Verſchiedenes. Ladenburg, 20. April. Der hieſige Ausſchuß zur Bekämpfung der Tuberkuloſe beab⸗ ſichtigt, dieſer ſchlimmen Krankheit zunächſt dadurch entgegenzuwirken, daß er einen Spielplatz einrichtet, auf welchem ſchwächliche Kinder ſich in geſunder freier Luft bewegen können und hiebei eine kräfti⸗ gende Nahrung, insbeſondere Milch erhalten. Zur Deckung der Koſten dieſes Unternehmens giebt der hieſige Gemeinderat einen Beitrag. Weitere Mittel ſollen durch ein Konzert aufgebracht werden. Das Programm des letztern iſt noch nicht feſtgeſtellt, jedenfalls aber werden hieſige und auswärtige So⸗ liſten mitwirken. Außerdem ſollen Frauenchöre mit Klavier⸗ und Orcheſterbegleitung vorgetragen werden. Mit dem Einüben derſelben ſoll heute abend begon⸗ nen werden. Das Nähere hierüber beſagt eine Anzeige in der heutigen Nummer dieſes Blattes. Es iſt nun ſehr zu wünſchen, daß ein größerer Frauenchor ſich bildet, damit die ausgewählten Chöre entſprechend zur Geltung kommen. Wir möchten daher bitten, daß alle Damen, welche Freude am Geſang haben, ſich zur heutigen Probe ein⸗ finden und ſo beitragen zur Verwirklichung des edlen Zweckes, der durch das Konzert erreicht werden ſoll. y Ladenburg, 20. April. Der Landes⸗ verband der badiſchen Gewerbe⸗ und Handwerker⸗ vereinigungen erläßt an alle Angehörigen des Ge⸗ werbes und des Handwerks in ganz Baden einen Aufruf, worin anläßlich des bevorſtehenden 80jähr. Geburtsfeſtes des Großherzogs zu einer allgemeinen Sammlung in Handwerker⸗ und Gewerbekreiſen aufgefordert wird. Das Erträgnis der Sammlung ſoll dem hohen Jubilar als Ehrengabe gewidmet werden zur Gründung eines Geneſungs⸗ und Er⸗ holungsheims für Handwerker und Gewerbetreibende. werden. — Ilvesheim, 20. April. Aus noch un⸗ bekannter Urſache ertränkte ſich verfloſſene Nacht im Neckar der verheiratete Maurer Jakob Wagner von hier. Wagner hinterläßt Frau und 5 Kinder. — Sinsheim, 18. April. Auf dem be⸗ kannten Bienenſtande des Herrn Pfarrer Graebener in Offenheim findet am 21. d. Mts. Mittags ½1 Uhr, ein unentgeltlicher Halbtagskurſes ſtatt. An⸗ meldungen ſind ſofort nach Offenheim zu richten. Die nächſte Mitgliederverſammlung des Bezirks⸗ Bienenzüchter⸗Vereins findet in Weiler nicht am 29. April, ſondern am 13. Mai ſtatt. — Haßmers heim, 17. April. Auf eitzen⸗ tümliche Weiſe verlor ein hieſiger Schiffer, Adolf Kühnle, an einem Tage zwei Kinder. Er hatte Ferocilcium geladen, welches er an die Eiſenwerke von Krupp abliefern ſollte. Dieſes Ferocilcium (Eiſenſchlacken) entwickelte Phosphorgaſe, welche in den Schlafraum im Schiffe drangen und die armen Kinder erſtickten. Zuerſt wurde an den toten Kin⸗ dern Genickſtarre feſtgeſtellt, als aber die Gerichts⸗ kommiſſion kam, konſtatierte ſie ſofort Vergiftung. — St. Leon (A. Wiesloch), 19. April. Ein furchtbares Hagelwetter mit lang andauerndem Gewitter ging heute früh 6 Uhr über unſere Gegend nieder und verwandelt dieſe in wenigen Sekunden in eine Winterlandſchaft. Um 8 Uhr lagen die Hagelkörner noch 1 um hoch. Der Schaden, den das Unwetter an den zurzeit üppig blühenden Obſt⸗ bäumen und der prächtig entwickelten Pflanzenwelt angerichtet hat, läßt ſich augenblicklich nicht über⸗ ſchauen. — Mainz, 19. April. Eine Familienver⸗ giftung hat ſich infolge Eſſens von Büchſenſalm ereignet. Bankdirektor Guttmann aus Nürnberg weilte hier mit Frau und 2 Kindern bei Verwandten auf Beſuch. Durch Eſſen von Büchſenſalm in der Familie iſt geſtern das achtjährige Töchterchen und in der vergangenen Nacht die Mutter, die 33jährige Frau Guttmann, geſtorben. Der Bankdirektor liegt am Sterben. Außerdem iſt das zweite Kind ſchwer erkrankt. — Von anderer Seite wird der „Wormſer Ztg.