125 c e 15 Redaktion, Druck 119 Verlag der e — 1 jeden 1 9 und 4 Abend. 1 Hofbuchdruckerei Karl Molitar, Ladenburg. Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 pf. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. — Dienſiag, den 10. 1 1906. chaften, ſich Deutſchland i 995 Matttokonferenz zu f ſichern wußte, muß das Recht bezeichnet werden, ein deut⸗ ſches Kabel nach Marokko zu legen. Damit er⸗ fährt das verhältnismäßig noch recht dünne Kabel⸗ netz des deutſchen Reiches einen weiteren Ausbau, A a und wir dürfen nunmehr hoffen, in abſehbarer 0 Zeit doch auch ſo weit zu kommen, daß wir mit 1 unſeren afrikaniſchen Kolonien auf deutſchen Drähten telegraphiſch verkehren können. Die großen Vor⸗ teile ſolcher eigenen überſeeiſchen Kabelverbindungen iegen auf der Hand. Vor allem wird dadurch das ngliſche Nachrichtenmonopol gebrochen, welches die 3 ondoner Diplomatie, City und Preſſe in den Stand ſetzt, über alle wichtigen Vorkommniſſe in den über⸗ ſeeiſchen Ländern zuerſt unterrichtet zu ſein und danach bereits Entſchlüſſe zu faſſen, ehe jemand auf dem Kontinent noch eine Ahnung von den betreff⸗ enden Ereigniſſen hat. Die Londoner Preſſe kann dann nicht mehr die ihr per Kabel zugehenden Meldungen tendenziös gefärbt veröffentlichen und weitergeben, worin bekanntlich das Bureau Reuter Hervorragendes zu leiſten verſteht. Werden wir aber doch einmal in einen Krieg verwickelt, bei dem unſere Flotte in Aktion treten muß, ſo haben wir unſere eigenen Kabel, deren Benutzung uns ſtets uneingeſchränkt zur Verfügung ſteht. Welche Be⸗ 5 deutung ſchließlich ein ausgedehntes deutſches Kabel⸗ netz für unſere Induſtrie und unſeren Handel haben muß, das braucht wohl nicht zuerſt geſagt werden. Wird ja doch ſchon lange in kaufmänniſchen Kreiſen bitter darüber geklagt, daß die engliſchen Welt⸗ märkte faſt immer bedeutend früher im Beſitze aller überſeeiſchen Handelsnachrichten ſind, als die deut⸗ ** * ſchen und ſo kann man denn aus den 0 Schach dem Könige! Hiſtoriſche Novelle von Carl Caſſau. „Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Die Zeit rollte hinab in den Ozean der Ver⸗ gangenheit, die Verhältniſſe drängten, ſo las man denn eines Tages mit großen Lettern im Wochen⸗ “blatte, daß nunmehr die Verſteigerung des Hauſes ſucht, beſonders der und der Mobiliars des verſtorbenen Generals von ohlen Umſtände halber ſtattfinden ſolle. 13 Und wieder war des Generals Haus voller enſchen, die Treppe auf, Treppe ab ſtiegen. Auch ruhig und kaufte das ganze Mobiliar des Hauſes vom erſten bis zum letzten Stück, wie er den Auf⸗ trag hatte. Dann ließ er es aufladen und fort⸗ fahren, wohin? Niemand bekümmerte ſich darum. Eliſe aber erzielte aus Haus und Mobiliar noch eine ziemlich beträchtliche Summe, die ſie zinslich anlegte; dann 7 reiſte ſie nach herzbrechendem Abſchiede von Leo mit Tante Bohlen nach Liegnitz, woſelbſt die alte Dame im Stifte lebte, das nun auch Eliſe als Geſellſchafterin der Inſaſſin aufnahm. Kurze Zeit darnach wurde auch Leopold von Strachnitz als Premierleutnant zu den Ziethen'ſchen Huſaren nach Potsdam verſetzt. Auf Gut Stehlen aber vollzog ſich unterdes eine für den Beobachter