im Hintergebände des Spitals ein geeignetes Sec⸗ tionszimmer zu errichten iſt, da der heutige Zuſtand einer Stadt von nahezu 4000 Einwohnern unwürdig ſei. Es ergeht Auftrag an den Stadtbaumeiſter zur baldigen Unterbreitung geeigneter Vorſchläge. 7. Ein zur Zucht untauglicher Gemeindefaſſel ſoll alsbald öffentlich verſteigert werden. 8. Die Gehaltsverhältniſſe der Lehrerinnen der Kleinkinderſchule wurden neu geregelt und iſt hier⸗ wegen Vorlage an den Bürgerausſchuß zu erſtatten. 9. Die Geſchäfts⸗ und Bureauſtunden des Kanz⸗ leiperſonals wurden neu geregelt und ſollen die Dienſtverträge hierwegen entſprechend abgeändert werden. 10. Mit Führung der Kaſſen des verſtorbenen Jakob Siegel ſoll der Gemeinderechner beauftragt, deſſen Gehalt entſprechend erhöht werden aber die ſtipulirten Rechnergehalte dieſer Fond's in die Gemeindekaſſe fließen. 11. Die Bedürfnisfrage wegen Errichtung einer neuen Wirtſchaft im neuen Anlage⸗Viertel wurde mit Stimmenmehrheit bejaht. 12. Bei der am 11. d. Mts. abgehaltenen Ver⸗ pachtung eines Kellers unter dem Volksſchulgebäude iſt ein Liebhaber nicht erſchienen u. die Verpachtung ſomit ergebnislos verlaufen. — Heidelberg, 14. April. Geſtern Nacht verſchied hierſelbſt in ihrem 85. Lebensjahr Frau Kirchenrat Marie Schenkel, geb. von Waldkirch. Die Verſtorbene, die Mutter unſeres Miniſters des Innern, hat ihreu Gatten, D. Daniel Schenkel, den berühmteſten einſtigen Profeſſor der Theologie und erſten Univerſitätsprediger hierſelbſt, um 21 Jahre überlebt. Von Heidelberg, der Stätte ſeines langen Wirkens, vermochte ſie ſich nicht zu trennen. Einer ihrer Söhne bekleidet zudem hier den Poſten eines Bankdirektors. Ihr jetziger Heimgang wird auch in weiteren Kreiſen, wo man die Dahinge⸗ ſchiedene gekannt, herzliche Teilnahme hervorrufen. — Karlsruhe, 14. April. Anf der Kon⸗ ferenz der Vertreter ſämtlicher Eiſendahndirektionen die letzthin in Berlin ſtattfand, ſtimmten Bayern und Baden im Prinzip der Einführung des Zwei⸗ pfennig⸗Tarifs für die „billigſte“ Wagenklaſſe zu. Die für ſüddeutſche Ohren ſo odiöſe Bezeichnung 4. Klaſſe wurde nicht angenommen, vielmehr ſoll in Bayern und Baden dieſe Wagenklaſſe als Klaſſe 3b bezeichnet werden. Daß dieſe Bezeichnung be⸗ ſonders ſchön und praktiſch iſt, können wir nicht behaupten; ſicher iſt, daß ſie zu vielen unliebſamen Verwechſelungen Anlaß geben wird. Elſaß⸗Lothringen „Fräulein v. Boylen,“ fragte der Amtmann, in ruhiger ernſter Mann, durch deſſen Haar eben ie erſten Silberfäden zogen, „hat auch Julius, unſer Aelteſter, heute ſeine Schuldigkeit getan?“ „Jawohl, Herr Amtmann!“ „Und wie ſteht's mit den andern Kindern, mit Bertram und Auna ?“ „Ich bin zufrieden!“ „Sind Sie es auch im meinem Hauſe, gnädiges Fräulein? — Sprechen Sie es aus, wenn Sie eine Bitte haben, und bedenken Sie, daß ich Ihres ſeligen Papas beſter Freund war!“ „O, Herr Amtmann, ich danke Ihnen; ich bin mit allem vollauf zufrieden!