Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei Karl Molitar, Ladenburg. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. VVV — — Eine Erdbebenkataſtrophe in San Franziske⸗Nalifernien. Noch iſt die ganze Welt bewegt von den er⸗ ſchütterten Nachrichten über die entſetzliche Veſuv⸗ kataſtrophe, die im Süden Europas ſoviel blühende Orte und zahlreiche Menſchenleben vernichtet, da die Meldungen, welche von einer nicht minder furcht⸗ % baren Erdbebenkataſtrophe berichten, die dort die reiche Stadt Franzisko und mit ihr, wie es ſcheint, das ganze kaliforniſche Küſtengebiet heimgeſucht hat und noch andere Staaten des weſtlichen Unionge⸗ bietes betroffen zu haben ſcheint. Wir ſcheinen überblickt, in eine ganz beſonders gefährliche vul⸗ kaniſche Periode getreten zu ſein, die ſich, wenn man der Meldungen aus Oſtaſien gedenkt, über alle Erdteile in gleichmäßiger Furchtbarkeit zu verteilen e beginnt. New⸗Nork, 18. April. Kurz nach 5 Uhr 5 morgens wurde San Franzisko, die blühendſte Stadt f der Weſtküſte der Vereinigten Staaten, das 400000 Einwohner zählt, von einem 3 Minuten anhaltenden Erdbeben heimgeſucht. Tauſende von Häuſern ſind — beſchädigt und zerſtört. . Der ganze Küſtenteil des Gebiets von San Franzisko ſteht in Flammen. Es wird die Ein⸗ 4 äſcherung der ganzen Stadt befürchtet. Der Ein⸗ 0 turz eines Rieſenhotels und eines großen Wohn⸗ auſes begrub 150 Perſonen unter ſeinen Trümmern, elch letztere in Flammen aufgingen. Der Chicagoer oſtbehörde ging eine Mitteilung zu, wonach iu an Franzisko mehrere Tauſende von Menſchen umgekommen ſeien. Ein Glück für San Franzisko war es, daß er erſte Stoß in der Frühe um 5.13 die Einwohner ereits weckte. Sie konnten ſo in die Straßen 11 * Schach dem Könige! Hiſtoriſche Novelle von Carl Caſſau. „Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Ich glaubte,“ meinte nun der Amtmann, daß Ihnen der Herr Rittmeiſter wohl einiges vom önige mitgeteilt hatte?“ „In der Tat“, entgegnete Eliſe; „ich habe S im Eifer vergeſſen! — Nach Leos Schilderungen ebt der König im Felde gerade ſo einfach und be⸗ chäftigzt, wie in Friedenszeiten. Er nimmt Berichte U entgegen, macht Schlachtpläne, erteilt Beſcheide, gibt Audienzen, muſiziert auf ſeinem Lieblingsinſtrumente, der Flöte, ſpielt mit ſeinen Windhunden, ſchreibt 0 witzige und philoſophiſche Abhandlungen, Gedichte, philoſophiert mit ſeinem franzöſiſcheu Freunde d'Ar⸗ 1 gens, der ihn häufig beſucht und oft ganz begleitet, kurz — er lebt wie in Sansſouce, nur unruhiger. Dabei ſetzt er ſich jeder Gefahr aus. In der Schlacht an der Spitze der Truppen, iſt er der letzte beim Rückzuge. Einſt hatte ſchon ein Kroat bei einem Rekogneszierungsritte auf den König angelegt, U als der Monarch ruft: „Du, Du!“ Da läßt der Kerl das Gewehr ſinken und Friedrich ruhig davon⸗ reiten. Derſelbe Fall wiederholte ſich nochmals mit Panduren, welcher ſo in Verwirrung geriet, als ö Friedrich drohend den Krückſtock erhob, daß er vor ihm präſentierte.