Preis vierteljährlich Mark ! Redaktion, Druck und Verlag der 5 Hoſbuchdruckerei mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Karl Molitar, Ladenburg. a Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 fg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Bei größeren Aufträgen Rabatt. Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. N 33 Diengag, den 24. April 5 5 1906 3 eie die Steuervorlagen, deren Beratung in der Steuer⸗ Vorlagen unter den Tiſch fallen würde und hiermit Die gelegte we kommiſſion nahezu beendigt iſt. Sie werden nun⸗ die auf ſie verwendete Mühe und Arbeit vergeblich An dieſem Dienſtag ſetzt der Reichstag ſeine Verhandlungen nach Ablauf der parlamentariſchen Oſterferien wieder fort. Obwohl er bereits ſeit Ausgang vorigen Novembers verſammelt iſt, ſo iſt er doch in ſeinen Arbeiten noch immer verhältnis⸗ mäßig weit zurück, denn von den mehr als 60 Vorlagen, die ihm bei Beginn der Seſſion oder bald darauf gemacht wurden, hat er bislang noch nicht allzuviel zu erledigen vermocht, es ſind dies in der Hauptſache einige Nachtragsetats zum Etat für 1905, die Banknotennovelle, die Handelsver⸗ träge mit England, Amerika, Bulgarien u. Abeſſynien, die Vorlage über die Kamerunbahn. Daneben hat der Reichstag noch einige kleinere Vorlagen, Denk⸗ ſchriften und Rechnungsberichte verabſchiedet. Gerade aber die wichtigſten Vorlagen harren entweder noch der dritten Plenarleſung oder ſtecken in den Kommiſſio⸗ nen, auch vieles andere iſt noch in der zweiten und truppengeſetzes, Reichsſtempelnovelle. ſich mehrere Beratungsſtoffe, dritten Leſung aufzuarbeiten, während verſchiedene geſetzgeberiſche Beratungsſtoffe überhaupt noch gar nicht zur Verhandlung gelangt ſind. Reichstag mit dieſem ganzen Beratungsmaterial fertig werden, ſo müßte er ſchier den ganzen Sommer hindurch arbeiten, das aber iſt natürlich ausge⸗ ſchloſſen. Soll der Zunächſt ſind noch in dritter Leſung durchzu⸗ beraten der Reichs haushaltsetat und die Flotten⸗ vorlage, weiterhin die Entwürfe über den Servis⸗ tarif und die Klaſſeneinteilung der Orte, die Vorlage betreffs die Naturalleiſtungen für die bewaffnete Macht im Frieden, ſowie die Novelle zum Geſetz über die Wohnungsgeldzuſchüſſe. Von denjenigen Geſetzentwürfen die zuvörderſt in zweiter Leſung durchzunehmen ſind oder die gar noch in den Kommiſſionen ſchweben, ſind vor allem zu erwähnen, chach dem Mönige! Hiſtoriſche Novelle von Carl Caſſau. f 9. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Ringshernm reichte Schanze an Schanze, in denen man hier Artilleriſten, dort Küraſſiere in ſchweren Panzern, hier leichte Huſareu in ungariſcher Tracht, wie Linieninfanterie in langen blauen Fracks und dreikantigen Hüten, den wohlgedrehten Zopf nicht zu vergeſſen, ſah, während in der Nähe von Woiſelwitz, wo ſein Majeſtät in einem Sommer⸗ häuschen des Barons Warkotſch Wohnung genommen, in einem geräumigen Holzhauſe die Hauptwache ein⸗ gerichtet war, in welcher die Garde den Dienſt be⸗ ſorgte. Da ſtanden die „langen Kerle“ in ihren engen Gamaſchenhoſen, blauen Fracks mit dem weißen Lederzeug und