehen; ſie trennten ſich am Königsplatze, wo eine Schaubude eine größere Menſchenverſammlung veranlaßt hatte Von da ab fehlt jede Spur. Er wurde berni, als er am Samstag nicht zum Frühzuge und auc im Laufe des Tages nicht zum Dienſt. erſchien, Merkwürdig iſt bereits am Samstag mit der A ſuchung des Mönchſees begonnen worden. — Hamburg, 21. April. Geſtern abend halb 7 Uhr erfolgte auf dem am Kaiſerhöft liegenden Dampfer „Delos“ der Levantelinie eine Keſſel⸗ exploſion, bei welcher zwei Mann getötet und zwei ſchwer verletzt wurden. Die Urſache der Exploſion ſteht noch nicht feſt. — Halle a. S., 21. April. Die katholiſge Kirche und Schule in Torgau wurde heute einge. äſchert. 2 Ordensſchweſtern und 3 Kinder kamen in den Flammen um. — Po ſen, 23. April. Die bekannte Johann mühle iſt geſtern nacht ein Raub der Flammen ge⸗ worden. Ueber 10 000 Sack Mehl ſind vernichtet Der Schaden beträgt mehrere hunderttauſend Mu — Trinidad, 23. April. Durch eie Kohlenſtaub⸗Exploſion in dem Bergwerke der Golde radoer Kohlen⸗ und Eiſenbergwerkgeſellſchaft ind geſtern 22 Arbeiter getötet worden, zumeiſt Indian und Japaner. „Gott wie kommt mir der Herr Baron bor „Du erhälſt hundert Taler für drei Tage! „Nichts!“ 8 „Dann werde ich reiſen!“ v5 Hier iſt ein Brief an den Baron von Wallis, Du bringſt ihn ins feindliche Hauptquartier!“ Hirſch erſchrack. „Gott behüte!“ murmelte er kopfſchüttelnd, ſoll zu den Feinden gehen?“ f „Es iſt nichts und es handelt ſich nur um el Wollgeſchäft.“ Hirſch zwinkerte mit den Augen. „Nette Wolle, das!“ 55 Endlich war er mit ſich einig. 5 „Geben Sie den Brief her, Herr Baron, ich werd ihn beſorgen; aber die hundert Taler —“ „Hier!“ Dabei zählte er dem Trödler das Gel hin. „Du läßt Dir aber eine Empfangsbeſtätigang geben!“ i „Selbſtverſtändlich, Herr Baron!“ „Reiſe ſogleich ab!“ 8 „Es ſoll geſchehen!“ 0 8 „Alſo auf Wiederſeheu, Hirſch!“?“ Damit verließ der Baron die Trbödlerhöhle nu machte ſich davon. Zum Scheine ordnete e einige Geſchäfte in Breslau, dann gings heim. Dar Baron ahnte nicht, daß Matthias allen fein Schritten nachgeſpürt hatte. Achtundvierzig Stunden ſpäter ſaßen im Herkehk hauſe zu Strehlen drei Perſonen an einem rue Tiſch, der voller Flaſchen und Gläſer ſtand, währe die geröteten Geſichter der Anweſenden verrieten, man dem Bacchus bereits ein artiges Opfer gebragt hatte. 1 i 5