“ „Wir betrachten es als ein ſehr großes Glück, erehrte Freundin,“ fuhr hier die Amtmännin, ein geborenes Fräulein von Eberſtein, eine muntere, oviale Frau von 26 Jahren, fort, „daß Sie in inſer Haus gekommen ſind! Wie viel verdanken Ihnen ſchon die Kinder ſeit den neun Monaten, die 5 Sie bei uns zubringen! Als Ihnen um Neujahr die Tante ſtarb, dachten Sie wohl nicht daran, daß Sie ſich binnen kurzem hier ſo wohl fühlen ſollten?“ N „Gnädige Frau, es war doch ein harter Schlag für mich, meine letzte verwandtſchaftliche Stütze zu erlieren!“ ö f „Geſtatten Sie mir die eine Frage, die ich ſchon ſo lange auf der Zunge habe: Sie ſind — erlobt?“ „Ja gnädige Frau; mein Verlobter iſt Leo on Strachnitz, Rittmeiſter bei den Ziethen'ſchen guſaren. Leider habe ich ſeit faſt einem Jahre keine kachricht von ihm!“ „Armes Kind!“ „Na, ſeien Sie nur guten Mutes,“ fuhr hier er Amtmann wieder dazwiſchen, „unſer gnädiger Herrgott wird unſerem König und ſeinen tapferen blauen Jungen ſchon den Sieg ſchenken. Denken dieſer Schlacht zu Hunderten. wird die 4. Wagenklaſſe einführen, während Württem⸗ berg eine endgültige Erklärung noch nicht abgegeben hat, dieſe wird vielmehr erſt auf der am 24. April in Stuttgart zuſammentretenden neuen Eiſenbahn⸗ onferenz erfolgen. N 85 8 ft 5 burg, 14. April. Ein Sonder⸗ ling, der frühere Weinhändler Heinrich Pfählinger, iſt im Alter von über 70 Jahren geſtorben. Von einer Schar von Hunden umgeben, verbrachte er ſeine Tage in dem „verwunſchenen Schloß,“ d. h. in ſeiner von einem ungepflegten Park umgebenen, verwahrloſten Villa beim Bahnhof. In einem Schreibtiſch wurde ein Teſtament aus dem Jahre 1894 vorgefunden. Darnach iſt der Staat Geſamt⸗ erbe des beträchtlichen Vermögens. Verwandte ſind nicht bedacht, außer dem Vetter, Herr Adolf Pfähler, mit 25000 Mark. Ein Bruder dieſes Herrn, für den ebenfalls 25000 Mark ausgeworfen ſind, iſt inzwiſchen geſtorben; ſein Anteil kommt alſo auch dem Staate zu. Gefunden wurden in einem leeren Faſſe ein Depoſitenſchein über 129000 Mk. und Wertpapiere für 34000 Mark. Das Vermögen Pfählers einſchließlich der Kunſtſammlung kann auf 1½ Millionen Mark geſchätzt werden. Die ver⸗ wahrloſte Villa wurde inzwiſchen verſiegelt und wird Nachts bewacht. — Zuzenhauſen, 14. April. Die ſog. „Kuh des armen Mannes“, die Ziege, wird ſchon ſeit Jahrhunderten bei uns in Deutſchland gehalten ohne daß man im allgemeinen etwas Vor⸗ oder Nachteiliges über ſie vorzubringen gewußt hätte. Von einer veredelten Zucht war aber keine Rede — als endlich in den 80er Jahren im vorigen Jahr⸗ hundert die badiſche Regierung ihr Augenmerk auf eine durchgreifende Hebung der Ziegenzucht richtete. Man hatte es zu dieſem Zwecke mit vielerlei Ziegen⸗ ſchlägen probiert, zuletzt aber doch herausgefunden, daß die weiße hornloſe Saanenzüge die allein richtige iſt. Dieſelbe beſitzt einen ſchön geformten gut entwickelten Körperbau, und giebt reichlich mehr und beſſere Milch, ohne jeden Beigeſchmack, den man bei anderen Raſſen findet. Wir haben beiſpiels⸗ weiſe hier Ziegen im Alter von 3—4 Jahren, die täglich 5 Liter Milch geben. — Wie bekannt, wurde im Jahre 