Preis vierteljährlich Mark 1.— mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Anzeiger für Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Ladenbur Haus. ſochenblat und Umgebung. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 P Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. eklamen 20 Pfg. Bei größeren Aufträgen Rabatt. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. 1 Redaktion, Druck und Verlag der 15 5 Hofbuchdruckerei Rar! Molitor, Ladenburg. Die Befeſtigung des Weltfriedens. 1 Die nun hinter uns liegenden Oſtertage haben der Welt köſtliche Gaben gebracht. Es traf ſich ſehr glücklich, daß zur Zeit der Feier des großen chriſtlichen Triumpffeſtes und des höchſten Idealis⸗ mus nicht nur die düſteren Wolken, die lange Zeit gewitterdrohend am politiſchen Horizonte ſtanden, verſchwunden waren, ſondern daß auch noch eine Reihe von Kundgebungen ſtattfanden, aus denen auf eine Befeſtigung des Weltfriedens nach dem Grundſatze „Gleiche Rechte für alle Staaten“ zu ſchließen iſt. Ungemein ſympathiſch muße die Friedensfreunde die Rede des franzöſiſchen Miniſters des Aeußeren, des Herrn Bourgois, in der Depu⸗ tiertenkammer berühren, in welcher er die Worte des deutſchen Reichskanzlers umſchrieb, daß es auf der Konferenz zu Algeciras weder Sieger, noch Be⸗ ſiegte gegeben habe, daß Deutſchland die hiſtoriſche Stellung Frankreichs und Spaniens in Marokko anerkannt und im übrigen die marokkaniſche Frage eine internationale Regelung erfahren habe, bei der ſich die politiſchen Freundſchaften Frankreichs be⸗ währt und Frankreich neue Sympathien gebracht hätten. Mit großem diplomatiſchem Geſchick hat bekanntlich in den letzten Tagen auch der vielge⸗ wandte Präſident Rooſevelt in Waſhington bei dem Empfange des New⸗Porker deutſchen Offiziers⸗ und Kriegervereins in Gegenwart des deutſchen Bot⸗ ſchafters von der Notwendigkeit der Pflege der Freundſchaft zwiſchen Deutſchland und Nordamerika geſprochen und dabei dem deutſchen Kaiſer und dem deutſchen Volke hohe Anerkennung für ihr friedliches Streben gezollt. Von Gewicht ſind ferner auch die andauernden Beſtrebungen der Vertreter vieler eng⸗ liſcher Städte und Handelskammern, durch freun ſchaftliche Annäherungen feindſelige Mißverſtänd⸗ Schach dem Könige! Hiſtoriſche Novelle von Carl Caſſau. 7. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) „Und Du hältſt es für ganz in der Ordnung?“ fragte er drohend zurück. „Gewiß, meine Geſchwiſter ſind viel zu klein, als daß ſie ohne Mutter groß gezogen werden können!“ „Bedenkſt Du auch, daß uns dadurch das Erbe geſchmälert wird?“ „Mein Vater kann über das Seinige frei walten!“ „Den Teufel kann er! Ich habe Dich zur Baronin gemacht mit der Ausſicht auf Dein dem⸗ nächſtiges Erbe; nun gehſt Du deſſen verluſtig, und ich wollte —“ Sie ſah in ſo ſtarr an, daß er, der hartge⸗ % ſottene Böſewicht, verſtummte; ihr Geſicht war totenbleich. 5 „Alſo heirateteſt Du mich, wie Du ohne Scheu bekennſt, nur um des Geldes willen? — O, Erich! 0 — O, ich Unglückliche!“ f l Sie ſchluchzte laut, nahm Julius an der Hand und wankte hinaus. Der rohe Baron ſetzte ſich, nachdem ſich die Tür wieder geſchloſſen, unter einem Fluche über die ſchwachen Nerven des Weibervolkes wieder zum Trinken nieder. 2 Plötzlich klopfte es. 0 ſchwunden iſt. fragte er heftig. niſſe zwiſchen Deutſchland und England zu zer⸗ ſtreuen, und hat zu dieſem löblichen Zwecke der Lord Major (Oberbürgermeiſter) von London eine ganze Anzahl Vertreter rheiniſcher Städte nach der engliſchen Hauptſtadt eingeladen. Jedenfalls wird durch dieſe Kundgebungen dargetan, daß der Welt⸗ friede eine neue Feſtigung erfahren hat, und daß das Geſpenſt eines Krieges Englands und Frank⸗ reichs gegen Deutſchland vor allen Dingen doch auch vor der humanen und vernünftigen Erwägung der Regierungen und ihrer Vertreter, daß heutzu⸗ tage ein Weltkrieg ohne zwingendſten Grund ein großes Verbrechen an der Kulturmenſchheit iſt, ver⸗ Regte doch auch in voriger Woche ein Mitglied des engliſchen Parlaments die Frage an, daß England in London wieder einmal eine Weltausſtellung halte, da England ſeit dem Jahre 1862 keine Weltausſtellung veranſtaltet habe. Man wird wohl zugeben müſſen, daß ein Volk, welches ſich mit dem Plane einer großartigen Weltaus⸗ ſtellung trägt, keine Kriegspläne im Schilde führen kann. So optimiſtiſch dürfen wir freilich nicht ſein und etwa meinen, daß Deutſchland keine Gegner in der Welt mehr habe und daß nur aus purer Frie⸗ densliebe die politiſche Lage ſich friedlicher geſtaltet habe. Die Intereſſengegenſätze zwiſchen den Völkern und Staaten bringen immer wieder neue Reibungen hervor und es wird der ſtändigen Aufmerkſamkeit und Geſchicklichkeit der Diplomaten bedürfen, drohende neue Konflikte zu beſeitigen. Auch muß das deut⸗ ſche Volk angeſichts der ſchweren militäriſchen Laſten, die es trägt, daran denken, daß die ſtarke Streitmacht Deutſchlands auch die ſtärkſte Friedens⸗ bürgſchaft iſt, indem Deutſchland, das vier Milli⸗ onen Soldaten ins Feld ſtellen kann, wohl ſo leicht nicht angegriffen werden wird. „Herein!