Preis vierteljährlich Marm Redaktion, Druck und Verlag der int jeden e und ann Abend. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Hofbuchdruckerei Kar! Molitor, Ladenburg. e 1 und ben 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. 1 25. CCC Abannements⸗Einladung. Mit dem 1. April beginnt das Quartal des Malenburger Wochenblatt mit dem wöchentlich erſcheinenden Alluſtrierien Konntagsblatt und beehren uns zum Abonnement hierauf ganz ergebenſt einzuladen. Der Preis beträgt vierteljährlich 1.— Mek. frei ins Haus. Einzelnummern werden zu 3 Pfg. abgegeben. zweite Expedition & Redaktion. Sur Geneſis des teuteniſehen 5 a Sehbeskens. 2 Dias friedlich geſinnte Deutſchland hat, wie 1 wir leider auch wieder auf der Maxokkb⸗Konferenz in Al Kras erfahren mußten, mehr Neider und Gönne Freunde und Gönner in der Welt, 515 man muß ese unerfreuliche Erſcheinung nicht vom Standpunkte des ordinären Knee ees prüfen, ſondern auch einmal weltgeſchichtlich und völkerſeeliſch beleuchten Und was ſieht man daraus für eine lehrreich Erſcheinung s Der teutoniſche Schrecken, die grauſe Furcht vor den Germanen war wiederholt in der Völkergeſchichte ſehr wohl 97 * Schach dem Könige! Hiſtoriſche Novelle von Carl Caſſau. 1. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Dunkle Augen belebten ein roſiges, feinge⸗ ſchnittenes Geſichtchen, während die Pelze das dunkle, aber weiß gepuderte Haar verbargen. „Sie kommen Papa!“ rief die Dame im hellen Uebermut und bog ſich weit über den Balkon hinaus. Und da brauſte ſie daher, die wilde Jagd, ein echter Karnevalszug, belebt von hundert phantaſtiſchen Geſtalten, die behende hin und her wogten. Be⸗ 14 ſonders zeichnete ſich ein Reiter an der Spitze des e Zuges in der Rüſtung Armins des deutſchen Helden N aus, der ſein Pferd unter dem Balkon mit Eleganz 11 parierte und kurbettieren ließ, wobei er feurige . Blicke nach der jungen Dame hinaufwarf. a 45 „Das iſt Le — Strachnitz, wollte ich ſagen!“ flüſterte ſie ihrem Vater verſchämt zu. Der alte General aber brummte: „Koſtet ſchweres Geld, der Mummenſchanz; doch — Jugend hat nicht Tugend!“ Die Mnſik des Zuges ſchnitt das weitere Ge⸗ ſpräch ab indem ſie unter dem Balkon des Generals intonierte: „Heil unſerm König, Heil!“ wobei die Schlitten hielten, um dann mit einem luſtigen Marſche weiter zu ziehen. Da klingelte von der entgegengeſetzten Seite fit ein anderer Schlitten herbei, ſah ſich aber genötigt, an die Seite zu fahren und ſtill zu halten, bis der Dienftag, den 27 Nlüe begründet. Zuerſt als die Zimbern und Teutonen, die germaniſchen Rieſenvölker, im zweiten Jahrhun⸗ dert vor Chriſtus in das römiſche Reich einfielen und den römiſchen Herren lange Zeit Furcht und Schrecken und ſchwere Niederlagen bereiteten, bis ſie der überlegenen Kriegskunſt der Römer bei Aquge Sexae unterlagen. Kühn und eine Zeit lang erfolgreich ſtreckten ſpäter auch die Oſtgoten ihre Hände nach der Weltherrſchaft aus, und entſchiedene Weltherrſcher wurden mehrere Jahrhunderte hindurch die Franken unter Chlodwig Karl Martell, Pipin und Karl dem Großen, und faſt das ganze Mittel⸗ alter wurde beherrſcht vom Römiſchen Reiche deut⸗ ſcher Nation. Durch die Reformation, den dreißig⸗ jährigen Krieg und die Entſtehung und Erſtarkung Brandenburg⸗Preußens zu Grabe getragen, erſtand aber dennoch eine ganz neue teutoniſche Kraft und Großmacht. Das kleine Preußen mit etwa vier Millionen Einwohnern zeigte ſich auf einmal unter dem Genie Friedrichs des Großen als eine Militär⸗ macht erſten Ranges, ſtellte große Heere ins Feld und kämpfte erfolgreich gegen Oeſterreich, Frankreich und Rußland. liches. Preußen, das damals nur 18 Millionen Einwohner hatte, ſchlug mit größeren und ſtärkeren Heeren die ſchwächeren Armeen ſeiner Gegner, deren Staaten etwa 50 Millionen Einwohner hatten. Trotz dieſes deutlichen Fingerzeiges auf die Stelle, wo die größte Kraft war, wagte Napoleon III. 1870 ein Tänzchen mit Preußen und ſeinen deut⸗ ſchen Verbündeten und wurde geſchlagen und ge⸗ fangen. Inzwiſchen hat Deutſchland ſeine Kräfte geeinigt, und durch Fleiß und Arbeit, Geduld und Ausdauer ſein Heer verdreifacht, ſeine Induſtrie, ſeinen Handel und ſeine Schiffahrt verzehnfacht. Dieſe Erſcheinung mußte aber in den Nachbarſtaaten unheimliche Gefühle, einen modernen teutoniſchen Schrecken erwecken, obwohl Deutſchland in Europa Zug vorüber war. Murrend hatte der Inſaſſe des Gefährtes dem Zuge nachgeſehen, nun befahl er dem Kutſcher, weiter zu fahren, bis der Schlitten vor dem Gebäude mit dem Balkon anhielt. Der Herr ſtieg aus und ſchritt in das Haus. Auf ſeine Frage nach dem Hausherrn führte ein Diener den in Pelz gekleideten Mann mit einem Paar grauer, ſcheuer Augen, die überall und nirgends hinzudringen ſchienen, die Treppe hinauf bis an das Zimmer, an dem mit großen Buchſtaben ſtand: „General von Boylen.