1894 im hieſigen Orte ein Ziegenzucht⸗ verein gegründet; Ittlingen und Hoffenheim folgten nach und vor vier Jahren haben ſich dieſe drei Vereine zu einem Kreisverband zuſammengeſchloſſen mit dem Sitz in Zuzenhauſen. Wie hier wiederholt hervorgehoben ſei, hat ſich die Zuchtvereinigung zur ſtrikten Aufgabe gemacht, nur die reinraſſige Ziege Sie an Roßbach, Zorndorf und Leuthen. Und was Ihren Verlobten anbelangt, ſo wird ihn die Verſehung ſchon ſchützen; ein ſo braver junger Herr wird doch dem Tode entgehen!“ Eliſe von Bohlen ſeufzte. „Es iſt ſo hübſch,“ nahm jetzt die Amtmännin wieder das Wort, „aus dem Munde eines Beteiligten die großen Ereigniſſe der Weltgeſchichte zu hören, darum erzählen Sie uns, liebe Freundin, wenn Sie wollen, etwas von dem, was Ihr Verlobter Ihnen von ſeinen Erlebniſſen ſchreibt! Allerdings iſt der Krieg kein Vergnügen, und wir alle fühlen ſchon zur Genüge, daß er uns bereits vier Jahre über⸗ zieht; aber ich glaube, wir kommen dadurch zu einer ſchönen Unterhaltung, und Sie, liebes Fräulein, erleichtern ſich dadurch das Herz!“ „So viel ich mich erinnere,“ begann hierauf Eliſe ohne jede Ziererei ihren Bericht, „war die Schlacht bei Lowoſitz die am ſchnellſten entſchiedene, als Folge deren, nachdem General Brown, der das öſterreichiſche Heer kommandierte, geſchlagen war, die ganze ſächſiſche Arme bei Pirna in preußiſche Gefangenſchaft geriet. Ein glanzvoller Anfang, der in der Schlacht bei Prag jedoch eine weit ſchwierigere Folge hatte. General Schwerin, Leo's Gönner, ſtarb hier den Heldentod vor den feindlichen Schanzen, Leo ſelbſt wurde auf dem Schlachtfelde noch zum Rittmeiſter befördert, den die Offiziere fielen in Dann folgte die unglückliche Schlacht von Kollin, die, ſchon halb ge⸗ wonnen, durch Friedrichs Hitze verloren ging. Leo war einer der letzten auf dem Kampfplatze. Plötzlich rief einer ſeiner Huſaren: „Herr Rittmeiſter, dort dort ſteht der König!“ Richtig, nicht weit yon ihm vor einer feindlichen Batterie hält der König, als wollte er dieſelbe allein ſtürmen. Strachnitz redet ihm zu und bringt ihn endlich mit Mühe dahin, ihm zu folgen; ſo wird ſeine Majeſtät in Sicher“ aus dem Saanental zu züchten, von woher beretz viermalige direkte Sendungen von Muttertieren ein⸗ trafen und beſtändig jedes Jahr Zuchtböcke hon n eingeführt werden. Seit Beſtehen des Verbande ſind ſchon mehr als 1000 von Mitgliedern gezüchen Tiere nach allen Richtungen Deuntſchlands berſenhe worden; die zahlreich eingelaufenen Anerkennungz⸗ ſchreiben können denn auch als erfreulichen Beweiz gelten, daß die Abnehmer mit der Lieferung zufriede waren. — Auf 1. Mai d. J., i . vormittags 10 Uhr iſt wiederum ein hierorts abzuhaltender Ziegenmart anberaumt, verbunden mit Prämiirung, worauf de Intereſſenten jetzt ſchon aufmerkſam gemacht und zu zahlreichem Beſuche eingeladen ſeien. — Berlin, 14. April. In dem Geſchäft⸗ keller eines Hauſes am Zionskirchplatz wurde beg betagte Trödlerin Erhard von zwei Männern he fallen, gewürgt, und mit einem eiſernen Gegenſſan