45 Haldane, ſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1. mit illuſtriertem Sonntagsblatt frei ins Haus. Redaktion, Druck und Verlag der Hofbuchdruckerei Karl Molitor, Ladenburg. 0 Anzeigen: Die einſpaltige Garmondzeile 10 Pfg. Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg. Reklamen 20 Pfg. Anzeigen welche am Tage des Erſcheinens bis Nachmittags 2 Uhr eintreffen finden ſofortige Aufnahme. Bei größeren Aufträgen Rabatt. —— —:!! ... — — 3 — —e—én — 22. N Freitag, den 16. Ie. Niärt 1906. Englands groze politiſehe hielt, ſehr deutlich hervor. Der Zuſammenſtoß Verſchiedenes. S 8 8 Englauds mit Rußland in Aſien iſt aber eigentlich — Heidelberg, 14. März. Mit einem gen. für die Zukunft unvermeidlich, und ergibt ſich nicht Aufwande von 14000 Mark erſtellt der Odenwald⸗ Man darf unumwunden eingeſtehen, daß Eng⸗ lands Diplomatie triumphierend die politiſche Lage in Europa und Aſien beherrſcht, denn das Bündnis Englands mit Japan und das einem Bündniſſe faſt gleichkommende Einvernehmen Englands mit Frank⸗ reich beweiſen der Welt, wie klug und geſchickt, wie erfolgreich und weitblickend England ſeine Intereſſen wahrzunehmen verſteht, und weun dies alles, wie man oft geſagt hat, das Werk der perſönlichen Willensmeinung des Königs Eduard von England iſt, ſo hat er ſich damit als einer der größten und erfolgreichſten engliſchen Staatsmänner gezeigt und bewährt. verdoppelte feindliche Fronten zu ſtellen, ohne daß England einen Schuß abgefeuert und einen Pfennig ausgegeben hat, das iſt ſchon eine diplomatiſche Leiſtung erſten Ranges. Und dennoch hat England zwei große politiſche Sorgen, eine eingeſtandene und eine uneingeſtandene. Die erſtere große politiſche Sorge iſt die um Indien wegen des Vordringens Rußlands bis in die Grenzländer Indiens und wegen des früher oder 11 55 wieder auftretenden natürlichen Dranges in Rußland, ſeinen großen Ländern in Zentralaſien einen Hufen am e Ozean zu verſchaffen. Jetzt iſt ja ein Vorſtoß Rußlands gegen Indien in die Ferne gerückt, aber England in Schach genommen zu werden. wenn ihn einmal Rußland unternehmen ſollte und in Anlehnung an Deutſchland und Frankreich aus⸗ führen ſollte, ſo ſteht Englands Weltmachtſtellung denn England hat nicht genug auf dem Spiele, Landtruppen, um Indien gegen einen großen Land⸗ angriff verteidigen zu können. Rußland in Aſien lahm zu legen und Deutſchland gewiſſermaßen zwiſchen verſtärkte und Dieſe große Sorge etwa daraus, daß Rußland Gelüſte hat, Indien zu klub auf dem Weißen Stein (gegenüber dem Königs⸗ erobern, ſondern er muß daraus entſtehen, weil England den Ruſſeu keinen Hafen am perſiſchen Meerbuſen oder indiſchen Ozean gönnt, aber naturgeſetzlich nach einem ſolchen ſtreben muß. Rußland Der ſpätere Zuſammenſtoß Englands mit Rußland ſchafft aber eine Situation, die Deutſchland in eine außerordentlich günſtige Lage, aber Frankreich in eine ganz ſchiefe Poſition bringt, denn mit Rußland wie mit England befreundet, kann Frankreich weder England noch Rußland beiſtehen, oder es muß ſeine ganze günſtige Poſition zertrümmern. Frankreich könnte in dieſem Falle auch nicht einmal England beiſtehen, wenn Deutſchland