l — Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. 1 Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. 5 Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Bei größeren Aufträgen Rabatt. Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. * 27 Dienſtag, den 3. April — — 1906. Die Belebung des Sparſinnes. Der Reichsverband der deutſchen landwirt⸗ ſchaftlichen Genoſſenſchaften zu Darmſtadt hat durch ſeinen Generalſekretär Dr. Grabein 4 Preisarbei⸗ ten veröffentlichen laſſen über die intereſſante Frage: „Durch welche Mittel läßt ſich die Belebung des Sparſinnes bei der ländlichen Bevölkerung und die Förderung des Sparbetriebes unſerer Spar⸗ und Darlehenskaſſen am zweckmäßigſten und wirkſamſten ausgeſtalten?“ Zunächſt werden in dieſen Arbeiten die mannigfachen Hinderniſſe der Spartätigkeit zu⸗ ſammengeſtellt, unter denen als das entſcheidendſte die weitgehende Genußſucht unſerer Zeit erſcheint. Der Wunſch, den augenblicklichen Genuß zu befrie⸗ digen, läßt die weiſe Sorge um die Zukunft zurück⸗ treten,) und ſo werden oft relativ große Summen der Befriedigung flüchtiger, nicht ſelten ſchädlicher Genüſſe geopfert. Bei den Männern iſt es meiſtens Trunk und Spiel, bei den Frauen Putz ꝛc., wofür das Geld ausgegeben wird. Bezeichnend dafür, wie ſehr beſonders die Ausgaben für alkoholiſche Ge⸗ tränke das Budget des kleinen Mannes belaſten, ſind die neuerlichen Erhebungen des badiſchen Fa⸗ brikinſpektors Dr. Fuchs. In 17 von ihm unter⸗ ſuchten Landgemeinden konnte er feſtſtellen, daß dort anſäſſige Induſtriearbeiter⸗Familien im Durchſchnitt für geiſtige Getränke 219 Mark im Jahr ausgeben, gleich 21,50 Prozent der etwa 1021 Mark betrag⸗ enden Geſamtausgaben für Nahrungs⸗ und Genuß⸗ mittel. 2 Und hierbei ſſind die Sonntagsausgaben noch gar nicht einmal erfaßt. — Auch die Ver⸗ breitungß des Lotterieſpiels trägt nicht wenig zur Verminderung des Sparſinns bei. Namentlich ver⸗ derblich wirkt hier das Syſtem der Vertreibung der Loſe durch ſog. Kollekteure, das ſich eigentlich nur bei dem preußiſchen Syſtem der amtlich beſtellten Lotterieeinnehmer, denen jegliche Propaganda und Schach dem Mönigel 1 Hiſtoriſche Novelle von Carl Caſſau. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Was ihn — Strachnitz — ſelbſt anbelangte, er konnte ja nur ſteigen, und dann — holdes Glück! — war ihm Eliſe nicht mehr zu hoch, nicht mehr zu fern, daß er die Hand biete. So freilich: ein armer Leutnant! — — Auf ſeiner Wanderung durch die Zimmer gelangte Leo zuletzt wieder in das Spielzimmer der alten Herrn, wo gerade eine Pauſe im Spiele eingetreten war, die man aufs beſte auszufüllen ſuchte, indem man auf das Wohl Sr. Majeſtät des Königs Friedrichs II. trank. „Ihr kommt eben recht, Strachnitz,“ meinte der alte General munter, „nehmt Euch ein Glas und trinkt mit uns auf das Wohl unſeres Kriegs⸗ herrn!“ Leopold leiſtete dieſer Aufforderung Folge und ließ ſich dann im Kreiſe der alten Herren nieder, wo man eine Anekdote nach der andern zum beſten gab. 8. Auch hier war der Krieg das Thema. „Sehe den König noch immer vor mir bei Mollwitz, meine Herren,“ nahm der alte Boylen das Wort, „wie er auf ſeinem Schimmel dicht neben unſerem Regimente im dichteſten Feuer hielt. Eine Kugel hätte ihn faſt durchbohrt, wenn ſie nicht durch ein goldenes Etui aufgehalten worden wäre.