geſchlagen, bis ſie bewußtlos war. Geraubt 53 Mk. Die Täter entkamen. — Rom, 16. April. Der deulſche d ſchafter hat an den Miniſter des Auswärtigen en offtzielles Schreiben gerichtet, indem er ſein Bet zu den ſchmerzlichen Ereigniſſen am Veſup ausdeig In dem Schreiben heißt es: Der ſchreckliche ds bruch des Veſuvs, der die blühende Umgebung ga Neapel verwüſtete, habe in Deutſchland die ehe hafteſte und aufrichtigſte Sympatie herporgerhie Jetzt, wo die unmittelbare Gefahr vorüber zu eh ſcheine und man die Größe des Unglücks ahmen könne, wünſche die kaiſerliche Regierung der kai lichen Regierung und der italieniſchen Naſſon Beileid und ihr herzliches Mitgefühl zu dem ag das Italien durch dieſe neue Kataſtrophe gelroe habe, auszudrücken. Gothaer Lebensverſicherungsbang Gegenſeitigkeit. Nach vorläufiger Feſtſtellung wurden iim Jahr 1905 neue Verſicherungen über 55 Millionen Nu abgeſchloſſen. Es iſt dies der höchſte Jahreszuhng, den die Bank während ihrer 77jährigen Wirte erzielt hat. Die Sterblichkeit unter den Verſſhe blieb noch beträchtlich hinter der Erwartung und der übrige Abgang war wieder ſehr Der Geſamtbeſtand ſtieg auf rund 8 ie Mark eigentlicher Lebensverſicherungen (Verſche größerer Summen auf Lebenszeit oder kürzung). die bedeutendſte Anſtalt des europäiſchen Feta heit gebracht. Dann brach nach ſchweren i die Sonne von Roßbach an. Mein Verlobter che mir damals: „Eine Theaterdekoration kaug ih ſo ſchnell gewechſelt werden, als bei Roßbach a dem Hügel unſer Lager verſchwand. Die eas waren eher in die Flucht geſchlagen, ehe ſie det einen Angriff ahnten. Damals führte Seidl Reiterkönig, wie ſie ihn nennen die Eskardroner. — Nach der Schlacht bei Leuthen ſchrie dei ea ſehr animierten Brief. Unter Ziethen s Mee hatte er hier Gelegenheit, ſich perſoͤnlich auszuzeichen Friedrichs Genie ſiegte hier durch die ſchräge Schlatt ordnung; mit ſeiner kleinen „Berliner Wachlpaken, zirka 30,000 Mann, ſchlug er 90,000 Men Oeſterreicher. In Liſſa, dicht bei Leuthen, r der Monarch nach gewonnener Schlacht noch Gefangener geworden, wenn ihn ſeine ſeltene geſer gegenwart nicht gerettet hätte. Nur mit weng Mann Gefolge ritt er nämlich dort ein, h Schloſſe ab und fand dort — lauter tafelnde e reichiſche Offiziere. „Meine Herren!? ſagee „mich haben Sie hier wohl nicht erwartet en Ha ließ er ſich alle vorſtellen, bis Fanfaren aaf e Hofe die Ankunft einer Huſarenabteilung ane Die Offiziere blieben natürlich ſeine Gefangen Dann folgte 1758 nach der blutigen Schlacht el Hochkirch der glänzende Sieg von Zorndoerf, Friedrich mit der Uebermacht der Ruſſen kate Leider riſſen die Unglückstage von Hochkirch un Kunersdorf manches ein, was die vorige Zeit a gebaut; zum Glücke aber brachte uns diefes Ju die beiden herrlichen Siege von Liegnitz und Poren Bei Kunersdorf war mein Verlobter derwinte doch kämpfte er nach den anderen Briefen i 90 beiden letzten Schlachten wieder mit. Seit Nehm habe ich keine Nachricht mehr!“ i Und ſie machte ein recht trauriges Ge * N 99 1 f 2 1 A geßer