meſſingbeſchildeten, ſpitzen, helmartigen Kappen, das Gewehr bei Arm, oder lagen und ſaßen in Gruppen umher. Von der Hauptwache aus war das Gemach des Königs genau zu beobachten. Seine Majeſtät gingen eben heute, auf der Flöte muſizierend im Salon auf und ab, worüber ſich die Grenadiere freuten, denn es deutete auf ein gutes Wetter. Hauptmann von Adelebſen führte hier heute das Kommando. Leo war mit ihm eng befreundet, und ſo finden wir ihn denn Arm in Arm mit dem Freunde vor der Haupt⸗ wache auf⸗ und abſchlendern. „Hört das faule Leben hier noch nicht bald auf, Leo ?“ mehr den eigentlichen Mittelpunkt der nachöſterlichen Verhandlungen des Reichstages bilden, und da das Schickſal dieſer weitans bedeutungsvollſten Vorlagen der gegenwärtigen Reichstagsſeſſion von deren Zu⸗ ſtandekommen ja dasjenige der geſamten Reichs⸗ finanzreform abhängt, noch ziemlich ungewiß iſt, ſo kann man den bevorſtehenden Steuerdebatten des Reichsparlamentes mit großem Intereſſe entgegen⸗ ſehen. Ebenfalls von Bedeutung, wenn auch in anderer Weiſe, ſind die Milärpenſionsgeſetze, die vorerſt auch noch der kommiſſariſchen Erörterung unterliegen. Von ferneren Vorlagen befinden ſich noch in den Ausſchüſſen etwa folgende: Abänderung der Gewerbeordnung, Verſicherungsvertrag, Unter⸗ ſtützungswohnſitz, Hilfskaſſengeſetz, Urheberrecht an Werken der bildenden Künſte und der Photographie, Maß⸗ und Gewichtsordnung, Aenderung des Schutz⸗ Dazu geſellen B.⸗G.⸗B. (Bedingte Haftung des Tierhalters), die Vorlage über die Haftpflicht der Automobilfahrer für die von ihnen angerichtete Schäden, die Nach⸗ tragsforderung in Höhe von 10 Millionen Mark zur Entſchädigung der ſüdweſtafrikaniſchen Farmer und endlich die Vorlage über die Gewährung von Anweſenheitsgeldern an die Reichstagsabgeordneten. Es iſt gar nicht daran zu denken, daß das Haus all' dies Arbeitsmaterial zu erledigen vermöchte, falls nicht bis ins Blaue hinein, d. h. bis tief in den Hochſommer fortgetagt werden ſoll; es wird alſo abermals das leidige Verlegenheitsmittel einer ſommerlichen Tagung des Reichstages Platz greifen müſſen, da ſonſt bei einem formellen Schluſſe der Seſſion die größere Hälfte aller noch ſchwebenden 0 9 Frühſahre nicht! Seine Maſeſtit 5 8 abſichtigeu jedenfalls einen Hauptſtreich!“ „Mag ſein; habs hier aber bald ſatt!“ „Glaubs, mir gehts nicht beſſer!“ „Was, Dir? Teufel! Und in der unmittel⸗ baren Nähe der Geliebten?“ „Wir ſehen uns ſelten. uns!“ „Kanns mir denken. Und die Hochzeit?“ „Wenn der Krieg zu Ende, heirate ich Eliſe friſchweg.“ „Brawo! Uebrigens, Leo, Deinem Baron traue ich nicht!“ „Ich auch nicht!“ „Was iſt das für ein Skandal mit ſeinen Leuten? Man erzählt daß er beim Könige verklagt ſei!“ „Ganz recht! Der König hat auf die Eingabe des Schultheißen an den Rand geſchrieben: Leibeigene ſind auch Menſchen, wonach ſich der Herr Baron bei Meiner Ungnade für die Zukunft zu richten haben. Er war damals fuchspild.“ „Natürlich! Adelſtolz! Na, da kommt er bei unſerem „alten Fritz“ ſchön an!