“ „Dann hätten Sie ihn bei Soor ſehn müſſen, meine Herren,“ redete ein anderer alter Gamaſchen⸗ jedes perſönliche Bereden der Spieler unterſagt iſt, als weniger ſchädlich erweiſt. Die Erfahrung hat der Abſatz der Loſe nach Einführung der preußiſchen Lotterie weit hinter den Berechuungen, die auf Grund des bisherigen Abſatzes aufgeſtellt waren, zurückblieb. — Weiter muß eine hinreichende Auf⸗ klärung über die Bedeutung des Sparens gefordert werden. Auf dieſem Gebiet kann vor allen Dingen durch die Mitarbeit von Schule, Geiſtlichen und Arbeitgebern viel Segen geſtiftet werden. Ebenſo dürften Belehrungenz in Vereinenß und öffentlichen Verſammlungen, durch volkstümliche Schriften und Flugblätter nicht ohne Erfolgſrbleiben. Dagegen will uns die Aufhängung von Plakaten ꝛc. in öffent⸗ lichen Räumen, Wirtshäuſernzu. ſ. w., wie z. B. in England, auf denen zugleich durch: bildliche Dar⸗ ſtellung auf den Beſchauer abſchreckend und erzieher⸗ iſch eingewirkt werden ſoll, als dem deutſchen Volks⸗ charakter nicht entſprechend erſcheinen. Hierdurch würde vielmehr der guten Sache, indem man ſie in den Augen des Volkes lächerlich macht, nur ge⸗ ſchadet werden. — Schon die Kinder müſſen zum Sparen angehalten werden. Hier wirken die Schul⸗ ſparkaſſen außerordentlich ſegensreich und erzieheriſch. Wer in der Jugend das Sparen lernt, der wird es auch ſpäter eher betätigen. Es würde zu weit führen, wollten wir auch auf die in banktechniſcher Hinſicht aufgeworfenen Fragen, ob Sparmarken, oder Sparkarten, ob Abholen von Spareinlagen oder Annahmeſtellen, ob jederzeitige Annahme uſw., hier näher eingehen. Nur das wollen wir noch hervorheben, daß dem perſönlichen Auftreten des Rendanten oder Kaſſierers nicht ohne weiteres jeder Wert für die Belebung des Sparſinnes im Volke abgeſprochen werdeu kann, denn gerade auf dieſem Gebiete iſt freundlich zuvorkommende Behandlung gar oft von der größten Wichtigkeit. knopf, der Oberſt von Treffern; „das Gefecht ſtand; auf unſerer Seite trat ein Schwanken ein. Da ſprengte der König ſelbſt in dem Kugelregen herbei, ſtellte ſich an die Spitze von drei Gardebataillonen, ſtürmte gegen den Feind und ſtellte ſo die Schlacht wieder her!“ „Wer Seiner Majeſtät,“ bemächtigte ſich hier der Major Tröſter des Wortes, „nicht ins Auge geblickt, der kennt noch nicht die Gewalt, die er ſofort über jeden gewinnt. Ich denke noch immer daran, als ich, im Felde bei Czaslau war's, die Nachricht von dem Tode meiner Alten erhielt. plötzlich ſteht Seine Majeſtät vor mir, ſieht mir ſcharf ins Geſicht und fragte: „Hat Er Kummer?“ „Zu Befehl, Eure Majeſtät; erhalte ſoeben die Nachricht von dem Tote meines Weibes!“ „Was ſagt der König?“ fragte man von allen Seiten. 5 „Tröſte Er ſich, Tröſter; Er führt ja ſelbſt den Namen der Rolle, die doch keiner bei ihm ſpielen Ich muß nichts oh ſönliches Verdienſt i wohl ein ſehr betrübtes Geſicht gemacht haben, denn nichts ohne perſönliches Verdienſt. Denken Sie ſich, man neuerdings auch in Mecklenburg gemacht, wo Ladenburg, 30. März. Aus der Ge⸗ meinderatsſitzung (mitgeteilt vom Bürgermeiſteramt). 