“ noch mitgeteilt, daß inzwiſchen auch der Bankdirektor Guttmann geſtorben iſt. Das zweite Kind, ſowie Frau Stöcker, bei der die Familie Guttmann zu Beſuch war, ſind leicht erkrankt. Der Platz für dieſes Erholungsheim und die Art ſeiner inneren Einrichtung ſoll erſt ſpäter beſtimmt — Mainz, 19. April. Die an Vergiftung geſtorbenen Mitglieder der Familie Guttmann waren bei der Familie des Weinhändlers Stöcker zu Gaſte geladen. Alsbald nach dem Genuſſe des konſervierten Fiſches ſtellten ſich die Vergiftungserſcheinungen ein. Außer den bereits geſtorbenen 3 Perſonen befindet ſich noch ein weiteres Kind des Herrn Guttmann in Lebensgefahr, ſowie ein Kind der Familie Stöcker. Frau Stöcker und ein Dienſtmädchen, die gleichfalls von dem Fiſch genoſſen hatten, ſind nicht erkrankt. Die Konſerven wurden in einem hieſigen Delikateſſen⸗ geſchäft gekauft. Die Unterſuchung iſt eingeleitet. Gebotenen. Als ſie aber Leos liebe Schriftzüge erblickt, da jauchzte ſie laut auf: „Haben Sie es gehört, Frau Amtmann, Herr Amtmann, Herr Oberförſter? Er iſt ſchon Oberſt!“ „Die Tapferen avancieren bei Friedrich ſchnell!“ ſagte lächelnd der Oberförſter. Während nun der Huſar mit Speiſe und Trank erquickt wurde, las Eliſe den Brief ihres Verlobten, dankbare Blicke zum Himmel werfend. Leo war verwundet geweſen, jetzt aber vollſtändig geheilt. Der König ſelbſt hatte ihn für die Ein⸗ nahme einer Batterie noch auf dem Schlachtfelde zum Regimentsoberſten ernannt. Dann warf ſie mit zitternder Hand einiges auf's Papier und händigte dem Krieger tauſend Grüße ein. Der Huſar dankte und ſprengte davon. Nach kaum zehn Minuten hörte man abermals das Geräuſch eines in den ntshof eilenden Reiters. Es war Warkotſch: „Guten Abend, Papa! Guten Abend allerſeits!“ Eliſe erhielt nur eine Verbeugung; er hatte ſie noch nicht erkannt. Kaum aber bemerkte er, wen er vor ſich hatte, als ſich ſein ganzes Weſen umwandelte, als ſei er elektriſiert. Vergeblich hatte der, Eliſe bis zum Wahnſinn liebende Menſch, durch die Länge der Zeit noch leidenſchaftlicher ge⸗ macht, nach ihr geforſcht; er hatte ihren Aufenthalt nicht entdeckt, und während ihres hieſigen Enga⸗ gements hatte es Eliſe bis heute abend vortrefflich verſtanden, ſich ihm ſtets geſchickt zu entziehen. Der Baron war zu ſeinen Schwiegereltern mit denen er auf geſpanntem Fuße ſtand, wenig gekommen, von der Erziehung der Kinder war ſelbſt Selma gegenüber wenig geſprochen worden, und ſo war man auch nicht auf Eliſe gekommen. Die Amtmännin nahm jetzt erſt das aufge⸗ regte Weſen Warkotſch's wahr und erriet mit weib⸗ Blicken, wem ſeine Aufmerkſamkeit galt. lichem Scharfblicke aus ſeinem ſchlecht gehüteten — Kelkheim (Wiesbaden), 19. Apr Geſtern wurde auf der hieſigen Station die 14jährig⸗ Anna Gottſchalk aus Fiſchbach von dem um g li eintreffenden Zuge der Königſteiner Bahn, mit den ſie gekommen war, überfahren und ſofort gethe Die Verunglückte hatte ihren Platz im Wagen trotz Warnung mehrerer Mitreiſender ſchon vor Einlaueh des Zuges in die Station verlaſſen und waz während der Zug noch in ziemlicher Bewegung wor abgeſprungen. — Köln, 19. April. Die Behörde glauh einer internationalen Gaunerbande auf die Spi gekommen zu ſein, die in Brüſſel, in Hannover i Hamburg in großen Hotels Einbruchsdiebſtähle ge übt. In den bisher bekannten Fällen trugen e ihre Namen mit deutſcher Schrift als Kaufleute gaz Antwerpen oder Amſterdam ins Fremdenbuch ei Familien aus nord⸗ und ſüddeutſchen Staaten ih um hohe Geldbeträge und Wertſachen gekommeg Durch magnetiſche Dietriche gelang es leicht, dh innen ſteckende Schlüſſel zu drehen und zu entferne, — Saargemünd, 20. April. Bei Dien wurde der Ackerer Siegel während eines Gewitlerz vom Blitze erſchlagen. — Berlin, 19. April. Der Kaiſer J den deutſchen Botſchafter in Waſhington Frhrg Speck v. Sternberg beauftragt, dem Präſidenten ber Vereinigten Staaten ſeine tiefe und