auch nur eine diplo⸗ matiſche Abrechnung mit England vornehmen und Rußland wohlwollend unterſtützen würde, denn ſonſt würde es Frankreich mit Rußland verderben. Die gegenwärtige ſorgenvolle Konſtellation in der Welt⸗ lage könnte alſo am leichteſten durch ein Bündnis Deutſchlands mit Rußland ausgeglichen werden, denn dann würde England ſein diplomatiſches Ueber⸗ gewicht verlieren. Freilich iſt noch nicht abzuſehen, wie ſich die politiſche Freundſchaft Deutſchlands und Rußlands zu einem Bündnis ausgeſtalten kann, aber die politiſche Lage iſt gegenwärtig für Deutſch⸗ land und Rußland ſo, daß ſich dieſe Mächte eigent⸗ lich die Hand reichen müßten, um nicht überall von Auch Japan, Englands neuer Verbündeter, kann noch einmal böſe Erfahrungen machen, wenn es England in Indien beiſtehen und Tauſende von Meilen Truppen verſenden ſoll, während ein ruſſiſches Heer wiederum gegen Port Arthur vorgeht, denn an eine ging aus der Rede des engliſchen Kriegeminiſters dauernde Ohnmacht Rußlands iſt nicht zu denken, die er kürzlich im engliſchen Unterhauſe Liebe und Leidenſchaft. Erzählung von Carl von Falkenberg. 3. Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) Sie ſtürzte darauf zu und riß das Kouvert, welches an ſie adreſſiert war, anf, las, ſtieß einen Schrei aus, ergriff das zweite Schreiben und ſtürzte damit in das Wohnzimmef zurück. Frau Hanna erſchrack und fragte: „Eliſabeth, wie ſiehſt Du aus, Gottes willen geſchehen?“ Eliſabeth fiel auf den nächſten Stuhl und ſchrie: „Fort, entflohen mit Graf Detlef, die Ehrloſe.“ Dabei reichte ſie zitternd Georg den zweiten Brief. „Was iſt geſchehen?“ rief nun Frau Hanna. „Ich verſtehe noch immer nicht.“ Eliſabeth reichte ihr ihren Brief, den ſie noch immer krampfhaft in der Hand hielt. Frau Hanna las und wurde rot vor Zorn. Georg war leichenblaß geworden, legte ſeinen Brief ohne ein Wort zu ſagen auf den Tiſch, griff nach ſeiner Mütze und ging ohne jegliches Wort hinaus. Beide Frauen ſahen ihn auf den Wagen ſteigen die Pferden antreiben und im Galopp davonfahren. Eliſabeth weinte laut, Frau Hanna las auch den zweiten Brief und beruhigte ſich ſchneller, als Eliſabeth gedacht. Erſt legte ſie die Hand auf Eliſabeths Scheitel und ſagte ſanft: was iſt um wie eine Mutter liebe, die Hand reichen. ein ſolches Reich wird ſich wieder kräftigen. „Armes Kind, kdſte Dich damit, daß ſie es ſelbſt eingeſehen hat, daß ſie ſein und Dein nicht wert war. Wir werden es überwinden, aber mein armer Junge tut mir leid. Sein ganzes Herz hat an — an dieſer Perſon ge⸗ hangen. Warum hat er nicht hören wollen? Nur eins tröſtet mich, er hat die Hoffnung, Dich beſitzen zu können. Ich weiß, er wird den Unterſchied einſehen und ſchließlich Dir, die ich ganz Laß ihn nur ſein Leid mit ſich ſelbſt ausmachen.“ Eliſabeth küßte der gütigen Frau die Hand, aber Frau Hanna ſagte: Nicht alſo, meine Tochter,“ auf Stirn und Mund. Es war ein Schreckensmorgen. das erſte Fuder. „Was macht mein Sohn?“ Jachan ängſtlich. „Er beſichtigt die Diemen,“ ſagte Johann ver⸗ wundert, „geht von Acker zu Acker und raucht ſeine Pfeife.“ „Hat er nicht wie ſonſt Hand mit angelegt?