Und dieſer große ewige Herzensfrühling im Menſchen, das iſt der große Glaube an die Er⸗ hebung und Erlöſung der Menſchheit, die große ideale Hoffnung, welche der Stifter der chriſtlichen Religion in die Herzen der Chriſten gepflanzt hat und die durch keine moderne Naturwiſſenſchaft und Philoſophie irgend erſetzt werden kann. Auch nichts klaviſches und abhängiges hat dieſer ſeeliſche Früh⸗ ings⸗ und Auferſtehungsglaube an ſich, denn es iſt ja das Vertrauen des Geſchöpfes in den Schöpfer, der ſeine Geſchöpfe ja nicht verlaſſen kann, wie ja uch ſchon ein guter irdiſcher Vater ſeine Kinder icht verläßt. Und ſo erweckt auch Oſtern immer wieder aufs neue den geiſtigen Frühling. Verſchiedenes. ): (Ladenburg, 6. April. Aus der Ge⸗ einderatsſitzung (mitgeteilt vom Bürgermeiſteramt). 1. Die Lieferung der ausgeſchriebenen 6 Eiſen⸗ ahnwaggon Kohlen für das ſtädtiſche Pumpwerk ird den Kohlenhändlern Friedrich Schrepp II. und .F. Merkel hier um den angebotenen Preis von 10 Mk. pro Zentner übertragen. 2. Die Herſtellung des Geländers am Fußweg längs der Main⸗Neckar⸗Eiſenbahn wird dem Schloſſer⸗ ſter Ludwig Bargolini hier um das von ihm ngelegte Angebot von 29 Pfg. per 1 Kgr. alſo um 7.03 Mk. übertragen. 3. Dem Ratſchreibergehilfen Peter Edelmann hier, 5 welchem bei der Stadtverwaltung in Weinheim eine Gehilfenſtelle übertragen wurde, wird geſtattet, am 9. ds. Mts. den diesſeitigen Dienſt zu verlaſſen, die Gehaltsbezüge desſelben ſollen mit Wirkung vom 15. ds. Mts. eingeſtellt werden. 4. Von einem Erlaß des Gr. Miniſteriums des Innern vom 26. ds. Mts., wonach zufolge Aller⸗ höchſter Entſchließung der 20. September ds. Is. (den Tag der goldenen Hochzeit Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin) als der Jubiläumsfeſttag bezeichnet wird, daher ſollen beſondere Jubiläumsfeſtlichkeiten auf 9. September, den 80. Geburtstag des Großherzogs nicht in Ausſicht genommen werden, wird Kenntnis genommen. 5. Dem Stadtrechner Otto Reinmuth hier, welcher ſich am 10. ds. Mts. verehelichen will, wird der nachgeſuchte Urlaub bis incl. 16. ds. Mts. bewilligt 15 und zu deſſen Stellvertreter für dieſe Zeit der 5 Sparkaſſenrechner Löſch hier ernannt. 4 . ihren Marſch nach Breslau fortſetzen mußten. „Du ſiehſt mich Deiner würdig wieder, teures Mädchen!“ — Das waren Leos letzte Worte. Daran richtete ſich Eliſe ſtets wieder auf. Auch 5 gedachte ſie der Erzählungen Leos von dem großen Könige, in dem ſie ſchwärmeriſch einen zweiten Leonidas verehrte. Am meiſten rührte ſie die ge⸗ heime, aber dennoch bekannt gewordene Inſtruktion an den Staatsminiſter, Grafen von Finkenſtein, in welcher Friedrich ſtrengen Befehl gab, falls er in Gefangenſchaft geriet, um ſeinetwillen weder zur Wiedererlangung ſeiner Lage auch nur die allerge⸗ ringſte Opfer auf Koſten des Staates zu bringen, auf ihn nicht die geringſte Rückſicht zu nehmen, ſondern in dieſem Falle ſeinen Bruder als Staats- oberhaupt anzuſehen. War das nicht echt ſpartaniſch 3 und heldenhaft gehandelt?“ f Mit heißen Gebeten begleitete Eliſe im Geiſte ihren Leo, aber die Grundſtimmung ihres Herzens ſprang wütend auf. war die, mit ſolch einem Fürſten muß der Sieg ſein! Um dieſelbe Zeit ſaß vor dem Herrenhauſe in Strehlen eine junge, blaſſe Frau; zu ihren Füßen ſpielte ein dreijähriger Knabe, der zuweilen die blaſſe Dame freundlich anlachte. Dann zogen Sonnen⸗ ſchein und Abendrotgold über das bleiche Geſicht der offenbar Kranken und Leidenden, in der wir nur mit Mühe das frühere Fräulein Selma von Zuaim, die jetztige Baronin von Warkotſch erkennen. Der Knabe iſt ihr jüngſter Bruder, den Selma mit ſich genommen, daß er die Mutter, welche bei