aufrichſig Teilnahme an dem elementaren Unglück in de weſtlichen Ländern des Reichs auszudrücken, z auch in den weiteſten Kreiſen des deutſchen Volt mitgefühlt und betrauert werde. Gleichzeitig wur der Botſchafter angewieſen, auch die warme Shy pathie der deutſchen Regierung auszudrücken, — Paris, 19. April. Der Phyſiker Pit feſſor Curie, der Erfinder des Radiums, iſt dig nachmittag das Opfer eines Unfalls geworden ging die engeRue Dauphine entlang und glitt auf den Trottoir aus. Er fiel zu Boden und geriet ier einen ſchweren Laſtwagen, der ihn überfuhr un tötete. — Waſhington, 19. April. Geier Funſton telegraphierte heute dem Kriegsdeparthent aus San Francisco, daß die Stadt tatſächſich ge ſtört iſt. . 1 Als die Herren deshalb anfingen zu politiſieren, nahm Frau von Znaim Eliſe am Arm und ſagte: „Kommen Sie, liebe Freundin, wir wollen einmal nach den Kindern ſehen!“ Damit verſchwanden beide. Drüben aber ſaßen die beiden Damen in der Kinderſtube. „Alſo, einen Autrag machte er Ihnen damals?“ „Er war ſehr leidenſchaftlich; indes kaum ſechs Wochen ſpäter heiratete er Selma von Znaim.“ „Sie hatte eine gute Mitgift,“ entgegnete die Amtmännin ſarkaſtiſch; „ich glaube faſt, das arme Weſen hat die Hölle mit dieſem Manne. Die gauze Welt erzählt davon, nur mein Mann weiß es nicht!“ „Ich weiß es genau, gnädige Frau!“ „Durch wen?“ „Geſtatten Sie mir, Ihnen heute die Quelle verſchweigen zu dürfen, da das Geheimnis nicht das meinige allein iſt! Es iſt aber Tatſache, daß die Frau Baronin zuweilen Brutalitäten und ſelbſt Mißhandlungen — ja ja“, wiederholte ſie gegen die die Hände zuſammenſchlagende Dame „zu ertragen hat!“ „Entſetzlich! — Aber Ihnen droht auch Un⸗ heil durch dieſen Mann! Ich ſah es in ſeinen Augen!“ „Was will er mir tun! Zudem wird Leo bald hier ſein!“ „Ja, es iſt wahr; was wollen wir uns auch ängſtigeu? Doch geſtehen muß ich es, ich habe Angſt er kommt mir ſtets unheimlich vor.“ „Dann ſympathiſieren wir zuſammen!“ „Doch kommen ſie!“ „Entſchuldigen Sie mich bei den Herren, gnädige Frau; ich fühle mich angegriffen und unwohl!“ Die Amtmännin lächelte. e „Gewiß! Gute Nacht! „Gute Nacht gnädige Frau!“ Vergeblich wartete der Baron auf Slſſegz Rückkehr; er warf ſuchende Blicke umher, naß dann haſtig Abſchied und eilte davon. Auf eilen Pferde murmelte er: „Sie ſoll und muß mein werden!“ So jagte er Strehlen zu. Am anderen Morgen war auf Gut Strehle große Geſchäftigkeit zu verſpüren. Hier wüde Zimmer gelüftet und möbiliert, dort Kammern zue gemacht. Ein Korps von 100 Ziethen ' ſchen Huſeze war auf den Edelhof verlegt, unter dem Kommas des Oberſten von Strachnitz. Der Name war bekannt an des Barons Oe geſchlagen. Strachnitz? Wo hat er den Mai ſchon gehört? — Doch einerlei! Jedenfalls Jol der Herr ein ordentliches Quartier vorfinden. Dich Zufall, oder hatte Matthias Kappel ſeine Hf dabei im Spiele, kam auch der bekannte Schreibiſſc in des Oberſten Zimmer, das nur noch ſeines Ae wohners harrte. Nachmittags rückten dann elt die erwarteten Gäſte ein. Aber wie erſchrack Barz Warkotſch, als er in dem Oberſten Eliſens Verla erkannte; ſein ſüßſaures Geſicht verriet fee Aerger hinreichend, was aber Leopold gar nicht bemerken ſchien. Kaum hatte der Oberſt aber da Schreibtiſch in ſeinem Zimmer geſehen, als er eilte ungeſtört zu ſein, um ihn genau zu unterſuchen. Aber auch ſeine Mühe war umſouſt; das Geheinfac war nicht zu entdecken. Mißmutig zog am Abende Ne Oberſt an der Spitze ſeines Trupps aus, um den f König mit der Geſamtarmee einzuholen. IV. 3ubwiſchen Strehlen und Woiſelwitz ſah es Ende des Jahres 1760 und zum Frühjahr selbt noh ſehr kriegeriſch aus; beide Orte waren in den Rahe eines befeſtigten Lagers gezogen worden, in dem 5 die Hauptarmee Friederichs des Großen kene triert hatte. FFortſetzung folgt)