“ „Wen melde ich?“ fragte der Diener, ein in⸗ telligenter, gewandter Menſch. „Baron Warkotſch von Strehlen!“ Der Bediente erſchien auch bald wieder und nötigte den Fremden einzutreten. Der alte Herr, den wir vorhin auf dem Balkon ſahen, ſaß nun im Sofa und rauchte ſeine Mittags. pfeife; ſeine Tochter hatte neben ihm bei einem Strickſtrumpfe Platz genommen. Nun beide die Pelze abgelegt, ſah man erſt die Schönheit des Greiſes wie die reizende Anmut des Tochter. b „Seien Sie willkommen, Herr Baron!“ rief der alte Herr dem Eintretenden mit jugendlicher Munter⸗ keit zu, „was bringen Sie heute, Geſellſchaftliches oder Geſchäftliches?“ Der General hatte den Baron auf den Jagden in der Umgegend kennen gelernt und hielt viel auf denſelben, da er ein trefflicher Jäger war. „Dieſesmal, Exzellenz,“ lautete die Antwort, „etwas Geſchäftliches!“ 1866 wiederholte ſich etwas ähn⸗ ſeit 35 Jahren den Frieden ehrlich hielt. Seitdem Deutſchland auch See⸗ und Kolonialmacht geworden, iſt der Argwohn gegen das Deutſche Reich zumal auch in England erwachſen. Aber er iſt in der Neuzeit unbegründet. Deutſchland ſtrebt nicht nach einer verderblichen Weltmachtſtellung, es ſtellt ſeine großen Kräfte in den Dienſt der allgemeinen Kultur und des friedlichen Wettbewerbes aller Völker, und wir hoffen, daß wenn die dunklen Wolken von Algeciras glücklich zerſtreut worden ſind, dieſe Tat⸗ ſache auch eine größere Anerkennung in der Welt finden und das Vertrauen zu Deutſchland in dem Sinne wachſen wird, wie es die Friedensfreunde in England und Deutſchland jetzt hergeſtellt zu ſehen wünſchen. Verſchiedenes. B. Ladenburg, 27. März. Der hieſige kath. Männerverein veranſtaltet Samstag, den 31. März Abends 8½ Uhr im Saale des Bahnhof⸗ hotels einen Vereinsabend. Derſelbe dürfte inſofern von beſonderem Intereſſe ſein, da mit demſelben ein Lichtbilder⸗Vortrag über Paläſtina, das hl. Land, verbunden iſt. Der Vortragende, Herr Architekt Reis aus Friedrichsfeld, welcher den Vortrag über⸗ nommen, ſtattet denſelben mit 80 vorzüglichen bunt colerierten Projektionsbilder aus. Die Reiſe durch das hl. Land führt uns nach Hebron, Bethlehem, zur hochgebauten Stadt Jeruſalem, wir ſehen den Oelberg, wir beſuchen die hl. Grabeskirche, den Garten von Gethſemane, gelangen nach Bethanien, Naiin, Nazareth, und viele andere uns hl. Stätten ziehen an unſeren Augen vorüber. Zum Schluß gelangen wir nach Damaskus und endigen unſere Reiſe an den herrlichen Ruinen von Palmyra. Der ſtreng wiſſenſchaftliche, doch für jeden verſtändliche Vortrag, wird durch die oben erwähnten prächtigen e illuſtriert. Regſter Beſuch iſt dem Vor⸗ . Bonn Eliſe, laß uns, bitte, allein!“ bat Ne General. N „Pardon!“ warf hier der Gaſt ein, „erſuche das gnädige Fräulein nicht zu inkommodieren; es iſt ja nichts Geheimes!“ ſetzte er geſchmeidig hinzu. Eliſe von Boylen rümpfte das Näschen; ihr war dieſer Mann, ſo hoch ihr Vater ihn hielt, durch⸗ aus unſympathiſch. So packte ſie denn ſtillſchweigend ihre Arbeit zuſammen, knixte nach der Sitte der Zeit und verſchwand durch eine Nebentür. „Nun Herr Baron,“ begann die alte Exzellenz geſpannt, „was iſt's ? „Exzellenz ſagten mir neulich von der ſicheren Anlage eines Kapitals von zehntauſend Talern; ich wüßte jetzt eine vollkommene ſichere Anlage für Der Vermögen!“ „Sie ſind ſehr liebenswürtig, Herr Baron; bedenken Sie aber gefälligſt, daß dieſes Geld meiner Tochter gehört, welche ohne dieſe zehntauſend Taler, falls mir einmal was Menſchliches begegnen ſollte, bettelarm ſein würde. Denn was iſt heute dieſes Haus und das Möblement wert? — Es iſt alſo darauf zu achten,, daß die Anlage ganz ſicher ſei!“ „Ganz ſicher, Exzellenz, den ich bürge dafür; das Geld kann auf meinem Gute ſelbſt angelegt werden.“ ö Ein Lächeln erhellte das brave Soldatengeſicht ö für eine Weile. 8 „Gut, lieber Baron; entwickeln Sie mir den Plan, ich bin geſpannt auf Ihre Idee!“