ſeiner Geburt ſchon geſtorben, nicht vermiſſe. Jetzt ertönten Tritte, und das Geſicht der 1 Dame rötet ſich, aber nicht vor Freude, ſondern mehr vor Angſt und Schreck. Es iſt der Baron, 5 der ſich naht, hohe Waſſerſtiefel an den Füßen, die Hetzpeitſche in der Hand, kommt er vom Felde heim. Einen einzigen mißtraulichen Blick wirft er rund um ſich herum, dann läßt er ſich auf eine Bank 6. Dem Gaſtwirt Eduard Zimmermann und Genoſſen auf dem Schwabenheimerhof wird geſtattet einen Verbindungsweg von der Straße nach dem Schwabenheimerhof über die Botzheimerwieſe nach der Edinger Fähre anf ihre Koſten anzulegen. Dem Gemeinderat wird jedoch mittelſt Reverſes das Recht vorbehalten, die erteilte Erlaubnis jederzeit zurückzuziehen. Von den Beteiligten iſt ein Re⸗ cognitionsgeld von pro Jahr 50 Pfg. auf Martini jeden Jahres, erſtmals Martini 1906 an die hieſige Gemeindekaſſe zu entrichten. 7. Es wird beſchloſſen, daß in dieſem Sommer die Stutfohlen Morgens und die Hengſtfohlen Mittags in die Fohlenweide zu verbringen ſind. 8. Genehmigt wurde ein Ausſtandsgeſuch und f verſchiedene Unterſtützungsgeſuche. 9. Die Bedürfnisfrage zur Errichtung einer neuen Wirtſchaft wurde mit 5 gegen 3 Stimmen bejaht. — Frankfurt a. O., 11. April. Vor etwa 14 Tagen ſtarb hier im Alter von 67 Jahre der penſionierte Pfarrer Walk. In ſeinem Nachlaß fand man 300 000 Mk. in Wertpapieren und barem Geld vor. Da der Pfarrer keine Verwandten hatte, ſo wurde das Geld einſtweilen beſchlagnahmt. Jetzt iſt die Erbin gefunden und zwar in einer außerehelichen Tochter des Pfarrers, die in Baden an einen Eiſenbahnbeamten verheiratet war und jetzt als Witwe in beſcheidenen Verhältniſſen lebt. — Neuſtadt a. H., 11. April. Geſtern mittag ereignete ſich am Bahnübergang der Straße nach Speyerdorf ein Bahnunfall. des Poſthalters Menninger in Neuſtadt — zwei aneinander gehängte, mit Möbeln geladene Roll⸗ wagen — paſſierte in dem Moment den Uebergang als der Perſonenzug Neuſtadt— Landau (Neuſtadt ab 2.42 Uhr) heranbrauſte. Die beiden Pferde und der erſte Wagen waren bereits über das Ge⸗ leiſe hinüber, der zweite aber wurde von der Loko⸗ motive erfaßt und mit Gewalt zur Seite geſchleudert. Der Wagen mit den Möbeln ging in Trümmern ein Laternenſtock wurde abgeriſſen, Fuhrmann und Pferde kamen mit dem Schrecken davon. Die Frau des Fuhrmanns, die nebſt ihren beiden Kindern ſich auf dem Wagen befand, konnte mit dieſen noch rechtzeitig abſpringen. Der Bahnwart gab an, er habe von Neuſtadt aus erſt Meldung von der Ab⸗ fahrt des Zuges bekommen, als dieſer ſchon einge⸗ fahren ſei. s nieder und ſtarrte vor ſich hin. Die Baronin wirft einen beſorgten Blick auf ihn, läßt aber das Strick⸗ zeug nur deſto ſchneller arbeiten. ü „War jemand hier, Selma?“ 8 „Nein, Erich, was haſt Du?“ „Ich erwarte die Gendarmen; es iſt wieder geſtohlen worden!“ „Biſt Du auch nicht zu ſtrenge mit den Leuten? 3 Ein Fuhrwerk — Zöblit, 12. April. Geſtern nachmittag ſind 4 Kinder des Fabrikbeſitzer Buſchbeck im Alter von 3 bis 9 Jahren beim Spielen ins Waſſer ge. fallen und ertrunken. — Ulm, 11. April. Ein Veteran aus ehh Zeit, die für uns faſt ſagenhaft geworden iſt, fei vor einigen Tagen ſeinen 80. Geburstag, nämlich der Turn⸗ und Taxisſche Poſtillon Karl Schleifer Er hat 50 Jahre Poſtdienſt getan, davon 15 Jahre bei der Eilwagen⸗ und Extrapoſt. Er erzählt mit Stolz von dieſer Zeit, in welcher noch eiwg 0 Eil⸗ und Packwagen ſowie 30—35 Extrapoſten täglich in Ulm ankamen und abgingen, denn er ga teils als Poſtillon, teils als Eilwagenkonduktem Kaiſer, Könige und Fürſten gefallen. Für ſein ſchönes Blaſen erhielt er das Ehrenpoſthorn bon her Generaldirektion