wunderliche Szene. Die abgeladenen Möbel ließ der Baron alle, ſoweit ſie verſchließbar waren, auf den Saal des Herrenhauſes 2 eee i fee Urſachen nur dringend wünſchen, daß ſo dald wie möglich aus Werk geſchritten wird mit der Legung des Kabels nach Marokko. Algeciras, 6. April. Ueber den Eindruck, den das Ergebnis der Konferenz in Marokko ge⸗ macht hat, läßt ſich folgendes ſagen: Manche dort lebenden Deutſchen ſind nicht befriedigt. Die Eng⸗ länder und Spanier in Marokko, die bekanntlich die Haltung ihrer Regierung auf der Konferenz nicht billigen, erklären allgemein, Deutſchland habe ſein Programm im Intereſſe aller gewahrt. Von der Bank und dem neuen Verfahren bei der Vergebung von öffentlichen Arbeiten und Konzeſſionen verſpricht man ſich gute Erfolge für den aufblühenden Handel und das Gewerbe. kennen Deutſchlands Eintreten für Marokko gegen die franzöſiſchen Machtgelüſte an. Sie erklären, es ſei viel gewonnen dadurch, daß die politiſche Selbſtändigkeit des Landes gewahrt und ſeine wirt⸗ geſuchte Papier, nicht darin. diejenigen Möbel, ſchaftliche Monopoliſierung durch eine einzelne Macht verhindert wurde. Verſchiedenes. Laden burg, 10. April. (Poſtaliſches.) Vom 1. April d. J. ab ſind die Beförderungs⸗ gelegenheiten beim hieſigen Poſtamt an Sonn⸗ und geſetzlichen Feiertagen weiter eingeſchräukt worden. Die letzte Poſt wird daher an dieſen Tagen ſchon mit dem Zuge um 754 Uhr nachm. abgehen. O Ladenburg, 9. April. Dieſer Tage entſchlief nach kurzem aber ſehr ſchwerem Leiden an den Folgen einer Blinddarmentzündung der angehende Aktuar Herr Fer din and Kunkel hier. Das Hinſcheiden des erſt 19jährigen, jugendfriſchen hoffnungsvollen jungen Mannes, erregte bei allen die ihn kannten, die aufrichtigſte Anteilnahme und Trauer. Die Eltern verlieren in ihm einen treuen bringen, wo er ſie einzeln allein und geheimnisvoll der genauſte Durchſuchung unterwarf, ob ſie nicht etwa ein Geheimfach enthielten. Solche geheime Behältniſſe wurden allerdings entdeckt, aber — das der Handſchein des Barons, war Am meiſten beſchäftigten Warkotſch die auf des Generals Zimmer Sie wurden Zoll für Zoll unter⸗ Schreibtiſch, ein wahres Meiſter⸗ ſtück der Kunſttiſchlerei damaliger Zeit; aber alles vergeblich; das Papier fand ſich nicht. „Habe nun den Bettel für dreizehnhundert ſelbſt geſtanden. Joſeph Hirſch war da, ertrug alle Stöße und Püffe Taler am Halſe,“ grollte der im Schweiß gebadete Baron, „konnte mir das eigentlich gleich denken; den Schein hat der alte gleich verlegt, er iſt verbrannt oder ſonſt abhanden gekommen ich kann ruhig ſein. Was aber anfangen mit dem Bettel? — Am beſten wär's, ich verbreunte alles; aber das könnte Verdacht erwecken. Lieber verkaufe ich den Plunder wieder, doch den Schreibtiſch behalte ich für mich!