“ „Nein, gnädige Frau! Es fiel mir ſchon auf, daß er ſo bleich ausſieht.“ „Ihm iſt nicht wohl,“ bemerkte Frau Hanna. fragte Frau von und küßte Eliſabeth Johann brachte Wie wird er es tragen? Zwiſchen den deiden Frauen ward nichts mehr ö über die Angelegenheit geſprochen. Eliſabeth machte weinent Jennys Zimmer zu⸗ ſtuhl) einen Ausſichtsturm. — Karlsruhe, 14. März. Das Kultus⸗ miniſterium hat den Beſchluß der katholiſchen Kirchenſteuervertretung, zur Deckung der allgemeinen kirchlichen Bedürfniſſe im badiſchen Teil der Erz⸗ diözeſe unter Anwendung des geſetzlichen Höchſtſatzes für die Jahre 1906 bis 1908 an allgemeiner Kirchenſteuer von 100 Mark Kapitalrentenſteuer⸗ kapital 1 Pfg., von 100 Mark Grund⸗, Häuſer⸗ Gefäll⸗ und Gewerbeſteuerkapital 1,5 Pfg. und von 100 Mark Einkommenſteueranſchlag 20 Pfg. zu er⸗ heben, genehmigt. Wenn mit dem Jahre 1908 die neue Staatsſteuergeſetzgebung in Kraft tritt, ſo iſt die für das Jahr 1908 durch allgemeine Kirchensteuer aufzubringende Summe nach Maßgabe der dann gültigen neuen geſetzlicheu Beſtimmungen für allge⸗ meine kirchliche Bedürfniſſe umzulegen. — Karlsruhe, 14. März. Der HGeſetz⸗ entwurf über die Vermögensſteuer, deſſen Ausſichten urſprünglich recht günſtig beurteilt wurden, ſcheint ſchwer ins Gedränge zu kommen. In der Kom⸗ miſſton der Zweiten Kammer ſind tiefgehende Meinungsverſchiedenheiten hervorgetreten, die natür⸗ lich auch außerhalb der Kommiſſion beſtehen, und in gleicherweiſe auch in den Kreiſen der Erſten Kammer ſich ſchon fühlbar machen, obgleich in dieſer die Steuerkommiſſion ihre Tätigkeit noch gar nicht aufgenommen hat. Es handelt ſich dabei weſentlich um zwei diametral entgegengeſetzte Strömungen, deren Vorhandenſein vorauszuſetzen war, u. zwiſchen denen die Regierung mit ihrem Entwurfe unglück⸗ licherweiſe zu vermitteln glaubte: eine großſtädtiſche und eine agrariſche. Man kann es keiner Seite verübeln, wenn ſie verſucht, ihre Intereſſen beſſer 1 5750 und 8 Dante mit rotgeweinten Augen in die Küche. Hier teilte Frau von Jachan ihre leiſe mit: „Das Frühſtück hat er zurückgeſandt und ließ mir ſagen, er käme zum Mittag mit einem Fuder. Stina hat ſie geſtern abend um halb zehn Uhr nach der Ulme gehen ſehen. Sie hat uns alſo alle getäuſcht. Die Mirja hat die Botſchaften getragen, die Kupplerin. Stina hat ſie auch heute früh fünf Uhr mit dem Koffer durch ihr Fenſter ſteigen und der Ulme wieder zugehen ſehen, wo eine Kaleſche aus dem Schloſſe gehalten hat.“ „O Gott, dieſe Schande,“ jammerte Eliſabeth. „Sei nur Georg gegenüber davon ſtille, Kind.“ „Ach ja, wie gern.“ Georg von Jachan, der ſonſt ſo ſtarkherzigte Menſch, war nachmittags kreideweiß. Er aß nur wenig und griff dann zu ſeiner Pfeife. Jetzt tat er zum erſten Mal den Mund auf und ſagte leiſer als ſonſt: n „Mutter, Eliſabeth, ich habe das Unglück mit mir allein auszumachen, ich werde es ſchon über⸗ winden, gönnt mir Ruhe und Zeit, die ich dazu gebrauche. Sie hat ſchlimm an mir gehandelt, das iſt wahr, aber ſcheltet nicht auf — ſie, ich ertrüge es nicht. Wir wollen nicht mehr darüber reden. So wollen wir es damit halten, nicht wahr ?“ „Ja, mein Sohn,“ gerührt zurück. gab hierauf Frau Hanna