in Frankfurt a. M. — Neapel, 11. April. Der Ausbruch dez Veſuvs beginnt jetzt auch auf das Leben in Neapel ſtarken Einfluß auszuüben. Zahlreiche Läden digg geſchloſſen. Viele Flüchtlinge durchziehen nachtz mit Fackeln, mit Kreuzen und Heiligenbildern die Stadt. — Neapel, 11. April. Aus den Trümper der Kirche in San Ginſeppe Veſuviang wurde jetzt im ganzen 105 Leichen hervorgeholt. Bel den eingeſtürzten Häuſern werden die Bergungsarbeile fortgeſetzt. — Caſtellamare, 11. April. In Sumon ſind 50 Häuſer vollſtäundig und 3 Kirchen ſeilpe eingeſtürzt. Das Rathaus ſtürzte nachts 1 l ein, ebenſo die Unterpräfektur. Die Aſche ieh 2 Meter hoch. Die Bevölkerung flieht. dee Veſuvausbruch, der ſich geſtern abend von 80 Uhr ſteigerte, ſcheint ſich etwas abgeſchwäch haben. Er wirft geringere Aſchenmengen a Das Getöſe iſt ſchwächer. Die Gefahr des Jah ſtromes für Torre del Greco hat ſich vermiete und die Lage im allgemeinen gebeſſert. Kaiser- Borax Zum taglichen Gebrauch im Wascheasses Das r enen Toilettemittel, verschönert den Ten zarte weisse Hände. Nur echt in roten Cartons zu 10, 30 und 50 Pt. HKaiser-Borax-Seife 50 Pf. — Tola-Seife 38. Spezialitäten der Firma Heinrich Mack in Ulm Dieſer aber warf ihr ein finſteren Blick zu, ſie zurückfuhr. Erſt als ſeine Schritte verhalt waren, eilte ſie ins Haus, holte Waſſer und Wenz und brachte Chriſtian, einem blutjungen Megſche, Haben Sie auch ihr Auskommen?“ fagte die Baronin ſchüchtern, und ihre Stimme bebte leiſe. Der Baron aber fuhr auf: „Dummes Zeug, das kennſt Du nicht! Dieſes leibeigene Pack iſt nicht beſſer als das Vieh, mit dem es ſeine Wohnung teilt; man muß es unbarm⸗ herzig halten, ſonſt rebelliert es!“ a „Aber, Erich, es ſind doch Menſchen!“ „Menſchen? — Warum nicht Unſeresgleichen? — — Halt, Chriſtian, halt!“ ſchrie er dann und ö Ein leichter Wagen, mit zwei ſchönen Pferden beſpannt, fuhr vor dem Hauſe vor⸗ bei; Chriſtian war der Kutſcher, der im Auftrage der gnädigen Frau zwei Körbe mit Wäſche nach dem Bache fahren wollte. „Wohin willſt Du?“ „Nach dem Bache, Herr Baron die Wäſche hinzufahren!“ 5 „Und da ſpannſt Du meine beſten Kutſchpferde bor?“ „Die ſtehen ſchon zwei Tage, Herr Baron; wenn das Vieh keine Bewegung hat, wird es krank und ſteif!“ „Zum Teufel! Was geht's Dich an?“ Und die Peitſche ſauſte dem Unglücklichen um wieder zu ſich. „Gott ſegne Sie, Frau Baronin!“ ſagte de Arme, dann faßte er ſeine Pferde an maß da langſam davon. Die Baronin aber rang die Fah und jammerte herzzerbrechend: „Gott, o Gott, wie ſoll dieſes werden Der kleine Julius aber faßte ihr Kleid „Selma, bringe mich zum Papa zurck, d Onkel iſt gar zu böſe!“ n „Ja, mein Herz, Du haſt recht!“ und de eilten ins Haus. Geſicht, Hals und Hände, daß das Blut hoch auf⸗ ſpritzte. Der arme Kerl war todtenbleich, taumelte und brach zuſammen; Selma aber ſprang auf und ſtreckte abwehrend die Hände gegen den Baron aus. Nicht lange, ſo erklang auch dort det rauhe Tritt des Hausherrn hin und wieder; mas heftiges Schelten hier und dort, und die Pee ſchaft ſchlich ſchüchtern hin und her. Endlich ech der Baron im Speiſeſaale. Mürriſch nahm er neben der Baronin ſein Mal ein, trank haſtig wohl za ganze Flaſche Wein hinunter und fuhr dau i geröteten Wangen fort: 5 Selma, weißt Du auch das neueſte !?“ Sie blickte ihn fragend an. „Du weißt es, geſtehe; Ihr ſeid alle gehe mich im Bunde!“ Sie legte die Hand beteuernd aufs Herz, „Gut, ich will Dir glauben: Dein ae heiratet die Eberſtein!“ 5 4 Kein Zug bewegte ſich in der Baronin Hefeſh dann aber ſagte ſie gelaſſen: „Das wundert Dich und fordert Deinen Aerger heraus?“ 1 8 1 (Fortſetzung folgt.) 8 e ( 1 5 5 1 1 0 1 4 1 1