“ Sie wandten ſich den Leuten zu, die, in vielen Die Leute genieren Gruppeu gelagert, ihr Pfeifchen ſchmauchten und ſich Geſchichten erzählten. „Mich kennt der König“, führte jetzt ein baum⸗ langer Korporal das Wort; bei Leuthen ſtand ich wäre. Jedenfalls gilt es vor allem, den Etat fertigzuſtellen, wobei auch die endgiltige Entſcheidung über die Regierungsforderung für ein ſelbſtſtändiges Kolonialamt fallen wird, ſowie die Flottenvorlage und die Steuergeſetze zu verabſchieden. Die dritte Etatsleſung dürfte ſich wohl ziemlich glatt abwickeln, auch die Flottenvorlage wird ruhig in den rettenden Hafen der endgiltigen Genehmigung einſegeln, da⸗ gegen ſind ſicherlich über die Steuervorlagen noch lebhafte und langwierige Debatten zu erwarten. Verſchiedenes. zii Laden burg, 20. April. Aus der Ge⸗ meinderatsſitzung (mitgeteilt vom Bürgermeiſteramt). 1. An Stelle des verſtorbenen Ortsbauſchätzers Jakob Siegel hier wird Maurermeiſter Hermann Günther hier zum Ortsbauſchätzer und Zimmer⸗ meiſter Karl Maurer hier zu deſſen Stellvertreter die den Reichstag überhaupt noch nicht beſchäftigt haben, nämlich der Geſetzentwurf über Abänderung des 8 833 des ernanut. 2. Dem Landesverein für Arbeiterkolonien im Großherzogtum Baden in Karlsruhe wird für das Jahr 1906, wie in früheren Jahren, einen Beitrag von 10 Mark, zahlbar aus Mitteln des chriſtlichen Bürgerhoſpitalfonds hier, bewilligt. 3. Dem Mühlenbeſitzer Louis Carque hier wird die Lieferung des Mehlbedarfs für das katholiſch Günther'ſche Waiſenhaus hier für die Zeit bis 1. Oktober ds. Is. um die von ihm gemachten Ange⸗ bote übertragen. 4. Die Ortsbaukommiſſion ſoll um zwei Mit⸗ glieder vermehrt werden und wurden hierzu zwei Bauhandwerker ernannt. 5. Der Martinsturm iſt in den letzten Jahren in einen ſchlechten baulichen Zuſtand geraten und ſoll gründlich reſtauriert werden. Der Stadtbau⸗ meiſter wird beauftragt, geeignete Vorſchläge unter 115 der Wacht; da ritt plötzlich der König vor, klopfte mich auf die Schulter und ſagte: „Schmidt, heißt du nicht Schmidt — ich nicke — ſieht man ſchon etwas vom Feinde?“ „Majeſtät, zu Befehl, nichts!“ „Da lachte der König und ritt mit ſeinem Adjutanteu weiter.“ „Na, er kann doch nicht jeden mit Namen kennen!“ warf hier ein anderer ein. „Es war auch nach der Schlacht bei Leuthen.“ Wir hatten nus um eine Eiche gelagert, dicht beim Wachtfeuer. Da kommt Seine Majeſtät mit Vater Ziethen Arm in Arm, und beide ſetzten ſich zu uns ans Biwakfeuer. Schließlich ſchläft Ziethen ein. Ich will aufſtehen und ihm meinen Mantel unter den Kopf ſchieben! Seine Majeſtät aber erheben den Krückſtock und ſagen: „Pſt, Grenadier, weck er den General nicht auf!“ Ich mußte alſo partout liegen bleiben!“ „Ja,“ fuhr ein anderer fort, „er iſt ein liebens⸗ würdiger Herr, unſer Vater Fritz. Wenn er des Morgens ſeinen „blauen Kindern“ guten Tag ſagt, da lacht ihm ordentlich das Herz aus den Augen!“ „Das muß war ſein,“ nahm der erſte Erzähler wieder das Wort, „aber alt iſt er geworden, unſer König, zum Gotterbarmen! Doch das Auge bleibt und jung.“ Die beiden Offiziere lächelten: „Mit ſolchen Soldaten läßt ſich ſiegen, Le „Haſt recht Andolfl“ 8 Sie verſchwanden im Abendduukel.