“ So fängt ſich der Verbrecher oft in ſeiner eigenen Schlinge, denn der Beſitz des Schreibtiſches zog Leopolds und Kappels unausgeſetzte Aufmerkſamkeit auf ihn, infolgedeſſen ſpäter ein weit ſchlimmeres Verbrechen offenbar werden ſollte, das jetzt noch niemand ahnte, Warkotſch aber fühlte ſich ganz ſicher; er ging geſchniegelter als ſonſt einher, kaufte große Landkomplexe in Woiſelwitz, die er bar bezahlte, und machte der älteſten Tochter des königlichen Amt⸗ mannes daſelbſt, Selma von Znaim, einem ſanften, 5 Die gebildeten Marokkaner er⸗ letz vezen N . l beſchränkt ſein, ſondern in der liebevollen Erinner⸗ . — — Sohn, die Vorgeſetzten einen tüchtigen, ſtrebſamen Beamten; ſeine Freunde einen lieben, braven Ka⸗ meraden; alle aber einen Mitmenſchen von herzge⸗ winnender Liebenswürdigkeit. Mit tiefem Weh im Herzen betrauert insbeſondere auch der Fußballklub den frühen Heimgang eines lieben Genoſſen. Die überaus zahlreiche Beteiligung am Leichenbegängniſſe war der Ausfluß des allgemeinen Mitgefühles für die heimgeſuchte Familie und der Ausdruck der Ver⸗ ehrung und Wertſchätzung, die man dem Verſtorbenen entgegenbringen wollte. Mit ſinnreichen Widmungen legten der Fußballklub, das Gr. Bezirksamt, ſeine Amtsgenoſſen und der Verein junger Gerichtsſchreiber prachtvolle Kränze am Grabe nieder. Unter einem Berge von Kränzen liegt Kunkel begraben. Dieſe letzten Ehrenbezeugungen werden indeſſen nicht hierauf ung liegen, die ihm immerfort bewahrt bleibe. A. M. — Friedrichsfeld, 9. April. In eine verzweiflungsvolle Lage geriet heute ein Arbeiter, welcher an der elektriſchen Stromleitung beſchäftigt war. Sein Sicherheitsgürtel, mit welchem er ſich an dem Maſt befeſtigt hatte, zerriß, und um nicht herabzuſtürzen, erfaßte er ſich mit beiden Händen an einem elektriſchen Draht. Der Unglückliche trug ſchreckliche Verletzungen davon; ſeine beiden Arme ſind faſt vollſtändig verbrannt. Er dürfte kaum mit dem Leben davonkommen. — Karlsruhe, 9. April. Vergangene Woche fand die Taufe des Sohnes des Prinzen Max im Palais des Prinzen ſtatt. Eine unzählige Menſchenmenge wohnte bei prächtigem Wetter der Auffahrt der Fürſtlichkeiten und der Geladenen bei. Das Großherzogspaar wurde mit Hochrufen begrüßt. Den Taufakt vollzog Oberkirchenratspräſident, Ge⸗ heimer Rat E. Helbing. Anweſend waren der Großherzog die Großherzogin, Prinz 9 von guten Weſen, die eine reichliche Mitgift zu erwarten hatte, die Cour. Nicht lange darauf wurde auch bei feſtlichem Male die Verlobung proklamiert und kurze Zeit ſpäter die Hochzeit mit großem Glanze gefeiert. — 25 Zu Lügnitz im Stift „zum Roland“ ſaßen in einem Paterrezimmer, das mit uralten Möbeln ge⸗ ſchmückt war, zwei Damen, in denen wir ſogleich Eliſe von Boylen, etwas kränklich und blaß aus⸗ ſehend, und ihre alte Tante wiedererkennen. Eliſe hat ein Buch in der Hand, aus dem ſie vorgeleſen; jetzt ruhte es in ihrem Schoße, und die Auge ſtarrte trübe hinaus in die ſommerliche Landſchaft. „Gib Dich nicht dem Schmerze hin, Eliſe; was Gott tut, das iſt wohlgetan!“ „Ach ja, Tante, aber tadelſt Du mir den Gedanken an den lieben, teuern Papa, die Sorge um meinen Verlobten?“ „Nein, mein Kind, aber nur nicht ſo trübe; es wird auch wieder Sonnenſchein werden! Glaube mir, einer alten erfahrenen Frau, Gott legt nie⸗ mandem mehr auf als er ertragen kann. Uebrigens, was ſchreibt Dein Verlobter im letzten Briefe? „Hier iſt er, Tante!“ — Dabei zog ſie einen zerknitterten Brief aus dem Mieder, küßte ihn und überreichte denſelben ihrer Tant öffnete und las. Fortſetzung folgt.)