“ 1 In dieſem Momente meldete der Diener den damit, wenn man die Reihe der letzten Erdbeben war, daß in dieſer Stunde niemand ſchlief. Schiffe am Ufer wurden anf den Quain, andere e, drängen ſich plötzlich aus dem Nordweſten Amerikas N bevölkerung iſt in Aufruhr.“ eilen und ſahen dort zwei Minuten ſpäter ihre Häuſer in Trümmer fallen. Gleichzeitig brachen Flammen aus und ergoß ſich eine Springflute vom Meere über die untere Stadt. Ein ferneres Glück Einige die das ganze Stadtgebiet diagonal in zwei Hälften teilt. Die Wohnhäuſer ſind, der Erdbeben wegen aus Holz; daher auch jetzt die Brandkataſtrophe! Bekannt ſind die großen Hotels: das Palace⸗Hotel von Amerika überhaupt. und auch einige chineſiſche Theater, 39 Hoſpitäler 33 Bibliotheken. Bank of California mit 3. Millionen Dollars Kapital. Mehrere ſehr große ausländiſche Inſtitute haben Filialien; der Handel iſt ſehr bedeutend; der Hafen iſt einer der größten und ſchönſten der Welt. Auch die Induſtrie iſt bedeutend. Die Stadt iſt Sitz eines deutſchen Generalkonſulats. Gegründet in San Franzisko 1776 als eine Miſſion der Franziskanermönche; großen Aufſchwung hat die Stadt erſt ſeit der Entdeckung der Goldfelder von Kalifornien (1848) genommen. Ein größeres Erdbeben hat in Kalifornien ſich am 21. Okt. 1868 ereignet. Oakland (Kalifornien). Die Feuersbrunſt in San Francisco nimmt raſch weiter zu und ſie erfaßte auch das Reſidenzviertel. Infolge einer vor⸗ zeitigen Exploſion wurden bei der Sprengung eines Gebäudes 35 Männer getötet. Das Terminalhotel iſt zuſammengeſtürzt. Zwanzig Perſonen wurden dabei verſchüttet und ſind verbrant. Wie gemeldet wird, ſteht die Münze in San Francisco in Flammen. Die hieſigen Blätter ſchätzen die in den Flammen Umgekommenen auf 500 bis 700, Verletzten auf 3000, die Obdachloſen auf 20 000. Das ganze dem Meere abgewonnene Gebiet ſüdlich der Market⸗ ſtreet zwiſchen der Waſſerſeite und der Miſſionsſtreet iſt niedergebrant. Der Schaden, der im Millionär⸗ viertel, auf Nob Hill und am Ozean angerichtet worden iſt, ſcheint unerheblich zu ſein. ankerlos wieder auf die Molen der Bucht geworfen. Der ganze, vom Meere ans ſichtbare Teil von San Franzisko ſteht in Flammen. Das Feuer greift noch immer mehr um ſich, und wenn kein Weſtwind einſetzt, droht die Gefahr, daß die ganze Stadt niederbrennt. Nachdem zuerſt ein fünfſtöckiges Hotel eingeſtürzt war, gingen 3 Hotels in Flammen auf. Das Palaſthotel ſteht gleichfalls in Flammen. Im ſüdlichen Teil der Marktſtraße flog ein großer Gasbehälter auf, wodurch eine große Feuersbrunſt berurſacht wurde. Die Truppen machen große Anſtrengungen, um die Ausbreitung des Feuers zu verhindern. Für San Franzisko allein beläuft ſich der Schaden auf über 200 Millionen Dollars. Die St. Ignatius Kirche ſteht in Flammen. Die Behörden verteilen Medikamente, Lebensmittel und Geld i unglückten. Kalifornien iſt ein altes vulkaniſches Gebiet; es wird von zwei mächtigen Gebirgszügen von Nordweſten nach Südoſten