“ ſchrie er lallend. Ein großer, korpulenter Mann, mit dünnem Haar und fleiſchigem, vom Trunke geröteten Backen trat ein. Das liſtige Fuchsgeſicht ſchien mit einem Blicke die ganze Sachlage zu überſchauen. „Herr Baron!“ krächzte er mit heiſerer Stimme, „der Schein iſt gefunden!“ Wie der Blitz fuhr Warkotſch in die Höhe: „Wer fand ihn? Der Inſpektor Ramming guckte ihn groß und verwundert an. „Was meinten der Herr Baron?“ „Was meinen Sie denn?“ „Den Vermeſſungsſchein über Hafer und Der Baron atmete auf. „Weiter nichts?“ Ramming murmelte etwas in den Bart. „Und?“ fuhr der andere fort. „Es ſtellte ſich heraus, daß der Chriſtoph vier Scheffel Hafer, der Hofmeiſter aber ſechs Scheffel Gerſte unterſchlagen hat. Soll ich die 1 Gerſte!“ Gendarmen holen laſſen?“ „Laß jedem 25 geben, verſchont mich mit der Polizei!“ „Soll nicht fehlen, Herr Baron!“ Er verſchwand, der Baron aber glitt tiefer in den Lehnſtuhl hinab und ſtarrte lange vor ſich hin. „Soll mich denn dieſes Geſpenſt ewig äffen? Der vermaledeite Handſchein! Wer doch eine Ahnung Wer weiß ſchon davon?“ denkmale in Karlsruhe teilt mit, daß das Gr. Mini Kappel aber murmelte: hätte, wo der Bettel ruht! — Ah, bah, er wird 32 Ladenburg, 12. April. Aus der Ge⸗ meinderatsſitzung (mitgeteilt vom Bürgermeiſteramt.) 1. Bei der in der letzten Zeit vorgenommenen Milchkontrolle waren von ſechs Proben drei mi Waſſer zugeſetzt, in einem Falle betrug die zuge⸗ ſetzte Waſſermenge 15%, im anderen Falle 35% und im letzten Falle ſogar 40%. Gegen die Milchfälſcher wird Strafantrag bei der zuſtändige Behörde geſtellt. 2. Der Gr. Conſervator der öffentlichen Ba ſterium der Juſtiz, des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe mit Erlaß vom 30. v. Mts. der Ge⸗ meinde Ladenburg auf Anſuchen zu den Koſten der Inſtandſetzung des ehemals Stichs'ſchen Hauſe einen Staatszuſchuß bis zur Höhe von zweitauſend Mark bewilligt hat. Die hieran geknüpften Beding⸗ ungen werden angenommen. 3. Von der Einladung der Berufsgenoſſenſchaft der Gas⸗ und Waſſerwerke in Karlsruhe zu der am Samſtag, den 28. April d. Is. in Baden Baden ſtattfindenden Sektionsverſammlung wird Kenntnis genommen. Eine Vertretung der Ge⸗ meinde wird nicht für erforderlich erachtet. f 4. Bezüglich Ernennung von Mitgliedern de Schatzunzsrates werden dem Gr. Steuerkommiſſä für Mannheim⸗Land geeignete Vorſchläge unter breitet. 5. Wegen Einführung der Gemeindekranken⸗Ber ſicherung für häusliche Dienſtboten und landwirt⸗ ſchaftliche Arbeiter mit Wirkung vom 1. Januar 1907 ab ſoll entſprechende Vorlage an den Bürger⸗ ausſchuß erſtattet werden. 6. Das Gr. Bezirksamt und der ſtaatliche Sani⸗ tätsbeamte verlangen, daß wenn der Bürgerausſchuß auf ſeiner ablehnenden Haltung wegen Errichtung einer Leichenhalle im ſtädtiſchen Friedhofe beharrt, längſt vermodert ſein!“ Damit ging er murrend hinaus, vom Hofe her aber erſchallte bald darauf das laute, fürchterliche Schmerzen verkündende Geſchrei der armen geſtraften Leibeigenen zum Himmel empor. Vor dem Saale begegnete dem Baron ein Bekannter von un Matthias Kappel in Jägeruniform; vornehm rief er: „Jean, räumen Sie ab!“ Der Baron warf ihm einen freundlichen Blick und verſchwand dann in ſeinen Zimmern. zu „Die Spur wäre gefunden! Er hat jeden⸗ falls einen Schein ausgeſtellt, weiß aber nicht, wo ihn der General gelaſſen hat!“ Als der Baron nachmittags auf dem Vor⸗ werke war, unterſuchte Matthias den Schreibtiſch des ſeligen Generals, jetzt in des Barons Zimmer, nach allen Richtungen, aber ebenſo vergeblich, wie früher III. O, blicke, wenn die Sinne Die Welt Dir will verwirren, Zum ew'gen Himmel auf, 8 Wo nie die Sterne irren. . Das Jahr 1760 war bald dem Ende nahe, als im Hauſe des Amtmanns von Znaim zu Woiſel⸗ . witz eine ziemlich große Geſellſchaft abends um den 28 runden Tiſch und die helle Lampe beiſammen ſaß.