1. Der Anſtrich des Geländers in der Bahnhof⸗ ſtraße wird unter vier Bewerbern dem niederſten Angebot des Tünchermeiſters Karl Knapp hier um 75 Pfg. pro laufender Meter zugeſchlagen. 2. Von der Einladung der Gr. Kreisſchulviſttatur Mannheim zu der am 3. April ds. Js. ſtattfindenden Religionsprüfung der katholiſchen Schüler der hieſigen Volksſchule wird Kenntnis genommen. 3. Das Gr. Bezirksamt Mannheim macht mit Erlaß vom 16. März d. Js. den Voranſchlag die drei Tage, an welchen die Kirchweihen im ganzen Amtsbezirk Mannheim jeweils abgehalten werden ſollen, wie folgt feſtzuſetzen. I. Gruppe: Sonntag, den 3. Auguſt. Die Gemeinden Waldhof, Käferthal, Ladenburg, Neckar⸗ hauſen und Sandhofen. II. Gruppe nach dem Vorſchlage von Ilvesheim auf den 4. Sonntag im Auguſt oder wenn ſich die Gemeinden der Gruppe J. nicht auf den 2. Sonntag im Auguſt einigen und den 3. vorziehen auf den 1. Sonntag im September. Schriesheim, Wallſtadt Ilvesheim. III. Gruppe: 3. Sonntag im Oktober. Neckar⸗ hauſen, Feudenheim, Seckenheim. Da Ilvesheim für die I. Grnppe den 2. Sonntag im Auguſt in Vor⸗ ſchlag gebracht hat, ſoll mit den Gemeinden der II. Gruppe nochmals in Unterhandlung getreten werden, ob nicht doch der 3. Sonntag beibehalten werden ſoll. 4. Das Schneiden von Brennholz für das Jahr 1906 ſowohl für die Gemeinde, als auch für Schulen und Stiftungen wird dem Wagnermeiſter Georg Keller hier übertragen. i 5. Zu einem vorgelegten Wirtſchaftsconceſſions⸗ von Köchy; „denken Sie ſich, als in Berlin jüngſt eine abſcheuliche Flugſchrift auf Seine Majeſtät angeklebt war, die Hundete umdrängten, fragte Seine Majeſtät plötzlich, was es gebe. Auf die zögernd erteilte Antwort ſagte er ganz gelaſſen zu mir, der ich den perſönlichen Dienſt hatte: „Herr von Köchy, laſſe er doch das Ding niedriger hängen, daß es meine guten Berliner bequemer leſen können!“ „Bravo!“ ertönte es ringsum. „Ja,“ fiel hier wieder der alte General bon Boylen ein, „der Adel ſelbſt gilt in ſeinen Augen meine Herren, was ſeine Majeſtät einem adligen Gutsherrn antwortete, als er ſeinen Sohn in Offiziersrang bei einem Regimente zu plazieren wünſchte. Auf der Eingabe machten Seine Majeſtät die eigenhändige Bemerkung: „Wenn er militäriſch ausgebildet iſt, mag's ſein; auf Seinen bloßen Adel chin kann ich keine Offizierspatente ausfertigen laſſen; kann! — Beſſer ein Weib tot, als ungeliebt — — Er brach ab und war verſchwunden.“ „Hm, hm!“ räuſperte man ſich von allen Seiten, denn es war überall offenes Geheimnis, daß der König mit Chriſtine Eliſabeth von Braun⸗ ſchweig, ſeiner Gemahlin, nicht auf gutem Fuße lebte. „Ja, von der perſönlichen Liebenswürdigkeit unſeres Monarchen macht man ſich kaum deutliche Vorſtellungen,“ ſchnarrte jetzt der Kammerjunker ich brauche Soldaten, aber keine Ahnen. Frederic Rex.“ „Manu müßte, um den Tugenden Seiner Majeſtät ganz gerecht zu werden, auch noch hinzufügen,“ hob jetzt der Bürgermeiſter von Könneritz hervor, daß Seine Majeſtät unermündlich tätig ſind. Von morgens früh bis abends ſpät iſt der Tag weiſe eingeteilt. Uebrigens pflegte ſeine Majeſtät oft genug zu bemerken: „Ich bin der erſte Diener des Staates. Ich arbeite um zu leben, denn nichts hat mehr Aehnlichkeit mit dem Tode als der Müßiggang!“