durchquert, vom Küſten⸗ gebirge und von der Sierra Nevada. Eruptire Seſteine durchbrechen und bedecken die älteren Schichten. Heiße und kalte Mineralquellen ſind häufig, ſo zu Geyſer Springs nördlich von San Franzisko; nicht weit davon ſind die Schwefelquellen und der verſteinerte Wald. San Franzisko ſelbſt hat 350000 Einwohner, darunter 36 000 in Deutſchland geborene. Die Stadt liegt auf der öſtlichen Ebene und am Fuß hoher Hügel, über die ſie ſich ausdehnt. Hauptſtraße iſt die Market⸗Street. „Er iſt mehr, Freund; er iſt grauſam! Nimm ihn doch einmal ins Gebet; Du als Vater kannſt es beſſer als wir alle!“ „Haſt recht, Oberförſter! Trinken wir eins?“ „Soll mir recht ſein!“ Eliſe ſchellte, worauf ein Diener bald mit einer Flaſche edeln Weines und mehreren Gläſern wieder⸗ kehrte. i Alle ſtießen an. „Auf das Wohl Friedrich dem Großen!“ rief hat mit ſonorer Stimme der Amtmann. Die Herren becherten dann ordentlich, die Damen nippten nur. Noch ſaß gegen 11 Uhr die Geſellſchaft bei⸗ ſammen, als Huftritte im Amtshofe ertönten. Eine Huſareneſtafette ſprengte dort ein und brachte dem königlichen Amtmann die Weiſung, allen möglichen Proviant für Rechnung der Regierung aufzukaufen. „Nun wird's ernſt!“ meinte der Amtmann. Als der Huſar die Empfangsbeſtätigung erhalten, rührte er ſich aus der dienſtlichen Haltung und ſagte: „Wohnt hier ein Fräulein von Boylen!“ „Ja wohl, mein Lieber!“ meinte der Amtmann gutmütig. „Was wünſchen Sie von der D ch habe einen Brief für dieſelbe!“ Hier ſprang Eliſe auf: „Vom Rittmeiſter von Strachnitz?“ b „Von meinem Oberſten!“ betonte der Krieger „Ja, ja,“ entgegnete der Amtmann, „Warkotſch wichtig. hat heißes polniſches Blut in den Adern!“ Eliſe erblaßte, doch griff ſie mutig nach dem Oberförſter Firn, welcher beim Amtmann Haus⸗ freund war. „Ich bringe wichtige Nachrichten mit, Amt⸗ mann!, rief er ſchon beim Eintreten; der König iſt aus ſtrategiſchen Gründen zurückgewichen und wird bei Strehlen ein feſtes Lager einnehmen. Soeben brachte mir Warkotſch die Nachricht!“ „Mein Schwiegerſohn war da und kam nicht einmal zu mir?“ meinte Znaim ärgerlich. „Er hatte große Eile!“ „Na, dann meinetwegen! Die Selma immer ſo verweinte Augen und kommt ſo herunter, — ich glaube, Herr Oberförſter, ſie hat's nicht gut, obwohl ſie nichts ſagt. Dazu iſt ſie aber auch wohl zu charakterfeſt!“ „Glaubs ſelbſt“, meinte der Oberförſter. „Arme Selma“, aber murmelte die Amtmännin. Eliſe ſchauderte. Sie dachte an das Los, das ihr an Seite dieſes Mannes erwachſen wäre, deun die Fama hatte längſt das unglückliche Verhältnis im Herrenhauſe zu Strehlen bekannt gemacht; alle Welt wußte davon, nur der Amtmann nicht. „Gibt es ſonſt neues in Strehlen?“ Der Oberförſter räuſperte ſich und meinte dann trocken: „Neues wohl, nur nichts Gutes!“ 85 „Wie ſo ?“ „Die Exekutionen mehren ſich, die ganze Guts — —— — — — (3 Millionen Dollars) iſt eines der größten Hotels 0 Franzisko hat 6 größere Unter den großen Banken iſt die 2 5 1